Der Film und Fernseh Thread

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  • #1744944
    ChrisKongChrisKong
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    Dr. Strange in the Multiverse of Madness

    Leider bin ich an einem Punkt angelangt, wo ich sagen muss, dass Shang-Chi bislang der beste Film von Phase 4 des MCU ist. Der zweite Film mit Dr. Strange in der Hauptrolle überzeugt mich so wenig wie der erste, aber aus komplett anderen Gründen. Der Film hat so einige Baustellen und Elemente, die einfach nicht zünden wollen. Nehmen wir mal die Horror-Film-Elemente. Wann und wo die genau stattfinden sollen, konnte ich nicht entdecken. Sam Raimi mag mit Evil Dead eine ikonische Horror-Reihe erschaffen haben, aber Horror inszenieren, da seh ich ihn nicht wirklich in einer Linie mit den Grossen der Zunft. Das liegt mMn auch daran, dass da auch sehr viele komödiantische Elemente drin sind. Also eher auch die Horrorkomödie von ihm bedient wird und nicht unbedingt den spannungsgetriebenen Terror-Film wie etwa Hooper oder Carpenter. Das hier ist mir dafür einfach zu seicht, kann aber verstehen, dass man sicher keinen MCU Film angestrebt hat, der allzu creepy rüberkommt. Trotzdem ginge das wesentlich spannender.

    Die Prämisse wird leider auch so lieblos hingeklatscht, wie der vermeintliche Twist. Gut, war wohl eh kein Geheimnis, dass Wanda Maximoff hier den Antagonist geben würde. Trotzdem wird das in einer Nonchalance serviert als würde man ein Testresultat bekannt geben. Von dramatischer Zuspitzung keine Spur. Und dann soll man einfach mal glauben, dass die Zerstörung div. Universen von einer liebenden Mutter in Kauf genommen wird, damit sie ihre Fantasien, warum auch immer ausleben kann? Tja, warum kreiert sie sich dann nicht sonstwo ihre Illusion? Also so recht hab ich das nicht gepeilt und die Motivation wird eben fragwürdig präsentiert. Damit wirkt die ganze Geschichte leider so gar nicht bedeutsam sondern wie ein schlechtes Familiendrama mit Superhelden, die sich auf die Mütze geben.

    Und diese Faulheit, was Sinniges zu schreiben, wird natürlich noch mit Göttern aus Maschinen garniert. Am Ende ist das Multiversum das perfekte Alibi, um Rumzuexperimentieren, Helden sterben zu lassen usw., denn es hat ja anderswo stattgefunden und man kann bei Bedarf auch alles wieder auf Null setzen. Gewissermassen macht man das auch in dem Film. Am Ende wird denn auch die Gefahr gleich mal aus allen Universen getilgt, wie auch immer, interessiert gar nicht.

    Die Liebesgeschichte will auch nicht so wirklich eine sein. An der Chemie liegts mMn nicht, aber das ist wie der gesamte Film irgendwie so hüsch und hott inszeniert. Generell hat man kaum das Gefühl, als liesse sich mit Dr. Strange eine Paarung vernünftig aufziehen. Auch zur gejagten America Chavez stellt sich nicht wirklich ein Gefühl es mit einer echten Bindung zu tun zu haben ein. Man hat hier die richtigen Darsteller, aber was in anderen MCU Filmen und Serien gelingt, scheint hier nicht zu passieren. Beispw. funktionieren die Zweiergespanne in Hawkeye und Falcon & Wintersoldier klar besser. Mal nachgeschaut, Autor Michael Waldron war auch ausgerechnet für die MCU Serie verantwortlich, die mich am wenigsten abgeholt hat aus ähnlichen Gründen, Loki. Auch dort muss man Hiddleston keinen Strick drehen, aber die ganzen Loki-Inkarnationen waren einfach uninteressant aufgezogen, was insbesondere an den Interaktionen mit Loki selbst festzumachen war. Ähnlich erging es mir hier. Dabei würde Cumberbatchs eitler Dr. sich ja geradezu anbieten für zwischenmenschliche Eskapaden. Sogar im letzten Spider-Man Film hat man davon irgendwie mehr gespürt als hier.

