Der Film und Fernseh Thread

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  • #1703945
    captain carotcaptain carot
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    So, da meine Tochter nun, dank mittlerweile ausreichend gutem Englisch, mitguckt:

    Star Wars Episode 1: Shadow of the Sith

    Nanu? Chinesische Raubkopie? Nope, erster Teil eines Fan Edits der Prequel Trilogie. Und ein Wahnsinssstück Arbeit. Das fängt dabei an, dass der Film trotz einer Minute an eingefügten Deleted Scenes nur noch 96 Minuten dauert, und man kein bisschen vermisst. Die grundlegende Handlung bleibt komplett erhalten, die Struktur ändert sich aber radikal. Die Battle Droids werden zum Beispiel fast ihres ganzen, albernen Textes beraubt und entwickeln dadurch tatsächlich ein gewisses Bedrohungspotenzial. Auch die Gungans sind insgesamt deutlich runter gekürzt. Was anderes war hier ohne Nachdrehs wohl nicht zu machen, denn irgendwie sollen sie als Kriegerrasse rüberkommen, die sie angeblich sind und nicht als Kasperle. Auch die Neimodianer wirken nun grundlegend anders, viel weniger wie Feiglinge.
    Überhaupt, Comic Relief wird hier drastisch reduziert und dürfte in etwa auf dem Level der klassischen Trilogie vor der Special Edition sein.

    Das hat auch Auswirkungen auf Anakin, der nicht mehr ständig Yippieh, Oops oder dergleichen ruft. Das Boontah Eve Rennen ohne Kommentator, ohne übrigens auch Jabbas kurze Szene und ja, ohne sehr viel vom übertriebenen Comic Relíef, erinnert plötzlich ein Stück weit tatsächlich an Ben Hur.

    Generell haben einige Cuts gerade Auswirkungen auf klein Anakins Außenwirkung. Keine Geplänkel mehr mit anderen Kids, dafür aber deutlich mehr Ernsthaftigkeit und Absicht. Die ganze FLugaktion seinerseits gegen Filmende wirkt nun absolut nicht mehr wie ein dumm-glückliches Versehen.

    Auch die Sith bleiben mysteriöser. Der Titel Darth wird plötzlich nicht mehr inflationär verwendet. Nebenbei kommt das Politikgeplänkel hier deutlich kürzer und weniger redundant. Überhaupt ist Reduktion der Redundanz hier das große Stichwort.

    Star Wars Episode 2: The Republic Divided
    Goodbye Arschloch Anni. Das ist wohl der wichtigste Punkt, den Dieser Cut schafft, aber bei weitem nicht der einzige. Durch gezielte Schnitte und Entfernung vieler überflüssiger Textpassagen kommt Anakin nicht mehr wie ein dummes Arschloch rüber, sondern wie ein manchmal vielleicht überheblicher, manchmal vielleicht etwas unsicherer aber grundsätzlich gutmütiger, junger Mann. Das hat nicht nur Auswirkungen auf seine Beziehung mit Padme, die sich dank einiger zugefügter Szenen auch glaubwürdiger entwickelt.
    Komplett weggelassen wird beispielsweise die überflüssige Suche nach Kamino. Kein Diner mehr, keine Yoda und Jünglinge Szene mehr. Durch das komplette Weglassen merkt man nicht nur, wie überflüssig das alles war, Yoda nähert sich auch deutlich dem alten Jedi Meister an, den wir aus der OT kennen.
    Zum ‘Zurechtstutzen’ bestimmter Szenen, die viel zu lange und deutlich zu alberne Droidenfabrik kommt ohne fliegenden R2 aus, völlig ohne C-3PO und ohne den durch das verschweißte Metall gefangenen Anakin.
    Auch Kung Fu Yoda ist Geschichte. Yoda und Dooku liefern sicht ein Machtduell, aber völlig ohne Lichtschwerter.

    Umgeschnittene, gekürzte oder mit anderem Pacing versehene Szenen einzeln aufzulisten würde den Rahmen sprengen. Der Recut macht aus Episode 2, dem ‘alten’ Star Wars Teil, den ich am wenigsten mochte weil er so oft unnötig dumm war, einen Film den ich mag und auch stärker als seinen Vorgänger finde. Im Original hat Episode 2 leider zu viel Redundanz, zu viele alberne Szenen, die wirklich nur sechsjährige Jungs befriedigen dürften, aber keine zwölfjährigen geschweige denn älteren Menschen. Obi Wan wirkt nicht mehr so begriffsstutzig, Anakin entwickelt sich deutlich glaubhafter, die Sith agieren deutlich weniger offensichtlich und ja, die Jedi allgemein wirken nicht ganz so dämlich.

    Die Tage werde ich mich auch noch mal kurz Episode 3 zuwenden. Als Fan Edit muss die Prequel Trilogie ohne neue Szenen oder Nachdrehs auskommen, (fast) ganz ohne neuen Dialog und es gibt nur mininmale Effektarbeit, die aber an wirklich wichtigen Stellen. Der Effekt, den das alles hat ist am Ende aber schlicht und ergreifend frappierend. Als Fan Editor hat L8wrtr hier ganze Arbeit geleistet und für mich ist dies tatsächlich die To go for Version der Prequel Trilogie geworden.

