Der Film und Fernseh Thread

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  • #1790960
    ChrisKongChrisKong
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    Das Finale von Rings of Power Season 2

    Wenn ich aus einem grossen Pool an Wörtern nur eines herauspicken dürfte, um das Finale der zweiten Staffel zu beschreiben, dann wäre das vermutlich unbefriedigend. Auf den ersten Blick mag das nicht viel aussagen, jedoch steckt in diesem Wort sogar schon ziemlich viel drin. Würde mir die Staffel grundsätzlich missfallen, wäre die Anspruchshaltung ja eher gering und somit wäre der Terminus erwartbar sogar passender. Aber so war es ja eben nicht. Die zweite Staffel fand ich gesamthaft besser als Staffel eins und zwar in vielen Punkten. Figuren agieren nicht nur toxisch (Galadriel), sondern kriegen deutlich mehr Facetten (Adar). Gefühlt geht es auch um mehr, ohne dass dabei der Grad an Intimität heruntergesetzt würde. Das ist gut am Beispiel Celebrimbor und Annatar/Sauron zu sehen. Hier treffen sehr gutes Schauspiel auf gutes Writing und noch tollere Ausstattung. Weiter haben wir an der Elbenfront Elrond, der der eigentliche Hauptcharakter der Show sein sollte. Da hat man beim Cast auch alles richtig gemacht. Bei Galadriel mäandert man leider immer etwas ziellos umher. Morrfyd Clarke hat die richtige Physis für die Kampfszenen, aber diese dauernde Verbissenheit in ihrem Gesichtsausdruck ist irgendwie ermüdend. Ihr Charakter entwickelt sich weiter, aber mir ist das immer noch etwas zu wenig.
    Schwierig wird es, wenn wir in andere Regionen abtauchen. Der ganze Gandalf-Storystrang gibt mir genau gar nichts. Und dabei hat man einen wirklich tollen Darsteller gefunden. Aber allein wer diese infantilen Dialoge da wieder geschrieben hat in der Auseinandersetzung mit dem dunklen Zauberer – also wer ausser Saruman soll das jetzt noch sein? – es schmerzt. Die Haarfüsser verkommen zu Moralisten, die dem Zuschauer ihre Ideologie einreiben möchten. Aber das auf eine so plumpe Art, ich fands peinlich. Mit den Charakteren hatte ich da sonst nie ein Problem, ich fand die Gruppe auf Wanderschaft sogar interessant, da man einen guten Querschnitt durch Mittelerde erhielt. Aber diese Rhun-Storyline mit diesen depperten Maskensöldnern, die nur unfähig waren, B-Movie-Saruman, nein, man hätte das eine komplette Staffel ruhen lassen können und die Screentime für anderes gewinnbringender einsetzen können.
    Und das ist genau das Kernproblem, das die letzte Episode nochmals zusammenfasst. Von Allem ein Bisschen und nichts so richtig. Und genau darum kann man mit der letzten Folge einfach nicht zufrieden sein. Das hatte sich leider in der vorletzten schon abgezeichnet. Ich meine das Intermezzo in Khaza-Dum. Also da hätte mehr kommen müssen. Das wäre die Handlung für eine ganze Episode gewesen. Die Ereignisse in Eregion überschlagen sich ebenfalls. Der Verrat an Adar und schon ist es vorbei und eine der besten Figuren der Show verlässt sie. Dafür muss ich Szenen mit Isildur ertragen, die im Grunde absolut belanglos sind und nirgendwo hinführen. Hauptsache man beschäftigt den Schauspieler. Der hat leider das Charisma von Kai Pflaume, der 300 Jahre im Weichspüler gelegen hat, um als Zombie wiederzukehren. Die Anlagen sind da, um eine interessante Geschichte zu erzählen, aber das passiert nicht. Somit hätte man auch den Handlungsstrang skippen können und man hätte absolut gar nichts vermisst. Ja, die Menschen sind wirklich kein Highlight in Mittelerde. Das gilt leider auch für die in Numenor. Anstatt aus dem Thema der Hybris etwas zu basteln, hat man auch da wieder das Gefühl, ein Zwölfjähriger hätte sich GoT angeschaut und danach seine Mittelerde-Version davon gemacht. Die Darsteller sind überfordert und bei Elendil, der Sympathien und Assoziationen mit Bron aus GoT weckt, verharrt man irgendwie im dramaturgischen Nirvana. Ich glaube mit mehr Fokus auf Numenor, hätte das vermieden werden können. Aber die Ereignisse wirken wie schlecht gescripted und mies gepaced. Das liegt aber eher an dieser fragmentarischen Erzählung. Ich habe oft das Gefühl, dass da immer was fehlt, was uns an diesen und jenen Punkt hat bringen sollen. Ohne die Rhun- und Isil-Waschlappen Geschichte, hätte man dafür genug Platz gehabt. Aber fragt mich nicht nach der Verteilung, denn ginge es nach mir, hätten mir Eregion und Khazad-Dum gereicht als Schauplätze.
