Bound – im Test (PS4)

0
535
Spiel:
Publisher:
Developer:
Genre:
Getestet für:
Erhältlich für:
USK:
Erschienen in:

Geholfen hat Sony Santa Monica, doch eigentlich wurde Bound vom polnischen Studio Plastic entwickelt. Diese Truppe kennen wir von zwei PS3-Titeln: Das Download-Frühwerk Linger in Shadows zeigte noch allzu deutlich, dass der Ursprung von Plastic in der Demo-Szene liegt. Es war mehr interaktive Erfahrung denn Spiel, 2008 schrieben wir darüber: ”Linger in Shadows ist eine nicht mal zehnminütige Echtzeit-Sequenz, die Ihr vor- und zurückspult ein interaktiver Film, dessen Ablaufen Ihr durch das Drücken einiger Buttons oder das Schwenken des Sixaxis-Pads forcieren könnt.” Plastics zweites Konsolenprojekt – das geheimnis- und stimmungsvolle Move-Adventure Datura – erinnerte 2012 angenehm an Myst, war aber innerhalb einer Stunde durchgespielt. Und jetzt ist – wieder vier Jahre später – mit Bound das dritte Spiel der Kreativbude erhältlich. Nüchtern ausgedrückt ist es ein sehr einfaches Lauf- und Hüpfspiel, bei dem Ihr eine Tänzerin durch eine abstrakt zersplitterte Fantasiewelt lenkt. Die wenigen Auseinandersetzungen mit feindähnlichen Entitäten kann man nicht guten Gewissens als Kämpfe im Videospiel-Sinne bezeichnen, auch Plattform-Geschick ist kaum vonnöten, um zum Abspann zu gelangen. Soll heißen: Bound ist – wie zuvor ABZÛ letzten Monat – eher so ein Journey-Ding. Ein Titel, der Euch visuell berauschen möchte, und der ohne Worte eine (tendenziell) anrührende Geschichte vermittelt. Wer damit nichts anfangen kann, den wird auch Bound nicht vom Gegenteil überzeugen.

Zum Start des Spiels lenkt Ihr die langsamen Schritte einer Schwangeren über den Sandstrand einer so gar nicht abstrakten Welt. Doch schon Sekunden später reißt es Euch in einen Strudel aus Erinnerungen, Farben und zersplitterten geometrischen Formen. Plötzlich seid Ihr eine Ballerina, die einer schrillen Alien-Blumen-Königin ins Antlitz blickt und von ihr den Befehl erhält: ”Ein Monster zerstört mein Königreich. Geh und halte es auf!”

Also gehen… nein… tanzen wir durch ihr Königreich, ein pulsierendes Cyberwunderland. Tausende winzige Polygone schwirren durch die Luft, formen Objekte, zerfallen wieder. Das ”Meer” um die Level-Bauteile herum ist eine Suppe aus brodelnden Würfeln, was modern und stylish aussieht.

Und erst die Animationen der Spielfigur: Elegant drückt sie sich an Wände, läuft auf Zehenspitzen, vollführt Pirouetten und Überschläge. Legt man den Controller ein paar Sekunden beiseite, macht sie ein paar Stretch-Übungen. Spielmacher Micha? Staniszewski hat recht, wenn er sagt: ”Dank unserer Tänzerin Maria Udod und ihrem Choreografen Micha? Adam Góral ist es uns gelungen, einige wirklich expressive und emotionale Momente einzufangen.”

Begleitet von mal luftigen, mal bedrohlichen elektronischen Klängen springt, tänzelt, flitzt und klettert Ihr über wagemutig wirkende Brücken sowie durch pulsierende Hallen. Bei jedem Schritt verformen sich Steine und Kacheln ein wenig unter den Füßen der Ballerina – ein kleiner, aber geschickter Kniff, um die Spielfigur in der 3D-Welt zu erden. Wenn zuckende Tentakel (oder sind es Flammen oder Nadeln?) nach Euch greifen, genügt der Viereck-Button, um Euch zu befreien. Und am Ende jedes Spielabschnitts tanzt Ihr – mit nur einem Tastendruck, ohne Combo-Eingaben – gegen wabernde Polygon-Gebilde an. Anschließend bestaunt Ihr in düsteren Räumen Erinnerungsfragmente aus der Kindheit Eurer Tänzerein und surft auf einem Stoffband noch einmal an den surrealen Level-Kompositionen vorbei. Wow!