    Wer sich über die Fan Edits informieren will kann das unter den folgenden Links tun. Dort gibt es auch eine Liste der Änderungen und Trailer für Episode 2 und 3. Download Links findet man dort hingegen nicht. Schon alleine aus rechtlichen Gründen und erst Recht, weil ich nicht überprüfen kann, ob jemand die Filme Prequel Filme bereits käuflich erworben hat braucht auch keiner auf die Idee kommen, mich zu fragen. Das ist aus meiner Sicht kein Substitut für die Originale sondern ein Werk für Fans.

    https://ifdb.fanedit.org/sots/

    https://ifdb.fanedit.org/trd/

    https://ifdb.fanedit.org/dote/

    #1703961
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Carot weiss einfach, wie man mich triggert, mit einer Meinung. Das funktioniert bei Filmen durchaus, auch weil ich im Gegensatz zu Spielen da eher mal ein Zeitfenster erübrigen kann. Dazu muss ich sagen, dass ich das Original in zig Fassungen zuhause habe, aber wirklich schon ewig lange nicht mehr gesehen habe. Im Original noch nie. Ist also die erste Sichtung im O-Ton, aber die Synchro steht dem in nichts nach und ist mMn gelungen.

    Star Wars Episode 1 the Phantom Menace L8wrtr Cut

    Fan Cuts polarisieren, weniger im Resultat, denn ob ihrer Legitimität. Schliesslich ist ein Film immer noch die Vision eines Künstlers – naja, bitte nicht Künstler mit Könner gleichsetzen, danke! – und es kämme ja auch niemand auf die Idee Michel Angelos David einen Riesen-Lümmel zwischen die Beine zu pflanzen oder Ähnliches zu tun. Es beginnt also mit der eigenen Akzeptanz, den Purismus beiseite zu legen und Varianten, Covers, Cuts, Neuinterpretationen und dgl. zuzulassen. Ich hab damit kein Problem und zwar aus folgenden Gründen. Es gibt wohl kaum eine intensivere Auseinandersetzung mit einem Werk, als wenn man dieses in seine Bestandteile zerlegt, seine DNA entschlüsselt und daraus Neues entstehen lässt. Das ist nicht weniger ein künstlerischer Prozess als die Schaffung des eigentlichen Werkes. Da werden Stunden um Stunden in ein solches Projekt investiert und unabhängig vom Resultat, nötigt mir das den vollsten Respekt ab. Ich hätte gerne selber diesen absoluten Willen sowas durchzuziehen. Am Ende muss mich das Produkt aber auch überzeugen wie das Original es muss. Ich gehe mal davon aus, dass der Ersteller eine gewisse Unzufriedenheit bezüglich der PT verspürte und das zum Anlass nahm. Das kann ich gut nachvollziehen.

