Retro-Sammelei, ist der Trend schon wieder vorbei?

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  • #1668047
    ChrisKongChrisKong
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    In den Foren Top und Flops hatte ich erwähnt, dass ich letzten Samstag in einem Laden war, der eine recht beachtliche Sammlung an diversen Konsolen und Spielen hatte, vieles in Originalverpackung. Die Preise bewegten sich meiner Meinung nach eher so an der Schmerzgrenze. Ich wollte dann wissen, ob man auch online ordern kann, aber dafür wäre sein Kassensystem nicht ausgelegt, sprich, wenn jemand was online bestellt hätte, wäre es im Laden immer noch erhältlich gewesen oder aber er hätte ein doppeltes Sortiment führen müssen. Der Verkäufer war wohl recht bewandert, was Konsolen und Spiele anging, wusste immerhin über die verschiedenen Vita-Bildschirme bescheid und auch professionelle Videomonitore fürs Retrozocken erwähnte er in einem Gespräch mit anderen Kunden. Er sagte dann auch, dass er den Laden Ende Januar aber schliessen werde. Die Spiele werde er Blockweise verkaufen, vielleicht auch etwas davon online. Den Laden gibt es schon eine ganze Weile, also kein Geschäft, dass man eben mal so eröffnet hat, um auf der Retrowelle mitzuschwimmen. Soviel zum Hintergrund.

    Die Frage, die sich mir im Zuge seiner Eröffnung der baldigen Schliessung nun stellt, ist die, ob die Retro-Sammelei ihren Peak erreicht hat und irgendwann der grosse Buyout losgeht. Wird die Nachfrage vielleicht sogar noch anziehen oder manch Sammler auf wertlosem Plastik sitzen bleiben?

    Nachfolgend ein paar Gründe, die mir in den Sinn kommen, warum der Trend vorbei sein könnte.

    Älter werden

    Betrachten wir die Schnittmenge der potenziellen Klientel. Wer sammelt Retrokram in physischer Form? Ich lehne mich vermutlich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass das in erster Linie Leute sind, die mit diesen Produkten aufgewachsen sind, einen Bezug dazu haben. Ausnahmen gibts immer, sind aber nicht die Regel. Nun, was passiert oder ist passiert? Die Leute werden älter, kommen in die Midlife(-Crisis) und wünschen sich ein Stück greifbare Erinnerung zurück. Filme und Serien wie Ready Player One und Stranger Things setzen voll auf diesen “weisst-du-noch-damals-?-Effekt”. Das Konzept funktioniert. Also sind erst mal alle Besitzer und ehemaligen Besitzer alter Geräte potenzielle Kunden. Jetzt fallen aber schon mal alle die weg, die sich nicht mehr für Videospiele interessieren – gibts sowas? – sowie alle, die mit Retrospielen einfach nichts mehr anfangen können. Dann will sich nicht jeder unbedingt wegen einem Anfall von Nostalgie gleich seinen begrenzten Platz mit Retrosachen vollstellen, manchen ist das sogar peinlich. Tja, und wie das mit dem Älterwerden so ist, ändern sich auch die Interessen, kurzum der Pool möglicher Käufer für physischen Retrokram wird immer kleiner, das Angebot übersteigt die Nachfrage.

