La cuisine de Master Chief – oder: Was essen moderne Videospiel-Helden?

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Videospieler sind in der Welt da draußen nicht unbedingt als Gourmets verschrien. Das riecht man schon an Knoblauch-expulsierenden Pizza-Kartons. Oder man betrachtet Teppichböden, in deren platt getrampeltem Geflecht Maden genüsslich in Hängematten liegen und sich die Chipsreste des letzten Abends schmecken lassen.

Das Ganze geht bis hin zu vollwertiger Nahrung in Form wichtiger Vitamine (Fischstäbchen), viel Flüssigkeit (Coke, respektive Kaffee mit viel Zucker) und meist extravaganten Gerichten (Currywurst Pommes, Döner mit Pommes, Pommes mit Pommes und Doppel-Mayo!). Kurzum: Ja, einige Zocker da draußen haben mit Gewichtsproblemen zu kämpfen!

Kirby KochDas soll jedoch gar nicht Thema des hier vorliegenden Elaborates sein – vielmehr habe ich mir kürzlich die Frage gestellt: Warum zum Geier spielen wir eigentlich (fast) ausschließlich gestählte Helden mit Traumfiguren? Und vor allem: Woher kommen diese prallen Bizepse, strammen Waden und korpulenten Vorbauten? Was essen unsere Helden?

Denn wenn es heutzutage etwas kaum mehr gibt, dann ist dies virtuelle Nahrung! Dank des grandiosen Systems regenerativer Lebensenergie können sich moderne Helden ihre “Portion für zwischendurch” oder ihren saftigen Fleischschenkel mittlerweile schenken – sie sind schlicht überflüssig geworden und bieten höchstens a) einen gewissen Retrobonus respektive b) eine kleine Prise Rollenspiel.

Lebensmittel in Videospielen sind dabei mehr als nur eine kleine Anekdote für retromantische Schreiberlinge wie meinereiner – sie dominierten bis vor wenigen Jahren noch zahlreiche virtuelle Welten und dienten einigen ganz realen Vorbildern als Werbefläche. So wuselten die M.C. Kids auf dem NES im Auftrag von McDonalds durch abgedrehte Welten, deren Leveldesigner eindeutig ein paar Burger zuviel gefuttert hatten – wen es interessiert, der sollte sich das Angry Nintendo Nerd Video dazu nicht entgehen lassen.

Die Kultschmiede Treasure veröffentlichte 1993 gar McDonald’s Treasure Land Adventure, welches ausschließlich in Nord-Amerika für das Mega Drive erschien. Ein weiteres Advergame (ja, die heißen tatsächlich so!) aus der Ära ist Cool Spot, der eifrig für Virgin und 7-Up die Werbetrommel rühren durfte. Heute ist der coole, rote Punkt kaum mehr als eine nette Erinnerung an die frühen 90er. Aktuell werden Lebensmittel eher durch Trendmarken ersetzt, welche ihre eigenen Werbeplakate im Spiel abstauben – Fressalien befinden sich nur selten darunter.

Pac Man Hochzeitskuchen

Doch drehen wir die Uhr noch weiter zurück: Am Anfang stand natürlich der erste Bulimie-Patient der Videospielgeschichte: Pac-Man! Im Dauerrausch verschlang das breite Grinsemaul einen Punkt nach dem nächsten – nur um sich nach dem Game Over den nicht vorhandenen Finger in den nicht vorhandenen Hals zu stecken und von vorne anzufangen. Übrigens – wer es verpasst hat: Pac-Man feierte vor kurzem 30-jähriges Jubiläum und Matthias hat hier für Euch eine anrührende News zusammengefasst.

Nachfolger im Geiste ist übrigens niemand geringeres als Kirby: Auch das rosa Plüschkissen läuft als lebendige Kugel durch die Gegend und stopft sich alles ins Maul, was nicht bei Drei auf den Bäumen ist. Bulimie-Patient Nummer Drei und weiterer Recke im Knuddel-Nintendo-Kader: Yoshi! Wo die lange, rote Zunge des grünen Dinos hinschlägt, wächst kein Gras mehr – nur harte Schildkrötenschalen werden unverdaut wieder ausgespuckt und schlingern auf einer widerlichen Speichelspur über den Boden.

