Diese Woche möchte ich auf eine äußert interessante Veranstaltung aufmerksam machen, die bedauerlicherweise nicht öffentlich stattfindet.
Die Diskussion um Computer- und Videospiele und deren Auswirkung auf den Alltag von Kindern und Jugendlichen hält an. Welche absurden Blüten diese – zweifelsohne wichtige – Debatte treibt, habe ich vergangenen Freitag für Euch zusammengefasst. Damit auch die Rädelsführer der Politik in puncto Spielekompetenz gestärkt werden, findet am 17. Juni im Bayerischen Landtag von 19-22 Uhr erstmals ein Spieleabend statt. Eberhard Sinner, medienpolitischer Sprecher der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag, lädt die Mitglieder aller Fraktionen ins Münchner Maximilianeum ein. Partner des “Parlamentarischer Spieleabend” getauften Beisammenseins sind das Cluster audiovisuelle Medien (CAM), der Münchener Verein Videospielkultur e.V. (VSK), der Bundesverband der Entwickler von Computerspielen e.V. (G.A.M.E.) sowie der Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware e.V. (BIU).
Was ist geplant?
Um 19.00 Uhr eröffnet André Horn, Vorstandsvorsitzender des Videospielkultur e.V. den Abend mit einer Einführung in die Welt der Spiele. Im Mittelpunkt steht dabei ein Überblick über den Markt sowie die unterschiedlichen Genres und Plattformen. Es folgt ein Kurzvortrag zur Arbeitsweise der USK und zum System der Alterskennzeichnungen von Jürgen Hilse, dem ständigen Vertreter der obersten Landesjugendbehörden bei der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) in Berlin. Abschließend spricht Prof. Dr. Elisabeth André vom Lehrstuhl für Multimedia-Konzepte und Anwendungen der Universität Augsburg zum Thema “Computerspiele für soziales und kulturelles Training – Wie entsteht ein Spiel?”
Was wird gespielt?
Den Kern des Abends bildet ein umfangreiches Angebot an Spielen, bei dem alle Mitglieder des Bayerischen Landtags selbst Hand anlegen und eigene Erfahrungen mit dem Medium sammeln können. Darunter befinden sich Titel wie Wii Sports, Super Mario Galaxy, Fable 2, Halo 3, Mario und Sonic bei den Olympischen Spielen, Empire: Total War und Guitar Hero. Mehrere Online-, Handy- und GPS-Spiele sowie Software bayerischer Entwicklerstudios runden das Angebot ab. Darüber hinaus sollen umstrittene Games zu sehen sein, allerdings ist gerade die Auswahl dieser Titel noch nicht bekannt, obwohl das doch die interessanten Themen sein werden.
Neben Erfahrungen aus erster Hand setzt die Veranstaltung auf Gespräche mit anwesenden Spiele-Entwicklern und Vertretern namhafter Hersteller, um über gesellschaftspolitisch strittige Werke zu diskutieren. “Veranstaltungen wie der parlamentarische Spieleabend tragen maßgeblich zur Aufklärung und Anerkennung von Computer- und Videospielen als Kulturgut bei”, so Hendrik Lesser, Geschäftsführer des Videospielkultur e.V. “Gerade politische Entscheider, die diesem Medium meist noch kritisch gegenüberstehen, können hier persönliche Eindrücke sammeln, die positiven Aspekte der Spiele wie Kunst, Unterhaltung, Lernförderung und Weiterbildung selbst erfahren und in die öffentliche Wahrnehmung rücken.”
Welche Unternehmen kommen?
Bislang unterstützen folgende Unternehmen den Parlamentarischen Spieleabend: Activision, Microsoft, Nintendo, Sega, Seven One Intermedia und USM auf Publisher-Seite, der Lizenzgeber Studio 100 Media sowie die bayerischen Entwickler Brainmonster, Chimera, Handy Games, Mission Entertainment, Orbster, Reality Twist, Spinor und Vulcando Games.
Hmmm… Activision? Ob die Parlamentarier wohl Call of Duty: World at War spielen werden? Auch Sega könnte mit Gewalt-Spielen wie Mad World, House of the Dead: Overkill oder der beschlagnahmten Condemned-Reihe die Diskussion anheizen.
Was halte ich davon?