    Falsche Grundlage bei der Preisentwicklung

    Ich hab das schon an anderer Stelle sicher mal ausgeführt, die, nennen wirs mal Mond-Preisbildung. Ebay und Amazon Marketplace sind irgendwie nicht mehr aus dem Internet wegzudenken. Folgedessen dienen diese Verkaufsportale eben auch als Gradmesser für die Nachfrage, zumindest sieht man dort, ob überhaupt ein Angebot vorhanden ist. Und das ist gleichzeitig auch die Crux. Wenn jemand auf einer alten Sammlung hockt, die er loswerden möchte, sucht er in vielen Fällen diese Seiten auf und orientiert sich an den Preisen für vergleichbare Angebote. Ist ein solches Angebot nicht vorhanden, wähnt sich der Besitzer vielleicht sogar in der Situation auf einem Goldschatz zu sitzen und stellt einfach mal einen Fantasiepreis rein, auf den jeder Ferengi stolz wäre. Nun kommt Anbieter Numero Zwei ins Spiel. Dieser sieht den vermeintlichen Wert beim ersten Anbieter und denkt sich, sein Produkt sei eben genau das wert. Er stellt es sicher nicht für weniger rein, wenn er davon ausgehen muss, dass das der Marktpreis ist. Mit jedem weiteren Anbieter tritt ein sogenannter kumulativer Effekt auf. Was jetzt normalerweise im Markt passieren würde? Genau, ein Überangebot entsteht, gesunkene Nachfrage, die Preise sinken. Nicht so auf Ebay und Co. Das liegt in erster Linie daran, dass die Verkäufer dort selten aus Not agieren, sprich entweder jemand kauft es oder ich behalts noch ein wenig, wird ja wie Wein vielleicht sogar noch reifen, sprich noch teurer. Die Verkäufer dort müssen ja nicht irgendwelche Regale freikriegen für Neuware, wie das beim Handel mit ihren Grabbeltischen der Fall ist oder vollen Warenlagern. Die Preise bleiben auf dem hohen Niveau und bilden nicht zwingend einen realistischen Marktpreis ab, sprich, die Grundlage für die Preisentwicklung ist kritisch zu beurteilen, Verkäufer überschätzen unter Umständen den Wert ihrer Ware. Zudem wird bei Angeboten auf Ebay mit Preisvorschlägen nur der ursprünglich eingestellte Preis angezeigt, nicht für was das Produkt wirklich den Besitzer gewechselt hat, sollte dieser erfolgreich den Preis gedrückt haben. Man kann da durchaus von Marktverzerrung sprechen, die zu einem Run auf solche Artikel geführt hat, der gar nicht wirklich zu rechtfertigen war. Davon ab, dass die Preise oft gar nichts mit der Qualität des Spiels an sich zu tun haben. Beispw. wird ein Gameboy-Spiel wie Spy vs Spy in Mint-Condition schon mal für über 400 Tacken angeboten.
    Wem der Text zu viel war, kurzum, der Markt hat sein Potenzial überschätzt und wird sich gesundschrumpfen.

    Substitution durch Hersteller und deren Angebote

    Den Herstellern ist natürlich nicht entgangen, dass Retro ein Label ist, mit dem man vor der Nostalgiebrille eines Opfers hin- und herwedeln kann, um es gefügig zu machen. Das funktioniert sogar so gut, dass Nintendo, Sony, SNK, Capcom, Sega und sogar Konami nacheinander Minikonsolen mit Retrotiteln auf den Markt geschmissen haben, sogar in verschiedenen Varianten und Auflagen, aufgrund der Nachfrage. Ist halt eben mal praktisch, man stellt sich so einen Winzling ins Regal, der an die Originalversion erinnert, bezw. diese in Miniatur nachbildet und hat darauf die wichtigsten Titel – Achtung, nicht meine Auffassung – installiert, die ausreichend sind, um den Nostalgieflash zu erzeugen und diese Bedürfnisse zu befriedigen. Ich rekapituliere, ein Gerät statt haufenweise Module mit Verpackungen, anschliessen, fertig.
    Und wer sich das sparen will, findet mittlerweile auch genügend Online-Angebote, Stores und dgl. um sich den Retrogefühlen hinzugeben. So authentisch das Spielen auf einer Originalkonsole auch ist, der Komfort von diesen Produkten ist ein veritables Verkaufsargument. Mit Hakchi und Flatrates wird Retrozocken für alle er(gaunerbar)schwinglich. Waren die Mini-NES aber in kurzer Zeit ausverkauft, sieht es aktuell so aus, wie wenn auch da mittlerweile ein Überangebot besteht, oder aber die Qualität der Produkte zu einem Rückgang geführt hat (Mini-Playstation mal so als Beispiel).