Ganz weit zurück reichen die Abenteuer von einem Jungen und seinem Blob (A Boy and his Blob erschien für 1989 für das NES), welche ebenfalls auf eine gehörige Portion Geschmacks-Gameplay setzten: Füttert Euren Blob mit diversen Weingummis (u.a. mit ekeligen Geschmacksrichtungen wie Wurzelsaft, Zimt oder Ketchup!) und erhaltet darauf eine mehr oder weniger praktische Blobverwandlung. An dieser Stelle möchte ich Euch auch nochmal die aktuelle Wii-Verwurstung des Spiels ans Herz legen (hier geht’s zum Test!).

Snake Rattle N Roll NESWer dagegen lieber an großen Füßen leckt, der sollte sich mal Snake Rattle N Roll reinziehen: Im NES-Klassiker schlängelt Ihr Euch mit zwei Schlangen durch diverse Level und verschlingt gleich dutzendfach Nibbley Pibbleys, damit Eure Schlange am Ende des Levels das entsprechende Gewicht auf die Waage bringt. Da kommt dann auch schonmal ein Big Foot dazwischen – aber Füße lecken soll ja den Magen beruhigen.

Ist Euch schonmal aufgefallen, wieviele Hühnchen, Braten und Fleischkeulen Ihr in Eurem virtuellen Heldenleben aus den eigenartigsten Umgebungen geborgen habt? Mein Favorit hierbei ist noch immer die Castlevania-Reihe, in welcher der leckere Braten gerne mal in den staubigen Wänden des unheimlichen Vampirgemäuers versteckt ist.

Ich meine: Wer zum Geier würde einen alten, schimmeligen Braten anfassen, den er zufällig bei den Umbauten der familieneigenen Schlossruine zu Tage befördert hat? Die Legende des Belmont-Clans müsste diesbezüglich um eine weitere Eigenschaft (neben professioneller Peitschenkür und Weihwasser-Wurfgeschick) erweitert werden: Um einen wirklich starken Magen!

Die Vorstellung ist natürlich ebenso lustig wie praktisch – einfach mit der Peitsche gegen die Wand geknallt, schon offenbart sich ein schmackhaftes Stück Fleisch zum Mittagsschmaus. Und wer sich gerade fragt, wie genau sich dieses Stück Fleisch überhaupt zusammensetzt (bzw. wieviele nahrhafte Fette enthalten sind), für den habe ich gerade mal extra in der Anleitung von Castlevania 3 – Dracula’s Curse (NES) nachgeblättert… ah ja, da haben wir es! Das Bein des Werwolfs! Von wegen Hähnchenschenkel! Die Belmonts stehen nicht auf Geflügel, sondern auf zähes Wolfsfleisch!

Nicht als nützliches Item, sondern als wesentlicher Spielinhalt wird schmackhaftes Gemüse und Fleisch in der Cooking Mama-Serie verwurstet. Hier dürft Ihr Euch per Wiimote oder DS-Stylus quer durch den Kochtopf schnetzeln, filetieren, hacken und rollen.

Bayonetta Lolly

Eine der attraktivsten Süßigkeiten ist noch immer der Lolly – erst kürzlich schaffte es der Dextrose-Stengel zu einem Auftritt im “Wir klatschen Engel, bis sie platzen”-Rausch von Bayonetta. Und verdammt, endlich bekommt eine Heldin mal wieder das passende Futter zur Seite gestellt! Keine langweiligen Portionches, kein noch viel öderes Medikit(Igittigit!). Hätten die vielen Vorgänger der Hexe über diese Lollys Bescheid gewußt, dann gebe ich Euch Hand und Siegel drauf: Jeder Held hätte Lollys gewollt!

Sonst sieht es in der heutigen Zeit eher schlecht aus mit Lebensmitteln in Videospielen: Der Master Chief braucht keine, Nathan Drake überlebt selbst auf verschneiten Berghängen ohne, Lara Croft hält strenge Diät, Kratos badet lieber in den Eingeweiden seiner Feinde und außer einer kleinen Sauftour in zwielichtigen Weltraumkneipen benötigt selbst Commander Shepard während seines epischen Abenteuers nichts zwischen die Backen.

Master Chef CuisineFressalien in aktuellen Spielen sterben also aus? Nein, zum Glück nicht überall! Unser aller Action-Freund Snake weiß im Dschungel und feindlichen Territorien zu überleben und zeigt, dass Nahrung durchaus noch eine virtuelle Daseinsberechtigung hat! Da dienen dann schonmal Alligatoren oder Schlangen als saftiger Snack für zwischendurch – wenn alles nicht mehr reicht, greift Snake zum CalorieMate-Riegel.