Das sind wohlklingende Worte, doch ich frage mich, welche Politiker freiwillig ihren Feierabend opfern, um anwesend zu sein. Noch mehr interessiert mich, ob sie in Gegenwart von Kollegen und Medienvertretern ihre Hemmung fallen lassen (können) und dieses Angebot auch nutzen werden. In einem Wahljahr wie diesem fände es sicherlich nicht jeder so lustig wie ich, wenn Innenminister Herrmann bei seinem ersten Call of Duty-Frag jubelnd die Arme in die Höhe reißt. Ich glaube nicht, dass Herrmann kommt, denn wie sagte sein Parteifreund Wolfgang Bosbach, Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag in der TV-Sendung ‘hart aber fair’ gleich noch? “Ich muss kein Baum sein, um mich für den Regenwald zu engagieren!”
Ich hingegen werde mich sofort anmelden, schönes Wochenende!
Update: Gerade eben ist mir erst aufgefallen, dass Bosbachs Kommentar nicht nur unsinnig ist, die Analogie ist zudem auch noch falsch: Abstrahiert man seine Aussage, lautet sie: “Ich muss nicht Teilmenge von X sein, um mich für X zu engagieren.” Überträgt man das auf Spiele, lautet seine Aussage demnach: “Ich muss nicht Killerspiel sein, um mich für ein Verbot von Spielen zu engagieren.” Sagen wollte der eloquente Herr Bosbach aber etwas völlig anderes. Er wollte rechtfertigen, warum er nicht selbst spielt, um einen Einblick in das Thema zu gewinnen, das er verurteilt. Traurig, traurig… in jeder Hinsicht.
@Funatic:””wie jeder gute bundesbürger bin ich heute dem aufruf zur wahl gefolgt…”” – Du willst doch wohl nicht meine Familie beleidigen? :DTraurig aber wahr, ich war der einzige aus unserer Familie der am Sonntag wählen gegangen ist. :/Ein Artikel über d
@captain carot: Dein Wunsch sei mir Befehl! 🙂
@Saldek: Sollten die Piraten Konzepte in der Tasche haben, ok.Ich weiß aber lieber, was meine gewählten Vertreter vorhaben, da kann ich mich auch nachher zu Recht ärgern, wenn sie auf einmal etwas ganz anderes machen.P.S.: Wer wählt, darf sich nachher auc
ich sehe das ähnlich.Die Piratenpartei ist eine nette Protestpartei. Und natürlich ist es besser die zu wählen als gar nicht zu wählen. Nur gibt es eben auch andere “”große”” Bürgerrechtsparteien (die das zumindest von sich behaupten). FDP, Grüne, auch die Linken (auch wenn ich diese für unwählbar halte). Vorteil dieser Parteien ist es vor allem seine Stimme nicht zu verschenken. Vor der Wahl sollte man sich auch immer etwas mit den zur Wahl stehenden Parteien befassen, nicht erst in der Wahlkabine. Alleine zur EU-Wahl gab’s ja eine riesige Liste.Wenn du den Piraten trotzdem etwas gutes tun willst, dann gib deine Unterschrift ab zur Teilnahme an der Bundestagswahl sowie zur Teilnahme an deiner Landtagswahl. Formulare gibts auf der Internetseite.Bedenke aber: ohne Schutz der Urheberrechte würde es viele der schönen Sachen die wir so gerne kopieren wohl gar nicht geben. Positiv finde ich deren Positionen zum glösernen Staat, Internetspionage, Datenspeicherung und Videospiele.@carot:die Partei hat sich in anderen Fragen absichtlich nur sporadisch geäußert, um ihr Konzept nicht zu verwässern. Da es sich nicht um eine große Volkspartei handelt sollte das in Ordnung gehen denke ich.
