Lose oder OVP?
Wer nicht nur kurz antesten, sondern langfristig spielen und Verpackungen im Regal behalten möchte, den interessieren Re-Release, Budget-Version und Compilation nicht, auch weil deren Ausstattung abgespeckt ist, schöne Komponenten der Urversion weggelassen oder vereinfacht wurden. Aufmachung von Spiel, Schachtel und Inhalt fließen in den Wert eines Sega- oder Nintendo-Oldies ein: Neben der technisch saubersten (oft die Urversion) ist die ”schönste” Fassung beliebt und begehrt. Das ”Premium Package” von ”Metal Gear Solid”, das als eine der ersten Limited Editions der PlayStation-Welt 1998 mit T-Shirt, Artbook und Hundemarke erscheint, kostet ein Vielfaches des normalen Spiels – logisch. Das teuerste ”Shadow of the Colossus” ist nicht die praktische und HD-gepimpte PS3-Kombi mit ”Ico” (gebraucht 20 Euro), sondern das alte PS2-Original im Schuber – rund 40 Euro.
Massiv beeinflussen Vollständigkeit und Zustand den Preis jedes Oldies. Game-Gourmets und Sammler achten auf mindestens drei Komponenten – Datenträger, Packung, Manual (während sparsame Zocker auf zwei davon verzichten) – und informieren sich, was dem Spiel ab Werk sonst noch beiliegt, bevor sie ein Gebrauchtschnäppchen machen: Poster, Landkarte oder – dank Capcom – auch mal ein Bikini! Steckt die ”Pocket Monster”-Figur in der NES-Packung? Ist bei ”Killer Instinct” die Musik-CD dabei? Der Preis sinkt, wenn die ”Sniff”-Felder im ”Earthbound”-Booklet zerkratzt, nicht mehr unangetastet sind. Auch das reguläre Drumherum ist nicht zu unterschätzen: Nur intakte Box oder nur Anleitungsheftchen vieler NES- und SNES-Titel sind längst seltener und damit teurer als das eigentliche Spiel geworden.
Einige Oldies kosten nicht deshalb (zu) viel, weil sie unvergesslich gut, sondern weil sie so obskur und rar sind: Die Seltenheit eines Spiels (oder einer bestimmten Fassung) führt zu teils grotesker Preisentwicklung, beispielsweise im Fall des ”Daze Before Christmas”-Jump’n’Runs, das der MAN!AC-Test vor gut 20 Jahren mit einer 30er-Wertung abwatscht – und für das Sammler heute 400 Euro hinblättern. Die bescheidenen PAL-Auflagen, die sich Sunsoft damals gerade noch leisten kann, veredeln durchschnittliche Spiele zu gesuchten Raritäten: Auch der 2D-Klopper ”The Death & Return of Superman”, den Sunsoft zum Jahreswechsel 1994/95 für SNES und Mega Drive nach Europa bringt, kostet heute gebraucht mehrere 100 Euro, versiegelt vierstellig.
Software, die primär oder nur aufgrund ihrer Seltenheit unbezahlbar ist, gibt es für alle Konsolen von VCS über NES, Game Boy und Mega Drive bis zu Dreamcast und Xbox. Auf PlayStation 2 zählen etwa das Action-Adventure ”Rule of Rose” und ein paar Japan-Shooter des Euro-Publishers 505 Games zu den wenigen ”Wertvoll, weil rar”-Titeln – oder auch ”Saint & Sinner”, das Billig-Label Phoenix Anfang 2006 nur in Europa bringt.
Games mit Geschichte
Die heutige Verbreitung und Verfügbarkeit im Fach- und Gebrauchthandel hängt nicht zuletzt vom Alter des Spiels ab (siehe das Kapitel ”Preisentwicklung”). Die Regel ist simpel: Je älter, desto begehrter, wertvoller, teurer ist das Spiel dem Sammler. Schätze sind zum Beispiel OVP-Computerspiele der ersten US-Generation (bis ca. 1982) oder gut erhaltene und komplette Originalversionen der ältesten Nintendo-Titel.
Last but not least hebt eine prickelnde Hintergrund-Story das Spiel aus der Masse, macht es zu einer Kuriosität oder einem Stück Zeitgeschichte: Unbezahlbar ist das Adventure ”Softporn” (1981), auch weil die Sierra-Gründerin und ”King’s Quest”-Märchentante Roberta Williams als junges Modell im Badezuber sitzt; oder das japanische ”Galaxian”-Modul für die Commodore-Kiste VIC-1001, das Debüt-Game eines gewissen Satoru Iwata…
Vielleicht noch wichtiger ist die persönliche Geschichte und Bindung: Kein 8-Bit-Zocker vergisst den ersten Ausflug mit ”Mega Man”, kein PlayStation-Veteran den ersten ”Resident Evil”-Schock. Willkommen im M!useum der OVP-Artefakte vergangener Tage: im nächsten Teil unserer Serie wertvoller Spiele starten wir mit einem kulinarischen 8-Bit-Exoten von Taito.
Muchas Gracias
In Büchern kann man allerhöchstens erfahren welche Spiele allgemein teuer gehandelt werden oder selten sind. Für Preise ist diese Form aber einfach viel zu unzuverlässig weil Preise sehr stark fluktuieren können. Preisführer in Buchform ist absoluter quatsch. Ich orientiere mich generell an https://www.pricecharting.com/ Dort erhält man mMn den aktuell realistischsten Preis der durchschnittlich für ein bestimmtes Spiel bezahlt wird.
@SxyxS Also für den Mega Drive und den SNES gibts echt gute Nachschlagewerke!
Ein hervorragender Fundort für verlorene Schätze ist mein Schandstapel–
dort haben sich über Jahre hinweg Sachen wie Afrika,Pikmin2 oder die Black Phantom Edition(+div vita games) prächtig entwickelt um einen Teil der unnötigen Backlogkosten zu kompensieren.
Allerdings suche ich immer noch nach einer Art halbwegs verbindlichem Preisführer im Netz oder in Buchform um nicht mühsam nach jedem einzelnen Spiel zu recherchieren.
Leider bringt einen der Artikel in dieser Hinsicht auch nicht weiter.
Ich habe noch im Keller .. alte Spiel für die Freundin liegen und der Sony PS1,2 und 3.
Werde ich mal bei Gelegenheit durchstöbern. 🙂
Ich bin auch ein bisschen dem Sammelwahn verfallen 😀 Hauptsächlich MEGA DRIVE…Hat jemand ein günstiges ECCO JR? Nein, ich gehöre einfach zu denen, die das Haptische doch sehr schätzen.