Der Film und Fernseh Thread

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  • #1728265
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    @DGS

    Aus dramaturgischer Sicht ist dieser Multiverse-Aufbau eher problematisch, weil es Deus ex Machina Plots praktisch zementiert und jedwede Lösung sich nie nach Arbeit für Helden anfühlen wird, eher nach intellektuellen Konstrukten die ein was wäre wenn bedienen. Verstehe drum auch eher weniger, warum gerade Loki so gefeiert wird, zumal die Figur hier so reumütig dargestellt wird, dass es schmerzt. Einige Ideen sind gelungen, die Multiverse-Lokis gehören für mich nicht dazu. Da war Spider-Man into the Spider-Verse klar pointierter und besser.

    #1728331
    DGSDGS
    Teilnehmer

    @ChrisKong

    Ist halt die typische Vorgangsweise in Comics und die will man nun fürs MCU adaptieren. Aber wie du schreibst, das kann ganz schnell nach hinten los gehen. Zum Beispiel, falls Entscheidungen einfach so zurückgenommen werden und so ehemals starke Momente der Seriengeschichte rückwirkend anders dargestellt werden. Bestes Beispiel ist wohl Star Wars mit der Rückkehr von Palpatine.

    Ja, Into the Spider-Verse war richtig gut und wird sich auch viel besser halten als die Effektschlachten des MCU.

    #1728348
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    The Last Duel (Disney+)

