Der Film und Fernseh Thread

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  • #1699637
    ChrisKongChrisKong
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    Ipcress Streng geheim

    Das Prequel zu Austin Powers könnte man sagen. Niemand geringerer als Sir Michael Caine amtet hier als lässiger Agent Palmer. Wie man bekanntlich weiss, spielt dieser auch im dritten Teil von Austin Powers dessen Vater. Im Gegensatz zu dieser Rolle geht es hier aber deutlich ernsthafter zu, klassisches Agentenkino. Produziert wurde der Film von Saltzmann, der auch für die Bondreihe verantwortlich zeichnete. Allerdings so cool und actionreich wie Bond ist dieser Film, der ebenfalls auf Büchern basiert, nicht. Auch fehlt der comichafte Charakter eines Bondfilms. Der Film erschien 3 Jahre nach dem ersten Bond.
    Die Reihe war durchaus als Gegenentwurf geplant.
    Die Darsteller sind allesamt überzeugend, mit dem typisch britischen Flair, von resoluter älterer Hilfskraft bis hin zum Rauhbein ist alles vertreten. Die Spannung wird leider nicht wirklich auf die Spitze getrieben, dafür ist die Inszenierung zu wenig gelungen, wie ich finde. Da haben mir div. andere Klassiker wie Arabeske oder Charade klar besser gefallen. Vergleichbar wäre heute wohl ein Film wie Tinker, Tailor, Soldier, Spy mit Gary Oldman.
    Palmer setzt lieber den Verstand als die Fäuste ein. Das ist auch absolut ok, aber die Handlung selber ist jetzt nicht wirklich so drauf fokussiert, ein Strategie-Battle zwischen zwei Genies zu sein. Dafür fehlts an einem konkreten Gegenspieler. Auch ansonsten ist die Erzählung nicht so inszeniert, als dass grosse Raffinesse erkennbar wäre.
    Es gibt noch weitere Filme mit Caine als Palmer. Die werde ich mir sicher ansehen, weil mir der Tenor des Filmes ansonsten sehr zugesagt hat. Die direkte Fortsetzung wurde von Guy Hamilton inszeniert, ebenfalls Bond Regisseur. Vielleicht wird da die Spannungsschraube nochmals angezogen.
    Das Mediabook lässt eigentlich keine Wünsche offen und hat auch neu produziertes Bonusmaterial dabei mit einem älteren Caine.
    Fazit: Wer Agentenfilme aus der Ära mag und nicht Bond erwartet, der dürfte sicher einen Blick riskieren, Michael Caine Fans greifen sowieso zu. Die Darsteller sind top, aber das Potenzial der Erzählung wird nicht konsequent ausgenutzt, ebenso wie einige Charakterzüge der Hauptfigur gar nicht wirklich zum Tragen kommen. Aber ist auch der Debüt-Film für Palmer.

    #1699878
    ChrisKongChrisKong
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    eXistenZ

