Enemy Front – im Test (PS3)

0
469
Spiel:
Publisher:
Developer:
Genre:
Getestet für:
Erhältlich für:
USK:
Erschienen in:

Das Leben als Kriegsberichterstatter zur Zeit des Zweiten Weltkriegs scheint ein ziemlich heftiger Job gewesen zu sein. Diesen Eindruck vermittelt zumindest Robert Hawkins, seines Zeichens amerikanischer Pressemann in Europa. Nachdem er in Frankreich Zeuge einer Entführung durch die Nazis wird, schlägt sich Hawkins auf die Seite des Widerstandes – und Ihr sollt ihm dabei helfen.

Enemy Front verzichtet auf Klischees und versetzt Euch an verschiedene, in Videospielen bisher wenig beachtete Schauplätze: Ihr helft den Partisanen in den Straßen Warschaus, sabotiert eine deutsche Waffenfabrik oder infiltriert eine U-Boot-Werft in Norwegen. Das alles geht natürlich nicht ohne Waffengewalt vonstatten. Euch stehen zeitgenössische Todbringer wie Karabiner oder Luger zur Verfügung, mit denen Ihr in klassischer Ego-Manier viele Gegner ausradiert. Größere Kaliber wie Scharfschützengewehr und Raketenwerfer sammelt Ihr ebenso wie die anderen Schießprügel in den offenen Levels ein. Reporter Hawkins ist zwar ein harter Hund, aber nicht unsterblich: Nutzt die zahlreichen Deckungsmöglichkeiten und nehmt von dort die Feinde aufs Korn. Weniger schießfreudige Naturen schleichen geduckt ins feindliche Gebiet und achten auf die Entdeckungsanzeige – füllt sich dabei ein Halbkreis komplett, wurdet Ihr gesehen und die Deutschen schlagen Alarm. Ihr dürft aber noch subtiler vorgehen: So kann Hawkins Soldaten als Geiseln nehmen und Leichen zur Seite schaffen. Seid Ihr in den Levels aufmerksam, entdeckt Ihr außerdem allerlei Möglichkeiten zur Sabotage – ein rollender Lkw etwa überrascht Feinde und räumt direkt mehrere von ihnen aus dem Weg.

Während der eigentlichen Missionen stößt Euer schießender Berichterstatter auf einige optionale Nebenaufgaben, in denen Ihr beispielsweise gefangene Widerstandskämpfer vor der Ermordung rettet oder wichtige Dokumente sammelt. Auswirkungen auf den Spielverlauf hat das keine, auch Erfahrungspunkte oder Waffen-Upgrades sucht Ihr bei Enemy Front vergebens. Das einzige Zugeständnis an moderne Ego-Shooter ist die Selbstaufladung Eurer Lebensenergie.

Spielerische Möglichkeiten gibt es also einige bei Enemy Front, gut eingebunden werden sie aber nicht. Schleichereien gestalten sich generell schwierig, da die Gegner sehr schnell auf Euch aufmerksam werden, Ihr aber trotz Anzeige ihrer Positionen auf der Karte selten wisst, wer Euch entdeckt hat. Einer der Hauptgründe für dieses Problem ist die wackelige Technik: Weil Texturen erst spät ins Spiel geladen werden, verschmelzen die Nazis häufig mit der Umgebung – erst wenn Ihr näher kommt, sind deren Uniformen klar erkennbar. Die schwammige Steuerung stört aufgrund der tumben KI wenig, häufig knallt Ihr einfach nur der Reihe nach anrückende ”Krauts” weg. Gewehrfeuer und Explosionen klingen ordentlich, die Orchester-Themen gut. Dafür tönen die deutschen Sprecher weitgehend unmotiviert.

Der Mehrspieler-Modus setzt auf Genre-Standards wie Team-Deathmatch auf vier verschiedenen Karten. Die fallen weder hübsch noch abwechslungsreich aus, außerdem bekommt Ihr in den Kämpfen keine Trefferrückmeldung.

Sascha Göddenhoff meint: Enemy Front könnte ein ganzes Stück besser sein, stünde es sich nicht selbst immer wieder im Weg. Ein permanentes Ärgernis sind die nachladenden Texturen, die Gegner erst vernünftig sichtbar machen, wenn ich schon fast vor ihnen stehe – das macht Schleicheinlagen häufig zur Glückssache. Die leicht schwammige Steuerung kriege ich in den Griff, doch auch hier fehlt der Feinschliff. Der Ansatz, Kriegsschauplätze abseits von Normandie und Co. zu zeigen, ist eine im Grundsatz gute Entscheidung. Am Ende bleibt Enemy Front trotzdem ein ebenso einfalls- wie emotionsloser Shooter im Szenario des Zweiten Weltkriegs, weil der Handlung große Momente fehlen und Feuergefechte langweilig ablaufen. Am Ende bleibt mir von Enemy Front nichts im Gedächtnis, für das sich das Spielen gelohnt hätte.

  • Ego-Ballern aus der Deckung
  • bereist u.a. Polen, Frankreich und Deutschland
  • Wahl zwischen Schleichen und Schießen
  • unsaubere Technik

Technische Patzer und verschenktes spielerisches Potenzial machen ”Enemy Front” zu Weltkriegs-Shooter-Stangenware.

Singleplayer55
Multiplayer
Grafik
Sound
Prometheus
I, MANIAC
Prometheus

Klang ja in der Vorschau noch recht vielversprechend, flog dann aber nach Lesen dieses Tests wieder von der Einkaufsliste… Die Ironie, dass ein Weltkriegsshooter mal Abwechslung ins Genre bringt, ist nebenbei bemerkt vorzüglich.

Max Snake
I, MANIAC
Max Snake

Was frage ernsthaft, ob City Interactive irgendwann mal gut Spielen raus bringen.