    Am Ende bleibt viel Budenzauber und die Frage, ist was wirklich Relevantes passiert? Die Gast-Charaktere waren immerhin eine nette Idee und haben denn auch am meisten Spass gemacht. Aber Multiverse sei Dank, braucht man über das Schicksal von diesen auch nicht weiter nachdenken. Unterm Strich also ein What if auf Spielfilmlänge, dem entweder mehr Horror oder mehr Charakterinteraktion gut getan hätte. Aber man kriegt die Laufzeit auch gut mit CGI gefüllt, wie man sieht. Leider ist er wirklich in vielerlei Hinsicht Marvel-Mittelmass, weil man praktisch alles so in anderen Marvel-Filmen schon besser gesehen hat. Wie man guten Thrill zwischen den Charakteren entstehen lässt, hat man sehr schön im ersten Spidey-Film mit Tom Holland gesehen. Genau das hätte man hier auch haben können. Warum nicht etwas aufgeladene Erotik zwischen Strange und Wanda? Warum nicht mehr kalte Methodik von Strange mit den Emotionen eines Teenagers kollidieren lassen? Der Film lässt mir persönlich zu viel von diesen Möglichkeiten liegen und betreibt eine Multiverse-Parade, die irgendwo pointless ist. Damit bestätigt sich bislang, dass man dieses Multiverse-Dingens vielleicht besser hätte sein lassen sollen, weil es nur als Entwicklungspuffer missbraucht wird anstatt konsequent auf etwas hinzuarbeiten.

    Einen Grund zum Heulen haben Marvel Fans vermutlich nicht, die kommen ja dank der ganzen Bonnemonts auf ihre Kosten. Aber das Madness kann man getrost aus dem Titel streichen, so arg konventionell der Film streckenweise ist.

    Nach Eternals sicher ein Thema, die Bildqualität der Disc fand ich sehr gut, kann da wirklich nicht meckern. Generell merkt man auch gut, wie die Effekte einen sehr hohen Standard haben, ja haben müssen. Technisch einwandfrei.

    #1745128
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    The Northman

    Ein Film bei dem ich schon lange vor Ansicht div. Diskussionen mitgekriegt habe. Die Reaktionen waren doch recht gemischt. Umso gespannter war ich auf mein eigenes Urteil. Die Prämisse klingt simpel und stellt eine Variation des oft verwendeten Rachemotivs dar, welches in Film, Literatur, Mythen usw. in ähnlicher Manier behandelt wird. Dabei wird das Ziel der Rache, in dem Fall der Mörder des Vaters differenziert dargestellt. Eine gewisse Bewunderung von Seiten des Rächers kann nicht ausgeschlossen werden. In Gangs of New York wird dieser Aspekt stärker betont. Aber der grundsätzliche Ablauf gestaltet sich ähnlich.

    Was unterscheidet den Film hier von ähnlichen Streifen? Nun, nicht wirklich viel. Die Motive, die bespielt werden, bleiben die gleichen, wie man sie aus zahlreichen Filmen kennt. Die grösste Überraschung des Films war für mich, wie wenig Arthouse-Elemente hier Eggers bemüht. Ganz ehrlich, für mich haben sich gewisse Erwartungen nicht erfüllt, die ich an den Film hatte. Ich werte das aber nicht negativ, da das kein Massstab ist und der Film auch nie ein Versprechen in irgendeiner Richtung abgab.

    Grosse Schlachtszenen, weitestgehend Fehlanzeige. Die Rache ist eine sehr persönliche und wird auch so vollzogen. Es wird schon von Beginn weg gleich eine Absage erteilt, denn der Mörder seines Vaters konnte kein Kapital aus dieser Tat schlagen. Es findet auch schon früh eine Relativierung statt. So wird der Vater von Amleth auch als Sklaventreiber gezeigt. Zwar nur beiläufig aber ganz klar als kritischer Hinweis. Später wird darauf referenziert. Der erste Teil konzentriert sich stark auf Amleths Bindung zu seinem Vater König Aurvandil. Dabei wird ein Initiationsritus gezeigt, der das Band der beiden stärkt und Amleths Versprechen auf Rache beinhaltet.

