Wie schon in den letzten Wochen melde ich mich erneut zum Themenkomplex Politik, ‘Killerspiel’ und damit einhergehenden Verbotsforderungen zu Wort, diesmal allerdings schon Montags.
Eine der unzähligen Pressemitteilungen, die heute in meinen Posteingang geflattert ist, hat mich auf eine interessante Initiative aufmerksam gemacht: Gamers against Rejection heißt das Projekt, das die Initiatoren hier mit eigenen Worten vorstellen:
“Die Initiative ‘Gamers against Rejection’ vereint Computer- und Videospieler unter dem Dach einer Community, die klar Position gegen die negative Berichterstattung über Computerspiele bezieht. Wir wollen mit dieser Community der Gesellschaft aufzeigen, daß Spieler eine ganz gewöhnliche Fraktion von Menschen sind, die ein gesellschaftsfähiges Hobby in einer stetig wachsenden Gemeinschaft verbindet. Computer- und Videospiele sind Teil der aktuellen Gesellschaft, Wirtschaftsfaktor, Garant für Arbeitsplätze und eine zunehmend beliebte Freizeitbeschäftigung.”
Die “Gamers against Rejection” sind Mitglied des deutschen eSport-Bundes, um diesen damit als Dachverband der eSportler in Deutschland anzuerkennen. Mit unserem Motto “Gamers against Rejection” setzen wir ein Zeichen und positionieren uns in der Öffentlichkeit ebenfalls als organisierter Verband der DAS repräsentiert, was wir wirklich sind: Spieler aus Leidenschaft. Im Rahmen unserer Arbeit nehmen wir an öffentlichen Diskussionen zum Thema teil und berichten aktuell, hintergründig und aufklärend.
Wir begrüßen jeden, der bei diesem Projekt mit uns zusammenarbeiten möchte und danken unseren Partnern für Ihre Unterstützung. Jedes weitere Mitglied hilft uns bei unserem Vorhaben, denn wir stehen zusammen: Für unser Hobby, für vernünftigen Jugendschutz und gegen jede Form realer Gewalt!”
In eingangs erwähnter Pressemeldung bemerken Volker Dorn von Gamers against Rejection und Gerald Jörns, Medienpädagoge und Initiator des Projektes Computerspielberatung, dass mangelnde Medienkompetenz ursächlich für den Beschluss der Innenministerkonferenz sei, auf ein Herstellungs- und Vertriebsverbot sogenannter ‘Killerspiele’ hinwirken zu wollen. “Um eine neutrale Beurteilung von Computerspielen vornehmen zu können, bedarf es der dringenden Nachschulung der Medienkompetenz der Innenminister”, so Dorn. Deshalb wurde in Hannover eine Zusammenarbeit von Gamers against Rejection und der Computerspielberatung vereinbart, um der Politik das Themenfeld Computer- und Videospiele näherzubringen. Jörns gibt sich überzeugt, dass ein Praxisworkshop die “offensichtlichen Defizite” der Innenminister in Sachen Jugendschutzgesetzgebung beheben können. “Es ist eben doch eine andere Wahrnehmung, ob man selbst aktiv ein Computerspielangebot spielt oder sich nur Filme über Gewaltspitzen ansieht und meint, dann eine ausreichende Kompetenz zu besitzen”, so Jörns.
Auf der offiziellen Seite der Initiative finden sich neben zahlreichen Interviews auch Studien zum Thema sowie eine Petition. Damit will sich der Betreiber der Seite sowie die Unterzeichner gegen die häufig polemisch geführte Debatte wehren und “eine Stärkung der Medienkompetenz, die striktere Einhaltung bestehender Richtlinien sowie eine sachliche Auseinandersetzung mit dem Thema” fordern. Die gesammelten Unterschriften sollen nach Ende der Aktion verschiedenen politischen Vertretern auf Landtags- und Bundestagsebene zukommen.
Eine vergleichbare Intention verfolgt der übermorgen am 17. Juni stattfindende Parlamentarische Spieleabend im Münchner Maximilianeum, wo Abgeordnete des bayerischen Landtages eingeladen sind, Erfahrungen aus erster Hand zu sammeln. Aber dazu habe ich mich hier bereits zu Genüge ausgelassen. Weitere Online-Initiativen wie Gamer gegen Gewalt oder Gaming is not a crime zeigen darüber hinaus, dass sich Spieler untereinander organisieren und austauschen, statt schmollend zu schweigen.