    Zum Cut insgesamt. Meiner Meinung nach ändert dieser die Tonalität durchaus. Ich finde die Leistung im Tonsektor sehr beeindruckend, denn gerade Umschneiden ist eine Herausforderung beim Soundtrack, da dieser immer punktgenau das Geschehen untermalt. Da wäre mir jetzt nicht aufgefallen, das etwas unrund ist. Kann aber sein, dass man den Soundtrack an der einen oder anderen Stelle sogar eingespart hat. Aber das Original habe ich halt schon länger nicht mehr gesehen. An min. zwei Stellen fand ich den Schnitt allerdings unverhältnismässig ruppig. Zum einen als Qui Gon ankündigt noch was mit dem Rat zu klären und kurz auf Anakin geblendet wird und zum anderen bei der Ankunft Amidalas auf Coruscant. Ansonsten fühlte es sich so professionell wie bei einem normalen US-Kinofilm an in dieser Klasse.
    Weggefallen sind sehr viele der lustig angelegten Szenen. Dadurch wirkt der Film schon eine Ecke erwachsener. Upps kommt doch noch zweimal vor, aber bei Jar Jar hat man radikal die Schere angesetzt. Etwas schade, bei der Preisverhandlung von Qui Gon mit dem Schrotthändler hat man den Joke mit dem Jedi-Geistestrick, den dieser vermutet, entfernt. Das ist jetzt nicht zwingend etwas, das rausgemusst hätte imo.
    Beim Worldbuilding spart man auch ein. So fehlt in der Unterwassersequenz die Begegnung mit den Monstern. Da die Szene nix zur Handlung beiträgt, hat man so den Film gestrafft, ohne dass man wirklich was vermisst. Aber ich finde gerade beim Worldbuilding hat die PT doch auch Qualitäten, die der eine oder andere schätzt und sicher gerne solche Sachen weiterhin gerne drin hätte.
    Bedrohungslage? Ja, die ist nun wesentlich überzeugender. Die Neimoidianer werden nicht mehr komplett lächerlich gemacht und die Droiden scheitern nicht mehr an ihrem Geplapper, sondern “nur” noch an ihrem Design. Für die beiden Jedi wirken die zu keinem Zeitpunkt bedrohlich oder wie ernsthafte Gegner.
    Den Prophezeiungskram hat man dringelassen, die Midichlorianer nicht. Ersteres ist in Verbindung mit der Sequel Trilogie zumindest fragwürdig, zweiteres ist mehrheitlich eins der Dinge, die ein Grossteil der Fans nicht gebraucht hätte.
    Mein Fazit zum Cut? Das Original wird um div. peinliche Momente entschärft, hin und wieder wird mir die Schere aber zu oft angesetzt. Dadurch wirkt der Film ein wenig seiner Identität beraubt. Man darf natürlich nicht vergessen, dass die Intention von George auch war, eine neue Generation an Star Wars ranzuführen. Das ist ihm im Original zweifelsohne gelungen. Im Prinzip war Episode One schon immer mehr Disneylike als viele Disneyproduktionen, was die Zugänglichkeit angeht. Da konnte ich die Fremdschämmomente auch gut verkraften. Inhaltlich fährt man ein schnelleres Tempo als bei George, dadurch wirkt der Film moderner und könnte auch als MCU Streifen durchgehen. Für einige wird dieser Cut sicher besser sein, als Georges Vision. Ich kann das nicht so leicht beantworten, da für mich die Probleme des Originals eher marginal waren, bezogen auf den Vergleich mit dem Cut. Inhaltlich sieht es dagegen anders aus. Also kann man sagen, für die einen optimiert er etwas, für andere könnte er zu glattgebügelt sein. Inhaltlich ändert sich in der Summe nicht viel.
    Zum Film. Die Geschichte ist mir einen Ticken zu politisch angelegt mit Handelsembargo (wurde wohl aus Monkey Island 2 kopiert Largo Embargo), Handelsföderation, Republik, Senat und dgl. Vielleicht war George auch ein wenig von Dune inspiriert worden. Man erkennt dafür sehr gut sein Faible für ausladende Szenarien, das sogenannte Worldbuilding war ihm schon immer wichtig und steht auf der Habenseite. Die Jedi sind klar wie ein Mönchsorden konzipiert, dessen Leitmotive durch die Askese gelebt werden. Bei genauerer Betrachtung kann man das durchaus hinterfragen, denn wenn Jedi keine emotionale Bindung eingehen sollen, ist ein Meister Schüler Verhältnis wie das von Obi Wan und Qui Gon wohl auch nicht zulässig. Immerhin weint Obi Wan bei Qui Gons Tod und seine Aggressivität im Kampf gegen Maul steigert sich zusehends. Da muss man schon ein paar Augen zudrücken mMn.
    Als Start in die Saga ist der Film nicht verkehrt, aber im Hinblick auf die folgenden Teile fehlt es mir zu stark an einer Verbindung zu ihnen. Etwa wurde ja zu dem Zeitpunkt die Klonarmee in Auftrag gegeben, das Verschwinden Dookus und Sifo Dyas hätte man thematisieren können, mehr Palpatine usw. Dafür hätte man sich einiges andere sparen können. Aber im Hinblick auf was alles hätte sein können, muss man wohl auch gnädig sein, schliesslich hätte man sich mit zu vielen offenen Enden auch wieder verrennen können. Und die kleinen Zuschauer wären aussen vor geblieben.
    Kein Highlight der Saga, aber auch nie so mies und schwach, wie das Geheul bei einigen Fans glauben machen will. Da finde ich div. Originsgeschichten im MCU keinen Deut besser und dort kann man noch weniger von Pionierleistung sprechen als hier.
    Was grossartig ist, aber da ist George selbstreferenziell, ist bei der Aufteilung des Finalakts. Da wird zwar Episode 6 wiederholt, mit Duell, Bodenkampf und Dogfights, aber wie hier wieder Musik, Szenenübergänge ineinandergreifen, ist wirklich eine Klasse für sich. Und das hat auch dieser Film jedem der Sequel Trilogie meilenweit voraus. Die Kampfchoreografie im Lichtschwertduell macht immer noch soviel Spass wie damals. Mit Maul und seinem Doppellichtklingenschwert hat George einmal mehr einen ikonischen Bösewicht geschaffen und bei den restlichen Darstellern ebenfalls aus dem vollen geschöpft. Ewan ist ein regelrechter Coup. Das merkt man hier noch nicht so stark, aber in den Folgeteilen umso mehr. Ich persönlich hätte noch gerne mehr Szenen zwischen ihm und Neeson gehabt. Ein wenig Entschleunigung in diese Richtung hätte dem Film sicher gut zu Gesicht gestanden.
    So oder so holen die Darsteller raus, was halt möglich ist, um glaubhaft zu wirken, Charakterdrama ist aber nicht zu erwarten.
    Unterm Strich ein guter Genrefilm, kein überragender. Star Wars Fans addieren natürlich noch Extrapunkte je nach Geschmack. Der Score hebt die Qualität nochmals deutlich an, Duel of the Fates ist eins der besten Stücke der ganzen Saga und auch perfekt im Film integriert. Da hebt man sich auch von anderen Fantasy-Produktionen deutlich ab, ist in einer eigenen Liga. Make Up sieht auch hochauflösend gut aus. Wo der Film aber verlieren wird, ist eindeutig. Die Effekte sind nicht für 4K oder höher gemacht. Da wirkt schon einiges nicht mehr so gut in Bluray Auflösung. Hier wäre eine Überarbeitung wirklich nötig, aber wer wird da schon Geld in die Finger nehmen? Hier dürfte der digital gedrehte zweite Teil noch schlechter abschneiden, da auch das Material ohne Effektshots darunter leiden wird. Von den Filmen ab der PT ist es der einzige, den ich nicht im Kino gesehen habe. Aber auch als ich ihn das erste Mal zuhause sah, hat sich immerhin wieder sowas wie Kinomagie eingeschlichen und ich fühlte mich ein paar Jahre wieder in die Kindheit zurückversetzt, aller Mängel zum Trotz.

    #1703969
    captain carotcaptain carot
    Teilnehmer

    Tja Kong, bei Episode 1 geb ich dir in manchen Punkten durchaus Recht. Es gab einiges, was der Film richtig gemacht hat und in manchen Punkten ist er vom Look her am ehesten Star Wars. Leider übertreibt er es dann oft, in Details wie im. Großen. Die Mäntel der Naboo Piloten sind z.B. für Piloten unpraktischer Unfug. Die Monster Matroschka zerlegt die anfänglich wirklich gelungene Unterwasserszene letztlich. Hätte man das auch anders schneiden können? Ohne neues Material schwierig.
    Andere Cuts ergeben sich im Kontext. Bei den Tusken während des Pod Rennes war die Entscheidung wohl z.B schwierig, weil die Szene an sich als gelungen aangesehen wurde, dann aber in hartem Kontrast zur Tusken Geschichte in Episode 2 steht. Ich denke ich komme insgesamt vielleicht auf zehn Minuten Film, die ich gerne drin gehabt hätte, kann hier aber mit dem Gesamtpaket gut leben.