Die für akkurate Sprünge zu ungenaue Steuerung stört ein bisschen beim Durchwandern der bizarren Welt – vor allem, wenn Ihr nach alternativen Wegen Ausschau haltet. Dann geht es schon mal versehentlich abwärts in tödliche Tiefen – praktischerweise werdet Ihr sofort zurück auf die letzte Plattform gebeamt.

Jederzeit per Knopfdruck aktivierbar ist ein recht mächtiger Foto-Modus, der über eine Vielzahl an Einstellungen und Filtern verfügt. Nach dem Durchzocken schaltet Ihr sogar die Option frei, die Einstellung der Foto-Parameter fürs Spiel zu übernehmen, also zum Beispiel das Abenteuer in Schwarz-Weiß zu zocken. Außerdem wird eine Speedrun-Variante zugänglich – wobei es sicher Dutzende Games gibt, die sich prinzipiell besser für schnelles Durchspielen mit der Stoppuhr im Anschlag eignen.

Matthias Schmid meint: Ich bin sehr zufrieden mit Bound, dem dritten Plastic-Produkt. Die Polen haben eines der visuell eindrucksvollsten PS4-Spiele erschaffen, das eigenständig, kreativ und künstlerisch wertvoll ist. Zwar hätten mich ein paar typischere Spielinhalte nicht gestört – warum nicht Bossfights mit rhythmischen Quick-Time-Events? Bound kommt aber auch gut ohne aus. Ich finde es ein Stück experimenteller als ABZÛ oder Journey – wer z.B. Noby Noby Boy oder Proteus mochte, der sollte sich Bound anschauen! Die mit wenigen, dafür starken 3D-Dioramas erzählte Geschichte hat mich nicht berührt, aber interessiert – und ein wenig an die intime Familiengeschichte von Unravel erinnert. Über jeden Zweifel erhaben sind die Animationen der Spielfigur – die Bewegungen meiner Ballerina sind so grazil wie kraftvoll, ihr Tanz durch die virtuelle Wunderwelt so entrückt wie inspirierend. Außerdem finde ich gut, wie sich Plastic seit Linger in Shadows und Datura in puncto Technik und visueller Wucht weiterentwickelt hat, gleichzeitig aber seine Neigung zu avantgardististischer Software nicht verloren hat.

+ visuell betörende Spielwelt
+ toll animierte Spielfigur
+ viele Rücksetzpunkte vermeiden Frust
+ guter Foto-Modus
+ atmosphärische Klänge

– spielerisch ziemlich simpel
– Hüpf-Steuerung etwas ungenau
– Wiederspielwert hält sich in Grenzen

Spielerisch simples Tanz-Aben­teuer, das aufwühlend, beeindruckend und sehr ungewöhnlich inszeniert ist.

Singleplayer80
Multiplayer
Grafik
Sound
Gast

Retail Release ist jetzt gar nicht mal sooo unwahrscheinlich. Abzu bekommt z. B auch einen Disk Release. Und dann gibt’s da auch noch LimitedRunGames

Max Snake
I, MANIAC
Max Snake

Das ein Spiel wie Bound, Unfiniched Swan oder Klaus noch im Disc kommt, warte ich nicht drauf. Wenn ich haben will und es nur Digital gibt, dann hole ich es mir.

SxyxS
I, MANIAC
SxyxS

So wie es von Sony auch Journey ,Flow und Flower nicht auf Disc gibt 🙂

Max Snake
I, MANIAC
Max Snake

@SxyxS Der wird nicht geben.

SxyxS
I, MANIAC
SxyxS

Der Test überzeugt mich auf einen Disc Release zu warten 🙂

Max Snake
I, MANIAC
Max Snake

Der Test überzeugt mich Bound runterzuladen. Viel dank.