Akte BPjM – Bulletstorm

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Bunt, lustig und saumäßig brutal: Der polnische Ego-Shooter setzte statt auf tumbe Kopfschüsse lieber auf fantasievolle Tötungsarten, untermalt von humorvollen Kommentaren der Protagonisten. Der BPjM gefiel das gar nicht, sie setzte den Titel auf den Index.

Bulletstorm

Entwickler: People Can Fly, Polen
Hersteller: Electronic Arts
System: PS3 / 360
Veröffentlichung: 22. Februar 2011
Indizierungstermin: 8. Juni 2011
Indizierte Versionen: PS3 / 360 (UK)
Index-Liste: A

Bevor das polnische Studio People Can Fly das spröde Gears of War: ­Judgment entwickelte, zeichneten sie für das bunte, humorvolle und außerhalb Deutschlands äußerst brutale Bulletstorm verantwortlich. Der Ego-Shooter entlässt Euch mit großem Waffenarsenal, Elektropeitsche und Fußtritt auf einen fremden Planeten. Euer Motto: Kill with Skill. Die Besonderheit liegt in den über 100 Skillshots, die zum Beispiel verlangen, einem Feind den Kopf abzutreten oder jemanden mit der Peitsche in einen Kaktus zu schleudern. In der USK-Fassung gibt es weder Blut noch abgetrennte Körperteile, was viele der Skillshots und Kommentare der Spiel­figuren ad absurdum führt.

»Unter Austritt großer Mengen an Blut ließen sich mit verschiedenen Waffen die gegnerischen Körper deformieren oder komplett zerstückeln. Insbesondere für spektakuläre Tötungen bekomme der Spieler Punkte.«         

Auszüge aus der Indizierungs­entscheidung Nr. 9854 (V) vom 08.06.2011

”In Bulletstorm sieht sich der Spieler beinahe permanent einer großen Anzahl ­menschenähnlicher Gegner gegenüber, die er eliminieren muss, um im Spiel weiter­zukommen. Alternative Lösungsmöglichkeiten hat er hierbei nicht.
[…]
Die aus den Kampfhandlungen resultierenden Verletzungen der Opponenten werden sehr detailliert dargestellt. Durch die Belohnung mit ’Skill-Punkten’ wird außerdem ein Anreiz geschaffen, die Gegner nicht sofort zu erschießen, sondern sie vorher in die Luft zu schleudern oder in Brand zu stecken, da der Spieler so vor der Tötung der Gegner die beiden Boni ’Tontaubenschießen’ und ’Nachbrenner’ erhält. Diese bringen ungleich mehr an ’Skill-Punkten’ ein (50) als die Erschießung eines Opponenten (10).
[…]
So reduziert sich das Spiel letztendlich auf eine Aneinanderreihung brutaler Tötungsvorgänge, die nur hin und wieder von Panoramablicken auf die Planetenoberfläche ­unterbrochen werden, was die Gewaltdarstellungen nicht relativieren kann.
[…]
Die Annahme, dass Inhalte wie die hier beschriebenen auf Kinder und Jugendliche verrohend wirken können, wird durch die Ergebnisse der Wirkungsforschung gestützt: Ganz eindeutig zeigen Untersuchungen, die sich gezielt mit der kurzfristigen Wirkung gewalthaltiger Computerspiele befassen, dass bei Nutzerinnen und Nutzern violenter Computerspiele Wirkeffekte nachweisbar sind.
[…]
Nach Ansicht des Gremiums sind […] keine Aspekte zu erkennen, welche ’Bulletstorm’ zu einem Kunstwerk von nennenswertem Rang erheben könnten. Das Spiel erschöpft sich letztlich in einer Aneinanderreihung von Kämpfen mit menschenähnlichen Gegnern, die beinahe wie am Fließband eliminiert werden müssen. Die sehr drastischen und in Massen auftretenden Splatter-Effekte in Kombination mit der sehr detailreichen Grafik und der damit verbundene Aspekt der Verrohung führen nach Ansicht des 3er-Gremiums daher dazu, dass bei der Abwägung mit der Kunstfreiheit dem Jugendschutz der Vorrang einzuräumen ist.”

Wir mussten für unsere Bulletstorm-Wertung (69%) heftige Kritik einstecken, die allerdings nur von Leuten kam, welche die ungeschnittene Fassung des Titels gespielt hatten.  Daran zeigt sich, wie sehr die Spielerfahrung gerade bei dem polnischen Ego-­Shooter vom Gewaltgrad abhängt. Bulletstorm definiert sich durch seine Skillshots, seinen kruden Humor und ständige Kämpfe. All diese Dinge kritisiert die BPjM. Electronic Arts reagierte und veröffentlichte in Deutschland eine stark geschnittene Version ohne Blut und abschießbare Gliedmaßen. Das Problem: Einblendungen der Skillshot-Anforderungen blieben in der deutschen Fassung erhalten, haben aber durch die reduzierte optische Darstellung keinen Sinn mehr.

Über die Indizierung von Bulletstorm kann man diskutieren. Das Spiel ist fraglos sehr brutal und legt den Fokus darauf, Gegner nicht einfach schnell um die Ecke zu bringen, sondern sich Zeit mit dem Töten zu nehmen und seine (leicht kranke) Fantasie bei jedem Feind auszuleben. Gleichzeitig entlarvt sich Bulletstorm selbst durch humorige Sprüche, lustige Skillshots wie den ”Afterburner” (bei dem man den Hintern eines Feinds in Brand stecken muss) und Knallfarben als Parodie mit bewusst überzogener Gewalt. Da hätte es vielleicht auch eine ”ab 18”-Freigabe für die ungeschnit­tene Fassung getan. Lässt man den Parodie-Aspekt beiseite und berücksichtigt nur die Fakten, ist die Indizierungsentscheidung allerdings nachvollziehbar.

Du fragst Dich schon ewig, warum ein bestimmtes Spiel indiziert wurde? Dann schreib uns Deine Anregung an leserpost@maniac.de und wir gehen der Sache nach!

Kinski
I, MANIAC
Kinski

Was mir bis heute nicht in den Kopf geht ist die Tatsache, das Games die ab 18 freigegeben sind,nicht an Minderjährige verkauft werden dürfen. Warum zur Hölle sollte also nochmal ein Spielindiziert werden, welches ja sowieso nur für Volljährige gedacht ist?!

Robotninja
I, MANIAC
Robotninja

Die Indizierung ist nachvollziehbar? Nuff said M!Die Begründung könnte nicht klischeebehafteter ausfallen.-Verrohende Wirkung auf Kinder und Jugendliche – Check-Stützung auf eine ominöse wissenschaftliche Studie – Check-Verweis auf die detaillierte Grafik inkl. menschenähnlicher Gegner – CheckSorry, dieses Spiel ist dermaßen over the top, dass man daran nichts mehr Ernst nehmen kann.Der Gorelevel ist nicht höher als z.B. in Gears Of War 3. Bleiben also nur noch die Sprüche, die es in zahlreichen anderen Spielen auch gibt und eben die Skillshots. Diese sind einfach herlich überzogen und passen ins Gesamtbild. Schnell, brutal und witzig…Für mich ist Bulletstorm einer der besten Shooter der Ps3/360 Gen.Sicherlich kein Meisterwerk im eigentlichen Sinne, durch seine Inszenierung aber einfach grandios und einzigartig. Bitte unbedingt in die Abwärtskompatibilität übernehmen oder das “”angekündigte”” Remaster endlich bringen.Jeder Shooterfan, sollte die turbulente Actionkomödie gespielt haben!