Overwatch – im Test (PS4/XOne)

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Nein, Overwatch ist kein MOBA. Es gibt keine KI-Truppen, die Helden leveln innerhalb der Gefechte nicht auf und es gilt auch keine Basen oder Türme zu zerstören. Will man den Online-Mehrspielertitel in eine Schublade einordnen, so sollte man die öffnen, auf der Team Fortress 2 geschrieben steht. Denn von Valves anno 2007 im Rahmen der Orange Box veröffentlichten Teamshooter borgt sich Overwatch-Entwickler Blizzard so einiges. Das fängt beim Cartoon-Look an und zieht sich durch viele Heldenfähigkeiten: So baut der Zwerg Torbjörn genau wie der TF2-Engineer Geschütztürme, die engelsgleiche Mercy bedient sich wie der TF2-Medic eines Heilstrahls und der Roboter Bastion erinnert mit seiner Minigun an den TF2-Heavy.

Von einer Kopie zu reden, wäre trotzdem falsch. Dagegen spricht schon allein die Anzahl der Recken, die gegeneinander in die Schlacht ziehen: 21 Stück, aufgeteilt in vier Spielklassen, wollen in 6-vs.-6-Schlachten auf 12 Karten gemeistert werden. In den Sparten ”Offensiv” und ”Defensiv” warten konventionelle Helden, mit denen Kenner normaler Ego-Ballereien am schnellsten klarkommen: So steuert sich ”Soldier: 76”
mit Sturmgewehr, Sprintfähigkeit und Miniraketen fast wie der typische CoD-Marine, Sniper-Freunde wählen Bogenschütze Hanzo oder die blauhäutige Widowmaker, und wer etwas mehr Wucht möchte, geht mit dem teleportierenden Reaper oder dem vorher genannten Bastion ins Gefecht. Mehr Umdenken erfordern die Tanks und Unterstützer: Ritter Reinhardts oberste Priorität liegt im Schützen von Teammitgliedern und Missionsobjekten durch einen Energieschild, über Fernkampfattacken verfügt er nicht. Skater Lúcio erhöht die Geschwindigkeit seiner Mitstreiter oder heilt sie und die ägyptisch angehauchte Symmetra setzt Minigeschütze und einen Teleporter ab.

Bei der Heldenauswahl vor jedem Match weist das Spiel dynamisch darauf hin, welche Schwächen die eigene Mannschaft derzeit hat: Mangelt es an Offensivpower oder fehlen Konstrukteure? Besonders im Verbund mit Fremden tun alle gut daran, diese Hinweise ernst zu nehmen und die Teamzusammensetzung und das Ziel der Mission (eskortieren, erobern, verteidigen) der stupiden Wahl des Lieblingshelden vorzuziehen. Denn in Overwatch zählen das Zusammenspiel und die Erfüllung der Siegesbedingung, nicht die Tötungsrate eines Einzelnen.

Der Spaß im Gefecht ist dann auch stark von der Teamleistung abhängig. Arbeiten alle zusammen, entstehen tolle Gefechte, in denen sich das Blatt oft wendet und Millisekunden über Sieg und Niederlage entscheiden. Seid Ihr dagegen mit Einzelgängern unterwegs, die nur auf Kills aus sind, könnt Ihr Euch auf nervige Niederlagen einstellen. Wie üblich kämpft es sich mit Freunden besser, mit einem festgelegten Team kann die Matchsuche aber länger dauern. Dafür sind Absprachen durch den klaren automatisch aktivierten Voice Chat kein Problem.

Nicht schuld am eventuellen Frust hat Entwickler Blizzard, denn die Rahmenbedingungen sind gut: Die Steuerung geht leicht von der Hand und ist für jede Figur konfigurierbar, Erklärungen zu den Heldenfähigkeiten lassen sich stets einblenden und mit Charakterwechseln während des Gefechts reagiert Ihr auf unbequeme Situationen. Dazu ist das Sounddesign exzellent: Die mächtigste Fähigkeit jedes Recken (die sich erst aufladen muss) wird durch einen markanten Spruch angekündigt, unterschiedliche Schuss- und Laufgeräusche verraten, wer gerade wo ist. Probleme gibt es ab und an bei der Registrierung von Treffern – manchmal kassiert Ihr noch blaue Bohnen, obwohl Ihr eigentlich schon in Deckung seid.

Nach jedem Spiel hagelt es Medaillen und Erfahrungspunkte, durch Levelanstiege verdient Ihr Lootboxen (siehe Kasten). Freischaltungen wie neue Waffen und Ausrüstung gibt es nicht, jeder hat ab der ersten Spielminute die gleichen Möglichkeiten. Das verhindert, dass Neulinge Veteranen in puncto Equipment unterlegen sind. Stattdessen zählen Levelkenntnis, Teamwork und das schnelle Reagieren auf neue Situationen.

Für Solisten eignet sich Overwatch nicht. Es gibt weder eine Kampagne noch Trainingsmissionen, gegen die KI wird mit menschlichen Mitstreitern gekämpft. Wer unbedingt will, erstellt selbst ein Spiel und besetzt seine Teamslots mit Bots – zu empfehlen ist das aber nicht.

Tobias Kujawa meint: Ich konnte die Begeisterung rund um Overwatch lange nicht teilen. Keine vernünftigen Helden-Tutorials, keine Kampagne, keine relevanten Freischaltungen. Dazu war der Spielspaß zum Launch stark davon abhängig, mit welchen Leuten man zusammengewürfelt wurde. Doch irgendwann waren die Egoisten aus meinen Matches verschwunden und Overwatch wurde ein anderes Spiel. Statt starrköpfig auf ihren Lieblingshelden zu beharren, behielten alle Kumpanen die Teambalance und das Missionsziel im Auge und arbeiteten beim Verteidigen, Angreifen und Eskortieren klug zusammen. Je länger die Spielergemeinde mit dem Titel experimentierte, desto ausgefeiltere Taktiken und Helden-Kombinationen etablierten sich. Dazu das beispielhafte Sounddesign und die makellose Steuerung – guter erster Shooter, Blizzard!

  • Onlinepflicht selbst für Spielstart
  • außer Botmatches keinerlei relevante Soloinhalte
  • 21 Helden mit verschiedenen Talenten
  • zukünftige Inhalte sollen gratis sein

Vive la Mannschaft! In Blizzards erstem Mehrspieler-Shooter zählen Teamwork und eine gute Taktik mehr als bloße Kills.

Singleplayer85
Multiplayer
Grafik
Sound
Max Snake
I, MANIAC
Max Snake

Heute spiele ich es zum ersten mal Overwatch in Gruppe. EIn danke schön an Tobias Bericht, wie ich darauf einlassen kann.