Der Film und Fernseh Thread

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  • #1719933
    RYURYU
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    [quote quote=1719215]Nobody (Kino)

    Vom Produzenten von John Wick und mit dem Bob Odenkirk..[/quote]

    Oh da hab ich Lust drauf. 🙂

    #1720024
    DGSDGS
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    Revenge (Thriller/Action, 2017)

    Eine Frau und drei Männer in einer abgelegenen Ferienvilla…

    Ein unterdurchschnittliches Drehbuch, aber die sehr gute Kameraführung, der ruhige Schnitt und die herausragende Regie machen das mehr als wett. Von mir gibt es hier eine ganz klare Empfehlung.

    #1720386
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Mortal Kombat

    Die Jahre haben klar gemacht, von Filmen, die auf Videospielen basieren, sollte man nicht allzu viel erwarten. Was nun aber genau? Sicher soll der Bezug da sein, Elemente des Spiels sich drin wiederfinden, Charaktere denen im Spiel entsprechen. Je mehr man davon hat oder besser gesagt, je sklavischer man sich daran hält, desto stärker wird die künstlerische Freiheit aber auch eingeschränkt. Und so finden sich in der langen Geschichte der Videospielverfilmungen mal mehr oder weniger Akkuratesse zur Vorlage und/oder Eigenständigkeit in der Interpretation.
    Mortal Kombat hat ja schon eine Vergangenheit aber von einem gelungenen Ergebnis würde ich nicht sprechen. Eher war das ein typisches Produkt seiner Zeit. Wie schlägt sich die aktuelle Verfilmung im Vergleich? Ich bin da jetzt nicht der totale MK Fan aber ein wenig oberflächlich mit der Materie vertraut. Und aus Fansicht würde ich klar sagen, kann man vermutlich Daumen hoch geben. Einzig etwas fader Beigeschmack für Fans könnte sein, dass immer wieder Charaktere von anderen Charakteren identifiziert werden müssen. Als wüsste das angesprochene Publikum nicht, wer jetzt wer sein sollte. Im Gegenteil macht es bei einigen sogar Spass, wenn man noch nicht genau weiss, wohin die Reise geht. Es ist sehr viel Origins-Kram drin und das Schicksal der einzelnen Figuren wird miteinander sinnig verknüpft. Ob das den ursprünglichen Hintergründen entspricht, weiss ich nicht, ist mir aber egal.
    Bei den Darstellern hat man auch auf einen guten Mix aus unverbraucht und bewährt gesetzt. Gerade Kano wurde mit einem Gerard Butler für Arme besetzt, der aber erstaunlich gut in die Rolle reinwächst und sehr viel aus der Rolle rausholt.
    Man schafft auch einen guten Spagat – ohne Johnny Cage – um recht viele Charaktere drin zu haben, aber noch nicht gleich alle zu verheizen für die Zukunft. Ja, der Film ist wie ein Start einer Reihe aufgebaut, funktioniert aber auch für sich allein. Ich bin grad selber erstaunt, aber einer Fortsetzung wäre ich durchaus nicht abgeneigt. Schauwerte bietet der Film ebenfalls. Man merkt auch deutlich, dass das MCU auch hier seine Spuren hinterlassen hat.
    Wer hie und da ein paar käsige Dialogzeilen verschmerzen kann, die versuchen den Mortal Kombat Kontext herzustellen und sich nicht an konzeptionellen dramaturgischen Ungereimtheiten stört – etwa wenn Bi Han seinen Gegnern auflauert, so seinem Erzfeind, aber dann zu faul ist ein paar Minuten/Sekunden zu warten, ehe dieser auftaucht oder woher Kano von einem Ort weiss, dann doch wieder nicht und sowieso und überhaupt – der kann schon seinen Spass haben mit dem Film. An Kampfchoreografien sollte man nicht allzu viel Grosses erwarten. Ist eher so der übliche Marvelkram, was aber auch in Ordnung ist, da es hier auch nicht um unterschiedliche Kampfstile geht.
    Unterm Strich alles im Rahmen des Erwartbaren aber besser und launiger umgesetzt, als ich das sonst gewohnt bin. Von einer Fortsetzung erhoffe ich mir, dass man einfach auf Kurs bleibt und es in keiner Disziplin übertreibt. Denn auch die Finisher werden hier eingesetzt, aber nicht in so hoher Schlagzahl, dass sie beliebig werden. Bild und Tontechnisch kann ich nichts bemängeln, eine gute UHD Scheibe.

