Pokémon Karmesin & Purpur – im Test (Switch)

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Zwar ist auch das aktuelle Pokémon immer noch ein Spiel für Kinder, aber Story­elemente wie Peppers eigentliche Motivation für das Sammeln der Geheimgewürze sind schon ein emotionaler Paukenschlag – vom Finale ganz zu schweigen. Die Hauptgeschichten haben Herz und Humor und sind wirklich gelungen. Wenn man dasselbe doch nur über die Grafik und die Performance sagen könnte, denn die Technik ist ein Desaster: Lichteffekte flackern, Pokémon und NPCs bewegen sich oft ruckelig wie in einem Stop-Motion-Film und ploppen auf kürzeste Dis­tanz aus dem Nichts auf. Umwelteffekte wie Regen bringen die Switch an ihre Grenzen, ­Pokémon stecken auch mal gerne in Wänden fest und die Kamera verabschiedet sich regelmäßig in den Boden – manchmal folgt die Spielfigur dem Vorbild sogar und fällt einfach ins Nichts.

Viele Bugs sind auf eine tragi­komische Art ganz lustig anzusehen: Charaktere sind plötzlich viermal so groß wie vorher und dünn wie Slenderman, Animationen ignorieren bestimmte Körperteile, die Bildrate kämpft selbst mit den angestrebten 30 fps. Dass Karmesin und ­Purpur auch unter idealen Umständen keinen Schönheitswettbewerb gewinnen würden, setzt der Situation die Krone auf. Die visuell überarbeiteten Pokémon und das Design der Spielfigur sind schick, aber verpixelte ”Team Star”-Banner, flache Lichtsetzung und matschige, eintönige Umgebungs­texturen ziehen den Gesamteindruck runter. Für viele Fragezeichen sorgen auch die mageren Charakteranpassungsoptionen. Nach der großen Auswahl an Kleidungsstücken in den vergangenen drei Generationen plötzlich nur noch eine von vier Schuluniformen tragen zu dürfen, ist schwach – da helfen auch keine zwanzig verschiedenen Wimpernarten oder bunte Accessoires.

Vermehrt treten die technischen Probleme im Online-Koop-Modus auf, der es Euch erlaubt, mit bis zu drei weiteren Spielern eine geteilte Welt zu erkunden – ein Feature, das sich Pokémon-Fans seit Jahrzehnten gewünscht haben! Die Idee ist vielversprechend und lokal funktioniert der Mehrspieler-Modus auch relativ problemlos, aber eben nur das. Wer also viel Zeit mit gemeinsamen Picknicks oder Tera-Schlachtzügen verbringen will, der sollte den Online-Modus eher meiden.

Genannte Picknicks und Terakristallisierung sind neu in der Pokémon-Welt. Ersteres erklärt sich von selbst, aber was ist bitte Letzteres? In Paldea hat jedes Pokémon einen Tera-Typ, den Ihr einmal pro Team im Kampf aktivieren könnt, um den vorherigen Typ des jeweiligen Taschenmons­ters temporär zu überschreiben und ihm einen Kristalleffekt zu verpassen. Ein Pikachu mit Flug-Tera-Typ ist dann beispielsweise nicht länger anfällig für Boden­attacken, sondern stattdessen sogar immun. Diese Mechanik bringt frischen Wind in die sonst nach wie vor serientypischen Rundenkämpfe und der Schlachtzug-Aspekt sorgt dafür, dass auch nach dem Abschluss der drei Hauptgeschichten keine Langeweile aufkommt.

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Durandal
I, MANIAC
Durandal

Finde es jedefalls stark setzt die M! hier mal ein Zeichen bei der Wertung. Habe es selbst noch nicht gespielt, habe nach dem für mich miesen Arceus (hab’s durchgespielt) jedoch auch null Bock.

Tabby
Gast

Vielleicht sollte man einfach mal Bandai Namco einen Hauptableger machen lassen.
Für mich sind Pokémon Tekken und vor allem New Pokémon Snap die mit Abstand hübschesten Pokémon Spiele.

captain carot
I, MANIAC
captain carot

Meine Tochter hat sich das reduziert geholt und technisch war es teilweise gerade ohne Patch wirklich ne Unverschämtheit. Spielerisch sieht es dann halt deutlich positiver aus. Da macht es wohl einige Schritte in die richtige Richtung

Tabby
Gast

Grafisch konnte ich mich bisher eigentlich immer mit allen Pokémon Spielen arrangieren, obwohl auch schon Arceus in meinen Augen grenzwertig war.
Karmesin/Purpur war dahingehend aber schon eine Zumutung, auch wenn ich trotzdem wieder ne Menge Spaß mit hatte.
Ich bin mal gespannt, ob die Reihe auf dem Switch Nachfolger zumindest technisch nochmal die Kurve kriegt.

Rudi Ratlos
I, MANIAC
Rudi Ratlos

Nintendo & Gamefreak schauen auf die Verkaufszahlen und denken sich wahrscheinlich: Technische Probleme? Den Fans und uns doch egal, verkauft sich ja trotzdem wie blöde…