    Bei Episode 2 sieht das nochmal anders aus. Dort vermisse ich nix, muss ich leider ganz ehrlich sagen. Manche Punkte finde ich gemessen an den Möglichkeiten auch schlicht genial. Der Todesstern ist plötzlich keine Erfindung der Separatisten mehr was auch sehr viel besser zur alten Handlung der OT und von Rogue One passt.

    Der Look gerade von Episode II ist übrigens ein Reizthema für mich. Es sah nie so recht nach Film aus, was oohne den stilistischen Bruch in der Reih noch ok wäre. Und gerade viele der digitalen Sets und reinen Effektshots sind schon in 720p schlecht gealtert

    #1704042
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Bombshell

    Einer der Filme, die im Zuge der ganzen Meetoo Debatte entstanden sind. Nicht zu verwechseln mit der Miniserie mit dem gleichen Thema und Russel Crowe in der Rolle als Roger Ailes. Hier amtet John Lithgow (bekannt aus Dexter Season 4) als selbiger. Und was für eine Performance. Ich fand die Darstellung preisverdächtig und extrem nuanciert. Man spürt einerseits, wie er mit seiner patronhaften Art die Mitarbeiter für sich gewinnt und auf der anderen Seite seine verachtenswerte Seite auslebt und diese missbraucht für seine Perversionen. Damit ergibt sich leider auch ein kleines Problem, wenn der Quasi-Weinstein zum Showstealer wird. Auf der Gegenseite befinden sich ausschliesslich namhafte Darstellerinnen, die einmal mehr mit ihrer Souveränität glänzen. Kidman und Theron stellen ihre Charaktere sehr differenziert dar und zeigen ihr Dilemma, ihre Karrieren für das grössere Wohl zu beerdigen. Ich denke der Film handelt in erster Linie von Verantwortung. Denn weder Therons noch Kidmans Figur sind wehrlose Opfer. Sie haben einen Status, ihr Wort hat eine Signalwirkung. Hingegen hat Margot Robbies Charakter diesen nicht. Sich zu wehren ist für sie ungleich schwerer. Andererseits zeigt es aber auch sehr schön ihr selbstgemachtes Dilemma auf. Sie will unbedingt für Fox-News arbeiten, einen Sender, der aber genau die Umtriebe, unter denen sie zu leiden hat, verharmlost, unterstützt und sogar Beihilfe bei der Wahl eines Präsidenten leistet, der Frauenrechte nicht mal kennen würde, wenn man sie auf die Innenseite seiner Augenlider tätowieren würde. Aber die Figur macht einen Wandel durch und wird gegen Ende erkennen, dass Integrität einen Preis hat, den nicht jeder zu bezahlen bereit ist. So bildet Kate McKinnons Figur den Gegenpol zur Entscheidung Robbies und will lieber alles unter den Teppich kehren, um ihren Job zu behalten. Positiv werden hier auch nur die Männer der betroffenen Frauen dargestellt, bei Fox-News selbst, scheint sich niemand für die Anliegen der Frauen zu interessieren. Selbst viele Frauen ignorieren oder versuchen die Opfer in Misskredit zu bringen. Am Ende wird auch noch Murdoch, der Besitzer des Senders ins Spiel gebracht. Dabei merkt man, was für ein elender Heuchler dieser ist, als er nach Ailes Absetzung, dem Präsident Elect Donald Trump gratuliert. Als Texteinblendung sieht man dann noch das finanzielle Ausmass der Perversion, Ailes erhält 65Mio USD Abfindung – begründet durch vertragliche Zusicherung – alle Opfer insgesamt 50 Mio USD.
    Es wird zwar nicht wirklich thematisiert, aber einmal mehr merkt man, wie diese Machtkonzentration bei Medien die idealen Infrastrukturen für Machtmissbrauch darstellen. Denn jede der Damen, die gegen ihren Boss vorgeht, hat zu befürchten, keinen adäquaten Arbeitsplatz mehr zu finden. Davon werden Republikaner vermutlich deutlicher betroffen sein, da vermutlich mehr Medien unter demokratischer Gesinnung publizieren, zumindest die relevanten.
    Der Film bietet genug unangenehme Stellen, um das Thema ausreichend zu würdigen, inszenatorisch mischt man immer wieder mit Bildern der echten Opfer. Das erinnert nicht von ungefähr an I, Tonya. Mit Margot Robbie und Allison Janney sind auch zwei Darstellerinnen aus selbigem Film vertreten. Humor bleibt hier natürlich aussen vor, aus Respekt vor den Opfern sicher eine kluge Entscheidung. Allerdings wirken die Opfer selbst oft so resolut, dass für mein Gefühl die Empathie zu kurz kommen könnte. Ich bin nicht der Meinung, dass man jetzt einen Elend-Porno braucht, um das Thema korrekt zu behandeln, aber es könnte durchaus auch bagatellisierend wirken, wie die Vorgänge anhand der Opfer dargestellt werden. Dabei ist es natürlich eine subjektive Angelegenheit, wie viel Leid die Opfer aus der Situation erdulden. Das wird im Film auch veranschaulicht durch Frauen, bei denen das ganz normal scheint, sich nach oben zu schlafen. Kann also gut sein, dass die Seite der Opfer ein paar Facetten mehr vertragen hätte, gerade wenn man die Umstände anhand verschiedener Charaktere schildert. Ich verpreche mir von the Assisstant irgendwie den eindringlicheren Film zu dem Thema, da der Film klar eine Figur ins Zentrum stellt.
    Trotz dieser minimalen Kritik ein sehr sehenswerter Film, der viel Raum für Reflexion und Diskussion bietet. Die Darsteller sind allesamt fabelhaft. Theron erkennt man unter der Maske kaum. Warum auch immer man sich da für Makeup entschieden hatte. Aber auch Lithgow als Ailes wirkt perfekt. Meiner Meinung nach hab ich selten bessere Maskeneffekte in der Hinsicht gesehen, auch sehr preisverdächtig.
    Vor Jahren gabs einen anderen Film mit Theron, den ich gerne immer wieder mal empfehle, weil er Sexismus ebenfalls zum Thema macht, aber auf eine sehr viel eindringlichere Art. Dieser Film ging mir sehr viel mehr unter die Haut, als Bombshell und steht für mich bei vergleichbaren Dramen mit ähnlicher Thematik nach wie vor an der Spitze, Northern Country. Wer ihn nicht kennt, nachholen.

