Ys: The Oath in Felghana – im Test (PSP)

Während sich Deutschland noch über Ys Seven (83% in M! 11/10, exklusiv als PSP-Download) freut, zocken US-Spieler schon Ys: The Oath in Felghana. Das basiert auf Ys III: Wanderer from Ys (u.a. auf PC-Engine, Mega Drive und SNES veröffentlicht) und ist weniger ein Remake als eine komplette Neuinterpretation des schwarzen Serien-Schafs: Anstatt Euch durch ein Jump’n’Run-RPG-Mix in 2D zu schicken, kehrt Falcom in die Ys-Vogelperspektive zurück.
The Oath in Felghana folgt dem klassischen Muster der Serie: Vorzeigeheld Adol Christin und sein kräftiger Kumpel Dogi reisen auf der Suche nach Überresten der untergegangenen Zivilisation von Ys in ein fremdes Land, werden in die hiesigen Probleme verstrickt und holen für die Menschen dort die Kohlen aus dem Feuer. Die Geschichte mag keinen Preis für Originalität gewinnen, ist aber so sympathisch und eingängig erzählt, dass Ihr trotzdem gespannt dranbleibt. Vor allem gefällt The Oath in Felghana durch seine narrative Zurückhaltung: Im Gegensatz zum manchmal etwas arg geschwätzigen Ys Seven fühlt Ihr Euch hier nie von Dialogen und Zwischensequenzen erschlagen.
Allerdings fehlen auch ein paar Neuerungen der aktuellsten Episode: Anstatt im Team ins Abenteuer zu ziehen, ist Adol hier auf sich alleine gestellt. Das Skill-System des jüngsten Serienteils gibt es hier ebenfalls noch nicht. Euer Inventar wirkt ein ganzes Stück begrenzter, unterwegs findet Ihr weit weniger Gegenstände und Rohstoffe als in Ys Seven. Das stört allerdings nicht und kommt dem Spielfluss sogar zugute: The Oath in Felghana ist ein schlankes Abenteuer ohne ein Gramm überflüssiges Spiel- und Story-Fett – jedes Element ist hier primär auf Spaß ausgerichtet.
Das merkt Ihr vor allem an den Bossen: Die fordern Euch alles ab, agieren aber nie unfair. Da Ihr im Gegensatz zu Ys Seven keine Heilmittel-Apotheke mit Euch herumschleppt, müsst Ihr planvoll spielen. Erst wenn Ihr die Taktiken der Bosse ausgeknobelt habt, könnt Ihr ihnen Saures geben – dann schmeckt der Sieg gleich noch einmal so gut.
Technisch basiert The Oath in Felghana auf dem sechsten Teil der Reihe (The Ark of Napishtim), bekam aber erfreulicherweise eine deutlich bessere PSP-Anpassung spendiert: Die Ladezeiten sind kürzer, die Grafik hübscher und die Spielbarkeit flüssiger.
Damit erklimmt The Oath in Felghana den Serienthron. Auf dieser UMD ist alles vereint, was die Ys-Serie so gut und zeitlos macht – sympathische Helden, knifflige Bosse, umfangreiche Dungeons und vor allem ein Soundtrack, der Euch noch viele Stunden, nachdem Ihr die PSP ausgeschaltet habt, nicht aus den Ohren gehen wird.
Hoffen wir, dass auch The Oath in Felghana demnächst seinen Weg nach Europa findet, selbst wenn wir wohl wieder auf die schöne Aufmachung der Premium Edition (samt Soundtrack und Kalender) aus den USA verzichten müssen.

Schlanker, kniffliger und noch ein Stück besser als ”Ys Seven“: Diese Klassiker-Neuinterpretation ist der bisher beste Serienteil.

Singleplayer		85
Multiplayer
Grafik
Sound