Battlefield: Bad Company 2 – im Test (PS3/360)

Dienstantritt nach zwei Jahren Ballerpause – Electronic Arts schickt die vierköpfige US- Spezialeinheit der Bad Company sprichwörtlich in die Wüste. Denn dort verliert sich die Spur einer russischen Bedrohung. Das östliche Großreich bastelt an einer geheimen Waffe, die den Dritten Weltkrieg heraufbeschwören könnte. Aus einer Routinemission, die ihren Anfang im eisigen Alaska nimmt und u.a. über das dschungelbewachsene Bolivien hin zu den Gipfeln der Anden führt, entwickelt sich ein abenteuerlicher Kriegs shooter in Ego-Ansicht.

Erneut schlüpft Ihr in die Rolle des Gefreiten Preston Marlowe, der unter dem Regiment von Sergeant Redford steht. Die Squad komplettieren der bebrillte Techniker Sweetwater und der Sprengstoff experte Haggard. Eure drei KI-Kollegen dürft Ihr allerdings weder befehligen noch stehen sie für eine kooperative Spielweise zur Verfügung. Dafür agieren sie nun vehementer und ballern Euch den Weg frei. Nur bestimmte Schlüsselgegner müsst Ihr selbst erledigen, um eine Zwischensequenz oder eine neue Wegstrecke auszulösen. Im Gegensatz zu den offenen Mehrspieler-Karten lässt Euch Bad Company 2 durch Levelschläuche eilen und auf wenig schlaue Gegner zielen. An bestimmten Stellen öffnet sich diese Röhrenform zu einem Bauch, in dem meist einige zerstörbare Gebäude auf Raketeneinschlag warten. Anstatt die Umgebung aus reinem Selbstzweck oder gar zur taktischen Vorgehensweise zu zerlegen, sind nur bestimmte Gebäude oder Teile davon zerstörbar. Türen besitzen beispielsweise nie einen Knauf und sind immer verschlossen, weshalb Ihr sie per Kugelhagel in Einzelteile auflöst. Warum sich die aufgebohrte Frostbyte-Engine hinter gescripteten Detonationen versteckt, bleibt unklar – dabei ist Entwickler DICE doch so stolz auf den realitätsgetreuen Einsturz der Bauten. Es kracht zwar ohrenbetäubend um uns herum, aber nur, weil das Spiel zur rechten Zeit eine Sequenz abspult. Eine offene Spielwelt wird uns durch tolle Weitsicht und einige schöne Panoramen suggeriert, der Shooter gehorcht aber dabei einem strikten Drehbuch – alternative Routen sind nicht vorgesehen, eher lautet die zielführende Devise: ”Schieß auf alles, was sich bewegt”. Immerhin rücken Gegner nicht unendlich nach.

Neben einer soliden Solo-Kampagne (6-8 Stunden Spielzeit) präsentiert Bad Company 2 mit dem Mehrspieler-Modus einen Kandidaten, der Activisions Edelshooter mindestens auf Augenhöhe begegnet. DICE geht mit einem motivierenden Belohnungssystem in die Offensive: Ihr sammelt Erfahrungspunkte für Abschüsse, das Verwunden von Gegnern (Assist-Punkte) oder auch nur das Entdecken von Feinden – die Ihr umgehend auf der Mini-Map markiert. Bis Level 50 steigt Ihr auf, zudem heftet Ihr Euch nach bestimmten Erfolgen Anstecknadeln und Abzeichen ans Revers. Nach und nach schaltet Ihr insgesamt 46 Ballermänner in 200 Ausführungen (samt diverser Waffenaufsätze) frei. So weit, so Modern Warfare 2: Doch der EA-Shooter hat noch ein Ass im Ärmel – die Fahrzeuge. 15 Vehikel wie Kettenfahrzeuge, Quads und Hubschrauber oder Boote parken in der Auswahlgarage, einzig in das Cockpit von Düsenflugzeugen dürft Ihr Euch nicht setzen. Die Jets fliegen automatisch übers Schlachtfeld, Ihr bedient nur das Bordgeschütz.

Gegen die mächtigen Fahrzeuge setzt Ihr Euch am ehesten als Experte für Sprengstoff zur Wehr. Drei weitere Klassen sind wählbar: Der Sturmsoldat liefert neue Munition, Aufklärer agieren mittels Snipergewehr und Mörserangriffe aus der Ferne, während Versorgungssoldaten Kameraden mittels Defibrillator wiederbeleben und Fahrzeuge reparieren. Letzteres sorgt in den beiden ’Rush’-Spielmodi für einen strategischen Kniff. Eine Partei verteidigt mit unendlich Respawns in vier Runden eine stationäre Bombe, die gegnerische Gruppe soll diese entzünden – doch erlaubt ist nur eine begrenzte Anzahl digitaler Tode. Der geschickte Einsatz von Sanitätern hebelt diese Vorgabe aus. Anders als in Modern Warfare 2, in dem Ihr aus einem Wust an Spezialisierungen Euren Wunschsoldaten bastelt, seid Ihr in Bad Company 2 auf Eure Klassen mit eingeschränkten Waffen optionen fixiert. Daraus leitet sich aber ein ungemein motivierendes, taktisches Vorgehen ab, da Euch unverbindlich bestimmte Aufgaben innerhalb eines Teams zugelotst werden. Denn ein nur aus Sturmsoldaten bestehendes Squad ist gegen eine bunt gemischte Truppe chancenlos.

+ 46 Waffen und 15 Zusatzgeräte
+ 15 Land-, Wasser-, und Luftfahrzeuge
+ vier (squadbasierte) Multiplayer-Modi
+ abwechslungsreiche Schauplätze
+ motivierendes Belohnungssystem im Mulitplayer-Modus
+ zerstörbare Umgebung
+ Taktik vorausgesetzt: Waffen sind an Klassen gebunden

– radikal gekürzter Humor
– Standard-Kost im Solo-Modus
– PS3 vs. 360: sichtbares Tearing bei beiden, PS3 texturschärfer, aber Kantenflimmern

Weitere Infos zum Spiel gibt’s auf der offiziellen EA-Seite:
http://www.electronic-arts.de/spiele/battlefield-bad-company-2

Unterhaltsames Solo-Geplänkel wärmt den Gewehrlauf, die Spielspaß-Kugeln sausen erst im taktisch tiefen Multiplayer-Modus.

Singleplayer		85
Multiplayer
Grafik
Sound