    #1704048
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Star Wars Episode 2 Attack of the Clones L8wrtr Cut

    Weiter gings gleich im Anschluss zu Episode 1 mit dem nächsten Fan Cut. Episode 2 landet regelmässig bei Star Wars Filme Rankings auf dem letzten Platz. Ich vermute mal, dass es viel mit der Teenie-Romanze zu tun hat, die älteren Fans eher die Schamesröte ins Gesicht treibt. Daraus ergibt sich aber ein fast schon unlösbares Dilemma. Spart man die “verbotene” Liebe zwischen Padme und Anakin aus, fehlt die komplette Motivation für Anakin so zu handeln, wie er es letztlich in Episode 3 tut. Nun hat George das halt eben so inszeniert, wie es eben ist. Der Fan Cut lässt davon eigentlich alles drin. Das hat mich sogar recht verwundert. Hier wird die Schere eher bei den ausufernden Action-Szenen angesetzt und einigen Szenen, die für die Handlung nicht wirklich wichtig sind. Dabei wird auch getrickst. So verrät Zam Wesell bei ihrem Tod, wo Obi Wan hin muss. Dabei sagt sie nur Slimo, ein Fluch, den Ani gegenüber Sebulba in Teil 1 ausspricht und soviel wie Schleimball ausdrückt. Das dann in Camino umzudeuten, ist schon fast grenzwertig. So fehlt denn auch die komplette Dexter-Szene im Diner, was aber auch nur eine Schnitzeljagd Station gewesen wäre.
    Anakins Widerspruch gegenüber Obi Wan wird deutlich zurückgefahren, etwa im Gespräch mit Padme und auch bei der Verfolgungsjagd. Von Auflehnung spürt man deutlich weniger. Weiter wurde das Abschlachten der Tusken abgemildert. Zwar spricht Anakin weiter davon alle abgeschlachtet zu haben, aber die Präzisierung, dass er auch Frauen und Kinder getötet hat, weil sie Tiere sind, fehlt.
    Auf Camino ist die Action zwischen Obi und Jango deutlich verkürzt. Das fand ich imo fast am überflüssigsten. Da kann ich die Intention dahinter wenig verstehen. Jango hätte so deutlich bedrohlicher gewirkt.
    Auf Geonosis wurden dann alle CRPO und R2D2 CGI Szenen entfernt, die Action in der Fabrik ist stark verkürzt. Das hat mich jetzt nicht gross gestört, weil ich die damals auch etwas zu lang fand, aber nicht wirklich störend. Das Eingreifen von Windu wird nicht mehr musikalisch initiiert und sein Spruch, this party is over, fehlt auch. Das eine kann ich da eher nachvollziehen als das andere. Yodas Anweisungen wurden auch gestrichen, sein Einsatz im Stadion erfolgt wortlos. Vielleicht wollte man erreichen, dass die Jedi generell wortkarger daherkommen und ein wenig geheimnisvoller wirken. Aufs Pacing haben diese Cuts mMn kaum einen Einfluss, nicht so eben die erwähnte Szene mit Dexter oder das Fehlen der Jedi-Archive und der Austausch mit Yoda über Kamino. Das geht dann auch wieder zu lasten des Worldbuilding. Dass man den Todesstern als Querverweis gestrichen hat, könnte man fast schon als Retcon Versuch auslegen.
    Beim Duell mit Dooku, sind die Flummiballszenen verschwunden. Hier scheiden sich sicher auch die Geister. Mich hat das Duell nie wirklich gestört, kann aber auch verstehen, wenn andere das nicht mochten.
    Mein Fazit zum Cut fällt entsprechend eher ernüchternd aus. Der CGI Overflow, der mir damals schon nicht gefiel, ist raus. Was mich sonst an Episode 2 gestört hat, konnte aber mit einem Umschneiden halt kaum erreicht werden. Insofern kann ich gesamthaft gesehen hier vermutlich mehr Polarisierung bei der Erstellung eines Fan Cuts sehen, weil er mehr auf eine Straffung zielt, als auf was anderes und Anakins Renitenz deutlich zurückfährt. Ob das so hilfreich ist, weiss ich nicht. Am Cut könnten sich die Geister genauso scheiden wie am Originalfilm, aber aus unterschiedlichen Gründen.
    Als ich den Film damals im Kino gesehen habe, war ich begeistert. Mir gefiel er besser als Episode 1, einfach weil er mehr Elemente enthielt, die mir insgesamt an der Saga gefallen, z.B. deutlich mehr Jedi Action. Auf die DVD damals wartete ich denn auch sehnsüchtig und der Film lief einige Male, weil er auch ein gutes Beispiel war, für Feinheiten in der Soundabmischung. Etwa hörte man mit guter Anlage, wie das Jetpack von Jango kaputt ging und er vergeblich den Raketenantrieb zünden will, was ihm gegen Windu zum Verhängnis wurde. Übrigens wurde diese Szene im Kampf gegen das Biest auch entfernt. Hätte aber gut erklärt, warum Jango nicht wegfliegt, als Windu auf ihn zustürmt. Da fehlts mir auch an der Sinnhaftigkeit des Cuts.
    Mit der Zeit hat der Film aber auch bei mir Kredit eingebüsst, weil mir auch wieder einiges gefehlt hat, anderes wiederum eher überflüssig war und wiederum anderes eine bessere Inszenierung vertragen hätte. Als Vorbereitung fürs Finale lässt man halt wieder viele Möglichkeiten am Wegrand liegen. Palpatine ist mir auch hier wieder zu stark im Hintergrund. So gesehen, verliert der Film für mich im Gesamtkontext der Saga am deutlichsten. Aber ich empfinde jetzt nichts darin als veritablen Aufreger, der mir das Filmvergnügen komplett vermiest. Es fühlt sich immer noch nach Star Wars an. Man hätte klar mehr herausholen können, davon bin ich überzeugt.
    Was die Bild- und Effektqualität angeht, so spürt man hier schon, dass die Bluray am Limit ist. Da George damals digital gedreht hat, wird man aus dem Bild auch kaum mehr herauskitzeln können. Die Effekte müsste man überarbeiten. Dadurch wirkt er bildtechnisch qualitativ weniger stimmig. Star Wars Fans werden das verschmerzen können. Wer den Film aus den Gründen nicht mag, die ich oben aufgeführt habe, der wird auch mit diesem Cut nicht glücklicher werden. Wem es vor allem ums Pacing und die Straffung geht und die Charaktere mit weniger Dialog haben möchte, kann ruhig einen Blick riskieren. Im Direktvergleich bleib ich hier lieber beim Original, einfach weil ich einige Szenen doch lieber drin hätte.