    #1720477
    JonnyRocket77JonnyRocket77
    Teilnehmer

    The Mule aus dem Jahre 2018:

    Eastwood Filme funktionieren bei mir eigentlich fast immer, und auch in diesem Fall habe ich mich gut unterhalten gefühlt. Gran Torino war meiner Meinung zwar der klar bessere Film, aber Eastwood hat auch im Greisenalter noch genug Ausstrahlung um auch diesen Film quasi im Alleingang zu tragen. Er gibt den Senioren-Drogenkurier gewohnt grummelig, kauzig. Das drumherum ist weder besonders originell, noch überraschend. Da darf man halt nicht soo viel erwarten.

    #1720769
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Ghostbusters (Reboot) Extended Cut

    Nach den eher mässigen Kritiken damals, die auch immer begleitet waren von Misogynie, hatte ich wenig Lust auf den Film. Im Zuge des neuen Teils, der bald ansteht, hab ich dieses Versäumnis nun nachgeholt. Würde man heute einen Ghostbusters drehen, das Resultat würde genau so aussehen. Dabei ist es unerheblich, ob die vier Geisterjäger von Frauen oder Männern verkörpert werden. Das ist aber leider genau das Problem, das ich mit dem Film habe. Aus einer Filmreihe, die das Thema zumindest mit einer ernsthaften Basis anging und mit Humor auffrischte, hat man eine Kalauer-Revue gemacht mit dem üblichen Ami-Fäkal-Humor. Für mich wirkt der Film denn auch wie ein typisches Produkt der Nullerjahre. Die Schreiber scheinen wie so oft gar nicht zu peilen, woher der Reiz des Originals herkommt und scheitern dann beim eigenen Versuch kläglich. Man kann sich den Film durchaus geben, einige Momente sind ganz gut, der Humor hat nicht nur Tiefschläge zu bieten. Aber er ist deutlich dem Holzhammerlager zuzuordnen.
    Meine Befürchtungen lagen aber nicht nur da, sondern auch beim Cast. Melissa McCarthy ist jetzt nicht grad für feinsinnige Komödien bekannt und Kate McKinnon würde eher als Neubesetzung in Tank Girl passen. Leslie und Kristen erfüllen denn auch die Rollenklischees und liefern abseits davon nicht viel.
    Hin und wieder macht sich sogar gute Laune breit, wenn das Quartett in Action ist. Ich glaube mit besserem Drehbuch, bezogen auf die Dialoge, wäre das schon die halbe Miete gewesen. Den Darstellerinnen kann man nicht viel anlasten. Sanfter Grusel macht sich auch zuweilen breit, bleibt aber recht folgenlos. Das war beim Original aber auch nicht anders. Dennoch war auch der Pseudo-Wissenschaftspart ernster aufgezogen. Hier wähnt man sich eher in einer Parodie des selbigen. Das hätte der Film einfach nicht nötig gehabt. Er ist eher Paul – Alien auf der Flucht, denn Men in Black.
    Cameos gibts reichlich, besonders gegen Ende. Leider bleibts aber im belanglosen Bereich, nett ist glaube ich der passende Terminus. Als kleines Highlight kann man Chris Hemsworth bezeichnen, der als Dumpfbacke eine gute Figur macht. Das passt natürlich sehr gut ins Konzept des Films, aber in einer anderen, ernsteren Version hätte die Figur keinen Platz. Da man die alten Geisterjäger ignoriert, muss man das als Reboot betrachten. Wirklich glücklich bin ich nicht damit. Musikalisch fährt man das Originalthema auf und kombiniert noch reichlich Hiphop-Mucke dazu. Atmosphärisch betrachtet ein Sargnagel. Halt auch ein typisches Merkmal von neueren Ami-Mainstream-Komödien.
    Worin sich Kino- und Extended Cut unterscheiden, weiss ich nicht. Hab letzteren geschaut und überflüssige Szenen hatte es da mMn nicht drin, die irgendwie das Pacing verschlechtert hätten. Generell könnte man aber die Art Film ein wenig straffen. Zur Hypothek wird die Länge aber nicht. Die Effekte sind nett anzusehen und tonal geht wirklich die Post ab. Andy Garcia als Bürgermeister passt auch ganz gut, Charles Dance wird leider komplett verschenkt.
    Und nun? Reboots, die die Welt nicht braucht oder sinnvolle Modernisierung des Stoffes? Erstmal, modernisieren muss man da eigentlich nicht viel. Das Konzept ist ja recht zeitlos. Eine neue Variante nehm ich gerne mit. Leider ist damit auch die Fallhöhe recht hoch, wenn es sich um einen Klassiker handelt. Den Charme erreicht man leider nicht. Das wäre aber mit einer Besetzung aus Kevin Hart, Jonah Hill, Seth Rogen usw. auch nicht anders gewesen.
    Dem neuen Film, der alsbald kommt, stehe ich relativ skeptisch gegenüber. Da wäre mir sogar lieber, man würde es nochmals mit den Ladies und besseren Drehbüchern probieren. Gespannt bin ich natürlich trotzdem, auch wenn diese Reunion einfach zu spät kommt und insbesondere Bill Murray da eher Bremsklotz war. Am Ende werdens vermutlich lauwarme Gags mit viel Nostalgie garniert sein.

