Spiel: | Splinter Cell: Blacklist |
Publisher: | Ubisoft |
Developer: | Ubisoft |
Genre: | Action-Adventure |
Getestet für: | PS3 |
Erhältlich für: | PS3 |
USK: | 18 |
Erschienen in: | 9 / 2013 |
Der Name Sam Fisher steht seit seinem Xbox-Debüt im Jahr 2002 für Premium-Schleichspaß. Pandora Tomorrow und Chaos Theory konnten das Niveau des Erstlings halten und zählten technisch wie spielerisch zur Crème de la Crème der Xbox-Spiele. Doch obwohl auch die beiden letzten Episoden Double Agent und Conviction bei uns Wertungen im hohen 80er- bzw. niedrigen 90er-Bereich einfuhren, hat der gute Ruf des Geheimagenten jüngst gelitten. Wir haben zumindest aktuell nicht das Gefühl, als würde die Zockergemeinde allzu gierig den Blacklist-Einsatz herbeisehnen.
Schuld hat vermutlich Splinter Cell Conviction, wenngleich es eines der Lieblings-Xbox-360-Spiele des Autors dieses Texts ist es verschob sich mehrfach, kam warum auch immer nur für die Xbox 360 und war manchem Serienfan zu actionlastig. Was also unternimmt Ubisoft, um den grauhaarigen Stealth-Krieger wieder in die erste Garde der Videospielhelden zu befördern?
Sie denken sich eine zirka achtstündige Geschichte aus, in dem eine Terrororganisation (die Engineers samt ihrem skrupellosen Anführer Sadiq) das Wohl der freien Welt (USA) bedrohen. Leider könnte die Räuberpistole auch aus Activisions Call of Duty-Terrormärchen-Generator stammen. Euch erwartet eine aus Storysicht uninteressante Weltreise, leidlich getragen von den Dialogen der Paladin-Crew, Fishers neuer fliegender Super-Anti-Terror-Kommandozentrale. Freut Euch auf Agenten-Kauderwelsch mit tausendmal gehörten Sätzen à la Die NSA hat den Daten-Uplink im Bunker der Präsidentin gehackt über Die Engineers halten die Botschaft in XYZ-Land besetzt bis hin zu Warum hast du mich gerettet du hättest stattdessen an das Missionsziel denken müssen. Gähn.
Jetzt wird sich mancher Leser denken: Na und? Die Geschichten der Serie waren immer schon platt! Richtig sagen wir. Allerdings ist diesmal Fishers Ich bin ein harter Hund-Attitüde besonders unerträglich und das Szenario wegen der Parallelen zu Call of Duty, Medal of Honor der Ghost Recon noch ausgelutschter.
In spielerischer Hinsicht orientiert sich Blacklist stark am direkten Vorgänger zum Glück. Denn damit kehren sowohl die knackige Steuerung, die vielen sinnvollen Gimmicks als auch zwei besonders gelungene Stealth-Features zurück: Wird Sam erspäht, vielleicht sogar beim Töten erwischt, markiert ein geisterhaftes 3D-Abbild den Ort, an dem er zuletzt gesichtet wurde. Die anrückenden Einheiten werden sich diesen Ort vorknöpfen was Euch die nötige Zeit zum Verstecken gibt oder aber optimal ist für die Planung des nächsten Meuchelmords. Das andere pfiffige Werkzeug ist die Mark & Execute-Option: Habt Ihr ein paar Feinde leise ausgeschaltet, dürft Ihr bis zu drei Wachen mit einer roten Markierung versehen. Auf Knopfdruck pustet Sam dann den markierten Gegnern das Licht aus sofern sie in Reichweite seiner schallgedämpften Pistole sind.
Stichwort Waffen: Mehr denn je ist die Ausrüstung, mit der Ihr Sam in den Einsatz schickt, Eure Entscheidung. Mit in den Missionen erspielten Dollars kauft Ihr neue Pistolen, MGs, Flinten oder Snipergewehre, verbessert das Sonar-Visier, polstert die Rüstung aus oder leistet Euch gefühlte 500 weitere Upgrades Eure Käufe haben massiven Einfluss auf Sams Genauigkeit, Panzerung und Leisetreter-Können. Zusätzlich nutzt Ihr die Kohle, um Euer Luftschiff Paladin zu pimpen: Wer z.B. die Krankenstation ausbaut, regeniert im Kampf schneller wer die Unterbringung des Dauergastes Kobin angenehmer gestaltet, bekommt auf dem Schwarzmarkt Zugang zu neuen Totmachern.
Allen Knarren, Panzerungen und gelegentlichen Renne zum Ausschleusepunkt, während das Haus explodiert-Szenen zum Trotz ist Blacklist ein waschechtes Schleichspiel. Sams bester Freund ist die Dunkelheit er huscht von einem Schatten zum anderen, verharrt teils minutenlang hinter Deckungen, studiert die Laufwege von Patrouillen, kriecht in Lüftungsschächte und Zwischenböden, umgeht Minen, hangelt an Dachrinnen und Geländern und duckt sich unter Laserbarrieren. Eure Widersacher nervt Ihr mit EMPs, Rauchgranaten und Schlafgas oder piesackt sie mit Stromstößen, explodierenden Kameras und Geräuscherzeugern. Die Vielfalt der Möglichkeiten ist groß, kein Wunder, dass Ihr eine Weile braucht, um die vielen Tastenkommandos zu verinnerlichen.
