Akte BPjM – Brothers in Arms: Hell’s Highway

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Die BPjM zeigte Gearbox’ Mix aus Taktik und Ego-Shooter in ungeschnittener Form die rote Karte. Lest hier die Gründe!

Brothers in Arms: Hell’s Highway

Entwickler: Gearbox Software, USA
Hersteller: Ubisoft
System: PS3 / 360
Veröffentlichung: 7. Oktober 2008
Indizierungstermin: 13. Mai 2009
Indizierte Versionen: PS3 / 360 (UK/EU)
Index-Liste: A

2008 war das Szenario ”Zweiter Weltkrieg” noch in Mode. Kein Wunder, dass Tester Michael das Setting als ”ausgelutscht” bezeichnete. Ihr schlüpft in die Rolle von GI Matthew Baker, um an der Operation Market Garden teilzunehmen. Immer dabei: Eure Kameraden, die Ihr mit simplen Kommandos durchs Feld führt. Symbole über Gegnerköpfen teilen Euch den Aufmerksamkeitszustand der deutschen Soldaten mit. Legt Sperr­feuer, um sie ungestört zu flankieren und in Ego-Shooter-Manier auszuschalten. Neben der indizierten Fassung erschien eine geschnittene deutsche, die ohne Blut, Zeitlupeneffekte und die ein oder andere Zivilistenleiche auskommt.

»Mit Schreiben vom 06.02.2009 regte … die Indizierung des Spiels an. Es verweist hierzu auf eine Spielebewertung seitens der … Danach beinhalte das Spiel besonders realistische Darstellungen selbstzweckhafter Gewalt. Zudem werde Krieg als heroisch dargestellt. Ein Weiterkommen im Spiel sei nur möglich, wenn man die Gegner töte. Das Töten der Gegner werde realistisch, mit Blutspritzern und Geräuschen, dargestellt.«            

Auszüge aus der Indizierungs­entscheidung Nr. 8669 (V) vom 13.05.2009

”Das Spiel wurde der Unterhaltungssoftware-Selbstkontrolle (USK) nicht zur Erteilung eines Alterskennzeichens vorgelegt.
(…)
Um sich gegen Angreifer zu verteidigen, kann der Spieler auf eine Vielzahl von ­Waffen zurückgreifen, etwa Pistolen, Maschinenpistolen und -gewehre, Scharfschützen­gewehre, Panzerabwehrraketen und Granaten. Manche Angriffe werden in nicht-interaktiven Zeitlupensequenzen dargestellt.
(…)
Auszeichnungen und Punkte werden zum Beispiel vergeben, wenn der Spieler […] durch Kopftreffer Zeitlupensequenzen (’action camera’) auslöst…
(…)
Aufgrund der enthaltenen taktischen Komponenten besteht der Spielinhalt nicht ausschließlich aus dem Eliminieren von Opponenten. Allerdings überwiegt dieses Spiel­element deutlich andere Inhalte, wodurch das Spiel klar von Gewalt- und Tötungshandlungen gegen Menschen geprägt ist.
(…)
Die Eliminierung von Opponenten ist häufig mit dem Schreien, Stöhnen, Wimmern und Röcheln der Opfer verbunden. Einige Aktionen wie erfolgreiche Kopfschüsse oder Explosionen von Handgranaten werden zu anscheinend zufälligen Zeitpunkten in Zeitlupe und teilweise auch vergrößert dargestellt. Bei einem Kopfschuss zerplatzt oftmals der Kopf des Opfers; es bleiben Überreste des Kopfes bzw. ein Loch im Schädel sichtbar. Durch den Einsatz von Granaten werden Gegner durch die Luft gewirbelt. Dabei werden häufig unter dem Austritt von Blut Gliedmaßen abgerissen. Auch in nicht-interaktiven Sequenzen tritt massive Gewalt zutage; so verbrennt beispielsweise zu Beginn des Spiels ein Mensch. Um das Spiel erfolgreich absolvieren zu können, muss der Spieler alle auftretenden Opponenten töten…”

Durch seine Taktik-Komponente setzt sich die Brothers in Arms-Serie von traditionellen Ego-Shootern ab. Hier wird nicht nur stumpf geballert, man muss auf den Alarmzustand seiner Feinde achten und nebenbei ein paar Mannen befehligen, die dem Spieler beim Marsch durch den Zweiten Weltkrieg richtig ans Herz wachsen. Die Jugendschützer ließen diese Fakten bei der Beurteilung der internationalen Fassung von Hell’s Highway kalt. Angesichts von Zeitlupensequenzen, Blut, abgerissenen Gliedmaßen und Belohnungen für Tötungen konnten sie gar nichts anderes tun, als das Spiel zu indizieren. Wer sich den Screenshot oben genau anschaut, sieht für das Jahr 2008 sehr brutale Wunden mit Knochen, die aus dem rohen Fleisch herausragen. Eingebettet in die reale ­Historie musste diese Detailverliebtheit für Proble­me sorgen. Mit dem Vorwurf, das Spiel stelle den Krieg als heroisch dar, setzt man sich im Prüfungsbericht nicht auseinander. Der hohe Splatterfaktor und die Zeitlupendarstellung stehen in seltsamem Kontrast zum Taktik-Einschlag und der interessanten ­Story des Spiels und wirken ein wenig aufgesetzt, um dem Massenpublikum zu gefallen – einen Mehrwert für das Spiel bietet die Gewaltdarstellung nicht. Ein Fakt, den auch Tester Michael Herde in M! 11/08 betonte: ”Dieses voyeuristische Element wurde aus der deutschen Version entfernt, was keinen Verlust darstellt.” Die geschnittene Fassung bekam eine 18er-Freigabe und ­erschien im normalen Handel.

Du fragst Dich schon ewig, warum ein bestimmtes Spiel indiziert wurde? Dann schreib uns Deine Anregung an leserpost@maniac.de und wir gehen der Sache nach!

BigBen
I, MANIAC
BigBen

Krieg ist eben brutal und grausam…insofern ist das Spiel nur konsequent und authentisch…