    #1720770
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Der Coup

    Schon ganz interessant, wie viele der Belmondo-Klassiker schon in irgendeiner Form auf Scheibe erschienen sind. Hier liegt ein schönes Mediabook vor und nach Ansicht des Films kann man sagen, dass das Bild wirklich überzeugt und besser ist als viele vergleichbare Hollywoodfilme ähnlichen Datums. Gerade in den Nachtszenen bleibt die Schärfe recht gut, Verschmutzungen konnte ich keine ausmachen. Vielleicht tragen die Franzosen ihrem Erbe besser Sorge? Der Film ist nicht zu verwechseln mit der Clou mit Paul Newman und Robert Redford. Der kam erst zwei Jahre später.
    Belmondo vereint Eigenschaften, die man heute in div. Actiondarstellern wiederfindet. Das spitzbübische und heitere Lachen scheint sich Vin Diesel abgeschaut zu haben, man vergleiche mal beide bei ähnlicher Mimik. Dass er die Stunts selber macht, erinnert an Tom Cruise, auf die Fahrszenen bezogen ist er das Pendant zu Steve McQueen. Vom Typ her gehört er eher zu den kernigen Typen ala Statham mit dem Charme eines Tony Curtis.
    Auf jeden Fall bietet er ein Gesamtpaket, was verständlich macht, warum er wohl Frankreichs grösster Actionstar war. Und das obwohl er kein typischer Schönling war.
    Der Film beginnt mit den üblichen Zutaten eines Heist-Movies, wobei die Beteiligten sich in dem Fall nicht misstrauen, sondern recht eingeschworen sind. Dafür tritt mit Omar Sharif in Form eines korrupten Bullen ein Schurke auf den Plan, der es faustdick hinter den Ohren hat. Die Szenen, in denen sich beide begegnen sprühen förmlich vor Elektrizität. Besonders das gemeinsame Essen im griechischen Restaurant ist da hervorzuheben. Nicht nur kulinarisch ein Genuss.
    Der Film kann sich aber oft auch nicht entscheiden, ob er locker flockig sein will oder doch eher ernst. Das Ende entbehrt nicht einer gewissen Komik, die sich aus viel Absurdität speist. Bis auf den korrupten Bullen, wirken die Polizisten allesamt wie Statisten.
    Was für den modernen, noch jungen Zuschauer verstörend sein könnte, ist das Rollenbild der Frau. Da wird auch schon mal akzeptierend hingenommen, dass Ohrfeigen verteilt werden, ganz so, als würde sich die Dame sagen, ich habs nicht anders verdient. Klar, dass das nicht mehr auf diese Weise gezeigt würde. Eine dankbare Rolle hat keine der beiden Frauen im Film.
    Begeistern tut hier in erster Linie die Action, die ohne Netz und doppelten Boden eine ganz andere Qualität hat, als das CGI-Gedöns aktueller Streifen. Auch wie die Kulisse in Athen genutzt wird ist schon recht bemerkenswert. Das Ganze ist auch sehr gut gefilmt muss man sagen.
    Musikalisch hat Morricone alles im Griff. Wirklich viele Themen gibt es aber nicht.
    Auf dem Mediabook hat man die Wahl zwischen der französischen und der englischen Version auf separater Disc. Ein Blick in den US-Trailer wirft aber Fragezeichen auf. Man hört kein einzig gesprochenes Wort, nur Actionszenen mit vielen Spoilern. Grauenhaft, aber ich weiss gar nicht, ob der dann überhaupt in englisch synchronisiert wurde oder wie üblich halt mit Untertiteln dort ins Kino kam.
    Sicher nicht Belmondos bester, aber doch ein Actionfilm mit eigenständigen Elementen, etwas Lokalkolorit und einem gut aufgelegten Darstellerpaar. Wer den Streifen von früher kannte, ich glaube ich gehöre nicht dazu, kann sich hier die definitive Version des Films holen, gut aufbereitet. Die Belmondo-Filme, die ich kenne, liegen schon so lange zurück, dass ich mich eh nicht wirklich dran erinnern kann. Sind also sowieso eine Entdeckung wert, wie im Übrigen das französische Kino aus der Zeit generell.

