Hi-Fi RUSH – im Test (Xbox Series X)

Vergleichsweise mickrige 7,5 Milliarden US-Dollar legte Microsoft vor knapp zwei Jahren für ­Bethesda hin. Dafür kommen von dort nicht nur zwei der prominentesten Xbox-Titel für 2023 (Redfall und Starfield), sondern auch die erste richtig große wie fröhliche Überraschung des Jahres in Form von Hi-Fi RUSH. Das wurde als Shadow Drop am 25. Januar ohne jegliche Vorankündigung nicht nur vorgestellt, sondern auch gleich veröffent­licht und verblüfft in mehrfacher Hinsicht: Denn entstanden ist es bei Shinji Mikamis Tango Gameworks – einem Studio, das man dank The Evil Within und zuletzt Ghostwire: Tokyo bislang klar in der ”Düster und gruselig”-Kategorie verortet hatte. Hi-Fi RUSH ist genau das Gegenteil davon und haut Euch gute Laune, flotte Sprüche und eine knallbunt-fröhliche Optik um die Ohren. Auch spielerisch geht das ”Rhythmus-Action­game” ganz andere Wege und lässt allerlei Einflüsse erkennen – von Jet Set Radio und generell Dreamcast-Ära-Ambiente über Devil May Cry-Kampfgefühl und Sunset Overdrive-Feeling bis hin zum Rhythmus-Einschlag, der ein wenig an Capcoms experimentelle Zeiten mit P.N. 03 erinnert.

Eingebettet ist das alles in eine Präsentation, die herausragt: Bunte Farben, klare Linienkonturen, der Verzicht auf kleinteilige Texturen, dafür Schatten im Pop-Art-Punktstil und in den Zwischensequenzen eine bewusst reduzierte Bildrate – Hi-Fi RUSH spiegelt inszenatorisch nahezu perfekt den Eindruck einer TV-Zeichentrickserie ­wider, wie man sie etwa vor der Jahrtausend­wende zwischen den Turtles und den Gargoyles im Nachmittagsprogramm eines Privatsenders finden konnte. Dazu passt auch die leicht abgedrehte Story samt schrulligen Charakteren rund um Hauptfigur Chai: Der ist ein junger Taugenichts in einer dezent dystopischen Welt und erhofft sich von der Teilnahme am Testprojekt des natürlich gar nicht zwielichtigen Megakonzerns ­Vandelay eine bessere Zukunft.