Tony Hawk RIDE – im Test (Wii)

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Die ”Tony Hawk”-Reihe besetzte jahrelang unangefochten den Skater-Thron auf heimischen Konsolen – bis zum Jahr 2007. Denn da erschien EAs Simulation ”skate.” und machte Skate-Opa Tony vergessen. Zwei Jahre später greift Activision in die Trickkiste: Statt mit einem gewöhnlichen Pad steuert Ihr Euer Alter Ego in ”Tony Hawk RIDE” mit einem Skateboard-Controller. Hierbei handelt es sich um ein stabiles Kunststoff-Deck mit internen Gewichts- und vier externen Bewegungssensoren. Aktionen auf dem Board werden erkannt und auf den Bildschirm übertragen.

Anfangs vermittelt die neuartige Peripherie ein solides Spielgefühl. Nachdem Ihr das Board kalibriert habt, lernt Ihr im Tutorial, wie Ollies, Flips und Grinds funktionieren. Durch Neigen des Controllers fährt Euer Skater nach links oder rechts, poppt die Hinterseite nach unten, um einen Ollie zu ’ziehen’. In der Luft führt Ihr durch Neigen und Drehen des Plastikboards diverse Flips aus, Manuals klappen dagegen, wenn Ihr das Deck mit einer Seite leicht vom Boden abhebt. Bei Grinds nimmt Euch das Programm viel Balancearbeit ab: Springt lediglich in die Nähe einer Kante oder Rail, das ’Rutschen’ erfolgt automatisch, Stürze sind selten. Grabs erkennt die Peripherie, sobald man die Hand in die Nähe einer der Sensoren hält – zumindest in der Theorie. In der Praxis müsst Ihr den Sensor komplett mit der Hand abdecken.

Nach der Eingewöhnungsphase steuert sich die Peripherie ungenau und mühsam. Die Tricks lassen sich nicht kontrolliert einsetzen, ein einfacher Kickflip wird zur Nervensache. Dies zeigt sich vorwiegend in den ’Herausforderungen’, bei denen Ihr bestimmte Tricks in vorgegebener Reihenfolge ausführt. Daneben bietet ”RIDE” für Solo-Spieler kaum Abwechslung. Anstatt einer frei befahrbaren Welt stehen sechs Orte zur Verfügung, in denen Ihr die vier immer gleichen Aufgaben wiederholt: einen Abfahrtslauf auf Zeit, Trick-Sessions auf der Straße und in der Halfpipe sowie die eben erwähnten Herausforderungen. Nur in den Halfpipe-Levels platziert Ihr den Controller parallel zum Bildschirm, ansonsten liegt das Board senkrecht zum TV-Gerät.

In Sachen Realismus hat sich zu den Vorgängern wenig verändert. Noch immer sind übertriebene Combos möglich, gelingen wegen der ungewöhnlichen bis unpräzisen Steuerung aber weitaus seltener. Drei Schwierigkeitsstufen geben Euch Hilfestellungen: der ’Casual’-Modus zieht Eure Figur auf einer gelben Linie durch die Levels, so dass Ihr nur tricksen müsst. Im ’Hardcore-Grad’ lenkt Ihr selbstständig, zahlreiche Stürze inklusive. Gesellig wird es im ’Party’-Modus, den Ihr mit bis zu vier Spielern abwechselnd zockt – mit nur einem Controller. Ihr wählt aus einem der oben genannten Spielmodi sowie bereits freigespielten Levels und Profi-Skatern. Optisch überzeugt ”Tony Hawk RIDE” genauso wenig wie spielerisch. Die Bereiche fallen klein und detailarm aus. Der Wii-Version fehlen zudem jegliche Passanten.

+ skatet in 6 verschiedenen Großstädten
+ 3 Schwierigkeitsstufen
+ Street- und Halfpipe-Modus
+ gut verarbeiteter Skateboard-Controller

– Skateboard-Controller sind nicht mit anderen Systemen kompatibel
– steile Lernkurve, ungenaue Steuerung
– triste Comic-Grafik
– kleine Levels

Sebastian Erfurth meint: Anfangs war ich von ”RIDE” begeistert. Flip-Tricks fühlten sich auf dem Skateboardcontroller einfach gut an. Der ”Ich hab’s geschafft!”-Faktor nach absolvierten Levels ist aufgrund des Körpereinsatzes sehr groß. Drei Spielstunden später war die anfängliche Euphorie jedoch wie weggeblasen. Flips und Grinds gehen eher zufällig statt geplant vom ’Fuߒ. Besonders deutlich wird dies in den Halfpipe-Levels. Egal, wie oft ich meine Hand auch vor den seitlichen Sensor halte – der Skater führt den gewünschten Grab nicht aus. Stattdessen macht mein Alter Ego unkoordinierte Drehungen und Handstand-Manöver, die ich gar nicht beabsichtige. Der monotone Spielverlauf und die lahme Optik erinnern mich an die geradlinigen Zeiten des ersten ”Tony Hawk’s Skateboarding”.

Philip Ulc meint: Die Konkurrenz aus dem Hause EA muss Activision wohl tief im Nacken gesessen haben. Anders lässt sich die radikale Neuausrichtung der ”Tony Hawk”-Franchise nicht erklären. Der aktuelle Titel scheitert aber an einer klar umrissenen Zielgruppe: Für Casual-Spieler ist ”RIDE” zu teuer, zu sperrig und in der Thematik zu speziell. Hardcore-Zocker sind dagegen von Gevatter Zufall bei den Tricks und der ungenauen Lenkung genervt. Das Ergebnis: ein miserables Preis-/Leistungsverhältnis. Dabei macht das Skaten durchaus Spaß, und zwar dann, wenn eine penible Steuerungsabfrage zur Erreichung bestimmter Zielvorgaben völlig egal ist: Im Multiplayer-Modus bzw. Freeride reiße ich mich schwer los von dem stabil verarbeiteten Skateboard-Controller, stets auf der Suche nach neuen Trickspots.

Trotz erfrischend neuer Peripherie – maue Optik und nervig-schwammige ­Steuerung bremsen den Skate-Spaß.

Singleplayer50
Multiplayer
Grafik
Sound