Und um die Übersicht zu wahren findet Ihr all unsere Blog-Einträge zum Thema unter folgenden Links:
Spielebranche erobert Bayerischen Landtag
Nicht alle Gamer sind Amokläufer
Neues aus Absurdistan: Kommentar zu den Verbotsbestrebungen für Videospiele in der vergangenen Woche
Kommentar zur Berichterstattung nach dem Amoklauf in Winnenden
@TiuriDa hast du recht.Aber du weist ja wie das in der Politik läuft.Haben die ein Argument ist es Atombombensicher und wenn die “”anderen”” eines haben wird alles wässrig und / oder unter den Tisch geredet.Das ist doch echt sachlich und zeugt von einem geh
@Michael:Sei mal nicht so pingelig. ^^ Okay ich war mit der Aussage eigentlich zwei Tage zu früh dran, aber dass die Petition eiskalt ignoriert wird war ja schon vor dem traurigen Donnerstag klar.@Napalus:Das ist genau das was ich auch unlogisch finde, eg
@Michael: Nein, endgültig durch ist noch nix, allerdings ist der überarbeitete Entwurf nun fertig und zur Verabschiedung bereit. Witzigerweise wird jetzt auch von allen Seiten Kritik laut. Unter anderem kam im ZDF-Frühstücksfernsehen was dazu. Der Onlinee
@Ash RockfordDas ist echt schlimm.Was Ich interesant finde ist das es in der Schweiz so weit Ich weis nie solche Amokläufe gab und das obwohl gewalthaltige Games in der Schweiz nicht so stark kontrolliert wurden wie bei uns.Sehr komisch oder?
@ NapalusJep genau. Weil unsere Schweizerpolitiker Deutschland als Vorbild nimmt. Will heissen, man hat grosse Angst vor einem Amoklauf. Die Politiker wollen dies präventiv mit einem Verbot verhindern. Der Gesetzesentwurf ist so waage, das praktisch JEDES
Ist mir da etwas entgangen?””Dass die über 130.000 Mitzeichner der ePetition gegen Internetsperren das Gesetz nicht verhindern konnten”” würde heißen, das Gesetz gibt es bereits. Das wäre mir neu…???
Petition ist gezeichnet und natürlich auch per Twitter weitergetragen. 🙂 Dass die über 130.000 Mitzeichner der ePetition gegen Internetsperren das Gesetz nicht verhindern konnten darf nicht heißen dass wir uns nicht weiterhin wehren müssen – für mich sind beide Themen jedenfalls sehr wichtig.Danke für den Blogeintrag Michael, kannst uns ruhig weiter auf dem laufenden halten. ^^
@Ash RockfordIn der Schweiz auch?Seit wann den das?Schweiz war doch immer locker was das anging.Viele haben sich ja Jahre lang Uncut Games auch aus der Schweiz geholt.Verwundert mich stark.Naja.Gehe jetzt mal auf deinen Link und schaue mir das an.Beste Gr
http://www.gamerights.ch/Der Link oben ist für die Schweiz. Auch bei uns wird es immer kritischer! Und ich befürchte ehrlich gesagt schlimmes auf uns zu kommen.Wäre toll, wenn das die Maniac auch irgendwo aufführen könnte. Vielleicht sogar mal im Heft einen Beitrag bringen, oder einen Link auf der HP?
So,eben eingetragen in der Petition.Werde heute mal in unsere Elektromärkte gehen und auch in die Game Stores und versuchen noch mehr Gamer auf diese Aktion aufmerksam zu machen.JEDE STIMME ZÄHLT!!!!!
Das Totschlagargument “”Ich spiele Killerspiele, hab aber noch niemanden umgebracht”” ist zwar tatsächlich sehr mau, antwortet aber eben populistisch gegen Poulismus. Es stimt, eigentlich eine dumme, verkehrte Einstellung, nur leider scheinen die Menschen als große Menge wesentlich eher auf solche dummen Aussagen zu reagieren, als auf die Ergebnisse wissenschaftlicher Studien. Schade, aber die breite Masse ist nun mal so. Und gerade in einem Wahljahr mit ohnehin verhärteten Fronten wird nochmal besonders radikal um jedenWähler gekämpft, so dass gruppen, die in der Schusslinie stehen, eben selbst noch stärker zurückschlagen.Studien, wie die aus dem Artikel, den ich dir gestern zugemailt hab, verfolge ich schon mit Interesse, Studien, die sich gezielter mit erwachsenen Spielern beschäftigen, fehlen leider noch. Witzigerweise zeigen solche Studien eben, dass solche Spiele auf keinen Fall so wirken, wie die Verbotsbefürworter das immer wieder gerne behaupten, auch wenn es doch mehr Folgen gibt, als mancher Gamer gerne glauben möchte.Es wird wohl noch Jahre dauern, bis die Gesellschaft als ganzes unser Hobby endlich objektiv sieht, statt sich auf oft fadenscheinige Behauptungen dritter einzulassen, die näherer Betrachtung gar nicht standhalten. Eine generelle Medienerziehung wäre dabei sicher hilfreich.Ach ja, die Petition hab ich mittlerweile auch unterschrieben. Eine Seite muss ja damit anfangen, vernünftig und sachlich zu argumentieren.