    Aus Arondir macht man den klassischen Joker, der zu Hilfe eilt, wenn die Not am grössten ist. Leider muss man auch da sagen, er wird einfach darauf reduziert. Was irgendwie an mir vorbeigegangen ist, ich meinte echt, es hätte ihn in der Folge davor erwischt und er hätte die grosse Schlacht nicht überlebt. Aber so quickfidel, wie er da wieder rumgeturnt ist, hatte ich da jemanden anderen als ihn abgespeichert oder es anders wahrgenommen. Vielleicht nochmals in die betreffende Szene in der Folge davor zappen.
    Die letzte Folge hat auch keinen knapp bemessenen Anteil an pathetischen Szenen, die wirklich im Grunde nur von der Musik leben. Wenn am Ende zum Kampf gerufen wird, wirkt es aber irgendwie leider eher Fanfilm-artig inszeniert. Die Zwerge waren leider auch verschwendet und als Zuschauer ist mir absolut unklar, worin der Effekt der Zwerge nun genau bestand. Es werden ein paar Speere oder Pfeile abgeschossen, ein Ork meldet Verluste, thats it. Ich fand das ehrlich gesagt eher billig und war im Vergleich zur Folge davor absolut enttäuscht. Das hatte nichts von einem Eingreifen in letzter Sekunde und war dramaturgisch verschenkt.
    Das mit dem Dunkelzauberer hat am Ende auch zu mehr Konfusion geführt. Was genau soll man jetzt da mitnehmen? Und Tom Bombadil, wirkt leider auch nur wie ein Stichwortgeber und Filler. Für die Gandalf-Story müssen andere Autoren her, denn wie gesagt, der Darsteller macht das mMn richtig gut.
    Warum die Folge gleich ein guter Recap ist? Nun, was in der Folge funktioniert, ist das, was es auch im Rest der Show tat und umgekehrt, was nicht funktionierte, wurde in der letzten Episode ebenfalls rekapituliert. Dass man das Finale auf zu viele Handlungsstränge verteilte, war ein kapitaler Fehler unter dem die Zwerge am meisten zu leiden hatten. Schade.
    In Numenor passiert irgendwie nichts, das hätte man wirklich in der nächsten Staffel besser abgehandelt. Oder aber man macht es wie das grosse Vorbild und baut ein paar mehr Folgen ein, nur so als Gedanke. Einige Sachen waren einfach zu gehetzt und es war eine zu Stakkato-artige Entwicklung hin zu den Entscheidungen der Protagonisten. Und da unterscheidet sich die Serie halt am meisten von seinen Vorbildern. Während mir andere Serien eben zeigen, welche diabolischen Strategien die Antagonisten anwenden und sowas wie eine Motivation präsentieren, bleibt das irgendwie allein Sauron vorbehalten, also abzüglich Motivation. So ganz erschliesst sich mir die immer noch nicht. Aber Charlie Vickers kann das auch gut überspielen, weil er eben Ausstrahlung besitzt. Und immerhin zeigt man uns seine Strategie. Pharazon hingegen bürstet seine Augenbrauen auf böse und das wars dann auch schon.
    Pluspunkte gibt es definitiv noch für den Unterhaltungsfaktor, die Serie war zu keinem Zeitpunkt langweilig. Die Musik immer mindestens gut, wenn nicht gar grandios. Die Ausstattung ebenfalls. Die meisten Darsteller passen sehr gut, einige sind einfach blass. Isildur, Miriel, Pharazon, der dunkle Zauberer, sie sind die Augsburger Puppenkiste der Show, ohne die Hände darin. Rumhampeln alleine genügt nicht.
    Ich stehe einer weiteren Staffel sehr optimistisch gegenüber, denn die Macher haben gezeigt, dass sie sich verbessern können. Diese wird sicher auch produziert werden. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass aufgrund des Finales, viele auch ernüchtert sein könnten und die Zuschauerzahlen weiter sinken werden. Und ob Amazon sich dann noch zwei weitere Male den Spass soviel kosten lassen wird, wird sich zeigen. Denn eines ist klar, die Serie muss vor allem bei Zuschauern punkten, denen die sklavische Anbindung an Tolkiens Werk egal ist. Alle, denen das wichtig ist, die werden vermutlich schon bald Schreikrämpfe kriegen.