    Nach der Ermordung des Vaters und Amleths Flucht gibt es einen grossen Cut. Man erfährt auch in der Rückschau nur wenig, was mit Amleth danach passiert ist. Das fand ich doch ein wenig schade. Aber auch über die gesamte Lauflänge kann man nicht sagen, dass da wirklich Längen drin sind. Die nordische Mythologie wird sanft eingebunden. Die Schicksalsgläubigkeit Amleths wird durch sein Zusammenkommen mit der slavischen Frau gebrochen. Zum ersten Mal scheint, als wäre sein Weg selbstbestimmt und nicht vorgezeichnet. So ganz erteil der Film dem Determinismus aber keine Absage. Am Ende spinnen die Nornen ihre Fäden und der Nordmann folgt seiner Bestimmung. Dieser Konflikt erhält mMn etwas zu wenig Raum. Die Rache und ihr Preis steht über allem. Nur wurde das halt schon oft thematisiert, die interessanteren Aspekte müssen da kürzer treten.

    Die zweite grosse Überraschung ist der kolportierte Gewaltgrad, der so mE gar nicht stattfindet. Ich konnte jetzt absolut nichts ausmachen, was ich als übertriebene oder gar ästhetisierte Gewalt ausmachen würde. Geschweige denn, dass der Härtegrad einer Szene nur an die Gewalt gekoppelt sein muss. Ich fand beispw. the Road mit Viggo Mortensen deutlich verstörender, gerade ob seines Nichteingreifens in einer bestimmten Szene. Da finde ich den Vorwurf, der auch geäussert wurde, Eggers würde sich in der Gewalt suhlen geradezu absurd. Von mir aus hätte man da weniger zurückhaltend sein können.

    Tja und die dritte, ich würde jetzt nicht sagen grosse Überraschung, ist wie schon erwähnt, dass er weniger Arthouse ist als angenommen. Vielleicht bin ich da ein wenig Refn-geschädigt und von dessen Valhalla Rising fasziniert gewesen. The Northman wartet mit ästhetischen aber auch recht artifiziellen Bildern auf, beispw. Yggdrasil der Weltenbaum oder die Walküre, welches mehr an einen Marvel-Film erinnert hat als an Eggers eigene Bildsprache. Nichtsdestotrotz ist das in den meisten Momenten ein Genuss. Auch der Ton gefällt mir sehr gut. Etwas stört mich aber ein wenig und mir gefiel das schon bei the Green Knight nicht wirklich, zu viel unwichtiger Dialog und Monolog. Fast denkt man, Eggers vertraue seinen Bildern nicht genug und muss dem Zuschauer noch Tutorials mitgeben. Ich glaube echt, dass über 50% der gesprochenen Szenen sogar besser ohne die Laberei wären. Oft wirkt es dann eh nur so auf bedeutungsschwanger getrimmt. Das hat der Film einfach nicht nötig. So fühlt es sich für mich auch eher wie ein Zugeständnis an eine konventionellere Machart an.

    Unterm Strich ein sehenswerter Film, der im Rächer-Genre durchaus Akzente setzen kann. Der nordische Background steht ihm gut zu Gesicht und an den Landschaften kann man sich auch schwer sattsehen. Mir hätten exzessivere Fieberträume Richtung Wallhalla sicher etwas mehr gegeben als profane Dialoge. Wer ähnlich gelagerte Stoffe sucht im historischen Bereich, dem seien die Serien the last Kingdom oder Vikings ans Herz gelegt. Eggers bleibt für mich ein interessanter Regisseur, the Witch will ich mir auf jeden Fall noch ansehen. The Northman empfinde ich im Gegensatz zu der Leuchtturm nicht als die gleiche kraftvolle Filmkunst, aus genannten Gründen. Macht aber nichts, ich nehm daraus viele positive Eindrücke mit. Die Darsteller haben auch allesamt gepasst.

    #1745211
    deRollEeinEdeRollEeinE
    Teilnehmer

    Severance

    Die Serie hat mir sehr gut gefallen. Gute Idee, gut umgesetzt. Die Schauspieler liefern alle ordentlich ab. Die erste Staffel endet in guter Cliffhanger-Manier und macht Bock auf Staffel 2. Wer Lust hat mal reinzuschauen, kann das aktuell recht easy mit nem Probeabo AppleTV+ über Saturn/Mediamarkt.

