Matthias kommentiert: Arcades sind der beste Ort der Welt

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Ich liebe Arcades! Die Geräuschkulisse, die Beleuchtung, die ganzen geilen Spiele, zwischen denen man sich kaum entscheiden kann, die großen Automaten, die Knarren und Lenkräder, das Gefühl der Münzen in der Hosentasche…

Weil ich – wie die meisten von Euch wohl auch – in Deutschland aufgewachsen bin, war es freilich schwierig, dieses Hobby auszuleben. Deshalb wurden die beiden jährlichen Italienurlaube mit meinen Eltern noch stärker herbeigesehnt, als es Sonne, Strand, Eis und Pizza allein vermocht hätten. Glücklicherweise war unser Campingplatz Mediterraneo (in der Nähe von Venedig) mit einer eigenen kleinen Spielhalle, aka Sala Giochi, gesegnet. Und so hat der anfangs kleine und später ein Stück größere Matthias zahllose Stunden in diesem vielleicht 50 Quadratmeter großen Etablissement mit seinen 15 bis 20 Autmaten verbracht. Metal Slug, Golden Axe, Final Fight, Pang, Street Fighter – viele Serien, die ich seit Jahrzehnten verehre, habe ich hier kennen und lieben gelernt. Noch besser war es nur Jesolo, die einige Kilometer entfernte Touristenhochburg mit ihrer endlosen Flaniermeile, der wir regelmäßig einen abendlichen Besuch abstatteten. Dort gab es gleich mehrere richtig große Arcades – mit den richtig genialen Automaten. Skifahren mit Konami, Ballern mit Namco, Rasen mit Sega. Dazwischen Shoot’em-Ups, Sidescroll-Klopper und diese geliebt-gehassten Münzschiebe-Automaten. Während die Kabinetts in meiner Campingplatz-Spielhalle mit 500-Lire-Stücken gefüttert wurden (deshalb mag ich diese Geldstücke bis heute), musste man in Jesolo in jeder Arcade sein Barvermögen in Jetons wechseln, dünne silberne Münzen mit einem charakteristischen Knick in der Mitte.

Diesen Vergnügungstempeln verdanke ich einen großen Teil meiner Leidenschaft für Games. Natürlich hatte ich Konsolen zu Hause, aber die Arcadehits sahen so viel besser aus, waren spektakuärer, hatten diese tollen Kabinetts und Eingabegeräte – und sie waren elf Monate im Jahr unerreichbar. Es sei denn, man ging (ab dem 18. Geburtstag) in die Harlekin-Spielhallen im Raum Augsburg – aber das ist eine andere Geschichte…

Auf jeden Fall steuere ich auch heute noch – im Urlaub oder auf Geschäftsreise – jede Spielhalle an, die ich erblicke: In Tokio musste meine Freundin mit mir in gefühlt 50 Taito- und Sega-Arcades, in Los Angelese zockte ich mit den (Ex-) Kollegen Michael und Tobias an wirklich schummrigen Orten. Kürzlich lernte ich in Edmonton, Kanada, eine besonders schöne Form der Spielhalle kennen: Im “Rec Room” getauften Ausgehtempel vereinen sich Restaurant, Bar, Bowling und Arcade – so ähnlich wie z.B. bei der Dave-and-Busters-Kette in den USA. Im Edmontoner Rec Room kann man gut speisen, Cocktails schlürfen, Pins abräumen und sogar Äxte auf Zielscheiben schleudern (wir sind in Kanada!) – mein Fokus galt aber vor allem den Arcade-Automaten!

