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Nur so viel: Die mannigfaltigen Erzählstränge verknoten und trennen sich immer wieder und führen (weit nach den Credits) zu einem befriedigenden Schluss. Nach dem Ende der Story könnt Ihr unerledigte Nebenaufgaben angehen. Die Hauptmissionen führen Euch durch eine Menge interessanter Orte. Leider wiederholen sich die Aufgaben, die Ihr dort zu erledigen habt, immer wieder. Hier müssen Gegnergruppen erledigt, dort Gegenstände per Stasisfeld transportiert oder Strecken in einer bestimmten Zeit bewältigt werden. Nicht nur einmal pro Quest, sondern noch mal und noch mal. Wenn Ihr auf der Suche nach einem Aktenkoffer nicht nur auf eine oder zwei Attrappen trefft, sondern erst ein halbes Dutzend von ihnen aufspüren müsst oder sich die Lebensleiste eines Bosses immer wieder füllt, liegen die Nerven blank. Ob Euch das stört, hängt davon ab, wie resistent Ihr gegen dieses künstliche In-die-Länge-Ziehen seid. Allen Spielern dürften die Stealth-Missionen auf den Senkel gehen, bei denen Ihr von vorne beginnen müsst, sobald Kat entdeckt wird und den alarmierten Wachposten nicht sofort ausschaltet. Sie kann sich weder aktiv verstecken noch gibt es irgendwelche Indikatoren, ob gerade Feinde in ihre Richtung schauen. Bei aller Kritik sollen aber nicht die ungewöhnlich-fantasievollen Missionsaufgaben ungenannt bleiben. Wenn Ihr auf der Suche nach einer raren Sammelfigur durch die Stadt hetzt oder Euch für einen NPC in die Warteschlange vor einem Crêpe-Stand stellt, schmunzelt Ihr über den Einfallsreichtum der Entwickler.
Ähnlich zwiespältig präsentiert sich die audiovisuelle Seite. Der gezeichnete Grafikstil ist ein Hingucker und bietet eine Menge Abwechslung. Dazu läuft das Spiel sowohl auf der normalen PS4 als auch der PS4 Pro fast durchgängig mit stabilen 30 Bildern. Allerdings ist die Kamera besonders in engen Häuserschluchten oder Innenarealen schnell mit den vielen Richtungswechseln überfordert, justiert sich ständig neu und wirbelt konfus um Kat herum. Dazu erscheinen Objekte und Menschen erst sehr spät, im Flug erblickt Ihr meist nur leere Straßen und Plätze, die sich unmittelbar vor Euren Augen füllen, wenn Ihr näherkommt.
Die Fantasiesprache, in der die Menschen im Spiel reden, klingt wie eine Mischung aus Japanisch, Portugiesisch und Französisch, die Stimmen passen zu den Charakteren. Der Soundtrack unterscheidet sich je nach Situation und Stadtviertel und besteht aus jederzeit stimmigen Jazz- und Orchesterstücken. Jedoch wiederholen sich die musikalischen Themen bei längeren Streifzügen zu schnell.
Insgesamt ist Gravity Rush 2 ein unterhaltsames und unkonventionelles Abenteuer, dem aber straffere Missionen und sorgfältigere Technik gutgetan hätten.