    #1745231
    Anonym
    Inaktiv

    The Lost City – oder die Suche nach den Abenteuer

    Loretta Sage (Sandra Bullock) ist eine erfolgreiche aber frustrierte Autorin von Groschenabenteuerromanen für frustrierte Hausfrauen, dessen Cover grundsätzlich vom Model Dash McMahon (Channing Tatum) geschmückt wird. Er und der Charakter, den er potraitiert, sind auch die Hauptgründe, weswegen Loretta so frustirert ist: Immer dasselbe und Dash bekommt viel mehr Aufmerksamkeit, als sie selbst.
    Dazu kommt noch ein toter Ehemann, mit dem sie vorher archielogisch tätig gewesen ist, eine überdrehte dicke schwarze Verlegerin, Brat Pitt als Söldner und Harry Potter als Bösewicht …

    Was der Film sein will, ist eindeutig eine leichte Action-Komödie, im Stil eines “Die Mumie” oder dem durch die Grundprämisse vergleichbaren “Die Suche nach dem Juwel vom Nil”, wobei man es leider nicht schafft auch nur entfernt an einen dieser Filme heran zu kommen. Dafür ist er weniger überproduziert als Disneys “Jungle Cruise”, aber auch gleichzeig tortteliger und ernster in einem – ein ziemlich schräge Kombination.

    “The Lost City” will auf der einen Seite leitherzig sein, versteht aber irgendwie seinen eigenen Witz nicht, der teilweise auf ein “Austin Powers”-Niveau abrutscht und nimmt sich stellenweise dabei viel zu ernst oder hat Szenen, die so nicht funktionieren wollen.
    Wo wir schon bei Szenen sind, diese passen einfach nicht so recht aneinander und erzählen eine eher holprige Geschichte. Beinahe das erste Drittel und damit die Szenen mit Brett Pitt, hätte man, wie seinen Charakter streichen können, ohne auch nur irgendwas an der grundsätzlichen Geschichte verändern zu müssen.
    Daniel Radcliff als Bösewicht ist bemüht, aber wenig überzeugend und obwohl Bullock und Tatum deutlich mehr Chemie miteinander haben, als The Rock und – auch auch immer seine Partnerin dort hies – in “Jungle Cruise”, geht die Romanze einfach nicht auf. Schon alleine weil Bullock für die Typische mittedreißig Rom-Com-Heldin schon viel zu alt ist. Gerade in Nahaufnahmen wirkt sie müde und schon fast gespenstisch. Sorry Sandra, Du bist eine attracktive End-Fünfzigerin, keine Frage, aber diese Rolle solltest Du anderen Darstellerinnen überlassen.
    Das tragische am Film ist zudem, dass die Szenen mit der überdrehten Klischee-Schwarzen noch am ehesten zünden …

    Also ist der Film schlecht? Nein, aber auch nicht gut. Er liefert holprig aneinandergereihte Szenen in teils wirklich schöner Landschaft, die aber nie richtig zur Geltung kommt und schafft es gerade so zu unterhalten, weil man die guten Ideen erkennt, die unter einer im unteren mittelmäßigen Spekturm angesiedelten Umsetzung verloren gehen.