    Da ich keine Professur in Videospielwissenschaften habe oder jetzt gross Lust und Zeit hatte, in tiefergehende Recherche mit Zahlen und so abzutauchen, betrachtet diese Ausführungen einfach als meine Meinung und als Denk- und Diskussionsanstoss. Seht ihre es ähnlich oder liegen unsere Meinungen weit auseinander? Hat die Retro-Sammelwelle noch lange nicht ihren Zenit überschritten? Wie sind eure Erfahrungen so mit der Sammelei? Habt ihr Listen mit Spielen, die ihr noch unbedingt euer eigen nennen wollt oder habt ihr auch da eine Schmerzgrenze? Und was macht ihr mit eurer Sammlung, wenn ihr irgendwann daran das Interesse verliert? Nachwuchsförderung? Vielleicht habt ihr auch eine klare Haltung gegen Sammelei oder regt euch auch über Mondpreise auf. Oder ihr seid selber die Ferengis, die den Süchtigen ihr Opium teuer verkaufen wollen. ^^

    Ich freue mich schon über aufschlussreiche Beiträge und bedanke mich jetzt schon fürs Mitmachen und das Interesse.

    #1668053
    genpei tomategenpei tomate
    Teilnehmer

    Spannend, Kong, hier haste ein paar Gedanken, spontan eingetippt, auch auf die Gefahr hin, dass einiges Zusammenhang-los erscheinen könnte. 😛

    Erst mal ein Szenario, bei dem ich die Krise kriege:
    Nicht der gut sortierte und vom “Kenner” geleiteten Retro-Laden, der schließen muss, da die Nachfrage sein Sortiment nicht schrumpfen läßt ( oder die verlangten Mondpreise sind es, die das erschweren…) sondern vom “Profiteur” betriebenen Ramschwaren-allerlei-Shop, mit einer Retro Ecke, in der alles mögliche bar jeglicher Pflege vor sich hin gammelt, und vom E-Bay Kuchen/Preisdiktat leben will…
    Beide Läden ziehen im Grunde die gleiche Klientel an, die sich für Retro Kram interessiert und man hat im Grunde nur die Wahl zwischen Pest und Cholera: In dem einen Laden mag man die gut gepflegte Ware nicht mit Astronomischen Summen vergüten, in dem anderen will man sie nicht in dem Zustand erwerben, in der sie angeboten wird, ob Rarität oder nicht…

    Ich glaube auch, dass diese spezielle “Retro” Sammelei ( heute) an bestimmten Altersgruppen gebunden ist und kurz davor steht, ihren “Zenit” zu erreichen, da eine Generation bereits herangewachsen ist, die durch Mobile-Geräte kaum Berührungspunkten mit der gemeinen Telespiel-Konsole-Kultur von einst hat, und dementsprechend als “Sammler” ausscheidet, und vermutlich, eher “alte” Hasen sich mit alter Technik beschäftigen. Das sei aber erst mal so dahin gestellt, es muss nicht immer zutreffen, weiter unten zeige ich einige Beispiele auf.

    Natürlich: Wer 2006 als 10 Jähriger mit einer Wii herum gefuchtelt hat, kann, im Rahmen eines Nostalgie-Befalls, als Erwachsener, selbst-redend auf die Idee kommen, sich die Kiste wieder anschaffen zu wollen und fündig werden ( dann: viel Spaß beim Anschließen!).
    Hinzu, noch mal als Beispiel, darf Sony sich mit dem Bestseller “Ps4” schmücken, mit stolzen 100 Millionen Käufer nämlich, von denen nur die Hälfte “Kids” sein braucht, um später einen recht Großen “Retro-Markt” zu generieren, der mit einem Hype Marke “Weißt du noch, damals?”, anfängt, Ps4 Geräte zu sammeln und, wie die Geschichte der alten Konsolen zeigt, alles mögliche damit anstellt, Hauptsache, die Kisten laufen und die Games von früher “rocken”!

    Generell sehe ich da einen “Markt” bis hin zur aktuellen Gen, alles Geräte nämlich, die NOCH haptische Spiele bieten (…) sprich, so lange keine nennenswerte Restriktionen in Kraft treten, wie vor einigen Jahren befürchtet ( Gebraucht-Spiele Verbot…) dürfte eine “Nische” für Retro-Freaks zu finden sein.

