Fist of the North Star – im Test (360)

Die Fist of the North Star-Saga (in Japan: Hokuto no Ken) ist mehr als eine Manga- bzw. Anime-Gewaltfantasie von Zeichner Tetsuo Hara und Autor Buronson. Sie ist eine optisch beeindruckende Auseinandersetzung mit Themen, die das Japan der 80er-Jahre bewegten. In ihr manifestieren sich die Ängste vor den Folgen der Umweltverschmutzung des Nachkriegsjapan sowie vor einer weiteren nuklearen Katastrophe. Gleichzeitig kämpfen die wenigen verbliebenen Edelleute, darunter Held Kenshiro, für den Erhalt der Menschlichkeit vor dem Antlitz der postapokalyptischen Einöde. Natürlich darf eine tragische Liebesgeschichte, für die es kein Happy End geben kann, nicht fehlen.

Auch das Spiel Ken’s Rage schneidet diese Themen an, entpuppt sich spielerisch jedoch als bluttriefendes Action-Geprügel vor matschig texturierten Endzeitkulissen. Mit dem stoischen Hünen Kenshiro stürzen wir uns in den langen ’Legendenmodus’, spielen die Originalstory nach, treffen berüchtigte Feinde wie Yagi, Raoh, Shin oder den Fettsack Mr. Heart sowie Legionen von dümmlichen Standardpunks, deren Leiber wir mit Schlägen, Tritten, Sprungkicks und Auflade-Attacken zum Platzen bringen. Im Gegensatz zum langweiligen Schlauch-Leveldesign sind die Kampfkontrollen gelungen – vor allem als wir später andere Figuren steuern (z.B. Rei &amp Mamiya), fallen die Unterschiede in puncto Schnelligkeit und Move-Repertoire auf. Den allgegenwärtigen Trashfaktor unterstreichen die hektische Kamera, lange Ladezeiten und zahlreiche Rechtschreibfehler. Ein Lob hingegen für die enthaltene japanische Sprachausgabe und das aufwändige Auflevel-System mit vielen Upgrades und Special Moves.

+ viel Fist of the North Star-Flair
+ dutzende Spezial-Attacken
+ reichlich Umfang &amp Spielmodi
+ verdammt coole Charaktere
+ detaillierte Spieler-Figuren

– zum Teil echt hässliche Texturen &amp Levels
– Baukasten-Leveldesign
– null Gegner-KI
– insgesamt schon ein deftiger Trash-Faktor

Matthias Schmid meint: Auf dieses Spiel habe ich gewartet, seit ich vor fast 15 Jahren zum ersten Mal mit der sagenhaften Fist of the North Star-Franchise in Berührung kam. Ich gebe zu: Man muss ein Fan der Serie sein, um trotz banalem Prügelprinzip, altbackenem Leveldesign und quasi null Gegner-KI seinen Spaß mit dem Titel zu haben. Wem jedoch das Herz in der Brust hüpft, wenn er Kenshiros ’ATATATATATA’ bei der Ausführung seiner Spezialattacken hört, der kann mein positives Fazit nachvollziehen. Ich freue mich über coole Bossfights, massig Umfang, zig freischaltbare Moves und den chaotischen, aber launigen ’Traum’-Modus – spätestens hier merkt Ihr, dass Ken’s Rage von den Dynasty Warriors-Machern entwickelt wurde.

”Hokuto no Ken”-Fanatiker freuen sich diebisch über Story, Charaktere und Gewalt – alle anderen lassen die Finger davon.

Singleplayer		70
Multiplayer
Grafik
Sound