Der Film und Fernseh Thread

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  • #1704488
    ChrisKongChrisKong
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    Mortal Engines

    Peter Jackson hat diesen Film produziert, inszeniert hat ihn wer anders. Aber er war mit dem gleichen Team fürs Drehbuch verantwortlich wie schon bei HdR. Das weckt natürlich Erwartungen. Und die kann der Film leider nicht erfüllen. Zuerst mal zum Positiven.
    Die Settings und das Worldbuilding sind erstklassig. Bild und Ton reizen das Setting sehr gut aus, alles ist sehr detailreich konstruiert und getrickst. Da spürt man Jacksons Handschrift deutlich. Während des Films zündet man auch ein richtiges Effektfeuerwerk. Mit Hugo Weaving hat man einen erstklassigen Darsteller an Bord, der jeden Film aufwertet. Die Hauptprotagonisten entsprechen hingegen wieder den üblichen Stereotypen. Sie könnten auch aus Maze Runner oder Tribute von Panem sein. Was uns grad zu den eher wenig prickelnden Sachen des Films bringt. Die Dialoge sind zum Teil unterirdisch und leider auch so vorgetragen. Als wollte man einem 6jährigen klar machen, wer hier der Schurke und ganz ganz böse ist. Das hat der Film einfach nicht nötig. Daneben wirkt alles wie aus dem Baukasten ähnlicher Filme, beispw. die schon richtig abgenudelte Variante von, woran erkenne ich das Signal? Siehst du schon, wenns soweit ist…Generell ist fast alles so überraschungsarm, als hätte mans schon mal gesehen. So fühlt es sich denn auch an, wie eine Ansammlung von Genre-Versatzstücken. Ob es an der Vorlage liegt oder einfach das Drehbuch schwach ist, weiss ich nicht. Aber das Resultat wirkt irgendwie uninspiriert. Schade um die an sich originelle Idee mit den Städten auf Rädern.
    Fazit: Als Vorführscheibe kann man das Teil durchaus brauchen. Und für einen Nachmittag kann der Film sicher unterhalten. Für Fans von Sachen wie Into the Badlands (ebenfalls mit Stephen Lang) und City of Ember sicher einen Blick wert. Bei den Dialogen sollte man gelegentlich einfach weghören.

    #1704489
    ChrisKongChrisKong
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    Queen & Slim

    Wieder die Sorte Film, von der ich mitbekam, dass darüber geredet wurde, aber keine Ahnung hatte, worums ging. Vermutet hatte ich eine Art Bonny und Clyde Geschichte. Das ist aber nicht der Fall. Der Film ist eher die Black Lives Matter Antwort zu Thelma & Louise. Ein wenig Perfect World steckt auch drin. Am Anfang steht ein Verbrechen und ungünstige Umstände, die dazu geführt haben. Eigentlich sollte der Abend mit einem Date eher in erfreuliche Richtungen gehen. Aber – und da greift der Film eine Situation aus dem Alltag schwarzer Amerikaner auf – wird eine ordinäre Verkehrskontrolle zum Wendepunkt im Leben der beiden. Der Roadtrip in die Freiheit ist von Szenen geprägt, die die geschundene schwarze Seele Amerikas beschreiben. Wer kämpft, tut das oft skrupellos, wer nicht kämpft hat einfach Angst und möchte lieber nicht auffallen. Am Ende regiert das Geld und das ist bekanntlich farbenblind.
    Ohne die ganzen Nachrichten aus den USA könnte man den Film als einfache Übertreibung abtun. So zeichnet er ein hochaktuelles Bild über den Zustand eines Landes. Dabei sind beide Darsteller Daniel Kaluuya und Jodie Turner-Smith sehr ambivalente Charaktere fernab von Klischees. Ähnlich wie bei Perfect World und Thelma & Louise wird bei diesem Road Trip auch das Leben gefeiert und die kleinen Dinge, die es lebenswert machen. Das wird auch immer plausibel in die Situation eingebettet. Einzig ein tragisches Ereignis im letzten Drittel des Films kommt mir ein wenig zu kurz, was die Verantwortung der beiden angeht. Da wirken beide zu unbeteiligt. Das wirkt nicht sehr glaubhaft.
    Ansonsten muss ich sagen, ein sehr sehenswerter Film, ein Film der leisen Töne, die durch Spitzen gebrochen werden, wos nötig ist.