    #1720825
    Anonym
    Inaktiv

    @Chris_Kong , Danke für die Kritiken.
    Den GB-Reboot habe ich einfach ausgelassen. Klar hab ich auch mittlerweile diverse Spoof-Kritken gesehen, aber ich hab es damals wie James Rolfe gehalten.
    Was den neuen dritten Teil angeht, ich glaube nicht, dass das noch viel mit Originalen zu tun haben wird. Es wirkt sehr “Stranger Things”-artig. Das muss nicht schlecht sein, aber ist eben etwas anderes. Die Originale haben irgendwie von dem eher trocken rübergrbachten erwachsenenen Humor geleb, der zwar auch für und als Kinder witzig war, aber man hat dann später Nuancen entdeckt, gerade in der englischen Synchro – wobei ich die deutsche sehr mag.

    Und hier trifft auch, wie Du meinst, dass man solche Filme, wie die von/mit Belmondo, heute nicht mehr machen würde. Kann man zum einen gut finden, weil wir uns sozial weiterbewegt haben, aber sie tragen auch einen Teil ihrer Zeit in sich und das – ich kann es nicht anders sagen – spürt man einfach. Und selbst wenn man heute deselben Film noch einmal machen würde und versucht ihn dabei möglichst 1:1 zu übertagen, wird es scheitern. Was damals Holz war, würde heute Plastik sein. Oh ja, sehr gut Holz imitierende Plastik, aber beim genauen Hinsehen erkennt man es an der Oberfläche. Dem fehlenden Geruch. Den kleinen Fehlern und nicht zu letzt am fehlenden Gewicht.
    Meine größte Kritik an Hollywood und dem westlichen Film allgeim ist, dass alles nur noch gekünstelt ist. Leere Kulissen, gefüllt mit Holzhammer-Agendas, mit denen sie sich selber beweihräuchern und gar nciht merken, wie weit sie von der Realität der Fiktion abweichen.

    #1721235
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    @Nightrain

    Ja, kann deine Kritikpunkte gut nachvollziehen. Um es auf Ghostbusters herunterzubrechen, die alten Filme sind Streifen über Geister/Geisterjäger mit Humor. Der neue ist eine Komödie mit Geistern drin. Dabei verdreht man vollends den Ansatz der Originale und braucht sich auch nicht wundern über das dürftige Resultat. Aber Hollywoods Reziklier-Maschinerie macht ja nahtlos weiter. Ich hoffe, dass sich das irgendwann mal rächt und man wieder selber versucht, originäre Stoffe im AA oder AAA Bereich zu realisieren.