    #1704056
    JonnyRocket77JonnyRocket77
    Teilnehmer

    Joker

    Ich kann ja eigentlich nicht viel mit dem Batman Universum anfangen aber den Film musste ich mir doch anschauen, zu gut haben mir die Trailer gefallen.
    Möchte da jetzt auch gar nicht viel dazu schreiben außer, dass ich als Star Wars Fan neidisch bin. So stelle ich mir die “Becoming of” Geschichte eines Bösewichts vor. Was bei Darth Vader unfreiwillig komisch war, hat mich hier doch ziemlich beeindruckt. Ein toller Film..Hut ab Mr. Phoenix, der Oskar ist verdient.

    #1704057
    Anonym
    Inaktiv

    Die Szene mit De Niro im Fernsehstudio fand ich episch.

    #1704061
    JonnyRocket77JonnyRocket77
    Teilnehmer

    Mir hat die Szene vor dem Vorhang im Studio sehr gut gefallen.

    Überhaupt hatte ich einige Gänsehautmomente bei dem Film. Da waren so kurze Szenen, bei denen aus Musik und Bild einfach eine besondere Atmosphäre entstand.

    #1704065
    captain carotcaptain carot
    Teilnehmer

    Die Romanze wird sogar um Deleted Scenes erweitert, die Schere tatsächlich sehr oft bei ausufernder Comedy und Action angesetzt. Die eigentlich ziemlich ausufernde Verfolgungsjagd am Anfang ist da sehr symbolhaft. Im Original gab es verdammt viele Punchlines und teilweise auch noch ziemlich ausufernd. Anakin reotet dann beim Speeder noch auf der Farbe und so weiter rum, um ein Beispiel zu nennen. Die Kamino Schnitzeljagd ist inhaltlich überflüssig und lässt Obi Wan auch noch wie einen ziemlichen Idioten aussehen. Natürlich kann man da wie so oft geteilter Meinung sein. Anders sieht es z.B. bei der Droidenfabrik aus, die Szene übertreibt es in Lucas’ Cut unter anderem massiv mit Comedyeinlagen.
    Bei Jango vs Obi Wan ist haltdie Frage, ob man eher die Action will oder die Intention hinter der Szene, nämlich Jango nicht mehr sooverpowered und einem Jedi Meister quasi ebenbürtig darzustellen. UUmso mehr da er späterfast beiläufig abserviert wird.

    #1704066
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Ja, nur ist dieses beiläufige Abservieren im Fan Cut sogar noch extremer, weil der Hintergrund fehlt, warum das Jetpack seinen Dienst verweigert. Das passiert in der Szene, in der Jango von dem Nashorn gerammt wird.
    Dass viel Cheesy Dialogue weg ist, fällt hier schon recht deutlich auf. Keine Party, keine Killersticks, usw. Da der Film aber eh nicht diese Abenteuer-Note anderer Teile hat sondern eher ernsthaft daherkommt, kann ich das durchaus nachvollziehen. Hier sind mMn die Möglichkeiten ohne neugedrehte Szenen halt sehr begrenzt.