    #1704519
    ChrisKongChrisKong
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    Blind Fury

    Ein Film, der so ziemlich alle Zutaten eine guten alten 80ies Streifen hat. Rutger Hauer darf seine Version von Zatoichi, dem blinden Samurai, zum Besten geben. Hatte den Film damals irgendwie per Zufall gesehen, war wohl mit Martial Arts gelabelt. Und zu der Zeit hab ich so ziemlich alles, was im TV lief und ein paar fesche Handkanten oder Katanas drinhatte weggeschaut, inkl. der ganzen grottigen Cynthia Rothrock Filme.
    Dieser hier ist aber klar besser als vieles von dem Zeug von damals. Das Schurkarium besteht aus bekannten Gesichtern, Willingham und Cobb kennt man aus anderen Action-Streifen. Natürlich gibts auch die Dödel-Handlanger, die irgendwie an Rocksteady und Bebop von den Turtles erinnern. Auf jeden Fall ist klar, wer die Arschlöcher in dem Streifen sind und dass Hauer Shishkebap aus ihnen macht. Dabei hats im Finale eine Szene drin, die frappant an Darth Mauls Abgang aus Episode 1 erinnert. Vermutlich war der Film Lucas bekannt. ^^
    Ansonsten folgt der Film dem Action-Realismus der 80ies und der Held der Geschichte ist natürlich unkaputtbar und jeder Handgriff sitzt. Mit dabei sind natürlich Auseinandersetzungen mit allerlei Gesindel, die seine vermeintliche Schwäche auszunutzen versuchen. Aber keine Chance, immerhin wurde er von einem kleinwüchsigen Asiaten trainiert. Wie und wo das genau passiert, erklärt der Film nicht, denn so richtig vietnamnesisch scheint das dort nicht zu sein. Aber egal, wen kümmern solche Details? Der Film macht Laune und war für mich wieder ein Trip ins Fernsehprogramm der Jugend.
    Die Aufbereitung auf Disc ist recht gut gelungen, aber es hat dann doch unnötig viele Schmutzpartikel. Und die eine Szene, die ein Special Effect ist, wirkt wie auf einem 286er Rechner erstellt. Aber hier viel zu erwarten, wäre wohl kaum angebracht. Dafür kennen vermutlich zu wenig den Streifen. Ich bin schon froh, wurde der released. So mancher Film wartet immer noch drauf. Und nein, eine Rothrock Box will und brauch ich nicht.

    #1704522
    captain carotcaptain carot
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    Solider und vor allem relativ gut gespielter Action Streifen für die Zeit. Da gab es definitiv schlechteres. Aber ich denke ein bisschen Nostalgiebonus dürfte dem schon gut tun.

    #1704528
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Ja definitiv. Steht auch so bei mir im Text. Gibt Leute, die können generell nichts mit Filmen aus der Zeit anfangen. Vermutlich muss man halt schon damit aufgewachsen sein. Btw. hat der Regisseur Noyce nachher so richtig losgelegt und ein paar interessante Thriller abgeliefert.

    #1704534
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Paranoia

    Um Überwachung geht es hier nur sekundär und ist nur Mittel zum Zweck. Auf gegenüberliegenden Seiten agieren abermals Harrison Ford und Gary Oldman (Air Force One). Ford kommt zwar erst recht spät ins Spiel, was ich nicht so gelungen fand. So ist das Hin und Her des Protagonisten, dargestellt von Hemsworth – Liam, nicht Chris oder der andere, hab den Überblick verloren – nicht grade spannend umgesetzt. Dazu kommt eine aufgesetzte Love Story, die wie ein Filmklischee inkl. der Dialoge runtergenudelt wird.
    So als Thriller kann oder besser muss man wirklich ein paar Augen zudrücken. Im Grunde macht er halt auch nicht viel anders, als div. andere Streifen des Genres, in dem Konzerne agieren als wäre die Welt ein Selbstbedienungsladen. Aktuellere Filme wie the Circle mit Tom Hanks, aber auch ältere Produktionen wie Start Up, Staatsfeind Nr. 1, Im Netz usw. bedienen dabei das Schema der Allmacht dank Technologie und mittendrin Mr. Nobody, der seinen Platz sucht. Hier schlittert der Protagonist nicht wirklich durch die Umstände rein, sondern macht wie in 21 (der Hipster-Vegas-Flic) freiwillig mit und benimmt sich wie ein Arschloch, der es nicht besser verdient. Die Figur seines Vaters, gespielt von Richard Dreyfuss, soll ihn ein wenig erden, was seine späteren Entscheidungen erst recht fragwürdig erscheinen lässt. Weitere Stereotypen wie der Fixer des Unternehmens und die allwissende Erfüllungsgehilfin sind natürlich auch mit an Bord.
    Das Alles hätte man durchaus frischer präsentieren können. An den Darstellern liegt es nicht. Man kriegt nur nichts, dass man nicht schon irgendwie besser gesehen hätte. Mit vergleichbaren Klassikern des Spannungskinos in dem Bereich wie etwa die Firma mit Tom Cruise oder Disclosure mit Demi Moore und Michael Douglas kann Paranoia nicht mithalten. Allerdings ist der Film auch nicht so mies, wie er teilweise dargestellt wurde. Dank Ford und Oldman knapp über Mittelmass, meiner Meinung nach.