    Der neueste Film von Ridley Scott landete flugs bei Disney+. Nach seinen letzten Werken, die ich eher pathetisch fand, zumindest was ich davon gesehen hatte, war ich schon mal gespannt, ob er hier die Kurve kriegen würde. Die lange Laufzeit entfachte jetzt auch keine Begeisterungsstürme meinerseits. Aber das muss man dem Film ja nicht als Hypothek aufbürden.
    Was Ridley Scott hier einmal mehr gelingt, ist das Ganze in schöne und ansprechende Bilder zu packen. Als Werbefilmer hat er immer noch den Blick für Ästhetik. Die Geschichte aus drei Blickwinkeln zu erzählen, die sich nur in Nuancen, die aber entscheidend sind, unterscheiden, erklärt auch die Laufzeit. Erstaunlicherweise war ich keine Sekunde gelangweilt, obwohl Wiederholungen nicht ausbleiben. Ich halte für mich fest, dass der Inszenierungsstil hier wirklich ein sehr gutes Niveau hat und Scott hier zu alter Form aufläuft.
    Matt Damon spielt einen Wutbürger/-ritter – die Analogie ist nicht zu übersehen – , der sich um seinen Posten betrogen sieht. Es geht ihm bei der Anschuldigung seiner Frau, wonach sie von seinem Rivalen, gespielt von Adam Driver, vergewaltigt wurde, mehr um sein Ansehen denn um die Würde der eigenen Frau. Drivers Ritter, der zum Juncker befördert wird und alsbald in der Gunst des Herzogs Pierre aufsteigt, wird als Opportunist charakterisiert, der die Gunst seiner Stunde nutzt und sich im Recht sieht.
    Zuletzt wird die Perspektive der Frau, dargestellt von Jodie Comer, eingebracht, die wiederum andere Aspekte der anderen beiden Figuren zum Vorschein bringt.
    Das ist alles sehr stark gespielt, mit einer Ausnahme, Ben Affleck. Vielleicht wars schlicht ein Fehler, Affleck mit seinem Kumpel Damon agieren zu lassen. Ich finde Afflecks Leistungen nämlich immer im Verbund mit ihm am schwächsten. Die Art der Mimik und Gestik, sowie auch die Frisur wirken wie ein Fremdkörper in dem Film. Defacto spielt er einen Mittelalter-Playboy, aber dass er sich wie einer aus unserem Jahrhundert gebärden müss, leuchtet mir nicht ein. Seine Leistungen in anderen Filmen sind klar besser.
    Ausstattung und Sets sind Scotts übliches Eyecandy. Eine wirklich intime Atmosphäre wird dadurch aber verwehrt. Nebendarsteller wie Marton Czokas sind schlicht verschwendet. Einzig die Mutter von Damons Jean de Carouge kann ein paar Akzente setzen. Der jugendliche König wirkt denn passenderweise auch wie ein verwöhnter Kasper und bleibt eine Cola Light Version von Geoffrey aus GoT.
    Klingt doch alles recht zufriedenstellend, oder nicht? Bezieht man das nur auf das filmische Handwerk, muss ich sagen ja. Nur ist das halt die eine Hälfte der Geschichte, die andere ist in meinen Augen eine Katastrophe. Aber vielleicht liegts auch nur an meiner Interpretation davon? Und doch muss ich mich immer wieder fragen, wenn es nicht das aussagen soll, was dann? Im folgenden Abschnitt komm ich nicht umhin zu spoilern, denn das ganze Ende ist in seiner Art einfach nur fragwürdig. Aber der Reihe nach.
    Die Perspektiven der fraglichen Vergewaltigung unterscheiden sich einzig im Grad der Gewalt. Aus LeGris’ Sicht begegnet Marguerite ihm deutlich mit Ablehnung und sagt Nein, mehrmals. Da sich LeGris nun auf den Standpunkt stellt, Nein, aber eigentlich meinte sie Ja, wird hier seine Sicht als die noch grössere Lüge entlarvt. Soweit so gut. Aber im Kontext des Mittelalters war das ja scheinbar rechtens und somit eine valide Annahme, dass es sich dann auch nicht um eine Vergewaltigung handeln kann. Also wenn das ein Beitrag zu Metoo sein soll, dann ist das einfach nur noch dumm. Faktisch entschuldigt man LeGris’ Verhalten mit dem historischen Kontext. Jetzt könnte man einwerfen, es ginge darum wertfrei zu zeigen, wie das Mittelalter war. Nur was unterscheidet dann den Film von zig anderen? Tatsache ist, Männer konnten über ihre Frauen frei verfügen, diese hatten praktisch keine Rechte und waren auf Gedeih und Verderb dem Wohlwollen ihres Mannes ausgeliefert, sei es als Faustpfand, Gebärmaschine oder Haushälterin.
    Die weibliche Figur emanzipiert sich auch nur in den engen Grenzen ihres gesellschaftlichen Standes. Und jetzt kommt der Gipfel. Nach der Vergewaltigung durch LeGris – wobei der Film in einer Szene sogar das nicht mal sakrosankt macht – wird sie von ihrem Mann zu ihren ehelichen Pflichten genötigt, da dieser einen Erben benötigt. Dieser wird dann auch geboren und hat effektheischenderweise blonde Haare und scheint doch eher Damons denn Drivers Kind sein zu können. Was für ein grundverdorbener Charakter Carouge ist, merkt man nicht erst dann. Das Ende zeigt dann eine glückliche Mutter mit ihrem Kind und in den Credits steht, dass diese 30 Jahre lang glücklich und ehelos weitergelebt hat. Serious? Da wird quasi eine zweifache Vergewaltigung als eine Art Happyend verkauft? Ehrlich, ich finde das so dummdreist und peinlich, dass ich echt daran zweifle, was die Intention der Autoren da sein soll.
    Wäre Scott jetzt ein Regisseur, der bewusst mit seinen Filmen provozieren würde, könnte ich das irgendwie noch als Gedankenanstoss verstehen für eine grundsätzliche Debatte. Aber so plump und kommentarlos, wie das Ende serviert wird und seine Filme doch eher allesamt leicht zu konsumieren sind, passt das nicht ins Bild. Das die Sichtweise von Marguerite auch nicht über jeden Zweifel erhaben ist, passt besser in einen Erotikthriller von Verhoeven als hierhin. Vielleicht wollte Scott auch andeuten, dass sie gar nicht so wehrlos ist, also Achtung liebe Männer.
    Und so bleibt dieser Film einfach vieles schuldig. Als eine Allegorie auf die aktuelle Metoo-Debatte kann man ihn kaum sehen. Dafür ist die Handlung auch zu stark auf die beiden Männer ausgerichtet. Ein Thriller im Mittelalter-Setting ist es auch nicht, da sich aus der Wahrheitsfindung nicht die eigentliche Spannung ableiten lässt. Scott verliert sich hier in einer scheinbaren Moralpredigt und lässt das Ende wie Hohn wirken. Das würde besser als zynischer Abgang in einem Exploitation-Film funktionieren.
    Was sich mir hier weiter entzieht, wer genau womit adressiert werden soll? Sollen Frauen sich das geben und dann denken, früher wars noch beschissener, sind wir froh, was wir haben? Oder Männer, denen man vermitteln will, dass die Frau zum eigenen Ansehen instrumentalisiert wird?
    Vielleicht hätte Uwe Boll den Stoff verfilmen sollen. Dann wäre vermutlich ein mies inszenierter Film, der inhaltlich weniger fragwürdig wäre, dabei herausgekommen. Wer ein richtig gutes Drama über die Unterdrückung von Frauen sehen will, dem empfehle ich North Country mit Theron, Bombshell mit Kidman oder Angeklagt mit Jodie Foster. Bei dem Film hier würden vermutlich auch Thelma & Louise im Canyon-Grab rotieren.