    David Cronenbergs Film dürfte sicherlich auch in Zockerkreisen eine gewisse Bekanntheit haben. Schliesslich dreht es sich augenscheinlich um eine neue Art des Spielens. Witzig ist hierbei, wie die Audienz sich vornehmlich aus älteren Personen zusammensetzt und nicht aus klassischen Nerds. Vermutlich soll das auch signalisieren, dass Spiele in der Gesellschaft mittlerweile angekommen sind. Aber natürlich ist das nur der Aufhänger. Cronenberg geht üblicherweise in die Tiefe und verarbeitet verschiedene Themen mit Bildern, die auf eine starke Auseinandersetzung mit der eigenen Assoziation bauen. Die ganze Szenerie ist so irreal, wie sie eben auch in einem Traum ist mit sich wechselnden Rollen und Verhältnisebenen. Freund ist Feind, Feind ist Freund und wieder zurück. Cronenberg ist zusammen mit Lynch einer der wenigen prominenten Filmemacher, die das Wesen eines Traumes verstanden und in deren filmischen Umsetzungen sich davon deutlich inspirieren liessen.
    Der Film macht sich natürlich anfällig für Kritik mit seiner banal anmutenden Handlung und den merkwürdigen Relief-Charakteren, die einem Comic entstammen könnten. Aber wie in einem Traum geht es weniger um das, was erlebt wird, sondern was man dabei empfindet. Und so orientiert sich Cronenberg einmal mehr stark daran, Emotionen zu wecken, und zwar die eher unangenehmen. Dieses leichte Unbehagen behält er bis zum Ende bei. Der schreckhafte PR-Heini in Form von Jude Law wirkt dabei wie direkt aus dem Leben gegriffen. Dabei entdeckt er nach und nach seine andere Seite. Der Film lässt die Frage zum Teil offen, wie viel das Spiel selbst beeinflusst und wie viel von der Figur kommt. Dabei wandelt er den Kampf um die Wahrheit in einen Widerstandskampf, bei dem Realität und Irrealität sich gegenüber stehen. Nur ist gegen Ende immer weniger klar, welche Seite nun real oder irreal ist. Die Grenzen verschwimmen zusehends. Wie in anderen Cronenberg Streifen enthält der Film auch sexuelle Elemente. Zwar etwas weniger stark in der Handlung verankert, aber doch vorhanden.
    Bodyhorror ist auch wohldosiert vorhanden, also alle Zutaten eines Cronenberg-Menüs. Man sollte den Streifen nur nicht einfach darauf reduzieren. Wer etwas sucht, was zum Nachdenken anregt, ist hier genau richtig. Die Sogwirkung entfaltet sich und das groteske Setting übt eine Faszination aus, von der sich andere Genre-Regisseure eine dicke Scheibe abschneiden könnten.
    Kleines Highlight bleibt William Defoe als zwielichtiger Tankwart, er wertet einfach jeden Film auf.
    Fazit: Kein Mindfuck, aber Denken ist hier nicht verkehrt. Der Film zeigt auch durchaus Ansätze, die die Videospielindustrie aufnehmen könnte, um sich von ihrer Formelhaftigkeit zu lösen. Gleichzeitig zeigt er aber auch die Gefahren auf, sich in alternativen Realitäten zu verlieren und so das eigene Bewusstsein für Moral auszuhebeln. Die Bluray-Umsetzung ist ganz passabel, aber reisst jetzt auch keine Bäume aus. Aber Cronenberg ist sowieso nicht der Hochglanzoptiker. Soundtechnisch dürfte der Flic ein wenig mehr All-in gehen, denn der Score gefällt mir sehr gut. Ist aber ein wenig zu sehr im Hintergrund für meinen Geschmack. Aber bleibt klar ein Genre-Tipp.

    #1699951
    Rudi RatlosRudi Ratlos
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    Borat 2 (Amazon Prime): Schwächer als der Erstling, da man sich mitunter echt fragen muss, ob manche Szenen dann nicht doch gestellt sind, schafft es der Film trotz alledem gut zu unterhalten, obwohl einem bei manchen Szenen das Lachen mitunter im Halse stecken bleibt (Covid-Veranstaltung von Pence: “Wir haben alles unter Kontrolle…”). Krass, wie der ehemalige Bürgermeister von NY vorgeführt wird oO*

    #1699978
    ChrisKongChrisKong
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    Ip Man Zero

    Das obligatorische Prequel könnte man sagen. Nett erstmal, dass bekannte HK Grössen wie Sammo Hung und Yuen Biao mit dabei sind und damit zwei Drittel des Jackie Chan Power Trios. Verzichten muss man hingegen auf Donnie Yen, auch ein Cameo als ältere Version von Ip Man bleibt aus.
    Die Kung Fu Action ist ansprechend choreografiert, ohne die Genregrenzen neu auszuloten. Da hat man definitiv schon stylishere Haudrauf-Szenen gesehen. Die Geschichte ist simpel gehalten, im Kern geht es darum, dass die Kampfsportart sich entwickeln muss, auch wenn gegen Widerstände von Tradition und Kultur. Hier wird die Festgefahrenheit skizziert und der Film versteckt seine Botschaft nicht wirklich subtil.
    Die Bedrohung durch die Japaner ist ebenso präsent. Diese werden aber extrem Stereotyp als ein Haufen Gauner dargestellt, die alles und jeden bestechen wollen. Differenziert geht anders. Das machen andere Streifen durchaus besser, auch wenn die Animositäten zwischen Japan und China in den Filmen immer latent vorhanden sind.
    Bleibt unterm Strich ein Ip Man Prequel, das für Fans der Reihe sicher interessant sein dürfte, im Gros der ganzen Wuxia-Streifen aber für sich genommen nix Besonderes darstellt. Unterhaltsam fand ich es trotzdem, auch wenn das teils übliche Knallchargentum wie ein Rückschritt in der Kunst der Darstellung wirkt.