    5 von 10 Punkte

    #1745489
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Jolt

    Kate Beckinsale darf sich im neuesten Film von Tanya Wexler einmal mehr als Action-Actrice beweisen. Vergleicht man ihre Karriere mit der von Milla Jovovich, so sind die Parallelen nicht von der Hand zu weisen. Beide verdanken ihren Ehemännern mehrere Einsätze in einer Actionreihe, bei Milla natürlich Resident Evil und Beckinsale durfte sich mit Werwölfen statt Zombies rumprügeln. Dabei wurde man nicht den Eindruck los, dass da sowohl Wiseman als auch Anderson ihre Lederfetisch-Träume verwirklichen konnten. Auf jeden Fall gelang beiden der Sprung in die Riege der A-Darstellerinnen nicht, der Genre-Film sollte sie fortan begleiten.
    Jolt ist eins der vielen üblichen Action-Vehikel, wie man sie in letzter Zeit oft gesehen hat. So langsam füllt sich das Regal mit schlagkräftigen Frauen in entsprechenden Hauptrollen. Atomic Blonde, Colombiana, Kill Bill, Peppermint, Salt, Red Sparrow etc. Darunter gabs schon einiges an brauchbaren Filmen. Aber es ist wie bei den Herren der Schöpfung, man sollte nicht von jedem Streifen erwarten, dass er gleich das Genre revolutioniert. Mir persönlich reicht da oft, wenn Witz und Tempo vorhanden sind und die Choreografie einigermassen fetzt. Nur feier ich Filme wie Nobody oder John Wick nicht gleich als Offenbarung des Action-Genres ab. Es sind solide bis gute Actionfilme, die das tun, was man von ihnen erwartet. Immer wieder mal findet sich ein Vertreter, der noch ein paar originelle Komponenten bietet wie etwa Crank, Guns Akimbo, Hardcore usw. Diesen Originalitätsbonus weiss ich durchaus zu schätzen. Im besten Fall kann diese Prämisse durch den Film tragen und auch dessen Tempo bestimmen. Im Fall von Crank funktionierte das im ersten Teil wunderbar, im zweiten nicht immer uneingeschränkt.
    Jolt siedelt sich da in einem ähnlichen Bereich an. In der Geschichte geht es um Lindy, die ihre Aggressionen nicht unter Kontrolle hat. Dadurch ist ihre Biografie eine, die von Gewalt geprägt ist. Versuche, diese zu kanalisieren, indem sie sich entsprechende Jobs aussucht, sind gescheitert, haben sie aber noch gefährlicher gemacht. Wie gut, dass ihr neuer Therapeut, gespielt von Stanley Tucci, eine Weste kreiert hat, die mittels Druckgeber Stromstösse aussendet, um Lindy zu beruhigen. Wenn immer sich Frust anstaut, der in Gewalt münden könnte, drückt sie den Knopf und wir erleben eine Gewaltfantasie, die aber nicht Realität wird.
    Insgesamt eine nette Idee, aus der in der Summe aber zu wenig gemacht wird. Inszenierung und Umsetzung fand ich gelungen. Konsequenzen hat die Prämisse aber nicht wirklich oder anders ausgedrückt, der Handlungsverlauf gestaltet sich auch ohne dieses Feature. Er ist simpel und orientiert sich eher an dem Storytelling eines einfachen Comics. Hintergründe liefert der Film kaum welche. Am Ende propft man einfach noch was drauf, was irgendwie weder Hand noch Fuss hat und irgendwie eine Fortsetzung anteasern soll. Aber mal ehrlich, es ist so unpassend, dass es sich so anfühlt, als hätte man die Regisseurin dazu gezwungen. Vermutlich wird daraus kein Franchise und die angedeutete Geschichte wirkt auf mich zu wenig interessant, als dass sie weiterverfolgt werden müsste. Das gilt allerdings nicht für die Hauptfigur, der ich einen weiteren Film gerne gegönnt hätte. Zumal Beckinsale da wirklich eine gute Figur macht. Für Fans des Action-Genres sicher einen Blick wert, auch wenn hier nichts neu erfunden wird.

    #1745529
    Anonym
    Inaktiv

    Den ersten John Wick fand ich durch seinen Fokus auf die Action und das allgemeine Setting schon ein Stück orginell – nur hätte er am Ende sterben sollen und damit hätte es sich gehabt. Die Fortsetzungen sind toll choreografiert, aber da man ja weiß, dass sie das Franchise noch melken wollen, verlieren sie ihren Thrill und irgendwie fühlt sich alles gleich an.
    Die Story wird auch von mal zu mal bemühter, um noch einen Superlativ draufzusetzen.

    Ansonsten muss ein Actionfilm jetzt für mich keine überragende Geschichte erzählen, aber die vorhandene dann wenigstens gut.

    Hat schon wer “Prey” geschaut?