    #1704562
    captain carotcaptain carot
    Teilnehmer

    Nur noch mal ein Einwurf zu Mortal Engines, diverse Mängel kann man da nicht wegdiskutieren, der Filmhat extrem viel verschenktes Potenzial. Allerdings hatte ich visuell durchaus meinen Spaß damit. Zum ein Mal gucken kann das dem ein oder anderen durchaus taugen.

    #1704607
    JonnyRocket77JonnyRocket77
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    The Equalizer von 2014:

    Eigentlich nur ein Actionthriller zum Thema Selbstjustiz. Mit dem Thema Selbstjustiz wird hierbei nicht kritisch umgegangen. Böse und gut sind klar definiert. Der Film war mir persönlich etwas zu lang, kann aber mit relativ guten (sehr kurzen) und stylischen Actionsequenzen aufwarten.
    Der Grund, warum der Film auch trotz seiner Längen für mich funktioniert hat ist Denzel Washington. Man kann jetzt nicht sagen, dass er hier großes Charakterschauspiel abliefert aber es war mir eine Freude ihm zuzuschauen. Er ist einfach ein Sympathiebolzen.

    #1704608
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Paranza – Clan der Kinder

    Neapel, die Heimat der Camorra. Und mittendrin ein Pulk desillusionierter Jugendlicher, die nicht wissen wohin mit ihrer Energie. Der “Karriereweg” des jungen Nico scheint vorgezeichnet zu sein. Es heisst fressen oder gefressen werden. Wir begleiten ihn Schritt für Schritt dabei auf den Weg zum Gangster. Erst wird gedealt, dann eine Waffe beschafft und unliebsame Konkurrenten vertrieben. Es dauert nicht lang, bis zum ersten Mord und dem Erweitern des Machtanspruchs. Während Henry Hill in Good Fellas jedoch erwachsen ist, ehe sein Abstieg beginnt, ist Nico gerade mal 15 Jahre alt. Nachdem ein gewisser Punkt überschritten ist, werden Freunde zu Feinden und tragische Ereignisse kommen selten allein.
    Das Setting ist in Italien beheimatet, könnte aber genauso gut in den Favelas von Brasilien spielen, in den Banlieus von Paris oder schlicht überall dort, wo Jugendliche und Kinder keine Perspektive haben und darum anfällig für die schnelle Verlockung von Ruhm und Macht werden.
    Das ist zum grossen Teil stark umgesetzt und gespielt. Die Jugendlichen benehmen sich auch wie solche und geben den Gernegross. Erinnerungen an Clarks “Kids” werden wach. Das Ende ist recht abrupt, entfaltet leider nicht ganz die Wucht, die es verdient hätte. Ich kann das nur auf inszenatorische Defizite zurückführen. So interessant ich den Film insgesamt fand, so richtig gepackt hat er mich dann doch nicht. Meirelles hat mit City of God seinerzeit die Messlatte enorm hoch gelegt und ist für mich sozusagen der Goldstandard. Daran schrammt Paranza klar vorbei. Trotzdem ein sehenswerter Film, der ein aktuelles Problem aufs Tapet bringt. Stellvertretend für alle Jugendlichen, welche sich kriminell verdingen, in einen Djihad aufbrechen oder sonstigen Versprechungen hingeben, zeigt das Schicksal der Hauptfiguren auf, wohin dieser Weg führt und dass ohne Hilfe der Gesellschaft die Jugend dieser Kinder für immer verloren ist. Der Film basiert auf einem Roman und dessen Autor machte die Aussage, dass, wenn Jugendliche kriminell werden, es nicht deren alleinige Schuld ist, sein kann. Der Fingerzeig ist klar und auch die Richtung in die er weist. Die Politik muss endlich ihre Verantwortung übernehmen und diese Probleme angehen. Wer Alternativen sucht, wird mit La Haine mit Vincent Cassel oder in Fernando Meirelles City of God fündig.

