Oddworld: New ‘n’ Tasty! – im Test (PS4)

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Fressen und gefressen werden – dumm nur, wenn man auf der falschen Seite steht! Das muss auch Mudokon Abe erkennen, als er bei einer Spätschicht in der Fleischfabrik Schreckliches entdeckt: Da die meisten Tiere mittlerweile ausgerottet sind, beschließen die Firmenbosse, einfach Mudokons zu verwursten. Die schuften bereits wie Sklaven bewacht in den riesigen Hallen von RuptureFarms, wo Knochensägen, Schredder und andere Maschinen eine makabre Kakofonie singen – da kann man sie nach getaner Arbeit doch gleich als Pastete weiterverkaufen! Für Abe gibt es daher nur eine Option: Flucht und die Rettung seiner Artgenossen.

Angesichts heutiger Massentierhaltung, leer gefischter Meere und der Ausrottung von bis zu 130 Arten pro Tag (Quelle: WWF) ist die Thematik des Spiels noch brisanter als anno 1997, als es unter dem Namen Oddworld: Abe’s Oddysee auf der PlayStation erschien. Damals dirigierte man den tollpatschigen Helden Abe Renderbild für Renderbild durch ein Labyrinth aus Gegnern und Fallen und rettete rennend, schleichend bzw. springend so viele seiner 99 Artgenossen wie möglich.

Heute trägt das Spiel den Untertitel New ’n’ Tasty – und Ihr befreit 299 Mudokons aus scrollenden Echtzeit-Levels in feiner HD-Grafik. Damit nicht genug der Remake-Änderungen: Der Fallenaufbau, die Feind- und Mudokon-Standorte sowie etwa Steinsack-Platzierungen weichen an einigen Stellen vom Original ab. Eine Quicksave-/Quickload-Option via Controller-Touchpad ändert den Spielrhythmus zudem dramatisch (dazu später mehr), Online-Ranglisten und Trophäen erhöhen den Wiederspielwert – denn im Kern, abseits der gesellschaftskritischen Story, ist Oddworld: New ’n’ Tasty ein waschechtes High-Score-Spiel, bei dem die Maxime ”mehr gerettete Mudokons in kürzerer Zeit” lautet.

Wie das Retten funktioniert? Sprecht Mudokons an und sagt ihnen, was sie tun sollen! Via ”Gamespeak”-System gebt Ihr Kommandos wie ”Follow me!” und ”Wait!”, pfeift, lacht oder furzt – acht Befehle/Laute stehen Euch zur Verfügung. Darüber hinaus beherrscht Abe das ”Chanten”: Auf Knopfdruck verfällt er in Trance und schickt seinen Geist auf die Reise, um entweder Vogelportale zu öffnen (durch die Mudokons fliehen), Glocken zu läuten oder bestimmte Feinde (Sligs) zu übernehmen. Hat sich Abe in den Kopf eines Sligs geschlichen, stehen ihm buchstäblich andere Türen offen: Die Cyborgs können nicht springen, dafür sind sie bewaffnet, benutzen Hebel sowie Aufzüge und bedienen sprachgesteuerte Kontrollpulte, die für Abe blockiert sind. Kurzum: Mit Sligs erschießt Ihr andere Gegner, öffnet Sicherheitsschleusen und ebnet generell den weiteren Weg. Wenn sie ihren Dienst getan haben, dirigiert Ihr die Sligs in Tretminen, Hochspannungstore und tödliche Abgründe oder lasst sie durch erneutes Chanten einfach platzen – Abe kommentiert den Tod eines Feindes mit einem Kichern. Ist es ihm zu verdenken?

Was sich hier spielerisch nach Action anhört, gestaltet sich dann doch eher wie eine Partie Schach: Analysiert die Situation (Wo sind Schalter, Gegner, Fallen, Artgenossen, Vogelportale?), stellt einen Plan auf (Zuerst Hebel umlegen, dann Slig übernehmen und mit ihm die Minen zur Explosion bringen usw.) und führt ihn aus. Im ersten Durchlauf sterbt Ihr dabei jedoch unzählige Tode, da Euer fein säuberlich zurechtgelegter Lösungsweg mitunter nicht auf Anhieb funktioniert und Ihr schlicht herumprobieren müsst – Trial &amp Error ist fester Bestandteil der Oddworld. Hier schlägt die große Stunde des neuen Quicksave-Quickload-Systems, das durch das blitzschnelle Laden des letzten Speicherpunkts Frustration weitgehend verhindert. Im Vergleich zum Original verleitet dies zum riskanteren, unüberlegteren Spiel, was etwas von der Spannung nimmt und die Schwierigkeit senkt. Aber man muss diese Option ja nicht nutzen…

Optisch ist Oddworld: New ’n’ Tasty ein Gedicht – das leider immer wieder von Rucklern gestört wird die Soundkulisse fällt ebenso atmosphärisch-harmonisch aus wie die Grafik. Der Steuerung hingegen hätte mehr Präzision nicht geschadet: Abe fühlt sich mitunter ungelenk an.