    #1728350
    Anonym
    Inaktiv

    @Chris_Kong:
    Vorsicht lieber Freund, Scott hat sich ja schon in Interviews Luft gemacht, dass der Grund, wieso der Film gefloppt ist, die Jugend von heute ist, die nur noch auf Ihre Handy starren und sonst keine Ahnung haben. Du willst Dich doch da nicht mit einreihen? ;P
    https://variety.com/2021/film/news/ridley-scott-blames-millennials-last-duel-flop-1235117654/

    Witzig ist auch, er sagt, dass die Disney Bosse, für die der Film nicht gedacht ist als Publikum, ihn echt gut fanden. Hätte ihm irgendwie eher zu denken geben sollen … aber naja.
    Mit erstaunen hab ich den vorgestern bei D+ gesehen aber so richtig fehlt mir, auch durch Dich jetzt hier die Motivation ihn zu schauen. Die Einstellung von Scott zerhaut noch die restlichen tönernden Füße.
    Die Frage nach dem Zielpublikum stelle ich mir allerdings auch. In HEMA-Kreisen lacht man sich entweder den Arsch ab oder fragt sich, was der Scheiß soll, wenn man diesen halboffenen Helm sieht. Damit fallen schonmal ein Teil der möglichen Leute weg. Dann geht das Ding zweieinhalb Stunden … oh man …
    Schaut man sich dann noch diesen blaugeschleierten Trailer an, in dem alle depressiv vor sich hin glotzen und theatralische Musik aus dem Hintergrund wummert, da wundere ich mich nicht, dass die heute Spaßgeneration nicht ins Kino rennt, denn depressiv ist die aktuelle Lage ohnehin.

    So ein wenig glaube ich auch, er wollte vogue sein und eine Metoo gerechte Story bieten, dass gerade die Generation Butthurt ihn dann abblitzen lässt, muss ihn echt wurmen … 😀

    #1728354
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Ich sag, was ich immer sage, selber anschauen. Weiter räume ich auch ein, dass ich ihn vielleicht auch einfach nicht verstanden habe. Dass er mit komischen Aussagen von sich reden machte, wusste ich, hatte aber kein Bedürfnis mir Socialmedia-Gequalme anzutun. Versuchte ja unbefangen ranzugehen, was angesichts seiner letzten Werke schon schwer genug war.
    Regisseur und Publikum haben aber zusehends Mühe in Dialog miteinander zu treten. Das wird aber erst dann nötig, wenn das Werk nicht mehr für sich alleine stehen kann oder das Publikum schlicht zu blöde geworden ist. Vielleicht ist der König Frankreichs hier stellvertretend für den Zuschauer, dem es nur noch um die kurzfristige Belustigung geht?

    https://www.bbc.com/news/articles/ck77gn5pzdgo

    Klingt für mich nach mehr incoming Murks von Scott. Bleibt nur zu hoffen, dass er fähige Leute ranlässt. Aber warum sollte er tun, was er jüngst nicht getan hat?