Eine Generalüberholung erhielt die Schatten-Anzeige: Wurde im Vorgänger das Bild schwarz-weiß, signalisiert jetzt nur eine kleine Leuchte auf Sams Rücken Beinahe-Unsichtbarkeit. Auch die Mechanik des Unter-Türen-Hindurchblickens wurde überarbeitet und fühlt sich nun unbequemer an.
Sams Welttournee führt ihn über Libyen, Irak und Mexiko in eine brennende Raffinerie, eine ehemalige Botschaft und ein Wasserwerk, in dem die Blacklist Boys Pest-Bakterien ans Volk verteilen wollen. Ihr besorgt Daten, speist Viren ein, befreit Geiseln oder schaltet die Hintermänner der Engineers aus im Westen und Osten also nichts Neues.
Abseits der Pflicht-Storymissionen warten 13 Nebeneinsätze, die Euch Eure Crew-Mitglieder zuschanzen: Sie sind über das zentrale Interface des Paladin verfügbar und zumeist auch solo spielbar. Großartig sind die Nebenschauplätze aber im Koop-Modus, den Ihr mit einem Online-Kumpel oder via Splitscreen angeht. Beim gemeinsamen Schleichen und Töten sind Eure Optionen zahlreicher und Eure Aktionen effektiver: Sprecht Euch ab, wer die linke und wer die rechte Wache ausknipst, lockt Feinde in Fallen, erklimmt sonst unerreichbare Stellen oder erledigt dank Doppel-Mark & Execute auch Feinde, die einen Helm tragen.
All diese Missionen spielen an frischen Einsatzorten, die optische Abwechslung garantieren und den Schwerpunkt stets anders setzen: Mal müssen wir Wellen von Wachmannschaften ausheben, mal unentdeckt einen Stützpunkt durchschleichen.
Nachdem in Conviction nur eine zusätzliche (aber spaßige) Koop-Kampagne mit den Aushilfs-Agenten Archer und Kestrel angeboten wurde, feiert in Blacklist der beliebte Spione gegen Söldner-Modus aus Pandora Tomorrow und Chaos Theory sein Comeback und zwar in zwei Varianten.
In der Classic-Version treten zwei Schleichmeister gegen zwei gut bewaffnete Soldaten an. Letztere müssen einen verwinkelten und mit Klettergelegenheiten ausgestatteten Ort bewachen, während die Spione diesen infiltrieren sollen. Das ergibt ein oft bedächtiges, aber meist herrliches Katz- und Maus-Spiel mit coolen Stealth-Kills und spannenden Sekunden, bevor ein Hacker-Angriff erfolgreich verläuft. Die neue Blacklist-Spielart von Spione gegen Söldner bläst das Spielkonzept auf Vier-gegen-Vier-Matches auf: Das steigert den Actiongehalt der Auseinandersetzungen beträchtlich, dennoch gelingen immer noch viele Messerkills und Tod von oben-Attacken von Rohren oder Geländern. Wer glaubt, dass die gepanzerten Söldner kurzen Prozess mit den Spionen machen, der irrt. Natürlich bringen Kills, Siege und gutes Spielen am Ende einer Runde einen Punktebonus Ihr steigt Ränge auf und schaltet neue Anzüge und Gimmicks frei. Spione tarnen sich oder sehen Feinde durch Wände, Söldner setzen u.a. Anti-Tech-Drohnen ein. Ach ja: Den Söldner-Part spielt Ihr übrigens aus der Ego-Sicht. Wer keine Lust auf das Verteidigen oder Erobern von Hacker-Plätzen hat, darf übrigens auch ein schlichtes Team Deathmatch wagen.
Matthias Schmid meint: Dass Blacklist grafisch hinter Ghost Recon: Future Soldier zurückfällt, wundert mich Sams sechster Einsatz sieht ordentlich aus, begeistert optisch aber nie richtig. Über die Qualität der Geschichte habe ich mich bereits ausgelassen, ein weiteres kleines Ärgernis sind die vielen behelmten Wachen, die das tolle Mark & Execute-Feature an etlichen Stellen nutzlos machen. Das Leveldesign hingegen rangiert zwischen gut und großartig manche Locations strotzen nur so vor Optionen, die zum Klettern, Kriechen und Meucheln einladen. Neben der gelungenen deutschen Synchro überzeugt auch der Umfang: Zwar ist die Kampagne schon nach acht Stunden rum, dafür locken höhere Schwierigkeitsstufen und spannende Mehrspieler-Modi. Gerade im Koop-Part zeigt Sam, dass ein The Last of Us nicht die Krone der Schleichspiele ist.
- keine Schnitte in der deutschen Fassung
- Konzept-Artworks freischaltbar
- Sam klettert wie ein Affe auf Speed
- auch in zwei verschiedenen Limited Editions für 80 bzw. 100 Euro erhältlich
Gutes Schleichspiel mit käsiger Terror-Story, das spielerisch nicht ganz mit dem Vorgänger mithalten kann. Genial ist diesmal nur der Koop-Modus.
Singleplayer | ![]() | 83 |
Multiplayer | ![]() | |
Grafik | ![]() | |
Sound | ![]() |