    Gesamtfazit: Deutliche Steigerung, Schauwerte satt, gut aufgelegte Darsteller, man kann sich über Vieles freuen. Nur ein Feinschmecker Gericht, das in die Tiefe geht, sollte man wirklich nicht erwarten.

    #1790963
    captain carotcaptain carot
    Teilnehmer

    Der dunkle Zauberer ist Ciaran Hinds. Ich behaupte mal, dass das kein Talentproblem ist aber der ganze Part bleibt zu klischeehaft.
    Das gleiche gilt bei Pharazon und Sohn (pun intended) wobei die Talentfrage da vielleicht nicht die gleiche ist.

    P.S.: Arondir wurde eigentlich in der Folge davor verwundet. Warum er danach fit wie ein Turnschuh ist, keine Ahnung.

    #1790967
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Keine Angst, ich habe Hinds schon erkannt. In GoT und Rome hatte er gute Parts. Hier wirkt er wie ein Faschingszauberer. Ich finde das Design, was du bei Gil-Galad kritisierst, hier ebenfalls irgendwie billig. Wird sich noch zeigen, ob das jetzt Saruman sein soll oder nicht.

    Ich hatte wie gesagt öfter den Eindruck, dass die Macher selber nicht genau auf dem Stand waren, wie das mit Arondir. Aber auch in Numenor ging das hüsch und hott und von Khazad-Dum ganz zu schweigen.

    Die Entscheidung, die Show mit diesem Riesenbudget in relativ unerfahrene Hände zu legen, kann ich nicht nachvollziehen. Es gibt nicht wenige gute Showrunner, die gezeigt haben, dass sie sowas handeln können.

    Das mit dem Alter der Elben kann nicht wirklich fassbar gemacht werden für den Zuschauer, ebensowenig eine Handlung, die sich dann über Jahrhunderte erstreckt. Wenn das in unserer Welt passiert, wie z.B. in Highlander, dann sind die Epochen klar voneinander abgegrenzt. Man erkennt immer, dass man nun in einer anderen Zeit ist und kriegt ein Gefühl für die Erfahrung eines Unsterblichen. Wenn in Mittelerde 1000 Jahre durch sind, erkenn ich das woran? Und darum funktioniert das Storytelling auf visueller Ebene eben nicht nicht diesen Zeitsprüngen, die nicht veranschaulicht werden.

    In der Fantasie ist vieles von dem, was zwischen zwei Buchdeckeln passiert letztlich besser aufgehoben. Von daher sind die Anpassungen durchaus nötig, um die dramaturgische Fallhöhe beizubehalten. Aktuell fällt mir grad Dune ein. Im zweiten Teil vergehen im Grunde Jahre, aber es wirkt wie wenige Wochen, maximal Monate, die von Beginn bis Ende andauern.

    Ich muss mal in Foundation reinschauen und wie das dort gelöst ist. Aktuell scheint es um die Apple TV Serie sehr schlecht bestellt zu sein, die Rede ist von massivem Sparkurs. Obs da dann acht Staffeln werden, glaube ich eher nicht.

    #1790972
    captain carotcaptain carot
    Teilnehmer

    Ich finde, Herr der Ringe hat das mit den Elben damals ziemlich solide gelöst. Klar ist das nicht perfekt umsetzbar, aber es hätte IMO völlig gereicht, hier auf Kontinuität zu setzen.

    An so vielen Stellen achtet man auf visuelle Kontinuität, dann sollte man es da auch machen.

    Ich erwarte keine werktreue Umsetzung. Das war PJs erste Trilogie ja schon nicht und der Hobbit noch sehr viel weniger. Mich stört auch überhaupt nicht, dass man sich mal vom rein weißen Cast verabschiedet hat.
    Ok, ich finde dunkelhäutige Zwerge halt unlogisch. Wozu der Sonnenschutz Untertage? Ich finde Disa gut besetzt, das nur am Rande.

    Aber gut, andere Serie, dritte Staffel:
    The Legend of Vox Machina

    Es geht genau da weiter, wo man aufgehört hat, ohne Leerlauf, mit gutem Erzähltempo und natürlich bleibt es zwischenmenschlich auch immer noch kompliziert. Kurzum, bisher macht es den Eindruck als ob die Serie ihr Niveau weiter hält.

    #1791500
    mirayongmirayong
    Teilnehmer

    Als großer Fan von „Der Herr der Ringe“ gelingt es dieser Serie zwar optisch sehr hübsch, die Magie des Universums nicht wiederzugeben. Zum ersten Mal fühlte ich mich gelangweilt, als ich mir eine „Herr der Ringe“-Saga ansah

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