    #1745537
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Bei Actionfilmen finde ich, sollte eine gewisse Plausibilität der Action eben vorhanden sein. Ich fands bei John Wick z.B. oberdämlich, dass er uns als ultrakrasser Profi verkauft wird, aber dann nutzt er bei einer Infiltration keinen Schalldämpfer, unpräzise Waffen wie Shotguns etc. Übertreibung gehört zum Genre, aber sich wenigstens ein paar Gedanken sollte man sich schon dazu machen. Zeigt für mich aber auch, wie gut durchdacht zum Teil Choreografien aus älteren Actionfilmen sind. Heute bläht man einfach alles künstlich auf. Und dann staunen die Leute, wie erfolgreich Top Gun Maverick ist, weil der seine ganze Action nicht mit sinnlosem CGI Müll zuscheisst. Sehr gut merkt man das bei Jackie Chan, wenn man die Werke vergleicht, wo die Action eben sich aufs Set bezieht und dort, wo Hollywood dann meinte, mit Effekten unter die Arme zu greifen. Mittlerweile ist man da ja wieder von weggekommen.
    Was mich bei John Wick dann auch gestört hat, waren diese Random-Figuren mit dem einzigen Zweck John Wick Exposition zu betreiben. Wider dem Konzept show dont tell, hörte man die ganze Zeit wie krass dieser John Wick ist. Sowas geht mir übelst auf den Sack und ist ein regelrechtes Armutszeugnis. Und leider übernehmen viele Actioner dieses Konzept. The Gray Man auch, dort sowohl beim Antagonisten wie Protagonisten.

    #1745543
    Anonym
    Inaktiv

    Was zumindest den ersten John Wick angeht, den Film der Reihe, den ich nach wie vor am besten finde, so gehört das “Flüstern über dieses Monster” mit zum Aufbau. Es wird ja auch nie erwähnt, was genau er wie gemacht hat, nur, dass er so eine Art schwarzer Mann ist. Auch fand ich gut, dass es eben keine Rückblenden gab. Das hätte den Film nur unnötig aufgeblasen und für das, was er damals war, ist er ein sehr guter Film. Dass er abliefert zeigt der Film ja dann, zumal viele Charaktere eben genau den Narrativ über ihn in Frage stellen.

    Ich verstehe ihn weniger Agent-47-artig und mehr als einen Pitbul, den man von der Leine lässt und bei dem der Leichenteppich mit zur Vorstellung gehört. Allerdings ist er im ersten Teil noch ein Mensch und am Ende zimelich im Arsch, daher war ich felsenfest überzeugt, dass auch er am Ende draufgeht. Das haben sie leider versaut, aber irgendwie muss man ja noch Fortsetzungen machen.

    Aber ich will ihn jetzt nicht zu mehr machen als er ist und ich die Nachfolger eher langweilig finde. Du solltest aber auch nicht vergessen, dass durch die 80iger hinweg Tonen von strunzdoofen Aktionfilmen rauskamen, die eben auf die von Dir geforderte Plausibilität gepfiffen haben. 😉
    Ansonsten geb ich Dir Recht, CGI hat seinen Zenit überschritten, einfach weil es wirklich immer und überall eingesetzt wird. Klar praktische Effekte müssen gut gemacht sein, aber wenn, dann geben sie dem Gezeigten ein Gewicht und eine Interaktion mit der Umwelt, die man durch Computereffekte nur erahnen kann.

    #1745544
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Die Nachfolger versuchen halt eine Mythologie aufzubauen, vermutlich zu viel Assassins Creed gespielt und davor noch Wanted reingezogen. So kams mir zumindest vor. Sind ja ganz nett geworden, aber als handwerklich gute Filme würde ich sie nur partiell einstufen. Musik scheint man beispw. auch nicht mehr wirklich einsetzen zu können. Oft nur noch als behinderte Mucke im Hintergrund, das wars. Einer wie Michael Kamen fehlt mir da definitiv.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Kamen

    Das allein hebt schon div. Filme von der Masse ab. Etwas, das man zumindest bei Bond immer verstanden hat und auch bei M:I trägts zum Spannungsaufbau bei. Oder kürzlich hatte ich das in einem Kommentar auf FB erwähnt, der originale Predator profitiert enorm von Alan Silvestris Untermalung. Wenn ich an den Film denke, kommen mir grad die entsprechenden Stücke in den Sinn. Kann man das von Predators, Predator Upgrade, Alien vs Predator behaupten? Meist nur noch underklassige Remixe.