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neotokyo
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neotokyo

Leider sind die Arcade’s bei uns ausgestorben !! War eine tolle aufregende Zeit damals ? da mein Vater in den 90 er mit Automaten aufstellern zu tun hatte bin ich immer in den Genuss gekommen die neuesten Arcade Maschinen zu spielen. Daher kenn ich fast jeden Automaten aus der zeit? Die besten Automaten hatte Sega dicht gefolgt von Namco! Was hab ich mich gefreut wenn es Umsetzungen dann für die Heimkonsole gab?

moshschocker
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moshschocker

Sehr geiler Artikel. Ich kenne das Gefühl und sehe das genau so. Das waren tolle Zeiten und an ganz wenigen Orten sind sie das sicher auch heute noch. Alleine, dass sich dort heute noch Leute “in echt” treffen um sich auszutauschn und gegeneinander anzutreten finde ich super. Alles ins Onlineuniversum zu verfrachten hat unter anderem auch DIES gebracht. Leute mit Headsets…Auch wenn ich gerne mal ne Runde online zocke, hat der echte Austausch eine ganz andere, viel höhere Qualität des Zusammenzockens.

Vreen
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Vreen

“typisch deutsch eben. während in den usa (und vermutlich dem rest der welt) die kinder freien zugang zu den geräten hatten, wurden tv-automatenspiele in der damaligen brd ab 1985 aus jugendschutzgründen in “ab-18-spielhallen” zusammengepfercht”

und man sieht ja, wohin es geführt hat 😉

Maverick
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Maverick

Spanienurlaub ja dass kenne ich auch^^
Früher wo Sommerferien waren, war ich immer der Halle und hab Mortal Kombat 2 gespielt.
Da beste war keinen der angestellten dort hats interessiert.

SonicFanNerd
Moderator
SonicFanNerd

An Arcade-Hallen erinnere ich mich hier (Ruhrpott) gar nicht.
Mal ne olle “Spielhalle”, wo halt die üblichen “Slot-Machines” aneinandergereiht stehen und Leute ihr Geld dran verdaddeln oder ne Pommesbude mit so ner Slot Machine … ja das gabs hier im Pott.
Die von Maverick angesprochene Arcade-Bude im Centro ist auch an mir vorbei gegangen …

“Richtige” Arcade-Machines kenn ich eher aus dem Spanienurlaub meiner Kindheit. 🙂
Irgendwo stand so ein Ding mit “Kung Fu” (gab es auch für das NES) rum und der Urlaubsfreund und ich haben jeden Nachmittag nach dem Strand an dem Ding unser “Tagesgeld” verzockt. ?

Ansonsten erinnere ich mich noch an einen (ich glaube) “Time Crisis” Automaten auf ner Fähre, die nach England übergesetzt hat.

Und irgendwo saß ich mal in nem Ridge-Racer-Arcade. War schon cool. 🙂

Ach und irgendwo hab ich mal ne Zeit lang an nem Flipper mein Taschengeld gelassen. Aber da war ich 6 oder so. Keinen Plan mehr wo das war.

BlackHGT
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BlackHGT

Leider sind auch in der Schweiz alle Arcade hallen verschwunden. Zumindest habe ich keine Gefunden, im Internet.
Nächste Wochen gehts an den Gardasee. Hoffe es hat etwas in der Nähe. 😉

ManicMoe
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ManicMoe

@Matthias: sehr schöner Beitrag, das erinnert mich an meine Italien- und speziell die Gardasee-Urlaube! Was hab ich Zeit und Geld versenkt in die dortigen Arcades. Die zahlreichen Light Gun Shooter wie Segas Haus der XXX Serie oder auch Point Blank (da hab ich gerne die High scores besetzt). Sega Rally, Daytona USA und Ridge Racer, so mancher Shooter – und die kongenialen Fighter wie Street Fighter oder Mortal Kombat. Ich weiß noch wie heute als ich – angeheizt durch die Berichterstattung der nahenden Umsetzung für das SMD das Spiel als eines der wenigen ewig früh vorbestellt habe und dann im Sommerurlaub vor Release den Original Automaten bis zum Umfallen belagert habe.

Good times…

genpei tomate
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genpei tomate

@Max
Gerne doch! 🙂
Vegas Town vermisse ich heute noch: Galaxy Forces Hydraulik gehört zu den Großtaten Segas, das herum-geschleudert-werden war trotzdem nicht Magen-freundlich! 😛
Die Beste Arcade-Hölle habe ich mittlerweile zu Hause! 😉

Maverick
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Maverick

Lange war sie nicht im centro oder ? Erinnere mich da nicht mehr dran.
Fand ich früher immer sehr nice vorm Kinofilm noch ein paar runden Daytona oder Tekken daddeln.