    #1704076
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Unhinged

    Unhinged, übersetzt bedeutet das etwa aus der Balance. Unleashed, also entfesselt, wäre aber der bessere Titel gewesen. Denn Russel Crowes Figur wird regelrecht von der Leine gelassen. Das Intro nimmt Anleihen bei Falling Down. Was in der Gesellschaft schief läuft, wird in einer Art Collage aus Nachrichteneinspielungen zusammengefasst. Daneben begegnet man während des Films immer wieder Symptomen davon, wie etwa einer Frau, die sich während der Autofahrt schminkt, statt auf den Verkehr zu schauen, usw. Wer nun meint, dass Crowes Figur, die schlicht nur Man im Abspann heisst, eine Art Amoklauf veranstaltet, um der Gesellschaft ihren Spiegel vorzuhalten, der irrt. Was im Leben seines Charakters schief lief, kriegt man so am Rande mit, könnte aber auch austauschbar sein. Auch er scheint ein Symptom einer kranken Gesellschaft zu sein, schüttet sich pausenlos mit Schmerzmitteln zu und gibt jedem und allem die Schuld an seinem Leben, nur nicht sich selbst. Es startet schon mit einer Gewalttat, eskaliert dann bei einer alltäglichen Situation aber vollends. Die Leidtragende ist eine alleinerziehende Mutter, deren Leben gerade aus der Bahn geraten ist. Das erinnert wiederum an einen anderen ähnlichen Film, Spurwechsel mit Sam Jackson und Ben Affleck. Was dieser Film anders als die zuvor genannten macht, ist, dass er sehr schnell Richtung Hitcher driftet und the Man absolut den sadistischen Psycho raushängen lässt. Und was für eine Naturgewalt Crowe hier entfesselt. Die Darstellung ist so beängstigend, dass man sich fragt, wie viel davon steckt in Crowe selbst? Um das Umstandsopfer, das zur wild um sich schlagenden Bestie wird, zu verkörpern, hat er sich ordentlich Gewicht drauf gepackt. Viel mehr Method Acting geht nicht. Dabei schrammt der Film brachial an div. Logikfallen vorbei. Klar, in einigen Momenten fragt man sich, warum die Opfer so handeln, aber trotzdem war das ingesamt doch recht überlegt und mMn gar nicht so unrealistisch, etwa bei der Szene an der Tankstelle. Kurz vor Ende hätte die Mutter sicher andere Optionen gehabt, aber auf der Flucht vor dem grossen bösen Crowe musste das Finale natürlich abermals die Schraube anziehen. Und wenn der Streifen eines kann, dann das. Hier hat man das Maximum aus den 90 Minuten rausgeholt. Von Anfang bis Ende spannend. Fans dichter Thriller kommen auf ihre Kosten, Crowe sollte für einen Darstellerpreis zumindest in Betracht gezogen werden.

    #1704077
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Bill & Ted Face the Music

    Die Wohlfühl-Reunion des letzten Jahres. Leider funktioniert der Film für mich auch praktisch nur auf der Ebene. Ihm fehlt einfach die Abgespacetheit des Vorgängers. Zu oft wird eine Pointe überstrapaziert, anstatt man einen Punkt finden würde. Das erinnert entfernt an Austin Powers 3, der in dieser Hinsicht auch eher missglückt ist.
    Dass dem Film mehr Budget zur Verfügung stand, als den anderen beiden Teilen, merkt man sofort. Aber damit übertüncht er eben nicht die Schwächen. George Carlin verstarb leider und sein Rufus wird schmerzlich vermisst. Einen Ersatz gibts nicht. Auch die beiden Wissenschaftler Volle Kanne sucht man vergebens. Der olle Blechkopp wiegt das in keinster Weise auf, fand den Roboter eher nervig.
    Aber reden wir lieber über die gelungenen Aspekte. Alex Winter scheint keinen Tag gealtert zu sein, Keanu hätte besser seinen Bart aus John Wick mitgebracht. Die beiden haben natürlich Kinder, zwei Töchter und diese werden perfekt verkörpert. Perfekt im Sinne von einer jungen Ausgabe von Bill und Ted. Brigette Lundy-Paine, die schon in Bombshell in einer Nebenrolle geglänzt hat, könnte 1:1 die weibliche Ausgabe von Theodor Ted Logan sein, das Minenspiel und die Gestik wurde genau studiert. Aber auch Samara Weaving als Tochter von Bill S. Preston dem Ehrenwerten macht einen guten Job.
    Während der Handlung teilen sich die beiden Gruppen auf, wobei eine das klassische erste Zeitreise-Abenteuer erlebt und die andere in der Zukunft den eigenen Ichs nachjagt, um den Song zu finden, der die Welt retten wird. Dabei sieht man verschiedene Bill und Ted Inkarnationen. Das ist recht lustig gemacht und stellenweise kommt tatsächlich das Gefühl der alten Filme wieder auf. Einen Abstecher in die Hölle gibts auch, aber der Tod war auch schon witziger und bissiger.
    Alles in Allem fühlt es sich halt doch wie ein grosses Wiedersehen an hinter der Kamera, das eben vor der Kamera stattfindet. Da mir die Filme schon immer sympathisch waren, hab ich damit dann auch weniger ein Problem, als bei anderen Reunions wie etwa Bad Boys 3. Hier stimmt die Chemie wesentlich besser. Davon ab hat der Film ein paar lustige Momente, aber an die alten Filme kommt er nicht heran. Vielleicht hätte man nicht krampfhaft versuchen sollen, eine Geschichte zu spinnen, die ein wenig verzweigt wirkt, sondern sich voll auf den abgefahrenen Part konzentrieren sollen und die Figuren, die die Vorgängerfilme eben so sympathisch gemacht haben.
    Reicht immerhin für eine fast Volle Kanne, Hoshi.

    #1704461
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Flucht aus Pretoria