    Edit: Was die Kampfszene beim Duell angeht, da nimmt mans auch nicht so genau. Also mit einer arteriellen Blutung – und das sah schwer danach aus, zumal der zuschauende Herzog auf den Blutverlust hofft – weiter fleissig fighten und am Ende längstens so zu tun, als hätte sich die Wunde gleich selbst versorgt, nicht nachvollziehbar. Komisch nur, dass in Scotts Hannibal eine solche Verletzung gleich zum Instant-Death eines Opfers führt.

    #1728419
    Anonym
    Inaktiv

    Ich sehe hier eher, wie schon gesagt, dieses Interview spricht schon sehr stark dafür, dass hier jemand glaubt unfehlbar zu sein und Kritik nur dann zulässig ist, wenn sie wohlwollend ist. Vergessen wir hier auch mal nicht, dass Scott jetzt schon recht alt ist und da ist die Frage doch auch sinnvoll, ob er seine Werke nicht eher an ein ihm vertrautes Publikum richten soll.
    Klar, vielleicht ist das Publikum auch wirklich auch zu doof oder genügsam geworden. Mittelmaß ist ja heute das neue gut. “War unterhaltsam” ist ja schon eine Auszeichnung. Fragst sich nur, im Vergleich zu was? Einer Wurzelbehandlung? Aber braucht der Feedee nicht auch seinen Feeder – und andersherum?

    Über meine Abneigung zu überlangen Filmen, mache ich ja keinen Hehl, zumal sich die drei Abschnitte ja recht ähnlich geben – ja, mit anderem Fokus, aber trotzdem drei Mal dasselbe? Daher graust es mir einfach den Film anzuschauen …

    Ja, mit Kampfszenen kann man Glück haben oder oft genug Pech. Gut Stage-Fighting ist anders als reines HEMA, sonst wäre s auch langweilig, aber es gibt eben Szenen, die Beides gut kombinieren:

    … und das konnte sogar Scott vor vielen vielen Jahren:

    Edit: Komisch, auch ein ernster Film, aber ohne komischen Filter und dafür mit Leuten in farbigen Klamotten … 😉

    #1728437
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Ready or not – Auf die Plätze, Fertig, Tot (Disney+)

    Samara Weaving spielt in diesem Horrorfilm die Hauptrolle. Richtig stark war ihr Auftritt in Guns Akimbo. Hier bestätigt sie die mitreissende Darstellung aber wiederholt nicht ihre Rolle. Hier ist sie nicht ein Killer, der sich halbwegs erweichen lässt, sondern Opfer, das den Spiess umdreht. Die Geschehnisse finden in einer Nacht statt, da muss die Entwicklung schon ein bisschen glaubhaft wirken. Und das tut es einigermassen dank Weaving. Verzweiflung wandelt sich langsam in Wut und Widerstand. Worum gehts?
    Grace heiratet in die Familie von Alex ein. Diese glaubt verflucht zu sein von einem Geschäftsmann namens LeBail. So muss immer wieder ein Ritual wiederholt werden, wenn jemand in die Familie aufgenommen werden will. Dabei wird eine Karte aus einem Gerät gezogen, bei dem ein Spiel gespielt werden muss. Mit der falschen Karte gehts um Leben und Tod. Hier widerspricht sich der Film auch gleich, wenn erst gesagt wird, dass zuletzt vor 30 Jahren diese Karte gezogen wurde, welche als einzige ein Spiel auf Leben und Tod verlangt, aber div. Familienmitglieder, auch jüngere so tun, als würde das häufiger passieren, indem sie beispw. darüber sprechen und das implizieren. Gut, die Menschenjagd sollte eh nicht genau auf den Hintergrund überprüft werden.
    Spannung ist da, schräge Momente und Einfälle auch. Während Weaving den Stress aufs Publikum überträgt, wirken andere Darsteller ein wenig überfordert und betreiben Overacting als hätten sie einen Fernkurs bei Al Pacino belegt.
    Es gibt schon einige Stellen, bei denen man merkt, dass nicht weiter nachgedacht wurde oder die Figuren richtig dumm agieren. Warum soll ein spezielles Ritual durchgeführt werden, bei dem das Opfer lebend gefangen werden muss, aber jeder gleich versucht tödliche Gewalt anzuwenden? Wie ich sagte, hinterfragen braucht man da nicht, intelligent ist das Drehbuch absolut nicht. Aber der Film macht trotzdem Spass. Und bei Horror ist mir das letztlich wichtiger, wenn er sowieso nichts anderes vorgibt sein zu wollen.
    Weaving zeigt ihr Potenzial und wird hoffentlich nicht verheizt oder fristet ein Dasein in Genre-Filmen. Das Ende ist diskutabel, fand es aber gut und passend. Man darf hier durchaus von einem Geheimtipp sprechen.

