Call of Duty: Infinite Warfare – im Test (PS4 / Xbox One)

Wer geglaubt hat, es wäre nicht möglich, noch mehr brachiale Action, Über-Waffen und Krachbumm-Kino als bisher in eine einzige Call of Duty-Kampagne zu quetschen, den belehrt Infinite Warfare eines Besseren! Serienerfinder Infinity Ward verfrachtet die diesjährige Schießbude in ein kompetent aufgezogenes, inhaltlich aber letztlich austauschbares Sci-Fi-Szenario: Eure Spielfigur Reyes ist gleichzeitig verantwortungsvoller Raumschiff-Captain und Mann fürs Grobe. Er trägt im Cockpit seines Jägers Dogfights aus, röstet Roboterhorden im Häuserkampf und versucht unter Einsatz seines Lebens, keinen Mann und keine Frau zurückzulassen. Apropos Frau: Erstaunlich viele Crew-Mitglieder und Uniformierte haben keinen Penis! Ein klarer Schritt in Richtung Gleichberechtigung – vor allem im Vergleich mit den Würstchen-Partys früherer CoD-Episoden.

Doch zurück zum gesteigerten Action-Anteil: Speziell die erste Spielhälfte ist eine adrenalingeschwängerte Aneinanderreihung rassiger Baller-Szenen mit krassem Kriegsgerät. Im ersten Level grillen wir Feindscharen mit einer absurd starken Mehrfach-Laserwumme, im zweiten Spielabschnitt in Genf wird die halbe Stadt in Schutt und Asche gelegt. Atemlos geht es weiter zur ersten Weltallschlacht an Bord des Raumjets Jackal. Wiederum nur Minuten später düsen wir im Buggy Mond-Abhänge hinunter, krachen schon nach wenigen Sekunden in ein Gebäude und kämpfen dort mit einem überdimensionierten Raketenwerfer weiter.

In puncto Wucht und Trefferwirkung haben die Entwickler ihre Hausaufgaben gemacht: Derbe Schrotflinten-Treffer lassen Roboter effektvoll zerbröseln, hochgezüchtete Maschinengewehre rattern bedrohlich – die Klangkulisse ist vielleicht nicht so ausgefeilt wie in der Battlefield-Serie, hält den Adrenalinpegel aber konstant hoch. Auch Granaten sind kraftvoller als bisher, als Elektrovariante schlagen sie Schneisen in die Linien feindlicher Roboter, in der Anti-Schwerkraft-Ausführung lassen sie Feinde wie bei einem Zielschießen in der Luft schweben. Coole neue Idee bei den Granaten: Kleine Text-Einblendungen bei den Feinden zeigen an, ob sie durch die Explosion getötet oder verwundet wurden – das liefert dem Spieler befriedigendes Feedback und weist darauf hin, welcher Feind noch gefährlich ist.