    Falling Down 1993

    Im Zuge der Absicht, alle meine Lieblingsfilme dieses Jahr mal wieder in der bestmöglichen Version zu sichten, hab ich meine Rally endlich gestartet. Die Wahl fiel auf Falling Down, Joel Schuhmachers bestes Werk mMn. In seine Filmvita ist sehr abwechslungsreich, einigen Werken ist gemein, dass sie sich mit Themen in gesellschaftlichen Grenzbereichen bewegen und auch mal mehr mal weniger subtile Kritik üben. Dabei verliert er aber nie den Faktor Unterhaltung aus den Augen. Wenn beides in perfekter Symbiose aufeinandertrifft, kommt sowas wie Falling Down dabei raus. Leider ist Schuhmacher dieses Jahr verstorben.
    In der öffentlichen Wahrnehmung wird wohl eher die Frustbewältigung über den täglichen anzutreffenden Unbill der Gesellschaft hängen geblieben sein. Was durchaus verständlich ist. So hangelt sich der Film von einer Szene zur nächsten, in der Michael Douglas genial verkörperter William “D-Fens” Foster seinem Zorn freien Lauf lassen kann. Seien es überhöhte Preise in einem Kleinladen, Strassenbau-Arbeiten, die sinnlos erscheinen, falsche Werbeversprechen der Fastfood-Industrie usw. Dabei täte man auch Douglas Figur unrecht, würde man sie bloss auf seine Rolle als Aggressor beschränken. Immer wieder streut der Film Szenen ein, die einen nachdenklichen und durchaus zur Selbstreflexion fähigen Charakter zeigen. Z.B. in der Szene, in der er ein altes Video von sich und seiner Familie sieht und sein Gewaltpotenzial angedeutet wird. Auch sehr schön, wie kleine vorangegangene Szenen immer im Fortschritt der Handlung eingebaut werden. Man denke z.B. an den Auftritt von Vondie Curtis-Hall als Demonstrierender vor einer Bank, dessen Worte von Foster später wiederholt werden und ein weiteres Grundproblem der Gesellschaft anreisst. Bemisst sich der Wert einer Person irgendwann nur noch über deren wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit? Und wie gesagt, Douglas geht hier sehr ambivalent vor und ist nicht einfach nur ein tumber Amokläufer, der die Nerven verloren hat. Er schafft es auch immer wieder ein gewisses Verständnis zu schaffen für den Unmut, den gewisse Alltagssituationen hervorrufen können. Wer kennt nicht aus eigener Erfahrung solche Szenen wie mit dem Schnorrer im Park, der anstatt ehrlich zu sein, ein Märchen nach dem anderen aus dem Hut zaubert? Mir wurde die Autopannen-Geschichte selber schon min. zweimal erzählt. Das Wortgefecht zwischen Foster und dem Schnorrer entbehrt nicht einem gewissen Witz, der aber auch schnell die Gefahr birgt, das Problem zu bagatellisieren. Aber es passt halt zur Figur und ihrer oberflächlichen Sichtweise auf viele Dinge. Hier wird man als Zuschauer auch ein wenig gefordert zu differenzieren. Bei sturer Rekapitulation der einzelnen Punkte in D-Fens Weg durch die Stadt, hätte man hier den mustergültigen Wutbürger/Gelbwesten-Träger/AfD-Wähler. Eine wahre Ikone des kleinbürgerlichen Aufstands. Und würde der Film allein darauf abstellen, so wäre dieser Vorwurf durchaus gerechtfertigt.
    Der Film hält aber einen konterkarierenden Gegenpart bereit in Form des Police-Officers Prendergast. Während D-Fens tut, wonach ihm der Sinn steht, versucht es Prendergast möglichst irgendwie allen recht zu machen. Dabei hält er seine besonnene Art aber konsequent bei und akzeptiert oft stillschweigend sein extrem toxisches Arbeitsumfeld. Vom Chef verspottet, von Mitarbeitern mit Missachtung gestraft, das Bild, das gezeichnet wird, ist kein allzu positives. Auf der privaten Ebene macht seine Frau Druck und zwingt ihn quasi mit Panikattacken in den vorzeitigen Ruhestand. Während der gesamten Laufzeit wird dieser Storyline sehr viel Platz eingeräumt, zurecht wie ich finde. Duvall zeigt hier nochmals, warum er immer noch gnadenlos unterschätzt wird, zumindest wenns um die besten Darsteller seiner Generation geht. Wie er ohne sich zu verbiegen dennoch mehr Selbstbewusstsein entwickelt, um seinen Kontrahenten im Beruf entgegenzutreten, einfach grandios gemacht. Man freut sich richtig für ihn, wenn er seinen Chef vor laufenden Kameras lügen straft oder seiner Frau die Meinung sagt.