FirePhoenix
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FirePhoenix

Gibt es irgendwo in NRW überhaupt noch große Arcades ?
Die in Oberhausen beim Centro war geil, wurde aber geschlossen um die 20. Bar zu eröffnen. OMG

Maverick
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Maverick

In Oberhausen im centro gabs mal eine sehr gute spielhalle u.a. mit Daytona USA etc, das war wirklich Hammer. Ansonsten weiß ich nicht mehr wo es überhaupt noch richtige Spielhallen heutzutage gibt.

Max Snake
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Max Snake

Der Vegas Town in Hamburg werde ich vermisse. Man konnte Silent Scope 1 u. 2 spielen, G.H.O.S.T. Squad, Police 911, Daytona USA auf 4 Spieler,
Harley-Davidson & L.A. Riders und endlich After Burner Climax.

In Karlsruhe gibt es den RetroGames. Von Pong, Metal Slug, Out Runners bis zum Flipper.

Das Arcade nicht mehr stark im Rampenlicht, aber noch ne Wirkung hat.

@genpei-tomate Es war cool bei dir Arcade wie Moonwalkers oder Red Earth zu zocken.

Dietfried
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Dietfried

typisch deutsch eben. während in den usa (und vermutlich dem rest der welt) die kinder freien zugang zu den geräten hatten, wurden tv-automatenspiele in der damaligen brd ab 1985 aus jugendschutzgründen in “ab-18-spielhallen” zusammengepfercht. grund: man sah (ohne jegliche objektive wissenschaftliche untermauerung) einen negativen einfluss auf die kids. so wurde ataris “battlezone” als “kriegsverherrlichend” und “gewaltprovozierend” eingestuft (übrigens ebenso wie die atari-vcs-version von “river raid”, die gar auf dem index landete!). da spielte es für unsere regierung auch keinerlei rolle, dass ein “donkey kong”, “pac-man” oder “crystal castles” existierte – hauptsache, man hatte aufgrund unserer nie endenden geschichtlichen schuld wieder “das richtige” getan und konnte sich auf die schulter klopfen. nebenbei wurde ungefähr zur gleichen zeit sogar das videospiel-probespielen in kaufhäusern wie z.b. bei horten in münster komplett verboten. begründung: man sah dort eine untolerierbare spielhallen-ähnliche atmosphäre, die kindern schadet. armes deutschland…

Rudi Ratlos
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Rudi Ratlos

Der Getränkehandel bei uns (halb Trinkhalle, halb normaler Getränkehandel) hatte früher (Anfang der 90er) irgendein 2D-Shoot ’em up als Automaten und hat sich wenig um den Jugendschutz gescherrt. Da ist einiges vom Taschengeld in das Teil gewandert, leider weiß ich nicht mehr, wie das Ding hieß.
Aufgrund der nervigen Jugendschutzregelung konnte man den ein oder anderen Automaten ja höchstens in zwielichtigen Kneipen durch eine offene Tür erspähen, so richtig cool wurde es dann, als das US-Play bei der neuen Messe in Leipzig aufgemacht hat. Initial hatten die einen riesigen Arcade-Park mit so Krachern wie dem Sega Ferrari (mit 3 Screens!), Scud Race, Sega Rally 2, etc.
Inzwischen läuft das unter einem neuen Betreiber und die meisten Automaten sind leider weg :/
Dafür konnte ich in den letzten Jahren zweimal in Japan in die Arcades schnuppern (drittes Mal incoming) und mein lieber Scholli, ist das geil <3
Wie von Matthias schon richtig geschrieben: Die aktuellen Konsolen feuern ein größeres Grafikfeuerwerk ab, aber wenn man mal in einer Lightgun-Rumble-Kabine oder einem Flugzeug-Hydraulik-Automaten gesessen hat, fallen einem niedrige Polygonenanzahl und verwaschenere Texturen nicht wirklich auf.
Sehr geil auch die kleine Arcade über dem Super Potatoe, in der man vorrangig 2D-Automaten der 90er findet. Ein Traum für Sprite-Liebhaber (und ein Alptraum für Asthmatiker, was da gequalmt wird…)

Ramipril
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Ramipril

Ist echt traurig, dass man sich in Deutschland immer so quer gestellt hat bei Videospiele und dass so nie eine Arcade-Halle Kultur möglich war.