    #1728974
    JonnyRocket77JonnyRocket77
    Teilnehmer

    Zombieland: Double Tap

    Den ersten Teil von Zombieland fand ich durchaus gelungen und so habe ich mich auf den zweiten Teil gefreut, wenngleich ich auch mit einer Enttäuschung gerechnet habe.. oft sind die Nachfolger doch ihren Erstlingswerken unterlegen. Das trifft hier meiner Meinung überhaupt nicht zu. Der Cast um Woody Harrelson (der hier wirklich hervorsticht) spielt mit einer derartigen Freude auf, man kann die gute Laune am Set fast spüren. Die eine oder andere Szene war so gelungen, wir mussten sie gleich zweimal anschauen. Ich würde jetzt ja gerne noch was kritisieren, aber in seinem Genre (Zombie-Komödie) macht der Film so viel richtig, dass es Erbsenzählerei wäre. Anschauen, Spaß haben! Manchmal ist es tatsächlich so einfach.

    #1729178
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Old

    Oldie but Goldie. Nein, ums Älterwerden gehts hier meist nur auf technischer Ebene. In Shyamalans neuestem Thriller wird eine Feriengruppe an einen Strand gekarrt. Schon bald stellt sich heraus, dass es da nicht mit rechten Dingen zugeht. Im ersten Teil des Films kann Shyamalan wieder mal all seine Stärken ausspielen, die in der Inszenierung liegen. Ein unbehagliches Gefühl stellt sich schon früh ein. Und der Film lässt die Beziehungen der Figuren im Zeitraffer durchlaufen. Leider hat das Konzept ein paar deutliche Mängel und wird auf rein logischer Ebene nicht konsequent durchgezogen. Mal spielt der Stoffwechsel eine Rolle, dann wieder nicht. Mental wachsen die Kinder viel zu schnell. Generell sind einige Sachen recht holprig. Der Spannung tut das aber keinen Abbruch. Dann allerdings macht der Regisseur wieder mal den Fehler, wie auch schon in Glass, am Ende ne Auflösung dranzuklatschen, die zwar die Geschehnisse relativiert, aber thematisch so rein gar nichts mit dem Rest des Films zu tun hatte. Grade so, als würde man an einem Barbeque teilnehmen und nach dem Essen hält jemand einen Vortrag zum Katholizismus. Hier misslingt es irgendwie vollends die Lösung thematisch mit der Situation der Charaktere zu verweben. Zwar sind die nicht grundlos dort, aber deren Ausgangslage wird nur anhand der Symptome behandelt, nicht aber was es heisst mit diesem oder jenem zu leben und im Alltag fertig zu werden. Das macht man gerade mal halbherzig bei der Mutter. Und darum funktioniert das Ende für mich auch nicht so recht, zumal das schon alles recht weit hergeholt scheint.
    Inszenierung ist wie gesagt top, bei den Darstellern schwankt die Leistung hin und wieder, ist aber mehrheitlich gut. Die Bilder sind schön eingefangen und der Sound dem Geschehen angemessen. Am Ende hat sich bei mir einfach mal wieder nicht das Gefühl eingestellt, einen wirklich runden Film zu sehen. Aber auch da muss man sagen, im ganzen Wust der Thriller, die es gibt, liefert Shyamalan immer wieder frische Ideen ab oder solche, die sich frisch anfühlen. Diese Leistung muss man auch würdigen, auch wenn ich lieber noch ergänzen würde, dass die Geschichte perfekt umgesetzt wurde. Shyamalan-Hasser finden viele Anknüpfungspunkte für Kritik, seine Fans genügend gelungene Momente und ich einen nicht fehlerfreien Film, der mehr mit Form überzeugt denn mit Inhalt.