Im neuesten Abenteuer Peace Walker (welches in der aktuellen M!Games übrigens stolze 94 Prozent einsacken durfte) steht Snake auf scharfe Sachen: Tortilla-Chips und Curry-Gerichte runden das Programm schmackhaft ab.

Zu einer ganz anderen Futter-Frage führt mich Nintendos Parade-Maskottchen: Isst Mario Pilze? Also wirklich? Ich habe ihn noch nie welche essen sehen! Er rennt einfach nur drüber! Was genau passiert also mit den Power-Pilzen? Nein, eine Animation, in der Mario den Pilz mit einer Hand aufnimmt und zum Mund führt, ist mir bis heute nicht bekannt – vielleicht kann sich da ja jemand von Euch genauer erinnern?

Nein, Mario rennt einfach weiter und verwandelt sich bei Pilzkontakt in Super Mario – wie genau das Ganze jetzt funktioniert, bleiben uns die Nintendo-Mannen an Erklärung schuldig. Dies gilt übrigens nicht nur für Mario – zahlreiche Helden der 8- und 16-Bit-Ära haben keine eigenen Futter-Animationen.

Einen ganz anderen Weg verfolgte letztes Jahr das sogar per Fernsehwerbung gehypte Kochkurs DS – einfach das gewünschte Gericht rund um den Globus auswählen, dann ab zum Supermarkt und stramm gestanden vor dem Herd! Natürlich hat das Ganze mit “Spiel” nicht viel zu tun – dennoch ist es gut zu wissen, dass sich wenigstens einige Programmierer da draußen Gedanken um unseren Kalorienhaushalt machen.

Denn wenn schon die Helden unserer Kindheit nichts mehr futtern müssen und trotzdem aussehen wie Adonis in seinen besten Jahren, sollten wir es Ihnen im Rahmen gleich tun: Weniger futtern und mehr Monster kloppen! Epische Muskelmaße garantiert!

Wie Ihr seht: Das Thema ist gigantisch… und Spiele wie Shenmue, Yakuza 3, GTA oder die Mystical Ninja-Reihe habe ich noch gar nicht erwähnt! Aber wie ich Euch kenne, fallen Euch bestimmt noch einige lustige Anekdoten zum Thema ein – immer her damit!

Zocky the First
I, MANIAC
Zocky the First

Stimmt, bisher habe ich Mario noch nie etwas essen sehen, aber erst, wenn man genauer darüber nachdenkt, kommt man drauf. In KH 358/2 days haben Roxas, Axel und Xion ja ständig auf dem Kirchturm Eis gegessen.

EXZELLSION
I, MANIAC
EXZELLSION

Also bei ODIN SPHERE und MURAMASA muss man ja ständig essen 🙂

Dex Dexter
I, MANIAC
Dex Dexter

Origineller schöner Artikel! Jawoll, mehr davon!

Dark Alucard
I, MANIAC
Dark Alucard

Jawoll, mehr Retro, bin ich auch der Meinung!

Gast

Bitte liebe Maniacs,bringt in Zukunft solche Sachen wie den obenstehenden Text wieder öfter im Heft anstatt die Retroschiene so stiefmütterlich zu behandeln.Ich muss ganz arg weinen,wenn ich an eure genialen und fundierten Retrofilmchen auf DVD zurückdenke,und vom herausnehmbaren Extended-Heft bekomm ich jetzt noch Gänsehaut,wenn ich den Sammelordner öffne.Bringt den Kiddies mehr über Videogamekultur bei,die haben das echt nötig…war vor n paar Tagen im örtlichen Gameladen,auf dem Monitor lief grad Link to the Past und 3 circa 14 Jahre alte Kiddies liessen sich in absolut unflätiger Art darüber aus,wie schlecht das Game doch sei und wer das zockt sei “”schwul””.Ohne solche Games würden diese Deppen anstatt vor ner PS3 vor nem Taschenrechner sitzen…..also bitte mehr Videospielhistorie ins Heft,so wie es vor eurer “”Neugestaltung”” mal war,2 Doppelseiten reichen einfach nicht.

Spanky
I, MANIAC
Spanky

“”Nein, eine Animation in der Mario den Pilz mit einer Hand aufnimmt und zum Mund führt ist mir bis heute nicht bekannt””Och da fällt mir so spontan die GBA und DS Spiele ein “”Mario und Luigi”” wo Pilze als Power-ups verspeist werden.