F1 2011 – im Test (360)

Formel-1-Rechte sind teuer – so teuer, dass ein dauerhafter Verbleib der Edel-Rennserie in Deutschland stets am seidenen Faden hängt, weil die Veranstalter auf den Willen der Landesregierungen zur Bezuschussung der defizitären Rennen angewiesen sind. Staatliche Beihilfen kann Codemasters nicht beanspruchen, deshalb müssen jährliche Updates des lizenzierten Videospiels ordentlich Kohle einfahren. F1 2011 setzt auf eine konsequente Fortführung der im letzten Jahr etablierten Basis, die punktuell verbessert wurde. So kommen uns das Fahrverhalten der Boliden etwas griffiger und die Computer-Konkurrenten weniger hektisch vor, während die Grafik schärfer und farbenfroher wirkt – fast so, als ob jemand die Kameralinsen frisch poliert hätte.

Einige echte Neuerungen finden sich trotzdem, schließlich hat sich im realen Vorbild bei Personal und Regelwerk einiges geändert: So wurden das Fahrerfeld aktualisiert (nur der jüngst gefeuerte Nick Heidfeld kurvt noch im Lotus-Renault herum) und der Rennkalender angepasst. Vom letztjährigen Kurssortiment fehlen Bahrain (wurde wegen politischer Unruhen abgesagt) und der Hockenheimring – Letzterer wechselt sich stets mit dem Nürburgring ab, der entsprechend nun bei F1 2011 zur Wahl steht wie auch die neu gebaute Strecke in Indien.

Ebenfalls erstmals dabei sind zwei technische Systeme in den F1-Boliden: KERS (Kinetisches Energierückgewinnungs-System) lässt Euch jede Runde für einige Sekunden zusätzliche Motorleistung aktivieren. Per DRS (Drag Reduction System) klappt Ihr den Heckflügel hoch, damit auf Geraden höhere Spitzengeschwindigkeiten erreicht werden – während der Rennen ist das aber nur unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Diese Ergänzungen sollen mehr Überholvorgänge und dynamischere Rennen ermöglichen, was tatsächlich zu spannenderen Duellen führt, aber zugleich die Handhabung etwas komplizierter macht. Ansonsten freuen sich Hobbyrennfahrer u.a. über frische Mehrspieler-Modi: So steht jetzt ein Splitscreen zur Verfügung und online dürfen bis zu 16 Konkurrenten (plus CPU-Fahrer) ran – wahlweise absolviert Ihr mit einem Freund auch eine Koop-Saison. Das letztes Mal vermisste Safety Car gibt sich nun auch die Ehre, ist aber nur aktiv, wenn Ihr eine Mindestrennlänge von 20% und volle Schäden einstellt.

+ die neuen Strecken wie Indien sind dabei
+ neue technische Elemente wie KERS und DRS sinnvoll eingebunden
+ Grafik sieht etwas besser aus
+ Karriere motivierender gestaltet
+ Mutiplayer-Komponente gut ausgebaut

– Präsentation teils weiter recht nüchtern
– PS3-Fassung technisch nicht immer sauber

Ulrich Steppberger meint: Codemasters verfolgt mit F1 2011 wohlweislich die Politik der kleinen Schritte: Auffällige Änderungen sucht Ihr vergeblich, dafür wurden viele Kleinigkeiten sinnvoll überarbeitet. Angefangen von der klareren Optik über die Einstellmöglichkeiten bei Schwierigkeit und Rennablauf bis hin zu den informativeren Bildschirmanzeigen finden sich an allen Ecken und Enden Verbesserungen. Dank KERS und DRS werden die Rennen zugleich taktischer wie auch dynamischer, bei der Karriere sorgen mehr Zwischenziele für Motivation und die zusätzlichen Mehrspieler-Modi erfreuen gesellige Piloten. Dass die Atmosphäre manchmal etwas nüchtern ausfällt, stört da kaum.

Konsequent im Detail verbesserte Rennsportsimulation – auch für Besitzer des Vorgängers lohnenswert.

Singleplayer		86
Multiplayer
Grafik
Sound