    #1729659
    Anonym
    Inaktiv

    Hatte ich gar nicht so auf dem Schirm. Und auch, wenn ich nicht der größte Fan von Filmanalyse bin, dafür ist es mir zu lang und zu nüchtern – was ja grundsätzlich mal nix falsches ist, nur eben nicht ganz mein “Cup of Tea” -, toller Beitrag.

    Amazon gibt es als Regeln für kommende Filme und Serien vor – und so wie ich Hollywood aktuell einschätze, werden sie da auch mitziehen. Nur zu! Im Kino war ich seit ein paar Jahren nicht mehr und immer mehr neue Serien und Filme, gerade auf den Streamingdiensten gehen komplett an mir vorbei.
    Vielleicht müssen die Initiatoren erstmal wirtschaftlich auf die Fresse fallen, um mitzubekommen, dass der Scheiß nicht zieht. Freuen sich ja auch schon so wahnsinnig viele auf die zweite Staffel der Cowboy Bebob Realserie … ach nee, warte … 😛

    #1729660
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Freaks – Sie sehen aus wie wir (Netflix)

    Gestartet wird als Kammerspiel, Erinnerungen an Cloverfield Lane werden wach. Ist das Mädchen nur ein Opfer der Psychose ihres Vaters, sofern es der Varter ist? Der Film verlässt aber irgendwann diesen Ansatz und geht in Richtung der in letzter Zeit häufig thematisierten Menschen mit Fähigkeiten werden von der Regierung gejagt. Das wird aber nicht als ein Twist verkauft, eher ist der Film so zerfahren, dass er eigentlich gar nicht so recht weiss, was er aussagen möchte. Der Anfang plätschert einfach vor sich hin, macht aber nichts aus der klaustrophobisch anmutenden Prämisse. Vieles wirkt auch nicht konsequent zu Ende Gedacht. Etwa ab der Mitte erweitert man den Erzählraum, aber liefert da nur Standardkost, die man schon zig mal besser gesehen hat. Sehenswert ist daran nur wenig. Die Darstellerleistungen reissen einiges wieder raus. In einer Nebenrolle ist Bruce Dern zu sehen, der ein paar Akzente setzen darf. Der Rest wirkt leider billig und lustlos. Die Verfolger könnten auch kaum eindimensionaler sein. Fast fühlt es sich an, als hätte man eine Serie versucht in einen Film zu quetschen. Wobei man das Pacing so gesetzt hat, dass man bis zur Mitte die Pilotfolge hat und dann 4-5 Episoden im Rest. Das funktioniert so einfach nicht. Damit verendet der Erzählfluss im belanglosen Nirvana. Ein Fall für Dystopie-Allesseher. Der deutsche Zusatztitel passt sogar irgendwie und ist in etwa so gut wie der Film selbst.

    #1729662
    captain carotcaptain carot
    Teilnehmer

    Black Friday
    Gemeint ist die aktuelle Horrorkomödie unter anderem mit Bruce Campbell. Seltsame ALien Masse landet ausgerechnet in der Nacht auf den Black Friday auf der Erde und verwandelt Menschen in Zombieartige Wesen, die Läden stürmen und dort anfangen, an irgendwas zu bauen. Das Ganze dann auch noch mit mehr als solider Besetzung und klassisch-analogen Effekten, samt Riesenmonster am Ende. Leider will das Gesamtpaket, trotz mehr als solider Besetzung und dem einen oder anderen netten Einfall einfach nicht gut sein. Eher völlig belanglos. Als Splatter bleibt Black Friday ohnehin viel zu brav, überhaupt wollen die paar actionlastigen Szenen einfach nicht zünden und was die Effekte angeht, nun, vielleicht war früher ja doch nicht alles besser. Alerdings, bessere, handgemachte Effekte hab ich auch schon gesehen.

