Auf der in New York abgehaltenen Management-Konferenz “Wedbush Securities Technology, Media & Telecommunications
Conference 2011 stellte Strauss Zelnick, Vorstandschef von Take 2 Interactive, am Mittwoch die momentane Finanzlage, Verkaufszahlen und Firmenstrategie vor. Aus der Präsentation ging hervor, dass sich das Unternehmen derzeit auf solidem Grund sieht und von ihrer Strategie, die großen Markentitel in alternierender Folge herauszugeben, um auf diese Weise längere Entwicklungszyklen zu ermöglichen, überzeugt ist. (Die Powerpoint-Präsentation gibt es hier)
Zelnick bemerkte eingangs, dass es nicht mehr ausreiche, nur gute Spiele zu entwickeln und bei Take 2 daher Großartigkeit angestrebt werde. In diesem Zusammenhang ging er auch näher auf die Bedeutung von Metacritic ein, einer Website, die verschiedene Film-, Musik- und auch Videospiel-Kritiken sammelt und daraus einen Mittelwert, den Metascore, ermittelt. Der Vorstandschef bemerkte, dass sich in der Videospiel-Industrie, mehr als in anderen Sparten der Unterhaltungsindustrie, häufig eine direkte Korrelation zwischen Metascore und dem Erfolg eines neuen Titels beobachten lasse. Weiterhin fügte er hinzu, dass es sich stark negativ auf die Verkaufszahlen auswirke, wenn bei den Bewertungen eines Spiels ein gewisser Punkt unterschritten würde.
Diese Äußerungen des Take-2-Chefs sind wohl nicht als zu überheblich zu sehen, denn Anfang Februar veröffentlichte Metacritic im Rahmen ihrer Jahresstatistiken zum ersten Mal auch ein Ranking der Spielehersteller, bei dem Take 2 vor Nintendo (Metascore 76,1) und Capcom (Metascore 74,5) mit einem Metascore von 77,1 den ersten Platz belegte. (Dieser Wert errechnet sich aus dem durchschnittlichen Metascores der Spiele, die Take 2 2010 veröffentlicht hat.)
Metacritic ist in den letzten Jahren häufiger in Verbindung mit der Videospiel-Industrie genannt worden und es kommt immer wieder mal zu regen Diskussionen über das Für und Wider einer derartigen Kritiken-Sammlung. So werden manchmal Stimmen von Entwicklern laut, die sich über unmögliche Hersteller-Forderungen nach hohen Metascores in ihren Arbeitsverträgen beschweren und andere klagen, dass ein oder zwei schlechte Reviews (die vielleicht von kleinen Seiten gepostet wurden, um Aufmerksamkeit zu erregen) sie um eine lukrative Bonuszahlung gebracht hätten. Hin und wieder ist sogar zu beobachten, dass Börsenkurse in Reaktion auf den Metascore steigen oder sinken.
Dem könnte man aber entgegenhalten, dass bei der Menge an gesammelten Rezensionen einige wenige negative Wertungen nicht so sehr ins Gewicht fallen und zudem die Äußerungen der Kritiker, nach einem System, das die Firma nicht der Öffentlichkeit preisgibt, unterschiedlich stark gewichtet werden. Außerdem darf nicht vergessen werden, dass der Publisher, wenn er Bonuszahlungen an einen bestimmten, einigermaßen objektiv ermittelten Erfolg bei der Kritik bindet, vom Entwickler Qualität und nicht nur Verkaufszahlen fordert.
Es lassen sich also durchaus gute Argumente für den Metascore finden. Wie brauchbar ist er jedoch für den Endverbraucher, also den Videospieler? Man könnte beanstanden, dass durch den Metascore zunächst die individuellen Kritiker-Meinungen unkenntlich gemacht werden und in der Auflistung der einzelnen Kritiken nur die abschließende Wertung und ein kurzer Auszug aus dem Rezensionstext der einzelnen Magazine und Webseiten zu finden ist. Durch die Fülle an gesammelten Einzelwertungen kann aber sehr schnell ein Überblick erlangt werden, andererseits sind aber mehr Informationen und die Meinung eines Kritikers, dessen Arbeit man kennt und deshalb eine Wertung besser einordnen kann, beim Kaufentscheid vielleicht viel wertvoller. Ob Metacritic dem Konsumenten bei der Meinungsbildung über ein bestimmtes Spiel behilflich ist, oder zu abstrakt wird, hängt also vom subjektiven Geschmack ab. Wonach richtet Ihr Euch, wenn Ihr Euch für ein bestimmtes Spiel entscheidet?