The Wonderful 101: Remastered – im Test (Switch)

Hinter der originellen Fassade kocht auch The Wonderful 101 mit dem gewohnt leckeren Platinum-Rezept: Mit erspieltem Geld kauft Ihr zwischen den Abschnitten der neun Kapitel frische Fähigkeiten wie eine Parade (Metal Gear Rising), Hexen-… pardon… Helden-Zeit sowie eine Mine nach dem Ausweichen ­(Bayonetta), das Schaden reduzierende Ukemi-Manöver kennen wir noch aus Viewtiful Joe. Der kostspielige, allmähliche Erwerb neuer Kräfte ist der ohnehin sehr steilen Lernkurve geschuldet. Trotz vieler Erklärungen bleibt oft unklar, was wo wie zu tun ist.

Zusätzlich verwirrt die Logik des Fähigkeitenerwerbs. Ein Beispiel: Ihr kauft eine Fähigkeit, mit der Euer Team als Grabstein aus der Luft gen Boden saust und Flächenschaden verursacht – ein klassischer Bodenstampfer! Hingegen gehört Gegner in die Höhe zu boxen und aufzusteigen zwar auch zum klassischen Genre-Repertoire, ist aber weder von Anfang an verfügbar noch zu kaufen. Vielmehr wird der Move durch Levelaufstieg eines Helden freigeschaltet und ist auch nur für diesen ausführbar. Da das für weitere Angriffsmöglichkeiten und alle Helden respektive Waffen gilt, verliert Ihr in der Hektik leicht die Übersicht, wer gerade eigentlich was kann. Bereits auf ”normal” ist The Wonderful 101 anspruchsvoll, daher sammelt, mixt und kauft Ihr allerlei Heilmittel oder startet an einem nahegelegenen Checkpoint neu. Doch bloßes Überleben bedeutet bei Platinum nichts, da Ihr für jeden Kampf eine Abschlussbewertung für Tempo, Combos und erlittenen Schaden erhaltet. Der Einsatz von Continues oder Hilfsmitteln wird hämisch mit Geldstrafe und miesem Ranking bestraft.

Auch abseits des komplexen wie effektgespickten Kampfspektakels strotzt The Wonderful 101 vor Abwechslung, sei es durch fallengespickte Umgebungen, originelle Knobel- und Geschicklichkeitsaufgaben oder kurze Passagen aus völlig anderen Spielgenres. Vor allem aber ist das quirlig-chaotische Abenteuer gefüllt mit Humor. Ob Ihr das Spiel lustig findet oder nicht, ist fraglos Geschmackssache. The Wonderful 101 ist hemmungslos albern und mitunter auch platt, aber in seiner schier unfassbaren Überdrehtheit zu jeder Zeit selbstbewusst und konsequent. Das verdient Respekt und macht trotz mancher Unzulänglichkeiten einfach Spaß.