Wer hat’s erfunden? – Scharfschützengewehr

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M! macht sich auf die Suche nach den Wurzeln bedeutender Innovationen in Sachen Spielspaß – heute: das Scharfschützengewehr.

Bei Sittenwächtern und Moralaposteln sorgt es für Stirnrunzeln und mahnende Zeigefinger, Spieler lieben seine Zielgenauigkeit und seine Durchschlagskraft: das Scharfschützengewehr. Mit Sniper: Ghost Warrior steht  in der nächsten Ausgabe ein Spiel in den Startlöchern, das sich dem Schleichen, Positionieren und Schießen widmet. Diesen Monat wird in Transformers: War for Cybertron gesnipert.

Die Definition für ein Scharfschützengewehr in unserem Sinne lautet wie folgt: Die Waffe muss tragbar sein, über eine Zoomfunktion oder zumindest ein Zielfernrohr verfügen, per Einzelschuss abgefeuert werden und verheerenden Schaden beim Zielobjekt anrichten. Damit fallen die zahlreichen U-Boot Spiele wie etwa Sid Meiers Silent Service von 1985 heraus, welche die Zielfernrohr-Perspektive auf den Heimcomputern einführte.

1988 klemmten wir uns in Hostages zum ersten Mal hinter ein großkalibriges Gewehr und nahmen Terroristen aufs Korn. Die Verbrecherhatz rund um eine besetzte Botschaft auf Amiga, Atari ST und C64 bot allerdings keine einstellbare Zoomfunktion und keinen frei wählbaren Platz zum Hinlegen. Stattdessen positionierte man im gestaffelten Spielablauf seine Scharfschützen und wechselte dann in deren Rolle, um Fenster mittels Zielfernrohr abzusuchen und Geiselnehmer zu eliminieren. Das Spiel kam 1991 als Rescue – The Embassy Mission auf NES nach Europa.

Mit einer frei wählbaren und beweglichen Bleispritze statteten uns 1989 Maelstrom Games in Midwinter (siehe Bild) für Amiga und Atari ST aus. Hier staunten wir zum ersten Mal über eine Zoomfunktion und ein erstes Anzeichen von Realismus: Das Fadenkreuz bewegte sich im Einklang mit dem Atem des Agenten. Die Ehre der ersten Zielvergrößerung gebührt somit  nicht MDK. Dennoch machte Shiny Entertainments skurriler Shooter für PC und PlayStation 1997 den Scharfschützenmodus erst richtig bekannt.

Zwischen 1999 und 2000 wurde die Kunst des perfekten Zielens durch eine unscheinbare Mod des beliebten Half-Life weltweit populär. Counter-Strike (2000, PC, Xbox) sorgte mit der zielgenauen und tödlichen ”Arctic Warfare Magnum” für Flüche und Freudenschreie bei LAN-Parties und Clanwars. Eine ähnlich übermächtige Waffe ist die Farsight XR-20 aus Rares Perfect Dark (2000, N64), mit der Ihr nicht nur zoomt, sondern auch durch Wände hindurch zielt und schießt.

Konami zeigte 1999 in der Arcade und 2000 auf Dreamcast und PS2 mit dem indizierten Silent Scope, wie man den Nervenkitzel des finalen Schusses einfängt. Genau das Gegenteil erreichte Midas Interactive Entertainment mit The Sniper 2 (2004, PS2), das als eines der schlechtesten Spiele für Sonys DVD-Konsole gilt.

Missionen als Scharfschütze bieten bis heute Stoff für besonders intensive Momente. Unvergessen sind der Kampf gegen Sniper Wolf in Metal Gear Solid (1999, PSone) und der Prypiat-Einsatz in Call of Duty 4: Modern Warfare (2004, PS3, 360).