    Und garantiert wird wer auch immer sich mit der Materie auseinander setzt, einen Weg finden, mit alter Hardware/Software Geld zu verdienen, da die digitale Vernetzung vieles erleichtert, aber auch einiges erschwert, wenn es um das ausspähen von Originalen geht.
    Eventuell entwickelt sich die “Szene” ähnlich, wie bei allen Oldtimer: Einen Kreis von Leuten wird es interessieren, die Sachen “am Leben” zu erhalten, so dass je mehr einige der Sachen zu “Unikate” werden, dem entsprechend werden die Preise mitziehen.
    Ein Snes, das man heute für 30 euro erwerben kann, könnte später zu Museumspreise übern Tresen wandern, wenn es einen Tresen noch gibt…
    Kein Scherz: Vectrex, Magnavox, Intellivision und co. findet man heute in Museen!

    Was natürlich die Frage aufwirft, was das hypothetische Szenario von oben mit einigen Menschen machen wird, die dann merken, dass ihre An-gesammelte Stücke der Vergangenheit, plötzlich ein Vermögen wert sind, wer weiß…
    Solche “Phänomene” wie “Fortnite”, außen vor gelassen, die nicht Geräte gebunden sind und eine virtuelle Erfahrung bleiben, ohne spezifische Hardware, mit der man “Gefühle” assoziert, es bleiben trotzdem jede Menge “Reliquien übrig”, die man “Sammeln” kann, wenn man eine Leidenschaft dafür entwickelt.
    Ich glaube, diese Leidenschaft muss nicht Alters oder Generation gebunden sein.Bereits heute zeigen einige junge Youtuber ( ich meine wirklich Jung, sie könnten unsere Kinder sein, vom alter her) stolz ihre “Retro Sammlungen”, einige sogar, bei denen MIR schwindelig wird und sie referieren auch noch historisch korrekt munter vor sich hin, über ihre “Errungenschaften”.
    Od diese junge Generation Sammler dadurch zustande kam,dass einige Eltern es schafften, ihre Sprösslinge mit dem Retro-Virus zu infizieren,oder durch “Internet-Inspiration” oder was auch immer, spielt für mich weniger die Rolle, wie der natürliche Drang “spielen zu wollen” der Menschen dazu antreibt, auch gegen vermeintliche “Trends”, los zu gehen und sich z.B. die komplette Megadrive-Module-Riege zu beschaffen, kostet was es wolle, weil man Spaß daran hat.

    #1668056
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Danke, sehr interessante Aspekte. War mir nicht bekannt, dass junge Youtuber, deren Daddy du sein könntest (Johann Samenschleuder), Retro-Sammelkram präsentieren. Ob der Altersschnitt der Sammler sich altersmässig in diesen Regionen bewegt, wage ich zu bezweifeln. Aber beweisen kann ichs natürlich nicht.
    Was mir noch in den Sinn gekommen ist, im Zuge der Substitutionsmöglichkeiten, ist die gern bemühte Gratiskultur, die diametral der Sammelei gegenüber steht. Heute, wo wir soviel Gratisinhalte, wie noch nie konsumieren, haben wir auf der Gegenseite steigende Preise. Was die haptischen Konsolen angeht. Ich sag mal bis und mit Dreamcast, ok, danach nimmt der Wert rapide ab. PS2 war so sehr Mainstream, da etwas mit Seltensheitwert zu finden, ist äh, selten. Die Verpackungen muten weniger wertig an, eine Disc ist eben auch kein Modul usw.

    Das mit dem Anschliessen fand ich auch noch eine witzige Bemerkung, denn schon heute ist das mit eine der grössten Hürden bei der Retrozockerei, Stichwort N64. Aber davon kann man genug in anderen Threads lesen und zwar reichlich. Dieses Nebengleis verlasse ich schnell wieder. ^^

    #1668059
    genpei tomategenpei tomate
    Teilnehmer

    Ich weiß ja, was du mit dem Nebengleis meinst, leider kann man das nicht außen vor lassen.Es wird, je nachdem, ob das mit unserer Energie/Strom Handhabung so bleibt, wie es ist ( um eine sehr drastische Veränderung aufzuwerfen), wahrscheinlich DAS Hauptproblem bleiben, wie wir die alten Sachen darstellen/abspielen.
    Einen Weg gab es bisher aber immer.

