Yakuza 0 – im Test (PS4)

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Back to the Roots: Wie der Untertitel schon verrät, geht die neueste Episode der Yakuza-Saga (in Japan als Ryu Ga Gotoku bekannt) zum Serienursprung zurück und spielt damit vor dem PS2-Erstling von 2006.

Abermals schlüpft Ihr in die Rolle des Kiryu Kazuma, allerdings in seinen jungen Jahren, noch bevor er in den Knast geht und vom Tojo-Klan ausgestoßen wird. Im Jahr 1988 erlebt Japan ein Zeitalter des Wirtschaftsbooms und des Überflusses. Ein Abbild dessen erhaltet Ihr in den neondurchfluteten Straßen des Stammszenarios Kamurocho. Dieser altbekannte Stadtteil ist wieder frei erkundbar und steckt voller Intrige, Nebenaufträgen und Straßenschläger. Schon zu Beginn tappt der geldeintreibende Unterwelt-Held in eine Falle, denn einer seiner Schuldner wird tot aufgefunden und Kiryu bekommt die Schuld in die Schuhe geschoben. Umso vertrackter, da es Klans auf die Grundstücke rund um den Tatort abgesehen haben. Wie gewohnt entspinnt sich eine komplexe Mafia-Geschichte mit ausladenden Dialogsequenzen, die gute Japanisch-Kenntnisse erfordern. Spielerisch verlangt der Hauptstrang meist nur nach der Suche nach dem nächsten Gesprächspartner, manchmal aber auch nach Einfallsreichtum. Einmal sollt Ihr nämlich eine Verkleidung organisieren, um Euch einzuschleichen. An anderer Stelle geleitet Ihr eine blinde Zeugin durch gefährliche Gassen.

In weiteren Spielkapiteln wechselt Ihr immer wieder zum zweiten Protagonisten Goro Majima, der sein Leben als Hostessenclub-Manager im fernen Osaka bestreitet. Im fiktiven Vergnügungsviertel Sotenbori genießt er den gewohnten Serien-Alltag: In den Straßen erwarten ihn massig Jobs wie auch Schlägereien. Genau wie sein künftiger Kumpel Kiryu verfügt Majima über drei unterschiedliche Kampftechniken. Neben dem Standardrepertoire schaltet er auf bewaffneten Kampf mit Baseballschläger oder einen Capoeira-ähnlichen Tanz-Stil um. Kiryu besitzt dagegen schnelle, ausgeglichene oder durchschlagende Kampftalente mit Fäusten und Füßen. Mittels flott erlernbarer Angriffscombos macht Ihr die gegnerische Übermacht schnell platt – auch dank Spezialangriffen, die Ihr vorher aufladet. Diese fiesen Aktionen initiiert Ihr simpel per Dreieckstaste, um gegnerische Visagen blutig zu bearbeiten. Mit jedem gewonnenen Duell sackt Ihr massig Yen ein, die Ihr in den Fähigkeitenbäumen der verschiedenen Stile in neue Techniken investiert. Lohnenswert, aber gefährlich: Neben Banden erwarten Euch in den Straßen auch übergroße Schlägertypen mit dickem Portemonnaie.

Für weit mehr Beschäftigung und Lacher sorgen die zahlreichen Nebenmissionen. So besorgt Ihr Obdachlosen ihren Lieblingsschnaps aus den hiesigen Supermärkten oder helft einer billigen Michael-Jackson-Imitation beim Moonwalk und beschützt ihn vor Zombies. Daneben verbringt Ihr fröhliche Abende beim Billard, Tanzen, Angeln oder mit Karaoke-Einlagen sowie Mahjongg-Runden. Neu dabei sind Rennen mit ferngesteuerten Autos auf Rundkursen: Hier schraubt Ihr am eigenen Modellflitzer herum, bevor Ihr ihn auf die Strecke loslasst. Passende Ersatzteile finden sich bei Minijobs oder in Läden. Im anrüchigen ”Catfight Club” dürft Ihr daneben Wetten auf die Kämpfe knapp bekleideter Damen abschließen. In die Auseinandersetzungen greift Ihr mit dem Stein-Schere-Papier-Prinzip ein. Der Ausgang ist also Glückssache. Wer übrigens genug Aufgabenstellungen komplettiert, heimst CP-Punkte ein, die an Schreinen für neue Fertigkeiten eingetauscht werden.

Komplexer gestaltet sich das Bonusspiel ”Money Island”, denn erstmals kann sich Kiryu in Kamurocho als Investor betätigen und Anwesen im Spielgebiet von Restaurants bis Clubs erwerben. Dabei kümmert Ihr Euch auch ums Personal und streicht, ganz ähnlich wie in GTA, Profite beim wiederholten Besuch ein. Mit der Zeit wächst Euer Einfluss in den verschiedenen Vierteln und Ihr macht den fünf großen Milliardären Konkurrenz. In der Rolle von Majima betätigt Ihr Euch an einem ähnlichen Mächtespielchen namens ”Nightlife Island”, bei dem Ihr Euren eigenen Nachtclub leitet. Dazu rekrutiert Ihr neue Mädels, trainiert sie und kleidet sie ein. Gut vorbereitet, versorgt Ihr Kunden mit passender Abendbegleitung nach ihren Wünschen. Jede Hostess besitzt ihre eigenen Vorzüge und kann ihrer Klientel entsprechend Geld abluchsen. Gleichzeitig erwerbt Ihr auch hier weitere Gebäude, um Euren Club-Einfluss zu vergrößern.

Technisch merkt man Yakuza Zero den jährlichen Serien-Turnus an. Zwar ist bei der PS4 das Geschehen auf 1080p-Auflösung bei 60 Bildern pro Sekunde hochgepimpt (auf PS3 nur 720p bei halber Bildrate). Abseits von Zwischensequenzen müsst Ihr Euch aber mit detailarmen Charaktermodellen der PS3-Ära und oft lebloser Mimik begnügen. Im Spiel stören außerdem Pop-ups und Tearing. Einige der Minispiele sind offline zu zweit oder online zu viert spielbar. Zudem ist eine kostenlose Vita-App erhältlich.

Thomas Stuchlik meint: Gefühlt zum hundertsten Mal besuche ich den fiktiven Rotlichtbezirk Kamurocho, der in fast jedem Yakuza-Teil vorkommt. In Sachen Freiheit ist auf den ersten Blick nicht viel geboten. Es fehlen zum Beispiel Dachpassagen oder der Untergrund wie im vierten Teil. Selbst die Story wirkt ausgelaugt, auch wenn Serienkenner über Kiryus Vorgeschichte aufgeklärt werden. In Hochform kommt Zero erst bei den Nebenmissionen, die viel an Motivation retten: Investorenspielchen, Hostessenrekrutierung und teils absurde Miniaufgaben bringen unterhaltsame Stunden, auch dank viel Humor. Das flotte Kampfsystem mit seinen verschiedenen Stilen und sehr kurzen Duellen geht ebenso reibungslos von der Hand. Doch die Optik wirkt genau wie die Areale überholt – so gesehen passt das 1980er-Szenario wie die Faust aufs Auge. Kurzum: ausgelutschtes Setting, aber viel zu tun.

  • spielt zeitlich vor dem ersten Teil
  • 2 spielbare Darsteller und ebenso viele Stadtszenarien verfügbar
  • massig Nebenaufgaben enthalten
  • wechselhafte Grafikqualität

Open-World-Action mit viel 1980er-Nostalgie, flottem Kampfsystem und umfangreichen Nebentätigkeiten – technisch jedoch überholt.

Singleplayer81
Multiplayer
Grafik
Sound