    #1745545
    SonicFanNerdSonicFanNerd
    Moderator

    Nur kurz zu Jolt, ohne groß in die Diskussion zu gehen, da grade wenig Zeit:
    Jolt ist ein gutes Beispiel, wie eine Art “John Wick” nicht adaptiert werden sollte.
    Der Film ist in allen Belangen maximal Durchschnitt bis schmerzlich schlecht.

    Kate selber schaff es meiner Meinung nach auch nicht wirklich zu glänzen.
    Die Story? Geschenkt, die ist in Wick auch nicht groß.
    Aber alles drum rum?
    Richtig schlecht und cheap.
    Während ein Guns Akimbo schon nix groß reißen kann, aber dafür mit einem glänzenden Radcliff und einer gut aufgelegten Samara Weaving punktet, ist Jolt einer dieser Filme, die zwar im Fahrtwasser mitgenommen werden können, aber ohne Quatsch den Bodensatz darstellen.
    Zu Crank-Zeiten als “feministischer” Gegenentwurf wäre Jolt maximal unterdurchschnittlich. Heute mit Wick und Nobody und ja auch Guns Akimbo braucht den Streifen niemand.

    Im Zuge dessen:
    Bin gespannt was “Gunpowder Milchshake” macht. Der ist auch sicher Top oder Schrott.

    PS:
    Meine Meinung zu Jolt, ist kein “Affront” gegen Chris Meinung, sonst stellt wirklich nur meine Meinung zu dem Film dar.

    Und natürlich darf da jeder auch ne andere Meinung zu haben.

    #1745546
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Gut, Bodensatz, dann empfehle ich einen Ausflug nach Netflix. Dort findest du viele Bulgarien-Lagerhallen-Actioner, in denen schwächere Darsteller sogar nur in Nebenrollen auftauchen. 🙂

    Und wegen Meinungsäusserung, bitte keine Zurückhaltung. Ich finds ja eher schade, wenn man nur eine Meinung zu einem Film liest. Ich komm leider auch nicht dazu, zu allem etwas zu schreiben. Aber das nächste ist schon in Arbeit.

    #1745557
    Anonym
    Inaktiv

    @Chris_Kong , mit dem Soundtrack steht und fällt eh viel. Der neue Conan-Film von vor ein paar Jahren war prizipiell gut, nur hat eben der epische Score gefehlt, das das Orginal so derbe unterstützt hat.

    #1745564
    captain carotcaptain carot
    Teilnehmer

    Prey

    Überraschung, dachte, der kommt ins Kino, war aber schon bei großen, bösen D-Imperium Stromdienst drin.

    Und was soll ich sagen, ich finde tatschlich, das ist der beste Predator seit langem. Ja, im Vorfeld gab es reichlich Geweine auf unsozialen Netzwerken, weil eine kleine Frau den großen, bösen Predator killt. Ach, wie Woke. Dabei wird aber gerne vergessen, dass scon Arnie nicht wegen der dicken Muckis gegen das Vieh gewonnen hat.
    Und ja, im Prinzip bleibt Prey handlungsseitig zu großen Teilen auf Predator Pfaden. Also nicht, weil die Commanchen ein sowjetisches Camp im Dschungel angreifen. Der Predator macht aber halt, was ein Predator so macht.

    Das Setting funktioniert, auch dank gelungener Darsteller, überraschend gut. Der Score passt einfach, ohne sich an alten Themes festzubeißen und auch die Landschaft kann punkten. Unnötige CGI hält sich zwar in Grenzen, aber gerade eine Szene am Anfang fand ich eher albern. Ameise wird von Maus gefressen, Maus von Schlange, Schlange von Predator gekillt. Erste Zivilisationskonflikte tauchen hier auch auf, über die Darstellung der franzöischen Waldläufer/Vouageurs zu der Zeit, in der der Film spielt könnte man dabei durchaus streiten. Allerdings sind entsprechende Auswüchse ja durchaus verbürgt.

    Gerade die junge Naru, die eben alles andere als auf den Kopf gefallen ist, sich aber permanent beweisen will, funktioniert IMO bestens und kann den (zu erwartenden) Sieg gegen den Predator am Ende auch glaubwürdig verkaufen.

    Unterm Strich für mich jedenfalls der beste Predator Film seit dem Original, erwartet hatte ich doch deutlich weniger. Da ist es geradezu schade, dass es hier keinen Kino Release gibt.