    Steigende Preise, meistens bei Dingen, die historisch gesehen, immer günstiger bis umsonst hätten werden sollen und “alles Umsonst” bei Konsumgüter, die meistens irrelevant sind, und trotzdem verdeckt kosten, sei es Strom, eines der steigenden, im Preis…
    Homo Capitalis und seine Folgen, halt…

    Eine Disc ist kein Modul ist keine Schallplatte ist kein Grammophon. Dürfte weniger die Rolle spielen, als die “gewisse Wertigkeit” hinter dem Produkt, die die jeweilige Generation, die sich damit befasst, darin entdeckt oder, schlimmstenfalls, hinein interpretiert.
    Eine “CD” galt in vielen Belangen der Schallplatte überlegen, bis die “Zeit” zeigte, wo man-n irrte.
    Die CDs von denen wir reden, sind natürlich nur so interessant, wie die darauf gespeicherte Software und vom funktionstüchtigen Gerät abhängig, die sie wiedergeben soll.
    Dafür haben sie sich,die Cds, im Laufe ihrer Evolution ( Blu-Ray z.B.) erstaunlich lange gehalten und sind, trotz Streams und anderen digitalen Medien-Träger, noch viel zu aktuell, als dass wir sie wie Module empfinden können.
    In dem Sinne, dass sie eines Tages durchaus den selben Stellenwert haben könnten: Dafür müssten sie “selten” geworden sein und m.M.n. viel wichtiger, die Geräte, die sie abspielen können müssten selten, Raritäten oder “Relikten” vergangener Zeit sein. Dem Inhalt der Disk könnte man dann, im Sinne des Daten-Erhalts, einen höheren Wert zusprechen, als den, den wir ihm heute zumessen.

    Ich habe z.B. noch ne halbe Tonne an Musik CDs hier rumliegen, seit Jahren, unbespielt, da ich mein Musik Konsum aufs “Internet” verlagert habe. Was diese CDs, teilweise bis zu 30 Jahre alt, heute “Wert” sind, als “original-Pressungen”, kann ich mangels Interesse daran , es heraus zu finden, nicht sagen.

    Der unterschied ist, damit man meine Gedankengänge besser folgen kann, ohne auf alles angewiesen zu sein, was ich bisher getippt habe:
    Ein Modul, als “Zeitzeuge” eines Daten-Erhalt-Verfahren, am Besten mit einem exklusiven Spiel darauf gespeichert, das nie wieder auf andere, spätere Formate gesichtet wurde ist definitiv etwas von “Wert”, erst recht wenn sein Inhalt auch die entsprechende Hardware braucht, um zum Vorschein zu kommen.
    Ähnlich wie eine Schallplatte: Nicht leicht zu reproduzieren, “speziell” und für “Fans”. 😉

    Bedingt durch die Beschaffenheit der CDs und der entsprechenden, einfacheren technischen Mittel, sowohl der Wiedergabe,wie auch der Vervielfältigung, sehe ich ( noch) einen geringeren Wert, allerdings Konsum-kulturell bedingt. Das kann sich mit der Zeit ändern und dürfte für Sammler ziemlich teuer werden.
    Das sieht man heute schon anhand von japanischen “Obskuritäten”, wie Fujitsus Marty oder, nicht so drastisch, Segas Saturn.
    https://www.ebay.de/itm/01-01-FUJITSU-FM-TOWNS-MARTY-TATSUJIN-OH-OU-TRUXTON-2-COMPLETE-WITH-REG-CARD/254239510146?hash=item3b31db0e82:g:llsAAOSwCBZc5OSW
    Ein Angebot für eines meiner Lieblings Shmup aller Zeiten: die bisher einzige “haptische” Umsetzung des Spiels “Truxton 2” von Toaplan, für Fujitsus 32 Bit Konsole “Marty” für schlappe 1200 Euronen…
    Wie war das noch mal mit “selten” und “Wert” ? :-O