    #1700400
    ChrisKongChrisKong
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    Underwater

    Erwartet hab ich einen Creature-Horrorfilm im Stil der Alien-Reihe, the Thing oder aktueller Life. Und genau das liefert der Film auch ab. Dabei startet er sehr unvermittelt, was mal erfrischend war. Anstatt jeder Figur irgendwelche Backgrounds aufzuschwatzen, legt man gleich mit dem Chaos los auf der Unterwasserstation. Der Film schafft es dabei sehr gut, das Tempo und die Spannung über die gesamte Laufzeit aufrecht zu erhalten. Dabei bewegt er sich natürlich auf recht ausgetrampelten Pfaden, es passiert eigentlich kaum was, das man nicht erwartet hätte. Oh, auf der Karte ist eine Station, die aber verlassen ist, steuern wir nicht an. Ist ja klar, dass man dann doch dorthin gelangt auf Umwegen. Das heisst die Mechanismen solcher Filme sind stark in der DNA verankert. Aber das ist auch in Ordnung und hat mich kein bisschen gestört. Als Fan solcher Filme kriege ich hier einfach gutes Futter.
    Aussehen tut der Film grandios. Die Settings wirken schön detailliert und das klaustrophobische Gefühl war zum Teil extremer als in Filmen wie the Descent, den ich auch sehr schätze.
    Tonal gibts ebenfalls auf die Zwölf. Es rummst und kracht an allen Enden, wenn die Keppler-Station langsam in sich zusammenfällt.
    Der Gore-Faktor ist überschaubar, da wird auch mal weggeblendet. Von den Kreaturen sieht man mMn vielleicht schon fast wieder zu viel.
    Insgesamt also eine runde Sache? Hmm, bemängeln würde ich nur zwei Punkte, die mich persönlich etwas gestört haben. Zum einen wäre das das Einleiten einer speziellen Sequenz, die so easy-peasy läuft ohne irgendwelche Sicherheitsprotokolle, das wirkt leider total unglaubwürdig und ist vermutlich dem Tempo geschuldet.
    Das andere ist, warum muss zum Ende, wenn der Abspann eingeleitet wird, so ne RnB-Mucke laufen? Atmosphärisch orientiert man sich klar an den Klassikern, und der Score gehört da für mich konsequent bis zum Ende durchgezogen. Das unangenehme Gefühl darf auch ruhig übers Ende hinaus bestand haben. Gerade the Thing ist in der Hinsicht ein Meilenstein. Sicher, die meisten wird das kaum kratzen, aber ich nehm das wie einen Bruch in der Tonalität wahr. Ähnlich wie ich die Endsequenz in Krasinskis A Quiet Place als Atmo-Killer empfand. Hier sind Regisseure wie Carpenter und Cameron ihren Nachfolgern einfach klar überlegen.
    Meine Empfehlung, Licht aus, Anlage aufdrehen und geniessen.

    #1700401
    ChrisKongChrisKong
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    Motherless Brooklyn