@MichaelLieber zu lang als zu still.Vielen Dank für deine sehr objektiven,sachlichen und extrem informativen Artikel die ganzen letzten Tage.Ich und mein Mädel werden auf jeden Fall gleich uns mal der Petition anschliessen.Gamer,wehrt euch.Wer kämpft kann
ups… etwas lang geworden 🙂
Es wurde immer vor neuen Medien gewarnt. In den 80ern waren es die Horrorfilme, als Kind musste ich mir immer wieder anhören, wie schrecklich Comics seien und dass ich doch was vernünftiges lesen solle. In den Anfangstagen des Kinos gab es ähnliche Diskussionen (Keilhacker-Bewegung, allerdings mit etwas anderen Kritikpunkten). Und das berühmteste Beispiel sind ohnehin Goethes Leiden des jungen Werther, die angeblich viele junge Menschen in den Selbstmord getrieben haben sollen. Lesen generell wurde abgelehnt, weil dadurch der natürliche Bewegungstrieb unterdrückt wird und der Lesende nicht mehr in der freien Natur tollt (oder Counter-Strike…ähem Räuber und Gendarm spielt) Ach ja: Rockmusik/Heavy Metal ist schon seit den Zeiten von Elvis und Bill Haley verpönt, weil es leibbetonte Musik ist, die so gar nicht keusch sein will (Worum geht es wohl bei “”Rock around the Clock? Und habt Ihr mal überlegt, wofür der Begriff “”Rock’nRoll”” steht?). Alles, was die bestehende Ordnung in Frage stellt und bei den Konservativen aneckt, ist verpönt. Beate Uhse (genau die) hat mal gesagt, dass eine Frau in den 50ern als Hure galt, wenn sie sich beim Sex bewegte oder gar Lust empfand. Dass da moderne Aufklärer wie der Oswalt Kolle, Erika Berger oder besagte Frau Uhse als Verderber hingestellt wurden, ist nur nachvollziehbar. Ähnliches Phänomen: Martin Luther, Galilei, Kepler – wer ein neues Zeitalter einläutet, muss mit dem Widerstand der Älteren rechnen, die versuchen werden, ihre autoritäre Vormachtstellung zu bewahren. Immerhin ist es Tradition, dass die Älteren den Jüngeren beibringen, wie der Hase läuft. Und plötzlich kommen ein paar Zocker daher, die die bestehende Ordnung der Unterhaltung und Freizeitgestaltung in Frage stellen, weshalb die Alten bangen. Nix Neues also. Letztens habe ich sogar einen Text des römischen Philosophen Seneca gelesen, der sich doch sehr über die Kultur der Gladiatorenkämpfe gewundert hat. Und was ist mit Jesus bei den Christen? Der war auch Revoluzzer, der die Tradition in Frage gestellt haben soll. Und was hat es ihm gebracht? Soll es uns ähnlich ergehen? Man hat manchmal den Eindruck, dass z.B. Frau Pfeiffer am liebsten die Verantwortlichen bei EA, “”diese Schweinefirma””, steinigen würde, so aggressiv wie solche Menschen vorgehen… An die Zeit, als es unliebsamen Mitbürgern mit anderen kulturellen Gepflogenheiten hierzulande an den Kragen ging und Bücher brannten, mag ich gar nicht denken – leider befürchte ich, dass nicht einmal diese Überlegung zu weit geht. Menschen haben in der Regel Angst vor Unbekanntem und Neuem, deshalb begegnen sie ihm nur allzu oft mit Verbotsbestrebungen und ablehnender Aggression. Traurig, ernüchternd, aber bedauerlicherweise unvermeidlich. Die einzige Chance: Die verhärteten Fronten aufweichen, aufeinander zugehen, einander zuhören, wenn wir etwas nicht verstehen – eine respektvolle Auseinandersetzung mit den Belangen der anderen Partei. Ob das jedoch in einem Wahljahr etwas wird?Ich habe häufig den Eindruck, dass Gamer ebenso intolerant sind wie die Verbotsfraktion. Beide Seiten bekriegen sich mit denselben alten Pseudo-Argumenten, wie sie es schon immer taten. Wenn der Zocker sagt: “”Ich spiele Gewaltspiele, habe aber noch keinen umgebracht””. ist das genauso wenig Argument wie wenn die Gegenseite behauptet “”Spiele haben einen schädlichen Einfluss!”” So funktioniert das nicht. Man möge mich vom Gegenteil überzeugen, meine Worte sind nicht in Stein gemeißelt.
Puh, 2te. Petition innerhalb ner Woche! Ich werd noch en richtiger Petitoner.Aber wie heißt’s so schön: “”Ohne Tasche, keine Petition””…oder so^^’
Jo eingetragen. Wustet ihr das früher auch vor Romanen gewarnt wurde? Es könnte ja sein das die abgelenkte Mutter in fantasiewelten schwelgt und das Kind vergisst. Verrückte Welt.
@Michael: Danke für den steten Infofluss. Es ist schön zu sehen, dass wir kein uninformierter und desinteressierter Haufen von Idioten sind, für den man uns gehalten hat.Ach ja, der Scanner läuft, mail´s nachher noch raus.