    Kann man sich zwar mit zwei, drei Bier trotzdem mal geben, aber man kann es auch wirklich bleiben lassen.

    #1729668
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Red Notice (Netflix)

    Netflix wirft mit Kohle um sich. Red Notice ist wohl der teuerste Netflixfilm. Über Sinn und Unsinn kann man sich da streiten, schliesslich könnte man dafür etliche Episoden einer Serie produzieren, die deutlich mehr Material liefern. Das meiste der Kohle dürfte das Star-Trio um The Rock, Ryan Reynolds und Gal Gadot erhalten haben. Die abwechslungsreichen Schauplätze erinneren an Underground Six, ebenfalls mit Reynolds. Nicht auf die Abwechslung bezogen, eher auf deren Künstlichkeit. Der ganze Streifen wirkt wie ein Whatsapp-Autokorrekturprogramm. Was em ehesten zu erwarten ist, tritt auch ein.
    Normal wäre hier man auch schon raus. Aber die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern funktioniert sehr gut. Dwayne und Ryan überspielen so einen grossteil der konventionell anmutenden Entwicklung der Geschichte. Diese klaubt überall ihre Versatzstücke zusammen und garniert sie mit popkulturellen Nerdzitaten. Das sorgt für gute Laune. Als dritte Hauptdarstellerin kommt Gal Gadot hinzu. Leider stimmt zwischen ihr und den anderen beiden die Chemie irgendwie nicht so recht. Weder zündet sie auf einer prickelnd erotischen Ebene, noch auf der humorigen. Das Konzept, sie hassen und sie lieben sich geht nicht auf und trägt auch nichts zum Fun bei. Schmerzlich erinnert man sich an Filme wie Maverick mit Mel Gibson und Jodie Foster, die das in Perfektion rüberbrachten. Hier gehts allerdings deutlich mehr um Schauwerte und Action. Die funktioniert auch recht gut, ebenso wie der Witz zwischen dem Cop und dem Meisterdieb. Die Auflösung am Ende wirkt wenig überzeugend. Hauptsache man platziert denn auch gleich einen lauten Schrei nach Fortsetzung.
    Fazit: Netflix und Filme aus Eigenproduktion bleibt ein zweifelhaftes Vergnügen. Einzelne Teile stimmen, man fühlt sich unterhalten, aber darüber hinaus ist man meilenweit davon entfernt einen modernen Actionklassiker zu schaffen. So schnell wie er konsumiert ist, vergisst man ihn auch wieder. Und anstatt Kohle nur für grosse Namen rauszuhauen, sollte man vielleicht auch schauen, ob die Darsteller untereinander vor der Leinwand den Zauber entfalten können. Ich sag auch nicht, dass es allein an Gadot liegt. Aber dieses Zwei-Typen-Eine-Frau-Szenario gibts oft einfach woanders besser, z.B. in U.N.C.L.E. mit Cavill, Vikander und Hammer.

    #1729670
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    The Suicide Squad