    Das Regiedebüt von Edward Norton. Willis Name auf der Verpackung schreit zwar wieder Mogelpackung, was nicht von der Hand zu weisen ist, seine Screentime ist verschwindend gering, aber das war mir beim Kurzabriss der Geschichte schon von vornherein klar.
    Der Film basiert auf einem Roman, wurde von Norton aber zurückverlegt in die 50er Jahre. Ich vermute mal, damit man ein stylisheres Noirfilm-Setting hat. Leider merkt man Norton an, dass er kein Regisseur mit Erfahrung ist. Seine Inszenierung bewegt sich kaum abseits von Formelhaftigkeit, ohne dass er eine entsprechende Wirkung entfaltet, die mit diesem Asset möglich wäre. Ein bisschen Jazz Musik macht noch keinen entsprechenden Pulp-Streifen aus jener Ära.
    Bei den Darstellern kann Norton aus dem Vollen schöpfen. Michael Kenneth Williams, William Defoe, Bobby Canavale und Alec Baldwin sind Charakterdarsteller, die sehr gut in das Setting passen. Und sie tragen auch wesentlich zum Film bei. Hier spürt man durchaus Nortons Herkunft als Darsteller. Er räumt den Szenen auch viel Zeit ein. Zu viel Zeit mMn. Der Film hätte einfach stark gestrafft werden können, denn substanziell hat er nicht viel Speck auf den Knochen. Der Plot ist schnell abgehandelt und ist nicht annähernd so komplex wie ein Chinatown, L.A. Confidential oder dgl.
    Die Thematik wäre aber sogar recht aktuell, darum ist es irgendwie noch unverständlicher, warum es dieser Zeitreise bedurft hat.
    Suspense ala Departed darf auch nicht too much erwartet werden, da fehlt es auch noch an Erfahrung.
    Wo sich die Geister vermutlich am meisten scheiden werden, ist Nortons Darstellung eines Tourette-Kranken.
    Einerseits ergeht er sich da oft in einer Art niederem Humor und verliert dadurch seinen realistischen Anstrich, andererseits wirkt die Krankheit auch kein Stück eingebettet in die Handlung. Sie ist eher nerviger Begleiter und am Ende gibts auch keine Conclusion in der Art von, ohne die Krankheit wäre der Fall unaufgeklärt geblieben. So nach dem Motto ein Blinder, der mehr sieht als der Rest. Zwar verfügt die Figur über ein Fotogedächtnis, ob das was mit der Krankheit zu tun hat, darf angezweifelt werden. Oder Norton scheint Autismus und Tourette zu verwechseln.
    So bleibt es eher eine nervige Attitüde, die die Hauptfigur auch nicht wirklich ambivalenter macht. Vielleicht war Norton die Rolle sonst zu langweilig und wenig fordernd. Denn wirklich am Limit geht sie nicht.
    Was ferner etwas befremdlich anmutet, ist die vermeintliche Erpressbarkeit des Gegenspielers. Gerade in der Ära, in der der Film spielt, wäre das nicht mal ein Sturm im Wasserglas, da es sowas wie DNA-Tests oder dgl. noch nicht gibt und es auch unwahrscheinlich wäre, jemand mächtigen zu Zugeständnissen zu zwingen.

    Das Fazit fällt für ein Regiedebüt vergleichsweise milde aus. Norton hat sich mMn einfach etwas übernommen. Pacing, Szenerie, Spannung, das sind nicht die Stärken des Films. Die Darstellerleistungen vermag er aber abzurufen im Ensemble. Das Lernpotenzial ist entsprechend gross. Sollte er sich wieder an einen solchen Film wagen, dann lieber kompakter mit mehr Fokus.

    #1700407
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Zum Glück bleibt es in der Familie

    Christian Clavier, hier am ehesten bekannt als Asterix aus den Realfilmen mit Depardieu als Obelix, kehrt mit seinem Zeitreise-Buddy Jean Reno zurück. Die Komödie atmet den selben Geist wie vergleichbare französische Familienkomödien. Hier soll ein Kind adoptiert werden aus Thailand. Dumm nur, dass homosexuelle Paare nicht als verheiratetes Paar in Thailand durchgehen und somit die Adoption ausgeschlossen ist. Hilfe kommt in Form der Familien-Nervensäge des Bruders einer der beiden Frauen. Er soll mit der Freundin der einen ein Ehepaar abgeben und so die Behörden hinters Licht führen. Jean Reno spielt den Arzt, der über die Adoption entscheidet.
    Wie für solche Komödien üblich, trampelt der Vater in spe in sämtliche Fettnäpfchen, sowohl kultureller wie sonstiger Natur. Clavier wirkt dabei wie die French-Version von Joe Pesci aus dessen älteren Filmen, also ein Ekelpaket, das man dann doch irgendwie ins Herz schliesst. Der Unterschied zur Ami-Komödie – ein Amimake würde mich nicht wundern – ist sicherlich im Fehlen von Fäkalwitzen festzumachen. Die französische Komödie lebt sehr stark von Situationskomik, gepaart mit verbalen Auseinandersetzungen. Das funktioniert hier auch recht gut.
    Ich würde nicht soweit gehen, dass jede Pointe sitzt, einige Situationen sind auch stark übertrieben, aber im Grossen und Ganzen ist es sehr unterhaltsam gewesen. Eine richtige Gute Laune Komödie mit gut aufgelegten Darstellern in einem exotischen Setting. Für Fans von Filmen wie Daddy Cool, Mambo Italiano usw.