    #1668065
    MontyRunnerMontyRunner
    Teilnehmer

    Zur gesellschaftlichen Entwicklung der Wertigkeit von Retroartikeln habe ich wenig beizutragen. Aber da Kong die persönliche Verortung abfragt, kommt hier mein Retro-Ich:

    Ich bin nahezu sammelsüchtig. Unter Schmerzen konnte ich mich von von meinen Minidiscs trennen, ansonsten habe ich fast noch alle Medien des Montylebens zuhause (Tapes, Vinyl, CDs, Magazine, Bücher). In Sachen Telespielen bin ich erst seit dem Gamecube Sammler. Meine Commodore Computer und meine PSX habe ich leider verkauft.

    Ich bin absolut retroaffin, dabei aber preisbewusst. Zudem steht zunächst einmal das spielbare Game im Mittelpunkt. Dafür liebe ich meine Retrofreak Konsole. Die ist mit erstklassigen Roms gefüttert. Darin sehe ich einen größeren Wert, als in einer Handvoll Originalmodule. Für ein altes Game 50 oder mehr Euro auf den Tisch zu legen, kommt für mich sehr selten in Frage. Für eine wertige Wiederveröffentlichung von Klassikern auf einer modernen Konsole hingegen greife ich auch mal tiefer in die Tasche. Meine Schätze verkaufe ich nur im Notfall. Wenn ich keine würdigen Erben finde, nehme ich den ganzen Krempel mit ins Grab. Hoffentlich kann ich mir eine große Gruft leisten.

    Ich vermute, dass die Preise für originale Klassiker weiter steigen werden. Das Zeug wird immer seltener. Es sei denn, der sammelaffine Nachwuchs bleibt komplett aus. Dann bleibt nur Plastikschrott.

    Die Wiederverwertung der Klassiker durch Minikonsolen und ähnlichem Zeugs dürfte wieder abflauen. Bald ist alles einmal durch, da wird sich kein Dauerhype einrichten lassen.

    #1668074
    greenwadegreenwade
    Teilnehmer

    [quote quote=1668047]Falsche Grundlage bei der Preisentwicklung[/quote]

    ebay preise ergeben sich aus der auflage, der quallität, dem zustand und dem grundlegenenden interesse. ein John Madden Football 93 ist villeicht ein gutes spiel, aber du bekommst es hinterher geschmissen, weils heute keinen interessiert und es in einer riesigen auflage erschienen ist. Rendering Ranger kostet 1500 dollar weils super gut ist und es nur in einer miniauflage raus kam. ganz normale preisentwicklung. die preise auf ebay sind unschön für käufer, aber weder “falsch” noch unrealistisch.

    [quote quote=1668065]Ich vermute, dass die Preise für originale Klassiker weiter steigen werden. Das Zeug wird immer seltener.[/quote]

    das ist das was auch ich am markt sehe. hab noch kein spiel gesehen bei dem der preis trend nach unten geht.

    #1668075
    LofwyrLofwyr
    Teilnehmer

    Ich glaube nicht daß der Retromarkt aufhören wird zu existieren. Schließlich zählt ja der Dreamcast inzwischen als Retro. Und wenn ich mich auf YouTube umschaue nimmt das eher zu als ab. Und zwar in allen Bereichen.

    #1668077
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Nun von aufhören hat auch keiner was gesagt. Ich mein nur, dass die potenziellen Interessenten vermutlich abnehmen werden, aus den genannten Gründen. Ferner glaube ich, dass die Sega-Sachen aufgrund der weniger starken Verbreitung durchaus an Wert gewinnen könnten, aber bei PS2, 3 und 4 glaub ich ehrlich gesagt nicht mehr dran, das allein schon aus dem Grund von immer mehr Beta-Ware auf Disc und der immer weniger wertigen Aufmachung. Ist sicher nicht vergleichbar mit Filmen, aber DVDs werden gebraucht regelrecht verramscht.