    #1704658
    captain carotcaptain carot
    Teilnehmer

    Star Wars – Episode III: Dawn of the Empire
    Das Finale des L8wrtr Cuts. Für detaillierte Release Info, Auflistung geänderter Szenen etc. verweise ich wieder auf Fanedit.org
    https://ifdb.fanedit.org/dote/

    Alles in allem war Episode 3 immer der Teil der Prequel Trilogie, den ich noch am stimmigsten fand. Zu meinen Problemzonen gehörten auch hier unter anderem Anakins Charakterentwicklung, die schon im Vorgänger arg holprig war, zu viel unnötiges Gekasper und manche einfach zu ausufernde Actionsequenz sowie redundante Dialoge. Ein ganz dickes Problem war für mich aber immer, dass die schwangere Padme sich plötzlich völlig out of character benahm.

    Bereits beim Anflug auf das Separatistenschiff wird denn auch einiges gekürzt, die Startsequenz der Vulture Droiden etwa. R2 macht auf dem Schiff auch weniger Unsinn, die Wortgefechte mit Dooku und dergleichen fallen knapper aus, Anakin reagiert unmittelbar, als Obi Wan womöglich tödlich von dem herabfallenden Laufsteg getroffen wird. Auch danach geht es um einiges zügiger wieder runter auf Coruscant. Auch Dialog wurde wieder umgeschnitten, Anakin freut sich ziemlich unmittelbar über Padmes Schwangerschaft, die Sorgen entwickeln sich erst später. Einige Szenen sind auch zeitlich umgeschnitten. Die wichtigste ist wohl das Gespräch in der Oper, das nun deutlich früher stattfindet.

    Ein ganz wichtiges Element beim Recut ist Padmes Entwicklung. So sind die geschnittenenn Szene unter anderem mit der jungen Mon Mothma wieder drin, bei denen faktisch die ersten Schritte auf dem Weg zur späteren Rebellion gegangen werden, auch wenn hier noch gar nicht offensichtlich ist, in welche Richtung sich das später entwickeln wird. Damit wird Padme deutlich weniger passiv, auch ohne erneut zum Blaster zu greifen.

    Ein wichtiges Element findet während des vor allem um den zu langen Dialog getrimmten Duells statt. Während Anakin Padme würgt, was hier mehr wie eine Kurzschlussreaktion wirkt, hören wir ein Knacken. Auf der Tantive IV stirbt Padme denn auch einfach, und nicht weil sie ‘den Lebenswillen’ verloren hat. Padme schreit hier auch nicht mehr vor Schmerzen und hat auch keine einzige Zeile Dialog mehr.

    Allgemein bietet das Ende durch Umschnitte und eingefügte Szenen ein für mich emotional befriedigenderes Ergebnis. Der gerettete Vader hat keinen Ausraster mehr sondern ergibt sich mit einem Yes, Master in sein Schicksal als rechte Hand des Imperators, Yoda erreicht Dagobah.

    Zu Bild und Ton: So mancher Effekt kam seinerzeit auf der DVD besser als in HD. Das Problem war bei Episode 2 noch stärker, kommt aber auch hier vor. Da ist Episode 1 mit seinen vielen praktischen Effekten noch am besten gealtert. Dazu kommt teilweise schwaches Tone Mapping, Inkonsistenzen beim Color Grading etc., dagegen lässt Ben Burtts Sounddesign nur wenige Wünsche offen. Das gefällt mir sogar besser als bei so manchem aktuellen Film.

    #1704670
    Anonym
    Inaktiv

    Wusste gar nicht, dass er auch bei Happy Days mitgespielt hatte.