    Ausbruch-Thriller vor dem Hintergrund der Apartheid. Ich muss sagen, Wow. In letzter Zeit gabs doch wieder einige Thriller, die ich hochspannend fand, Destroyer, Unhinged usw. Hier hab ich das Gefühl wird noch eine Schippe drauf gelegt. Der Film hat natürlich einen entscheidenden Vorteil, dass hier der Ausbruch auch ein idealistischer ist und die Inhaftierten von Beginn weg die Sympathie des Publikums haben.
    Was der Film sehr gut macht, ist die klare Fokussierung auf den Ausbruch. Ein Knastdrama ist der Film nicht. Das heisst, er will nicht zuviel, was er aber macht, macht er so richtig gut. Auf Darstellerseite agieren Radcliff, Daniel Webber (mir bislang unbekannt), Mark Leonard Winter (die jüngere Ausgabe von Daniel Day Lewis) und Ian Hart (Pater Beorca aus The Last Kingdom). Die Intensität und die Spannung wird jederzeit perfekt über deren Darstellung auf den Zuschauer übertragen.
    Das Genre kennt ja viele Klassiker, Flucht aus Alcatraz mit Eastwood, Gesprengte Ketten mit Steve McQueen, Genremixe wie Fortress mit Lambert, Flucht aus Absolom mit Liotta, die Stallone Vehikel Lock Up und Escape Plan und natürlich meinen Favoriten und nach wie vor Platz 1 bei IMDB, die Verurteilten. Daneben sollen auch die sehenswerten Serienbeiträge wie Prison Break und Escape from Dannemora nicht unerwähnt bleiben – Oz lass ich mal aussen vor, weil es da eigentlich nicht um einen Ausbruch geht, sondern mehr eine Überzeichnung des Knastalltags. Die Vielfalt ist also breit und jeder Beitrag hat seine eigenen Stärken und Schwächen.
    Hier ist der politische Kontext natürlich interessant. Dieser wird aber nur am Rande gestreift, beispw. in den Dialogen mit dem Anführer der “weissen” ANC. Man könnte jetzt natürlich schnell wieder denken, aha, Black Lives Matter und die Protagonisten sind wieder Weisse. Der Film scheint auf einem Tatsachenroman zu beruhen. Klar waren die Gefängnisse in der Apartheid auch getrennt. Interessant ist, dass der Regisseur des Films, Francis Annan aber ein Schwarzer ist, aus London. Eigentlich hätte man da durchaus eine verstärkte politische Dimension innerhalb des Films erwarten können. Aber wie gesagt, sie bildet nur den Kontext, die Spannungsschraube wird gedreht wie die Schlüssel in den Gefängnistüren.
    Wer einen Film mit hohem Nail-Bitting-Potenzial sucht, der wird hier fündig. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt einen Film in dem Bereich so spannend gefunden hätte. Es legt ja nicht jeder Streifen gleich viel Wert auf den Suspense-Effekt. Hier wird es halt auf die Spitze getrieben. Klare Empfehlung von mir.

    #1704464
    ChrisKongChrisKong
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    Jay & Silent Bob Reboot

    Die sympathischen Blödel-Tramps sind zurück und dürfen sich gegen einen Reboot von Bluntman and Chronic erwehren. Durch einen “genialen” Twist werden Jay und Silent Bob gleich auch noch die Namen abspenstig gemacht. Dabei begegnen Jay & Silent Bob so einigen Überraschungen und alten Weggefährten auf dem Weg zur Chronic-Con. Im Grunde ist es wie bei Bill & Ted und Bad Boys 3 einfach ein Wiedersehen mit den Charakteren aus den Vorgängern, in diesem Fall div. Kevin Smith Filmen. Daneben wird das Ganze mit einem Zitaten-Festival sondergleichen angereichert, bei dem sich Comic-, Star Wars- und Star Trek Nerds wohl fühlen dürften. Die ganzen Anspielungen zu Kevin Smiths New Jersey Filmen ist mMn fast schon zwingende Voraussetzung für den Filmgenuss. Das Meiste dürfte manchem zu infantil sein, aber so war der Vorgänger auch. Daneben gibt es halt aber auch Kritik an der ganzen SM Kultur, toxischen Fandoms und dgl. Dabei spart Smith auch nicht mit Selbstironie. Wobei ich das nur in Massen ertrage. Ben Stiller macht das auch so überstrapazierend, sein Alter Ego als Unsympathen darzustellen.
    Den Film kann man durchaus als Geschenk von Smith an die Fans verstehen und hält alles bereit, Schmunzeln, lauthals Lachen und Fremdschämen. Und so hab ich den auch geniessen können. Denn klar, eine Filmperle ist der Streifen nicht und er kommt mMn auch nicht an die ganzen Jersey Filme ran. Wermutstropfen ist das Fehlen von Randall, aber ich hoffe immer noch auf Clerks 3. Und solange heisst es Suck my Cock Berzerker und Teetrinken, Snoogans.

    #1704469
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    The Doorman

    Ruby Rose ist the Doorman. Eigentlich Doorwoman, aber vielleicht verzichtet man im Englischen darauf. Im Deutschen halt statt Page Paige. Denn wie die Wrestlerin, so darf auch Rose hier kräftig austeilen. Das kleine Budget dürfte wohl zum grössten Teil für Reno als Hans Gruber in der Franzmann Version draufgegangen sein. Die Dankeshymne am Ende des Films lässt vermuten, dass der Streifen in Rumänien abgedreht wurde. Ein Wunder stolpern nicht Seagal und Snipes durchs Set.
    Welchen Actionfilm kupfert man ab? Stirb Langsam natürlich. Man kriegt sozusagen die entkoffeinierte Cola Light Version davon. Aber trotzdem funktioniert der Film über weite Strecken recht gut. Ruby Rose wird zwar keinen Oscar gewinnen und ihr zierlich anmutender Körper könnte die Immersion auch zerstören, wenn sie ihre Feinde auseinandernimmt. Aber unter diesen ganzen Stirb Langsam Kopien ist das doch eine der besseren. Insbesondere bewegt sich Ruby Rose recht professionell und wirkt sehr durchtrainiert. Ein Blick ins Wiki offenbart, dass ich schon div. Filme mit ihr gesehen habe, aber hätte ich einen nennen müssen, hätte ich keinen sagen können. Spricht halt nicht wirklich dafür, dass ihre Rollen markant rausstechen oder die Filme, in denen sie mitspielt. Aber für einen Actionstreifen doch ein guter Fit. Der Rest des Casts ist, nun ja, zweckmässig. Ich denke die Kleine hätte noch Potenzial für mehr gehabt, aber ihre Beziehung zu Roses Charakter bleibt sehr oberflächlich.
    Was man auch anrechnen darf, die Charaktere versuchen situativ richtig zu handeln, ausser die Gangster, die bleiben doof.
    Wer was für Zwischendurch braucht, kriegt Kante. Alternativ wäre noch Banderas Stirb Langsam Variante im Kaufhaus, gibts auf Netflix, der Name ist mir entfallen, Vielleicht Kauf Langsam oder so.

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