    Wie gesagt, ich setze Ebay nicht mit Marktpreisen gleich, es sind für mich lediglich Angebote. Oder präziser formuliert, der Markt spielt da einfach nach anderen Regeln. Ich frag mal so, wer legt denn den Preis auf Ebay fest und mit welcher Grundlage?

    #1668082
    greenwadegreenwade
    Teilnehmer

    ebay IST der markt! 🙂 und entsprechend sind die preise die dort gezahlt werden, marktpreise. angebot und nachfrage funktioniert dort genauso wie anderswo auch. es herrscht ja keine preisdiktatur von übergeordneter stelle.

    gegenfrage: was ist deiner meinung nach der “richtige” markt, wenn nicht ebay? bzw. was wäre der richtige preis für ein Rendering Ranger oder Spy vs Spy? und warum?

    #1668083
    captain carotcaptain carot
    Teilnehmer

    Es kommen eine ganze Reihe Punkte zusammen.

    Ganz wichtig, die wirklich krassen Sammlermärkte sind woanders. Gerade die USA aber auch UK. Übrigens nicht nur fürs Retrogedöns sondern u.a auch für Game Soundtracks auf Vinyl usw.
    Der exorbitante Preis für Trip World ruht z.B auch daher, dass es nie in den USA released wurde.

    Dann ist da, auch im Retrosektor, geändertes Kaufverhalten. Wer ernsthaft Schnäppchen sucht, der geht ohnehin nicht in Retro Läden sondern sucht bei Kleinanzeigen und Co. Denn da kann man zumindest ab und zu Schnäppchen machen. Der Rest fährt wiederum kaum noch zu irgendwelchen Läden wenn es online gleich viel kostet. Vllt mal zu einer Retro Börse.

    Ganz klar gibt es auch die Spekulationsblasen. Sogar schon lange. Bei vielen Spielen immer wieder zu sehen, wenn die Preise abstürzen, steigen und wieder abstürzen. Es sind auch meist sehr bestimmte Spiele, die wirklich hoch gehandelt werden während der Rest eher billig zu haben ist.

    Tatsache ist aber auch, dass u.a manche Youtuber gerade bei jüngeren Spielern den Sammeltrend gerade erst anheizen. Und so manche Konsole jetzt auch erst ins Sammelalter kommt.

    Irgendein Laden ist da letztendlich ein schlechter Maßstab. Denn da gibt es unendlich viele Einflussfaktoren.

    Wer einfach nur spielen will, der kauft natürlich tatsächlich einfach SNES Mini, Mega Drive Mini usw. oder setzt sich einen Retropie auf.

    Das heißt übrigens keineswegs, dass Teile des Retromarktes nicht überhitzt wären. Im Gegenteil halte ich da so einiges für aktuell viel zu hoch gehandelt.

    #1668085
    D00M82D00M82
    Teilnehmer

    Interessante Thematik, da ich grad auch wie ein Weltmeister sammle. EBay ist schon ein ganz guter Indikator für Preise. Aber nur wenn man die Filter auf „verkauft“ einstellt. Daraus kann man immer einen ganz guten Durchschnitt erkennen. Zum Rest schreibe ich gerne später etwas mehr, wenn ich Zeit habe. Meine Beobachtung der letzten 2-3 Jahre zeigen aber auch eher den Trend, dass die meisten spiele eher teurer werden. Vor allem Nintendo und Sega Sachen. PlayStation Krempel kann im Preis auch schnell mal Fallen. Spontan fallen mir die ps1 teile von final Fantasy ein. Die waren mal bei 50 Euro und mehr. Aktuell kann man eher 30-40 einplanen. Ab der ps2 ist das meiste aktuell eh günstig und bei ps360 sind wir im einstelligen Bereich. Ob diese Sachen mal wertvoll werden, ist sehr unsicher. Die hohe Auflage und die bessere Haltbarkeit der ovps werden den Preis senken. Der Schnitt der ovp snes spiele gegenüber Modul only ist locker im Verhältnis 1:20 weswegen ovp spiele deutlich teurer sind und ovps gerne mal 300 Euro alleine wert sind. Das wird bei einer dvd oder bluray basierten Hülle niemals passieren, weil man sie austauschen kann.