    #1704704
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Climax

    Gaspar Noe dürften manche als Regisseur des “Skandalfilms” Irreversible kennen. Ob der Film damals wirklich Tabus gebrochen hat, sei mal dahingestellt, aber der Presse hat es als Aufhänger gereicht. Ein Meisterwerk fand ich das nicht, aber es war sicher mal etwas abseits des üblichen Arthouse.
    Umso gespannter war ich auf Climax, der im Vorfeld kontroverse Kritiken bekam. Das ist denn auch der grosse Pluspunkt des Films, egal, was man vom Resultat hält, aber man kann schwer verleugnen, dass er es schafft, eine spezielle Atmosphäre zu erschaffen. Die Energie eines Tanzes wird sehr speziell eingefangen und ist ein wenig wie der Ozean, in dem die Akteure und Aktricen schwimmen. Zu Beginn ist alles anmutig, elegant, wandelt sich aber zusehends in ein anarchisches Tohuwabohu. Und mit dem Grad der Eskalation fallen auch sämtliche Hemmungen. Alles, was bislang unter der Oberfläche lag, tritt ans Licht, mit fatalen Konsequenzen. Die Motivation der Charaktere wird nicht immer fein gezeichnet, aber es wird klar, dass diese Zweckgemeinschaft ohne ihr verbindendes Element auseinanderbricht. Was als Feier nach einer gelungenen Probe beginnt, wird nach der Beigabe von Drogen in den Kollektiv-Sangria schnell zu einem von Trieben und Begierden gesteuerten Mob, der völlig entfesselt agiert. Noe gelingt es recht gut diesen Drogenrausch umzusetzen, auch wenn es gegen Ende anstrengend wird. Aber das ist Absicht. Zuletzt windet sich die Kamera wie die ganzen Opfer, ehe das böse Erwachen erfolgt.
    Dazwischen streut Noe Zitate ein, vielleicht als Hinweise in welche Richtung er selber denkt. Klar ist auch, dass er den Zuschauer in die Rolle des Voyeurs drängt. Faszination und Ekel wechseln sich ab. Dadurch wirken die unangenehmen Momente umso stärker.
    In der Summe ein filmisches Experiment, das für mich gut aufgegangen ist. Aber die Schwelle zum Punkt, bei dem mir nur Kopfschütteln bleibt, ist ein schmaler. Da muss jeder selber rausfinden, ob er dafür empfänglich ist oder nicht. Ich formuliers mal so, wenn einem das Remake von Suspiria mit Tilda Swinton zusagt, könnte man auch an diesem Bilderreigen seinen Gefallen finden, eine Garantie ist das aber nicht.

    #1704788
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Der Fall Richard Jewell

    Wo andere im hohen Alter ihre Rente geniessen oder versuchen nicht zu sabbern beim Essen, dreht Eastwood weiter munter Filme. Man kann da schon von einer Ausnahmeerscheinung sprechen. Der Film wurde im Vorfeld gelobt insbesondere auch die Leistung des Hauptdarstellers. Er kam mir gleich bekannt vor, hatte ihn schon in I Tonya gesehen. Witzigerweise spielt er dort eine nicht ganz unähnliche Figur, die sich wünscht, sie wäre eine grosse Nr. im Machtgefüge der überwachenden Behörde. Was in dem einen Film aber eher wie eine Reallife Satire angelegt ist, kommt hier nüchtern als das Porträt eines Menschen mit Schwächen rüber. Paul Walter Hauser gelingt es, sich abseits der Klischees zu behaupten und zeichnet ein sehr feinsinniges Bild dieser Figur. Ohnehin ist das ein Do or Die Kriterium bei diesem Film. Nimmt man den Charakter nur als Karikatur eines Rust-Belt-Trump-Wählers-der-enttäuscht-feststellen-muss,-dass-ihn-die-Gesellschaft-aussortiert-hat wahr, dann geht der ganze Film baden. Und genau das macht ihn meiner Meinung nach so lohnenswert, weil er diese Hürden wirklich umschifft. Hauser hat dabei die Unterstützung von gestandenen Darstellern wie Rockwell, Bates und Hamm.
    Eastwood seinerseits versucht nicht plump seine Botschaft zu verkaufen und fährt ein sehr gemächliches Tempo, was der Entwicklung der Charaktere zu Gute kommt. Allerdings kann man auch Kritik anbringen, früh und klar Stellung zu beziehen. Eastwood versucht ferner nicht, den Zuschauer zu entlarven, ihn in die Rolle des Anklägers zu drücken und dessen Vorurteile zu bewirtschaften. Das wäre ein gut vorstellbarer Weg gewesen, die Geschichte zu erzählen. Und manch ein Regisseur wäre sicher versucht gewesen, genau dies zu tun. Dafür bringt er deutliche Kritik an den Medien und Behörden an, die eine Hetzjagd auf diese Person veranstalten und dabei bewusst Kollateralschäden in Kauf nehmen. Sicherlich mag es im Naturell von Eastwood als strammem Republikaner liegen, da eine dicke Portion Skepsis gegenüber Medien und Staat einzubauen, gleichzeitig verherrlicht er aber auch nicht die Merkmale, die einen streng konservativen Teil der Bevölkerung auszeichnen. Ich verstehe seinen Ansatz so, dass er versucht Verständnis für das Verhalten von Jewell aufzubringen, das zum einen sehr devot gegenüber Behörden scheint, zum anderen aber nachvollziehbar macht, warum er so reagiert, wie er es eben tut. Letztlich versucht auch Jewell nur seinen amerikanischen Traum zu leben, auch wenn er damit immer wieder scheitert. Rockwells Figur des Anwalts ist dabei die Rolle des Mentors und Coachs zugleich zugefallen. Er stellt quasi den Weckruf dar, damit Richard aus seinem Dornröschenschlaf erwacht. Das ist denn auch eine der stärksten Szenen im Film, wenn Jewell sich endlich anfängt zu wehren.
    Von Aussen betrachtet ist es ein gewöhnliches Biopic eines ungewöhnlichen Menschen. Aber vielleicht liegt genau da wieder die Stärke von Eastwood. Er veranstaltet keinen Budenzauber und ist ein Actors-Director, was die Darstellungen in seinen Filmen regelmässig belegen, so auch hier.
    Wer sich von der eher konservativen Inszenierung nicht abschrecken lässt und mit Filmen wie Flight mit Denzel Washington oder auch Eastwoods anderem ähnlich gelagerten Film Sully was anzufangen weiss, der dürfte hier genau richtig sein. Die Darstellerleistungen allein machen diesen Film einfach sehenswert.