    #1700883
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Smalltown Killers

    Ole Bornedal liefert einen Film ab, der sich nahtlos in die Filme der dänischen Box einreihen, über die ich schon geschrieben habe. Sogar die Darsteller kennt man zum grossen Teil aus diesen Streifen. Vermutlich ist die Auswahl in Dänemark begrenzt. Macht aber nichts, hier wird ein Schmankerl nach dem anderen geboten und der schwarze Humor, den man aus Dänische Delikatessen u.a. kennt, trifft auch hier wieder genau den richtigen Ton. Dabei stellt sich einmal mehr Ulrich Thomsen als einfach brillanter Komödiendarsteller heraus. Sein Timing ist einfach perfekt, die Pointen sitzen.
    Wie so üblich dauert es nicht lange, bis Irrungen und Wirrungen das kleine Dorf heimsuchen und Killer aus dem Ausland eingeflogen werden. Das Ende ist dann wiederum typisch versöhnlich und ich würde es als eine typisch dänische Eigenheit beschreiben. Zumindest bislang waren alle schwarzhumorigen dänischen Filme in der Art. Macht definitiv Lust auf mehr. Der Regisseur dürfte Genre-Fans von Nightwatch bekannt sein, dessen Amiremake (Freeze – Alptraum Nachtwache) mit McGregor er gleich selbst gedreht hat.
    Fazit: Launiger Film, den ich uneingeschränkt empfehlen kann. Für Fans von Adams Äpfel und anderen “dänischen” Delikatessen.

    #1700928
    JonnyRocket77JonnyRocket77
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    Der fremde Sohn.

    Ein Drama von Clint Eastwood aus dem Jahre 2008 mit John Malkovich und Angelina Jolie.

    Eine Mutter muss sich so ca. 1920 mit dem plötzlichen Verschwinden ihres Sohnes auseinandersetzen. Nach 5 Monaten ein Erfolg, das Kind ist wieder da. Die Polizei feiert ihren Erfolg.. nur die Mutter (Jolie) ist überzeugt, dass das gar nicht ihr Sohn ist. Mehr sei nicht gesagt.

    Kein Film für jede Gemütslage. Eastwood hat da einen durchgehend düster ausgelegten Film gedreht. Nicht unbedingt immer spannend, gerade zum Ende geht dem Film etwas die Luft aus, aber durchaus interessant. Gerade mit dem Hintergrund, dass der Film teilweise auf realen Geschehnissen basiert.

    #1701373
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Mörderisches Paradies

    Schon die Intro-Musik stimmt perfekt auf diesen Retro-Thriller mit Kurt Russel ein. Dieser mimt einen Journalisten, zu dem ein Serienkiller Kontakt aufnimmt. Dauert natürlich nicht lange, bis der Journalist völlig vereinnahmt wird und er seinen Abstand als Beobachter aufgibt.
    Der Film legt immer wieder Fährten, denen Russels Figur folgt. Das ist sehr spannend umgesetzt, auch weil der Killer durchaus verschiedene Facetten zeigen darf. Sogar die Polizei ist hier deutlich nuancierter, als man es gemeinhin erwarten könnte. Andy Garcia agiert hier als Cop in einer Nebenrolle.
    Wer vergleichbare Thriller aus der Ära mag, für den ist der Film eine ideale Ergänzung in der Sammlung. Die Umsetzung auf Bluray ist dabei recht vorbildlich. Es gibt Filmkorn, aber die Schärfe ist für ein Film aus der Zeit beachtlich und gefällt. Die Farben sind auch schön satt.
    Besonders erwähnen sollte man auch die Musik von Lalo Schifrin. Der Score trifft immer genau den richtigen Ton und erzeugt auch ein schönes Gefühl der Anspannung. Mit Thrillern hat der Gute ja mehr als genug Erfahrung, z.B. Bullitt, Dirty Harry, Kobra übernehmen sie.

    Fazit: Spannender Thriller, der aus einer Ära entstammt, die alles andere als arm an solchen Filmen war. Ich kannte den witzigerweise noch nicht und wurde erst beim Einkaufen drauf aufmerksam. Kurt Russel Fans greifen sowieso zu.

