Virtua Tennis 4 – im Test (PS3)

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Sicher ist Virtua Tennis 4 das allererste Videospiel, in dem das Städtchen Altötting enthalten ist – das nur als kleine Information am Rande. Die Einbindung lässt allerdings zu wünschen übrig: Der oberbayerische Wallfahrtsort ist lediglich ein kleiner Punkt auf der Landkarte der ’World Tour’, den Ihr nicht einmal besuchen dürft – Altötting-Fans lassen also lieber die Finger vom Spiel. Doch wie sieht es mit allen anderen, zum Beispiel den Tennis-Anhängern, aus?

Da Ihr die Wertung rechts unten vermutlich schon gesehen habt, wollt Ihr jetzt bestimmt wissen, warum VT 4 schwächer als seine Vorgänger ist und sich beinahe 20 Spielspaßpunkte hinter dem direkten Konkurrenten Top Spin 4 (92% in der letzten M!) einreihen muss. Doch der Reihe nach: 19 Originalsportler wollen in zahlreichen Spielmodi über den Court gescheucht werden – angefangen bei der Arcade-Variante über einen oberflächlichen Trainingsmodus und den serientypischen Minispielen bis hin zur Karriere, der ’World Tour’. Letztere wurde neu gestaltet: Ihr rückt mit zufällig verteilten Tickets (1 bis 4 Felder ziehen) über eine weitläufige Brettspiel-Weltkarte, die in vier Regionen eingeteilt ist und Euch vier Saisons lang beschäftigt. Am Ende jeder Saison, für die Ihr jeweils etwa zwei Stunden Spielzeit einplanen solltet, steht ein Grand-Slam-Turnier an, bei dem Ihr den Lizenz-Cracks zeigt, was eine Harke ist. Dazwischen spielt Ihr zig biedere bis nette Minispiele, kauft Kleidung und Ausrüstung, rastet in Hotels, spendet Preisgelder oder bestreitet ab und an ein Spezialevent wie z.B. ein Kostümmatch. Unterm Strich fällt die Zeit, in der Ihr echte Tennis-Partien bestreitet, aber zu kurz aus.

Habt Ihr schon mal Softball gespielt? Dieses Kinder-Tennis mit Plastikschlägern und Schaumstoff-Bällen, beliebt in den Hinterhöfen und Freibädern der Nation. Dann stellt Euch jetzt vor, der Softball wäre klatschnass und schon habt Ihr in etwa das Spielgefühl von Virtua Tennis 4. Die Geschwindigkeit ist niedrig – gerade im Vergleich zu Teil 3 ein enormer Unterschied –, die Reaktion der Athleten schwerfällig und das Schlagrepertoire jenseits von Top Spin und Slice mau. Das Volley-Spiel geht in Ordnung, dafür sind die Lobs schwach und das Stoppball-System nahezu unbrauchbar.

Xbox-360-Konsoleros (und Wii-Sportler natürlich) spielen in 2D – der sehr sauber dargestellte 3D-Effekt bleibt Sony-Jüngern vorbehalten. Während in der normalen Kamerasicht die Tiefenwirkung mäßig ist und das Feld unnatürlich lang wirkt, besitzt die Nah-dran-Perspektive einen sehr ansehnlichen Guckkasten-Effekt.

Auf allen drei Konsolen ist Bewegungssteuerung in den normalen Modi kein Thema, auch auf Wii nicht! Wählt den Punkt ’Motion Play’, dann warten freie Matches sowie ein (PS3: zwei) Minispiel(e) auf Move-, Kinect- und Remote-Sportler – dargestellt in einer dynamischen Kamerasicht. Leider bietet keine Konsole ein annähernd echtes Tennis-Erlebnis: Über die Richtung Eures Schlages entscheidet nämlich nicht die Haltung der Hand, sondern allein der Zeitpunkt der Ballannahme – auch die Unterscheidung von Slice und Top Spin funktioniert nicht zufriedenstellend. Am genauesten und besten fühlt sich die PS3-Variante via Move an, knapp dahinter rangiert Kinect, wo Ihr das In-der-Hand-Halten eines Tennisschläger-Griff-ähnlichen Controllers vermisst. Die Wii-Variante (auch mit Wii Motion Plus) fühlte sich in unseren Testspielen am ungenauesten und hampeligsten an.

Nachtrag zum Test im Heft: Mittlerweile ist das Spiel im Handel erschienen und somit ist auch der Online-Modus endlich verfügbar. Die Matches laufen angenehm flüssig ab (abgesehen von unschönen Timing-Probleme beim Aufschlag), doch Segas Entscheidung den Spieler während der Wartezeit auf einen Gegner automatisch mit Arcade-Modus zu beschäftigen, wirkt komisch. Ein Trainingsplatz wie bei FIFA wäre hier die bessere Wahl gewesen. Auch variierte die Wartezeit mitunter beträchtlich – mal mussten wir nur 20-30 ausharren, mal 2-3 Minuten auf der Arcade-Wartebank Platz nehmen.

+ sehr ansehnliche Umgebungsgrafik,…
+ Mut zu einer neuen Karriere-Struktur
+ 19 Originalspieler, sehr viele Courts
+ cooles taktitsches Superschlag-Feature
+ mit viel Training werdet Ihr viel besser
+ im Gegensatz zur Top-Spin-Konkurrenz gibt’s Minispiele

– aber oft hampelige Animationen
– Ballphysik unrealistisch träge
– Spieler reagieren viel langsamer als in den Vorgängern
– zu wenig Tennis-Turniere in der Karriere
– immer noch zu wenig Bälle ins Netz und ins Aus
– durchwachsene Minispiel-Qualität


Matthias Schmid meint: Dieser Test macht mich traurig. Schließlich bin ich seit dem Dreamcast-Erstling ein Riesenfan von Virtual Tennis. Kleiner Spaß… natürlich weiß ich, dass da kein l bei Virtua steht. Warum ich traurig bin? Zwar gefallen mir die taktische Note des neuen Konzentrations-Systems (gute Aktionen laden eine Leiste auf, die Superschläge ermöglicht) und die detaillierte Umgebungsgrafik, doch spielerisch ist gerade Top Spin 4 zwei Klassen besser – VT 4 hat weniger Tempo, weniger Variation, weniger Ballphysik. Zum Glück habe ich mich durchgebissen und mit viel Training und Feingefühl am Steuerkreuz bzw. Stick doch noch mehr Power in die Schläge bekommen. Fazit zum ’Motion Play’: Move okay, Kinect naja, Wii mau.

Der Titan wankt und fällt: edel auf­gemachtes, aber spielerisch zu träges und unflexibles Sportspiel mit reichlich Umfang.

Singleplayer73
Multiplayer
Grafik
Sound