    #1705005
    Anonym
    Inaktiv

    Our Shining Days – Netflix

    Hab von Youtube folgende Szene vorgeschlagen bekommen und in der Kommentar Funktion meinte jemand wie der Film heißt und ich hatte verständlicherweise wenig Hoffnung aufgrund der Herkunft den jemals sichten zu können und dann stellte sich raus das der Streifen hier auf Netflix verfügbar ist, wenn auch nur mit Untertiteln.

    Story kann man sich aus obigen Clip schon zusammen reimen, an einer Musikschule gibt es zwei Fraktionen, die sich nicht mögen. Hab den Streifen gesichtet (sogar schon 2x) und fand den ziemlich gelungen. Die ersten Zwei Akte gehen runter wie Öl, da saß ich mit Dauergrinsen da, im finalen Akt fällt der Film leider ein wenig ab, aber im gesamten fand ich den so gut das ich mir den ins Regal stellen würde, wenn es den denn zu kaufen gebe aber selbst amazon.com listet nur den chinesischen Import (ohne Sub und Dub). Wer mal abseits vom Hollywood Mainstream einfach eine gute Zeit haben will macht mit dem Streifen nicht viel falsch. Der Film ist witzig, charmant und trifft die richtigen Noten.

    Ps. Die Typen aus Zimmer 502 (Erstsemester) sind eine echte Überraschung.

    #1705062
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    @Kaoru Welcome Back

    Dark Angel

    Die 80ies lassen sich wohl sehr gut als Mediabooks vermarkten. Mittlerweile gibt es eine recht grosse Zahl an Anbietern und Mediabooks, die gefühlt jeden Actioner aus der Ära wieder aufleben lassen. Naturgemäss heisst das 90 Minuten Unterhaltung mit klar verteilten Rollen und Abläufen. So auch hier. Dolph Lundgren hat natürlich ein wenig Stress mit der Freundin, weil er seinen Job zu ernst nimmt. Er schiesst natürlich bei der Arbeit übers Ziel hinaus und wird vom Chef verwarnt. Er kriegt einen Partner, den er nicht will, rauft sich sehr spät mit ihm zusammen und wenn er den Schurken kalt macht, wandert noch ein lässiger Spruch über die Lippen. Der Schauspieler Benben erinnert vom Typ her stark an Benben Stiller. ? Die Idee mit dem galaktischen Drogendealer ist mal eine Abwechslung und seine Killerwaffen sind es auch. Das hebt ihn zumindest ein wenig ab. Ansonsten ist es wirklich der absolut prototypsche 80er Jahre Actionstreifen, wo die Konsequenz der Handlungen am Ende Rehabilitation und ein Urlaub bedeutet. FBI Chef abgeknallt? Who cares? War ja eh ein Gesichtsarsch. Wer mit diesen Zutaten dealen kann oder den Film eh schon kannte, das Mediabook finde ich da schon gelungen. Mit modernen Sehgewohnheiten hat der Film aber nichts mehr gemein.

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