    #1745629
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Day Shift (Netflix)

    Jamie Foxx darf sich als Vampir-Jäger in der Tagschicht versuchen. Nachdem er gegen Regeln der Gewerkschaft verstossen hat, arbeitet er auf eigene Rechnung, muss sich da aber mit allerlei zwielichtigen Personen rumschlagen, die ihm seine Beute (Vampirzähne) abnehmen. Ja klar, eine Gewerkschaft für Vampirjäger. Leider bleibt der Humor so zahnlos wie Foxx Opfer in dem Film. Dazu kommt noch, dass Bud Jablonsky (Foxx) droht von seiner Familie verlassen zu werden. Er lebt schon getrennt von seiner Frau und seiner Tochter, diese wollen nun aber von Kalifornien nach Florida übersiedeln. Hört sich wie ein Downgrade an. Vermutlich ist den Autoren nichts anderes eingefallen. Auf jeden Fall muss schnell Kohle her, aber das geht nur mit Gewerkschaftsschein. Also flugs dahin, wo ihm einer der Franco-Brüder als Aufpasser aufs Auge gedrückt wird. Leider entsteht auch daraus kaum die Dynamik eines Buddy-Movies. Ja, man kann klar sagen, dass der Film sich in so vielen Dingen versucht, aber kaum was auf die Reihe kriegt. Nicht wirklich gruselig, nicht wirklich lustig, zu wenig ernst, als dass das Familiendrama berührend wäre und die Antagonisten sind leider auch fad bis öde. Eine weitere Vermutung, während des Drehs hat man gemerkt, dass man dauernd Vampire bei Tageslicht zeigt. Also schnell eine Sonnecreme erfunden und die gleich mal als Ziel der Vampire noch ans Ende hingeklatscht. Das geht überhaupt nicht auf. Dann ist da noch Snoop Dog, der gar nicht mal eine schlechte Figur macht in seinem Solomon Kane Outfit. Aber retten kann er den Film auch nicht wirklich.
    Trotzdem kann man eine kleine Lanze für den Film brechen, aufgrund seiner Ra(s)tlosigkeit wirkt er auch zuweilen launig. Aber die Laufzeit rechtfertigt die Geschichte dann auch wieder nicht. Vielleicht gings Foxx auch einfach drum, Reynolds als Netflix liebsten Darsteller abzulösen. Zumindest bei der Anzahl Netflix exklusiver Produktionen könnte Foxx das schon geschafft haben. Er sollte aber sich wieder eher ernsthafteren Produktionen zuwenden, um nicht als Witzfigur zu enden.
    Fazit: Ein Vampir-Film mit ein zwei netten Ideen, einem undurchdachten Drehbuch und mässigen Effekten. Wer hier auch nur kurz die Handlung hinterfragt, hat verschissen. Zu diesem Bud, ist ganz klar ein Bud in Dosenform empfohlen. Btw. macht man auch nichts aus seiner Tarnidentität als Poolreiniger.

    #1745632
    SonicFanNerdSonicFanNerd
    Moderator

    In Vorbereitung auf den neuen Scream, den ich noch nicht kenne, haben wir gestern den ersten Scream erneut geschaut.
    Ist schon ne Weile her, seit dem ich den gesehen habe.
    Ich muss echt sagen, dass der immer noch funktioniert. Natürlich fehlt der Plottwist, den man ja nun kennt, aber die “Metaebenen”, die mit dem Genre spielen funktionieren noch heute.
    Schauspielerisch muss man natürlich auch die ein oder anderen Abstriche machen (Skeet Ulrich ist halt kein junger Johnny Depp 😉 ), aber Wes Craven hat sich hier echt ordentlich ausgetobt. Die schönen Anspielungen und gelegentlichen “Cameos” sind schon auch gut.

    Ich finde, dass der Streifen immer noch Spaß macht. 🙂

    Folgen nun die nächsten drei Filme, bis der Neue in Angriff genommen wird.
    Ich hab so im Gedächtnis, dass der zweite der Schwächste der Trilogie war, Teil 3 dann wieder ok und Teil 4 dann letztlich überraschend gut, obwohl der ja recht spät folgte.

Ansicht von 15 Beiträgen - 12,616 bis 12,630 (von insgesamt 13,086)
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