@funatic: Leider hat die Piratenpartei sonst kaum brauchbare Konzepte. Und die der Piratenpartei vorschwebende Reduzierung des Urheberrechts geht mir dann doch wieder zu weit. Es wäre zwar schön, wenn man auch ohne außergewöhnliche IT-Kenntnisse manchen a
ich schreib mein thema jetzt mal hier rein da es zumindest einigermassen passt:wie jeder gute bundesbürger bin ich heute dem aufruf zur wahl gefolgt und habe meine stimme auf kommunaler und europäischer ebene abgegeben. auf der liste zur europawahl fanden sich neben allerlei christlichen und rentnerparteien auch die “”piratenpartei””. musste über den namen schmunzeln aber da ich noch nie etwas von der partei gehört habe, geschweige denn ihr programm kenne hab ich eine der 4 grossen volksparteien gewählt. als ich mich zuhause dann über die “”piratenpartei”” kundig gemacht habe war ich doch etwas verärgert! das ist doch tatsächlich eine partei die sich hauptsächlich gegen die sinnlosen killerspiel verbote ausspricht und uns gamer vertritt! hätte ich das gewusst hätten sie meine stimme bekommen! warum hab ich in der maniac denn noch nichts über diese partei gelesen? ihr rühmt euch ja immer (und meist auch zurecht) das ihr über videospiele im ganzen berichtet aber dieses thema habt ihr sträflich verpennt! ich bin sicher das viele eurer leser einen neutralen bericht über diese partei interessant gefunden hätten und vielleicht wurde dadurch die chance vergeben ein zeichen zu setzten!!! schade maniacs!
@Saldek: CoD4 ist doch dieses völlig überbewertete Spiel mit ausschlieslich festen Korridoren, Milliarden von Scriptereignissen, absolut überbordendem Hurrapatriotismus und Grafikblenderbonus.Nur beim Gewaltschema hast du sicher recht.;-)@Buddy4all: Ups,
Jungs, genauer lesen: “”Darüber hinaus sollen umstrittene Games zu sehen sein, allerdings ist gerade die Auswahl dieser Titel noch nicht bekannt, obwohl das doch die interessanten Themen sein werden.”” Naja, man darf auf jeden Fall gespannt sein, wie diese Veranstaltung bei den dafür vorgesehenen Personen ankommt, und wie groß überhaupt das Interesse daran ist. Mein Vorschlag wäre ja POSTAL 2…
Halo 3 ist doch das Spiel mit grottigen Innenbereichen, schlechtem Leveldesign, noch mieserem Gegnerdesign, anonymen 08/15 Helden und Farbgebung wie auf Drogen.Die Halo-Serie hat weder herausstechende Qualitäten (abgesehen von der guten Spielbarkeit) noch ist es imo ein Spiel das in das klassische Gewaltschema passt.Da hätte man eher Call of Duty, CS oder (wenn man ein gutes Spiel zeigen will) vielleicht noch Half Life 2 aussuchen müssen.
Was? Etwa die Enttäuschung darüber, dass man in GTA niemanden vergewaltigen kann? Oder dass man in Counter Strike den terroristen nicht jeden Finger einzeln abschießen kann?Der Tatsache, dass ihre Argumentation nicht mal auf tönernen Füßen steht sondern auf heiße Luft gebaut ist, hätte die bayrische Politikelite ruhig ins Auge sehen dürfen.Abgesehen davon ist mit Halo 3 ein ab 18 Egoshooter dabei, wobei der als Sci Fi Shooter nur eingeschränkt repräsentativ für Killerspiele ist.Vllt. hätte man auch mal vergleichend deutsche und internationale Versionen von Fallout 3 Far Cry oder Fear zeigen sollen, damit auch die Politiker mal die deutschen Schnittauflagen sehen.Ich jedenfalls bin schon mal präventiv froh darüber, nur 15 km von der niederländischen Grenze entfernt zu wohnen. Gerade nach dem Sch…, den unsere lustigen Innenminister beschlossen haben. Gott sei Dank haben die keine gesetzgebende Kompetenz.
guter Ansatz.Die Spieleauswahl ist natürlich nicht perfekt. Gerade Counter Strike müsste gezigt werden, dass Politiker sich gerne auf die Fahne schreiben. Guitar Hero, SMG oder Mario & Sonic sind jetzt nicht gerade repräsentativ für die Killerspiel-Debatte.Andererseits ist’s klug so etwas nicht zu zeigen, die Teilnehmer würden das wohl nicht verkraften.
Ein sehr guter Ansatz zum besseren Verständnis zwischen den Gamern und der Politik. Ich hoffe die vereinigte Bundesversammlung der Schweiz kommt auch einmal in solch einen Genuss…
Wenigstens sind Spieler und Industrie schon mal interessiert und organisiert. Außerdem finde ich die Spieleauswahl nicht schlecht. Mit Halo ist ja sogar ein Killerspiel dabei.Und wenn wir Glück haben, wissen bald sogar unsere Politiker bald, wie die USK arbeitet und das die Altersfreigaben gesetzlich bindend sind.