    Bewusst spart der Film die Konfrontation der Beiden für den Schluss auf. Sie nähern sich während des ganzen Films nur aus der Verfolgerperspektive von Prendergast an, der als einziger die Zusammenhänge der Meldungen sieht. Am Ende spricht er dann das aus, was in letzter Konsequenz wohl bei D-Fens Handlungen absehbar war und leider immer wieder in der Gesellschaft passiert. Dabei lässt die Geschichte aber die Interpretation offen, ob Foster wirklich in letzter Verzweiflung seine Familie getötet hätte. Sogar der kleine Schlusstwist am Ende wird schon sehr früh im Film aufgebaut, wenn man seine Tochter mit der finalen “Waffe” spielen sieht.
    Hier zeigt sich auch die grosse Stärke des Drehbuchs und der Inszenierung. Das Pacing der Szenen ist einfach perfekt mit der richtigen Mischung aus Ruhephasen, Wechseln der Handlungsstränge, Progression in der Dramatik. Dazu trägt auch der Score von Newton-Howard bei, der den Ton einer Szene perfekt trifft, was schon bei Beginn des Films deutlich wird. Die Szenen werden akustisch und musikalisch einwandfrei ergänzt und tragen viel zur Atmosphäre einer Szene bei. Wenn sich Foster das Video mit seiner Familie anschaut, dann macht sich heimlich Wehmut breit und man wünscht sich, es könnte ein Happy-End geben, wohl im Wissen, dass die Figur den eingeschlagenen Weg nicht mehr wird verlassen können.
    Dann hat der Streifen wieder Szenen wie die mit Fosters Mutter, ebenfalls grandios gespielt, die eine nachhaltige Wirkung haben, weil sie direkt aus dem Leben gegriffen scheint. Es kommt immer mal wieder vor, dass wenn jemand arbeitslos wird, es aus Scham verschweigt und jeden Tag so tut, als würde er zur Arbeit fahren. Der Schock im Gesicht der Mutter, als Prendergasts Partnerin die Fakten auf den Tisch legt, wirkt absolut überzeugend, auch ihre Reaktion darauf. Hier beweist man auch viel Gespür für die Szene und wie eine Figur wie Prendergast mit Zeugen umzugehen weiss.
    Grosses Lob verdient auch die deutsche Synchronisation. Ich hab den Film jetzt zum zweiten Mal in der Originalsprache gehört, kenn ihn auf Deutsch aber praktisch auswendig. Hier gehen in der Synchro kaum Nuancen verloren, einzig die Verwendung von D-Fens, zur Verteidigung, was der koreanische Ladenbesitzer zur Verwendung oder besser Entwendung seines Baseballschlägers sagt, wird nicht so recht transportiert. Aber ansonsten top.
    Bezüge zum Wutbürgertum hatte ich schon genannt, aber der Film war sogar noch weiter vorausschauend. In einer Szene konfrontiert der Neo-Nazi-Ladenbesitzer die von Rachel Ticotin – wo ist sie bloss hin? – dargestellte Polizistin mit der aktuellen Gender-Diskussion. Nur dass der Film von 1993 ist. Da musste ich gleich schmunzeln, besonders wie Ticotin ihre Antwort vorträgt.
    Ist der Lack nun ab? Nein, auch nach der gefühlt 100. Ansicht bleibt mein Urteil bestehen. Dass man einzelne Szenen sehr kritisch beurteilen kann hinsichtlich ihrer Interpretation, ist verständlich. Wäre mir aber zu einseitig. Der Film hält sich bewusst ambivalent, macht Foster nicht zum Sympathieträger, obwohl er in einigen Szenen die Sympathien geniesst. Das gleiche gilt für Prendergast, der mit seiner Freundlichkeit auch mal an Grenzen stösst und seine Person schwach erscheinen lässt.
    Dass der Film bei den Darstellern nie für irgendeinen Preis nominiert war, ist eine Schande, gerade die gelungenen Charakterisierungen machen ihn zu einem Must-See. Es ist aber das Gesamtpaket, das hier stimmt, die Teile greifen schlicht ineinander. Bei aller Ernsthaftigkeit bietet der Film auch Humor, schwarzen Humor. Was ihn aber nicht zum reinen Unterhaltungsfilm macht, der jeglichen Anspruch verliert. Und genau darum gehört der Film in meine Favoritenliste.