    Die Erwartungen im Vorfeld waren nicht unerheblich. Der Vorgänger von Ayer galt als missglückter Versuch, die DC Schurken auf ein Abenteuer zu schicken. Grundsätzlich gefällt mir die Idee dazu. Es bringt aber wenig, wenn nach anfänglich neuen Ansätzen am Ende dann doch der übliche Superheldenflick dabei rauskommt. Dazu gabs für mich Vermischung von Fähigkeiten und Hexerei, was mir auch nicht wirklich zusagte. Einfach zu viel des Guten oder in dem Fall des Schlechten. Der Joker-Unfall war dann das I-Tüpfelchen.
    James Gunn (Guardians of the Galaxy) trat nun an, den Vorgänger vergessen zu machen. Sein Film ist Fortsetzung und Reboot zugleich. Der Humor, ein wesentlicher Faktor, passt kommt mir aber je länger der Film dauert, zu selten vor. Und genau das ist auch die Crux an dem Film, seine Entwicklung. So verheissungsvoll der Start ist, so wenig löst er am Ende sein Versprechen ein. Der hohe Blutzoll unter den Squad-Membern ist mMn ein Fake. Besonders nach der Post-Credit-Szene wird dieses Argument weiter abgeschwächt. Zu Beginn einen Haufen belangloser Statisten zu opfern ändert daran nichts. So überrascht der Film in keiner Sekunde und traut sich keinerlei Experimente. Im Vergleich dazu wirkte der Rekrutierungsprozess und das Ableben der Eingrifftruppe von Deadpool in Teil 2 um einiges lustiger. Von daher war ich von dem Film durchaus etwas enttäuscht. Am besten funktioniert er dann, wenn Peacemaker und Bloodsport ihr Alphamännchen Gehabe zur Schau tragen und kollidieren. Davon liefert der Film zu wenig. Pete Capaldi ist etwas verschenkt als Grosshirn. Heimliches Highlight ist der Polka-Dot-Man, der in seinem Feind immer seine Mutter zu erkennen glaubt. Der Film hätte in der Summe einfach mehr von solch freakishem Shice vertragen und das in hoher Schlagzahl. Auch Margot Robbies Harley Quinn ist mit angezogener Handbremse unterwegs. Im Grunde liefert Gunn einen besseren Suicide Squad Film ab als Ayer, aber auch er kratzt nur am Potenzial. Mit dem Dreh, wir sind böse und doch irgendwie nicht, nimmt man sich spätestens dann aus dem Rennen, was die Einzigartigkeit im Genre angeht und wandelt auf den üblichen Spuren. Das wäre an sich nicht so tragisch, wenn die Prämisse des Films nicht so laut in eine andere Richtung schreien würde. Eine Mogelpackung. Der Superherofilm wird hier nicht härter, die Schurken werden einfach weicher.
    Unterm Strich ein unterhaltsamer Streifen, der einige gute Momente hat, die für die wenig spannende Geschichte entschädigen. Die Ansage, dass man mit allem rechnen muss, wird klar verfehlt. Eine Hauptfigur macht den klassischen vom Saulus zum Paulus Erzählstrang durch. Gunn dreht an einzelnen Schrauben, aber am Grundkonzept wird kaum was geändert. Mehr Mut wäre besser gewesen.

    #1729676
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Hostel 3 (Netflix)

    Teil 1 war ein hochspannender Torture-Porn, der nebst grenzwertigen Szenen, den Spannungsfaktor auf ein hohes Level hob. Teil 2 dann die unumgängliche Fortsetzung, die versuchte von allem etwas mehr zu bieten, aber ehrlich gesagt nur mehr Ekelszenen hatte, ansonsten relativ lame war im Vergleich. Teil 3 nun ist von alledem nur noch ein übelstes Derivat mit schwachen Darstellern, in einer noch schwächeren Story mit null Spannung. Hier gehts wirklich nur noch drum, dass man Menschen dabei zusieht, wie sie genüsslich andere foltern. Wer meint, das wäre im Grunde die Essenz von Teil 1 irrt. Hier handelt es sich nicht darum, eine pervertierte Gesellschaft zu demaskieren, sondern es ist ein schnöder Rachethriller, aber eben kein wirklich guter. Ein unsympathischer Typ misshandelt einen anderen unsympathischen Typen, weil er an dessen Freundin ran will und neidisch ist. Aber weil man auch beim Foltern etwas Spass haben will, foltert man auch gleich noch ein paar andere mit.
    Es ist wirklich übelster Schund und ich weiss nicht, warum die Macher des ersten Teils das unter gleicher Flagge laufen lassen. Aber ist ja oft so bei Horrorreihen. Von konstant guter Qualität kann man da nur in Ausnahmefällen sprechen. Man würde meinen, dass das heute besser sein würde, aber Fehlanzeige. Sogar Komplettisten würde ich davon abraten sich den Film zu holen. Brauchen vermutlich nur die Hartgesottenen unter den Fans. Und nicht in dem Sinn, dass der Gore-Faktor gemeint ist, den man ertragen muss, sondern einen dümmlichen Film mit null Substanz.

Ansicht von 15 Beiträgen - 12,421 bis 12,435 (von insgesamt 13,086)
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