    #1701403
    ChrisKongChrisKong
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    Birds of Prey

    Margot Robbies Darstellung der Harley Quinzel in Suicide Squad war etwas vom wenig Positiven an dem Film. In der Folge davon spendierte man ihr einen eigenen Film. Vom Joker fehlt jede Spur. Besser so, mit Grausen denke ich an Letos missglückte Darstellung zurück.
    Leider ist Birds of Prey recht weichgespült und zahnlos. Und eine Art trashiger Charme stellt sich auch nicht ein, auch wenn vieles an Tank Girl erinnert. Wirklich viel zu erzählen gibt es nicht. Die Action ist ansprechend inszeniert und Robbie macht eine sehr gute Actionfigur. Die anderen Mitglieder der Birds of Prey werden auch vorgestellt erhalten ein wenig Raum zur Entfaltung. Das wird zum Teil mit ein wenig Witz versucht, aber in der Summe bleibt der Streifen viel zu humorlos. Da hätte ich mir zweifelslos mehr erhofft. Aber DC kann bis auf Shazam keinen Humor bieten.
    Auf der Gegenseite hat man mit McGregor einen Darsteller, der das Maximum aus seiner Rolle herausholt. So richtig ernst nehmen kann man ihn in den meisten Szenen kaum.
    Ein sehr braves Abenteuer ohne nennenswerte Höhepunkte, Harley Quinn ist das Highlight, wirkt aber wie eine Cola Light Version ihrer Figur in Suicide Squad. Ohne Robbie könnte man sich den Film schenken. Sollte eine Fortsetzung kommen, dann hoffentlich mit einem spannenderen Drehbuch und vielleicht etwas mehr Humor, bei dem einem das Lachen im Hals stecken bleibt.

    #1701470
    captain carotcaptain carot
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    Fand ich bisher neben Aquaman den besten DC Film, wenn ich ehrlich bin. Wobei Aquaman fast mehr ans MCU erinnert als an den Rest vom DCU. Shazam hab ich noch nicht geguckt.

    The Impossible
    Schon seit Ewigkeiten in meiner Watchlist, aber doch irgendwie nie geguckt und dann ausgerechnet im linearen Fernsehen (ZDF Neo) dran hängen geblieben. Der Film erzählt das Schicksal einer Familie rund um den Tsunami 2004 und manches könnte fast als Kinokitsch durchgehen, wenn es nicht auf Tatsachen beruhen würde. Die glückliche, fünfköpfige Familie, die durch den Tsunami getrennt wird, beinahe umkommt und dann am Ende trotz aller Widrigkeiten und teils schwerer Verletzungen wieder zusammen kommt wirkt fast schon zu unglaublich angesichts der Katastrophe. Dem eigentlichen Tsunami widmet sich The Impossible dabei nur vergleichsweise kurz. Die Flutwelle überrumpelt einen fast so wie damals wohl die meisten Menschen. Für wenige Minuten extrem viel dramatischer ist da schon der Kampf gegen das strömende Wasser, erst landeinwärts und dann in Richtung Meer.
    Danach beginnen Überlebenskampf und Suche nach der Familie aber auch erst, wobei Überlebenskampf hier tatsächlich auch bedeutet, ins weit mehr als hoffnungslos überfüllte Krankenhaus zu kommen und dort die Behandlung irgendwie zu überstehen.

    Was man dem Film vielleicht vorwerfen könnte, nämlich vermeintliches Whitewashing, ergibt sich hier zwangsläufig aus der PErspektive einer wohlhabenden Touristenfamilie. Thais haben zwar nur Nebenrollen, dass sie, obwohl sie selbst alles verloren haben aber einfach helfen wo sie nur können, während mancher Tourist nicht mal sein HAndy für einen Anruf heraus rücken will, das wurde von vielen westlichen Tsunamiopfern genau so beschrieben.

    Schauspielerisch ist der Film tatsächlich eine starke Leistung. Das liegt nicht nur an den Hauptdarstellern, aber Naomi Watts, Ewan McGregor und vor allem ein noch sehr junger Tom Holland liefern hier eine wirklich gute Performance ab. Ein bisschen erschreckend ist da fast schon, dass Jurassic World: Fallen Kingdom vom gleichen Regisseur ist. Wobei das dann eher erschreckend fürs große Hollywood Kino ist, aber das ist wieder ein ganz anderes Thema.

    Wird der Film der Tragödie gerecht? Im Endeffekt kann man das wohl nur daran messen, ob er den Menschen gerecht wird. Und auch wenn die Perspektive klar westlich ist, gerade wie Thais helfen, den Transport von Kranken und Kindern organisieren, irgenwie versuchen, alle zu versorgen und rund ums Krankenhaus eine wahre Zeltstadt aufbauen und sich dann in einer Szene noch für eine Verwechslung entschuldigen, ein kleines Kind seinen Vater wiederfindet oder eben auch jemand seine Familie nicht mehr findet, das fand ich schon ziemlich stark.