    #1721238
    ghostdog83ghostdog83
    Teilnehmer

    @chriskong

    Bist du auch noch auf einer anderen Plattform unterwegs, wo du kommentierst? Deine Aktivitäten sind ja leider ziemlich zurückgefahren auf maniac.de.

    #1721258
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    @Ghostdog

    Leider hat der Tag keine 48h, sonst würde ich sicher mehr kommentieren. Allerdings sind mir auch div. Diskussionen redundant geworden. Dazu gehört insbesondere das Technikgewichse auf der Hauptseite und welcher Hersteller nun wo punktet. Ich komm leider auch nicht mehr wirklich zum Spielen, weswegen das Interesse aktuell ein wenig eingeschlafen ist, zu Videospielen meinen Senf zu geben. Weiter kommt, dass hier auch viele neue User unterwegs sind, die für mich nicht wirklich viel Profil haben, was u.a. auch mit fehlenden Avataren, der Häufigkeit meines Hierseins und auch der Austauschbarkeit von Meinungen zu tun hat. Das steigert die Lust am Mitdiskutieren auch nicht wirklich. Aber ich lese manchmal auch einfach still mit. Wenn meine Punkte eh schon vertreten sind, spar ich halt den Kommentar. Kann sein, dass sich das mit der Zeit wieder ein wenig ändert. ^^

    #1721600
    DGSDGS
    Teilnehmer

    Mein Lehrer, der Krake (Dokumentarfilm, 2020)

    Kraken sind schon erstaunliche Geschöpfe und die Doku hat das wieder eindrucksvoll gezeigt. Die rauhe Umgebung an der Küste Südafrikas am Kap der guten Hoffnung und die Unterwasserwälder sind auch faszinierend. Die eineinhalb Stunden waren defintiv nicht vergeudet, im Gegenteil. Unterhaltsam und ich hab was dazu gelernt.

    #1721674
    DGSDGS
    Teilnehmer

    Starship Troopers (Sci-Fi/Action, 1997)

    Als Jugendlicher, mit Mitte 20 oder jetzt mit Ende 30, der Film funktionierte schon immer für mich. Es liegt wohl an Verhoevens kompromissloser Regie, die das Geschehen in einen satirischen Rahmen packt, ohne dabei polemisch zu werden. Schade, das alles was folgte nicht mehr als ein müder Abklatsch war.

    #1722003
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Beckett Netflix

    Netflix führt seine Reihe an Filmen fort, die internationales Flair verströmen und ihre Geschichte im Kontext des Lokalkolorits entfalten sollen. So hier. Da verschlägt es David Washington und Alicia Vikander in ein politisch aufgeheiztes Griechenland, das sich in Wahlen befindet. Zankapfel sind die Lösungen um die hohe Verschuldung. Viel mehr als eine sehr oberflächliche Andeutung ist aber nicht zu erwarten. Genauso hätte man dieses Element austauschen können und woanders spielen lassen. Im Verlauf der Handlung wird die Hauptfigur konstant durchs Szenario gehetzt und wird immer tiefer in ein Komplott verstrickt. Wer dabei an die Paranoia-Thriller der 70er denkt wie z.B. Marathon Man liegt hier gar nicht verkehrt. Ein Normalo und Durchschnittsbürger wird aufs Äusserste gefordert und darf sich mit allerlei Gefahren rumschlagen. Dabei kann er nichts und niemandem vertrauen. Soweit so gut. Leider schafft der Film es nicht, diese Bedrohungssituation wirklich in eine spannende Atmosphäre einzubetten. Dafür mangelt es der Inszenierung an so einigem. Die Musik bleibt nicht nennenswert haften, Schnitt und Kamera wirken auch eher bieder. Washington darf ein wenig zeigen, was er kann, bleibt dabei aber weitestgehend alleine. Die Gegenspieler sind kein Stück interessant, die restlichen Figuren eher Statisten und Stichwortgeber. Klar, auch der Streifen hat seine Momente und man bleibt auch dran, weil man wissen möchte, wies weitergeht. Aber das passiert irgendwie auf einer eher passiven Ebene als dass ich da jetzt Nägel kauend dem Ende entgegenfiebere. Einige Passagen wirken auch so, als wolle man sie einfach abfrühstücken. Referenzen auf div. Filme findet man vermutlich zuhauf. So sind Verfolgungsjagden nicht nur im Gelände vorhanden, auch der Zug, ein beliebtes Setting in div. Thrillern, darf nicht fehlen.
    Ist von allem ein wenig, aber nichts so richtig. Die politische Dimension der Geschehnisse wäre durchaus interessant gewesen, aber verkommt zur Staffage ohne nennenswerten Beiklang. Dabei wäre das zumindest die Chance gewesen, dem Film ein Stück weit mehr Identität zu verleihen.
    Fazit, kein Totalausfall, aber der Film bleibt klar unter seinen Möglichkeiten.

