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Anreize, die Welt zu erkunden, gibt es viel zu selten. Statt auf Rätsel stoßen wir immer wieder auf uninspiriertes Questdesign und unsichtbare Wände, die unseren Abenteuerdrang ausbremsen. Dass das Spiel auf das Verbessern vorhandener Waffen und Ausrüstung durch Ressourcen setzt und sich Levelaufstiege zäh gestalten, sorgt gerade in den ersten Stunden für ein unbefriedigendes Spielerlebnis.
Dem können die Kämpfe nur bedingt entgegenwirken. Zwar bieten diese ein wuchtiges Kampfgefühl und eine herrlich breite Auswahl an Waffen, geraten aber gerade gegen größere Gruppen oft chaotisch: Wuchtige Brocken kommen auf uns zugestürmt, während wir von Bogenschützen ins Visier genommen werden und Magier weitere Gegner heraufbeschwören. Unsere vier Begleiter, von denen stets zwei an unserer Seite agieren und befehligt werden können, sind dabei selten eine Hilfe. Da Gegner nicht mitleveln, haben uns diese bereits auf dem normalen Schwierigkeitsgrad ordentlich zugesetzt, sollten wir das Aufwerten unserer Ausrüstung einmal vernachlässigt haben. Im letzten Drittel wirkt das Geschehen etwas besser ausbalanciert.
Zugegeben: Bis hierhin klingt es, als wäre Avowed eine ziemliche Enttäuschung. Ist es aber nicht. Denn wie gesagt – so sehr Obsidian spielerisch schwächelt, so gekonnt spielt das Studio seine Stärken aus. Und die liegen im Erzählen interessanter, glaubwürdiger Geschichten, auf die wir mit unserem Handeln spürbar Einfluss nehmen können.
Vor schweren Themen und Entscheidungen schreckt Obsidian dabei nicht zurück, konfrontiert uns immer wieder mit den teils harten Konsequenzen unserer Handlungen und lässt uns diese überdenken. Wir haben uns in der Haut des Gottähnlichen von Beginn an angenehm unwohl gefühlt, unsere Motive hinterfragt – das weckte unsere Neugier. Themen und Situationen werden stets aus mehreren Perspektiven inszeniert und beleuchtet, auf schnöde Schwarz-Weiß-Malerei wird verzichtet. Bis zum Finale haderten wir mit unseren bis dahin getroffenen Entscheidungen und waren uns nicht sicher, ob diese zum gewünschten Ergebnis führen würden. Vermisst haben wir lediglich eine gewisse Leichtigkeit und den für das Studio typischen Humor. So schaffen es ein paar flapsige Dialogoptionen nicht, den ernsten Grundton des Titels aufzubrechen und wirken eher deplatziert.
Habe Zuviel ungespielt hier liegen um Avowed zu probieren bei dem Test. Sync und Datenträger auch gespart. Nur weiter so…🤢