    #1668086
    greenwadegreenwade
    Teilnehmer

    “Bei vielen Spielen immer wieder zu sehen, wenn die Preise abstürzen, steigen und wieder abstürzen.”

    kannst du ein beispiel nennen?

    #1668087
    genpei tomategenpei tomate
    Teilnehmer

    Es gibt ein paar Bücher, die ich verabscheue, die tatsächlich meinen ermitteln zu können, wie viel so ein altes Spiel heute wert sein soll.
    Es gibt dann das “Internet” und die Möglichkeit, sich auf dem “Laufenden” zu halten.
    Wenn ich mein Modul für 30 verkaufe, kann mein Kollege sein Glück mit 35 wagen und ich überbiete ihn dann mit 40 und so weiter. Spiraling, egal bei welchem Auktionshaus.
    Astronomische Preise sind trotzdem nicht gerechtfertigt und besagte Bücher würde ich verbieten, wenn ich es denn könnte.

    Ich glaube an die “Wertigkeit” eines gut erhaltenes Spiels, weil, da hat Greenwade schon recht, wenn es wirklich selten war, für mich und viele andere bestimmt auch, etwas besonderes darstellt.
    So was “originales” zockt man nicht alle Tage.

    Und jetzt zu mir: Da ich meine “Ansammlung” ähnlich wie Monty handhabe und nie auf die Idee käme, meine alten Sachen zu verkaufen, freue ich mich natürlich, wenn der ganze “Plastik-Kram” eines Tages so richtig signifikant etwas wert sein soll. Aber wenn nicht, auch egal, da mir wesentlich wichtiger ist, dass es gut funktioniert, denn ich bin viel zu sehr “Zocker” und wesentlich weniger “Sammler”.

    #1668096
    captain carotcaptain carot
    Teilnehmer

    [postquote quote=1668086][/postquote]

    Klassikerbeispiel sind die von Doom genannten PS1 FF, die schon zwei Mal in Richtung 50,- € tendiert haben und dann wieder abstürzen, oder die Donkey Kong Country Teile fürs SNES, die auch schon mal teurer waren als aktuell. Beim GAmecube gibt es mittlerweile Metroid Prime und die Star Wars Rogues z.B. wieder problemlos für 8-15€, war schon mal mehr.

    Generell sollte man bei allem aber auch die tatsächlichen Verkaufspreise sehen. F-Zero GX für den Cube werd ich mir z.B. demnächst holen. Und da habe ich festgestellt, dass man die normale Ausgabe auch mal problemlos deutlich unter 30,-€ bekommt und die Players Choice auch weit unter 20,-€. Die sind dann halt ziemlich fix weg i.d.R., die ü40 Angebote dagegen sind meist ziemlich alt.

    Das ist auch keineswegs Videogames Only. Ich hatte just for fun mal bei gebrauchten Grafikkarten geguckt. Ein Großteil der Angebote hat Fantasiepreise. Und wird entsprechend alt. Die mit realistischen bis guten Preisen sind der Regel einigermaßen schnell wieder weg.
    Das ist jetzt auch nur ein Beispiel von vielen.

    Die Seltenheit hat bei Games auch oft nur nachrangige Bedeutung. Siehe z.B. Zelda für SNES als loses Modul gegen wirklich vergleichsweise seltene Homecomputer Spiele. Übrigens auch oft mit damals schon eher kleiner Auflage. Knackpunkt ist halt immer, wie viel zu zahlen jemand bereit ist.

    Das lustige für mich ist, ich weiß, dass so mancher Retrokram für viele Menschen einfach Schrott ist.

    #1668097
    D00M82D00M82
    Teilnehmer

    Preise setzen sich auf jeden Fall aus Seltenheit aber auch immer aus Qualität zusammen. Zelda kostet halt weiter 20-30 Modul only weil es sich gut spielt und Kult ist. Selten ist es aber nicht. Ich habe mir kurz nach Weihnachten ein neues und unbenutztes super metroid in big Box gegönnt. Das ist aber eher die Ausnahme, weil das wirklich teuer war

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