    #1701490
    Rudi RatlosRudi Ratlos
    Teilnehmer

    “Fand ich bisher neben Aquaman den besten DC Film, wenn ich ehrlich bin.”

    Das zeigt ganz gut, dass DC im Realfilm-Bereich ein massives Problem hat ;P

    #1701499
    captain carotcaptain carot
    Teilnehmer

    Das ist leider so. Ich fand auch Wonder Woman jetzt nicht so dolle. Mich hat aber auch der vergleichweise noch hichgelobte Woman unterm Strich nicht wirklich überzeugt. Für mich hat da auch Captain MArvel besser funktioniert, wobei ich die beiden Filme gar nicht vergleichen wollen würde.

    #1701683
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Silence

    Martin Scorsese hat diesen Film ohne grosses Trara auf den Weg gebracht. Vielleicht weil er sehr persönlicher Natur ist und den Glauben ins Zentrum rückt. Die Erzählung handelt von einem Jesuiten-Pater auf der Suche nach seinem Mentor in einem Japan, dass die Verfolgung der Christen ausgerufen hat. In diesem Spannungsfeld der Unterdrückung bewegt sich der von Andrew Garfield dargestellte Pater fortan. Das ist bedrückend und spannend zugleich umgesetzt. Scorsese spart keine Grausamkeiten aus, wobei ich mir die Realität sogar noch schrecklicher vorstelle. Immer wieder wird er mit den Konsequenzen seines Handelns, Zweifelns und Reflektierens konfrontiert. Das zieht sich wie ein roter Faden bis zum Schluss durch. Allerdings hat aus einem unerfindlichen Grund in den letzten ca. 20 Minuten eine andere Stimme aus dem Off eine Art Erzählfunktion. So leid es mir tut, aber das ist wohl der grösste Fehlgriff, den Scorsese sich hier geleistet hat. Ich kann nicht nachvollziehen, warum er das tat. Zumal da keine erheblichen Infos vermittelt werden, die den Kern des Films betreffen. Eine fragwürdige und in meinen Augen dumme Entscheidung, die den Film auf der Zielgeraden unnötig abwertet. Der Film ist bezeichnenderweise dann sehr stark, wenn er sich ausschweigt, keine Stellung bezieht und die Figuren agieren lässt. Die Darsteller sind perfekt gecastet. Andrew Garfield zeigt hier mit Sicherheit die beste Leistung seiner Karriere. Die zahlreichen japanischen Darsteller ergänzen den internationalen Cast ebenfalls hervorragend. Das Leid der Gläubigen wird sehr eindringlich vermittelt, aber gleichzeitig auch hinterfragt hinsichtlich der Selbstgefälligkeit des Glaubens an sich.
    Der Film liefert auch keine definitiven Antworten, ist in der Summe aber der Kirche gegenüber eher wenig kritisch eingestellt. Es ist nur nicht so, dass die japanische Obrigkeit als reine Sadisten dargestellt werden, aber wirklich wohlwollend in Szene gesetzt werden sie nicht. Trotzdem interessant, dass hier für einmal der Spiess umgedreht wird und die Christen die Opfer sind.
    Ein Film, der über seine gesamte Laufzeit zu fesseln vermag und zum Nachdenken anregt. Bildsprache von Scorsese ist auf gewohnt hohem Niveau. Für mich reisst wie gesagt der Schlussteil das Gesamterlebnis massiv runter. Da wäre mehr Silence angebracht gewesen anstatt Wiki-Infos als Offkommentare einzubauen. Die Altersmasken der Darsteller überzeugen da dann leider auch nicht ganz. Sicher nicht Scorseses bester Film, aber er hat seine Qualitäten und fühlt sich nach grossem Kino an. Einzelne Momente sind herausragend inszeniert, dramatische Höhepunkte sind gut aufgebaut und verfehlen ihre Wirkung nicht.
    Premiere feierte der Film im Vatikan, was angesichts der eher subtilen Kritik am Missionieren des Christentums denn auch nicht weiter verwundert. Als Grundlage für eine fruchtbare Diskussion über den Glauben, wo dieser beginnt und wo er endet, sicherlich nicht verkehrt.

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