    #1722006
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Willy’s Wonderland

    Die Verpackung verspricht den wahnsinnigsten Film des Jahres. Das ist eindeutig zu hoch gegriffen. Cage muss man einmal mehr zu Gute halten, dass er nicht als Mogelpackung herhält wie Weiland Bruce Willis u.a., die dann nur für Minuten in den Werken auftauchen, die sie vom Cover aus bewerben. Wo Cage draufsteht, ist auch Cage drin. In dem Fall spielt er einen wortkargen Fahrer eines Chevis, über den man auch im Verlauf des Films eigentlich nichts erfährt, ausser dass sein Konsum von Punch – vermutlich ein Energydrink oder ein Bier – per Timer an seiner Digi-Uhr erfolgt.
    Die Story und Prämisse ist horror-typisch und bietet nicht wirklich was Neues. Das ist aber nicht weiter wild. Ich stellte mich also auf ein feuchtfröhliches Gemetzel ein, bei dem die Bedrohung von animatronischen Puppen ausgeht. Leider, so muss man sagen, sind die ganzen Splatter-Effekte mies gefilmt und wirken amateurhaft umgesetzt. Aber nicht auf eine Weise, die man noch charmant nennen könnte. So wirkt das Bedrohungsszenario eher absurd als was es eigentlich sein sollte.
    Die ganzen Opfer kommen leider auch nicht über ihre Klischee-Limitierungen hinaus. Die Hauptdarstellerin und neben Cage die zweite Geige, glänzt leider mit holprigem Acting, ein eindeutiger Griff ins Klo. In Slashern sind immer erfreulich viele Rollen mit Darstellerinnen besetzt und aus diesem ganzen Pool an potenziellen Kandidatinnen hätte man mit einem Blindlos mit Sicherheit jemand besseres gezogen.
    Bleiben noch die für Horrormovies typischen Nebenfiguren, die Akzente setzen sollen sollen. Das können der schmierige Besitzer des Parks, die Sheriff-Tante und der Abschleppdienst-Heini sogar ein wenig. Allerdings reichts auch da max. für eine B-Note. Das hat man halt einfach schon besser gesehen.
    Ab der Hälfte wird dann die Prämisse nochmals versucht zu verkaufen, was sich angesichts der Leichtigkeit, mit der Cage die Animatronics abräumt, noch dümmer anhört, als es eh schon ist. Hier hätte man sich einfach etwas mehr einfallen lassen sollen.
    Unterm Strich die Sorte Film, die man sich einmal gibt und dann vermutlich nie wieder. Mir fällt zumindest kein Grund ein, es zu tun. Denn schräg ist er halt nicht wirklich. Das Rumspielen mit Farbfiltern und verfremdeten Aufnahmen ist hier noch das grösste an Budenzauber, das aufgefahren wird. Aber da, wo der Film soll, versagt er leider. Wer deftige, vor Blut triefende Szenen sucht, sucht woanders. Die Cage-Allesschauer haben sicher schon Schlimmeres gesehen, aber definitiv auch viel Besseres. Würde ihn eher in der unteren Hälfte seines Filmschaffens ansiedeln, mit einer von ihm aber soliden Leistung.
    Das Mediabook zum Film ist ganz nett, aber gehört jetzt auch nicht unbedingt zu den Must-Haves in dieser Kategorie. Und ob man angesichts der Qualität des Films den Aufpreis zahlen will, sei jedem selbst überlassen. Insgesamt eher enttäuschend und empfehlen kann ich ihn nicht.

    #1722368
    Anonym
    Inaktiv

    Witcher – irgendwas of the Wolf (Netflix)

    Schon die Real-Serie hat mir nicht gefallen, aber ich dachte mir, gib dem animierten Film eine Chance und ich hatte mich ehrlich drauf gefreut. Nach der Hälfte habe ich entnervt abgebrochen. Eine unnötig zerfaserte Erzählung gepaart mit blassen und nervigen Charakteren, die weder den Vorbildern in den Bücher und auch nicht im Spiel gerecht werden, waren schlicht einfach nur zum kotzen schlecht. Die billige 08/15-zick-zack-Bewegung-Anime-Optik, mit verwaschenen Hintergründen und generischen Hollywood-Fantasy-Feel, sind grausam und öde.
    Da schaue ich mir lieber die zum Film verstümmelte polnische Serie zum Hexer an, als dieses neumoderne Gewäsch ohne Identität.

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