Oliver Schultes meint: Entwickler Just Add Water hat bei diesem Remake starke Arbeit abgeliefert: Das knallharte 2D-Old-School-Trial-&amp-Error-Spielprinzip wurde beibehalten (mehr dazu von Sascha), aber um Scrolling und großartige Echtzeitgrafik erweitert – würde das Spiel nicht ruckeln, wäre der Look perfekt. Das Visuelle macht aber nur einen Teil der Oddworld-Faszination aus. Das Spielprinzip von 1997 ist schlicht vorzüglich gealtert: Rätsel lösen, wundersame Lokalitäten erkunden, experimentieren, Jump’n’Run-Passagen absolvieren, eine nachdenkliche Geschichte genießen – die Einzelteile ergeben ein schlüssiges und spaßiges Ganzes. Allerdings beschleicht einen ab etwa der Spielhalbzeit das Gefühl, alle Puzzles bereits gesehen zu haben – aber das ist Meckern auf hohem Niveau, genauso wie die Forderung nach einer exakteren Steuerung.

Sascha Göddenhoff meint: Ginge es hier nur um Sympathiewerte, hätte New ’n’ Tasty zwei ”Super”-Gesichter verdient: Abe und die anderen Mudokons sind mit ihrer knuffigen Art einfach total witzig. Dennoch muss ich beim Spielen mitunter sehr grimmig geschaut haben, denn wie Olli schon schreibt, setzt die Rettungsmission in der Oddworld häufig auf Probieren und Scheitern. Bewusst habe ich an einigen Stellen auf den Quicksave-Komfort verzichtet, um mich zu fordern. Zusätzlich kämpfte ich dann mehrfach mit der leicht schwammigen Steuerung sowie vereinzelten Bugs, die das Weiterspielen verhinderten. Trotzdem möchte ich das Remake nicht missen, denn Artdesign und Rätseleien erscheinen noch heute frisch und überhaupt nicht aufgewärmt. Vielleicht gehören die angesprochenen Probleme einfach zum Old-School-Konzept des Spiels mit dazu…

+ motivierende Mischung aus Rätsel lösen und Joypad-Akrobatik
+ Neugestaltung mit Scrolling, Perspektivwechseln und HD-Grafik gelungen
+ Quicksave/Quickload entschärft den Trial&ampError-Frust
+ tolles, durchdachtes Spieluniversum mit starken Kreaturen/Charakteren

– Bildrate schwankt und trübt ein wenig den hervorragenden grafischen Eindruck

Abes Debüt liebevoll, aber auch mit kleinen Macken neu aufgelegt.

Singleplayer8
Multiplayer
Grafik
Sound
Saldek
I, MANIAC
Saldek

Ein super Spiel! Super Spielmechanik, super Atmosphäre und super Grafik.

Gast

Ruckelndes Scrolling @1080p hätte ich jetzt nicht erwartet. Ich hab mich so auf das Spiel gefreut, aber so wird das leider nichts.

Zetsubouda
I, MANIAC
Zetsubouda

[quote]Oliver Schultes meint: “”…die Einzelteile ergeben ein schlüssiges und spaßiges Ganzes””[/quote]Typisch Rupture Farms eben, höhö.. ;)Kann mich noch gut an die Odyssee erinnern, sowohl auf PSX als auch auf PC (weiße Box).Die Ruckler bzw. Slowdowns gab es damals schon, was einige Stellen ziemlich frustrierend gemacht hat; beispielsweise just nach Verlassen der Fabrik, wenn die Scarabs auftreten.Das Headset vom Mikro hätte man derweil super integrieren können:Sprachbefehle (“”Hallo””, “”Folge mir””, “”Warte””..), pfeifen, lachen,….pupsen… ^^Quickload/-save ist eine tolle Zugabe, da manche Situationen doch nervig waren.Mal schauen, obs seinen Weg auf meine Platte findet. Die Chancen stehen nicht schlecht.

fallibart
I, MANIAC
fallibart

Gott habe Ich das spiel damals gesuchtet. Habe nach dem erscheinen quasi meine Ferien vorgezogen ‘hust’ blau gemacht ‘hust :-)Aber das war es wert. damals war die steuerung auch etwas schwammig, da man das Gefühl hatte das die eingegebenen befehle zeitverzögert umgesetzt wurden. Das war anfangs sehr nervig (vorallem beim entschärfen der tretminen) aber zum eingewöhnen . Dr nachfolger war auch gut , kam aber nicht an den Erstling ran, welchen ich jetzt mit der vita zocke. Freu