Giantenemycrab
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Giantenemycrab

@spriggan
Hey cool! Bin auch aus Basel! Bin auch durchaus gerne in den dortigen Arcades unterwegs gewesen…echt schade das es die (und auch ein richtiger Spieleshop) nicht mehr gibt…

MontyRunner
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MontyRunner

Arcade Hallen kenne ich nicht. Bei uns gab es nur vereinzelte Automaten in Kneipen, Kegelbahnen (Moon Patrol) und in der Badeanstalt (Paperboy und ein Tisch für Multiplayer Leichtathletik).
Aber Genpei hat mich mal nach Oldenburg zum Arcade Nachmittag im CM gelotst; geile Sache! Seitdem bin ich Windjammers Fan 🙂

Dietfried
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Dietfried

@matthias: super kommentar, dem ist nichts hinzuzufügen. ich frage mich nur, wie groß dein enthusiasmus wohl gewesen wäre, wenn du das goldene zeitalter der arcades (1978 bis ca. 1985) direkt hättest miterleben können. der wow-effekt wäre garantiert noch um einiges größer ausgefallen, und die kindliche/jugendliche begeisterung für “battlezone”, “star wars”, “dragon’s lair”, “firefox”, “indiana jones” und co. wäre ins grenzenlose übergeschwappt. aber für sein alter kann man ja bekanntlich nichts… 😉 insert coin forever!!!

Spriggan
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Spriggan

Bei uns gab es in den 90ern in Basel doch 2, 3 Arcade-Hallen.. Leider sind alle ohne Ausnahme verschwunden 🙁
Wenn ich mal wieder in Tokyo bin werde ich sicher auch die eine oder andere Halle aufsuchen..

Ziep
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Ziep

Als Kind war ich süchtig, jetzt immerhin noch fasziniert. Aber eigentlich auch entwöhnt, mangels Gelegenheiten. Es gibt überall nur noch diese Geldgeier Slotmachines. Manche Automaten würde ich auch heute noch gerne mal spielen.
Ich konnte damals schon mal nen kompletten Abend Virtua Striker mit 50 Cent verbringen, weil der verbissene Typ mich nicht wegbekommen hat und immer wieder Geld gewechselt hat ?

genpei tomate
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genpei tomate

Ach Matthias…schwelg…
Ich habe Jahre-lang mit meinem Papa in Italien “Sala Giochi” verwaltet, von daher war der Schock schon groß, nach dem Umzug in den Norden, fest zu stellen, wie man hier bevormundet wurde…
Und die “Sozialisation” in solchen ähmm…Kaschemmen hat immer einen Einfluss auf meinen Kauf-Verhalten für zu Hause ausgeübt.
80% meiner angesammleten Games sind Arcade Umsetzungen!

Die Gaming-Landschaft hat sich aber stark verändert und meine geliebten Arcades leben heute bei mir zu Hause, entweder als Jamma Platinen weiter, oder als unzähligen Adaptionen für Systeme aus der “goldenen Zeit” ( PcE, MD, Snes).
Ich bin regelmäßig in Oldenburg an der Weser unterwegs, speziell der “Arcade Nachmittag” im dortigen Computer Museum macht den Unterschied deutlich, zwischen “Arcade Flair” und der heutigen Couch-Daddelei…
Schade um das neue Cruisin, das ich noch nicht ausprobieren durfte:
Deiner Einschätzung nach brauche ich mir keine Switch Umsetzung mehr wünschen! 🙁