Final Fantasy Crystal Chronicles: The Crystal Bearer – im Test (Wii)

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Der Final Fantasy-Ableger Crystal Chronicles zeichnete sich bislang durch seinen turbulenten Mehrspieler-Modus aus, in dem bis zu vier Freunde durchs Abenteuer stürmten Crystal Bearers ist dagegen ein Abenteuer für Solisten, bei dem alle Funktionen von Wii-Remote und Nunchuk zum Einsatz kommen. Die Handlung spielt 1.000 Jahre nach dem Krieg zwischen den Völkern Yuke und Lilty, welchen Letztere für sich entscheiden konnten. Mit den Splittern des eroberten Yuke-Kristalls haben die Liltys ein industrielles Imperium erschaffen, in dem technischer Fortschritt wie Schusswaffen und Motoren die Mystik der Urvölker verdrängt habt. Nur den Kristallträgern (Crystal Bearers) sind die magischen Kräfte noch angeboren, einer von ihnen ist Held Layle: Zusammen mit seinem Söldnerfreund Keiss hat er den Auftrag, den Luxusdampfer Alexis zu eskortieren. Dabei kommen sie einem goldenen Wesen in die Quere, das sich die sagenhaften Kristallsplitter unter den Nagel reißen will. Hat es etwa vor, die Mächte des Yuke-Volkes für finstere Zwecke zu missbrauchen?

In der Welt von Crystal Bearers kann man sich nicht verlaufen: Die Handlung schickt Euch zu verschiedenen Schauplätzen wie Tempel, Festungen und Städte, die mittels linearer Wanderwege miteinander verbunden sind. Meist sprintet Ihr durch Schluchten oder Höhlen, in denen man nur vor- und rückwärts laufen kann. Nur selten erreicht Ihr eine Abzweigung, an der Euch Schilder den rechten Weg weisen. Unterwegs gilt es, Layles magische Kräfte mit der Remote einzusetzen. Dazu richtet Ihr sie auf allerlei interaktive Objekte: Layle kann am magischen Seil schwingen, Hebel und andere Mechanismen in Gang setzen sowie allerlei Felsen und Kisten per Zauberhand bewegen. Diese lassen sich zum Beispiel zu Treppen anordnen, damit Ihr Plattformen mit Schatzkisten erreicht – oder Ihr schleudert sie auf eines der Monster. Natürlich könnt Ihr auch die Feinde selbst durch die Luft wirbeln: Ausgefeilte Taktiken müsst Ihr bei den Kämpfen nicht einsetzen, zumal es für Siege keine Erfahrungspunkte gibt. Die meisten Widersacher lassen sich ganz einfach umlaufen: Was Euch im Weg steht, wird beiseite geschleudert.

Zum Glück machen die spielerisch unspektakulären Kämpfe nur einen kleinen Teil des Abenteuers aus: Etwa alle 15 Minuten hält die Handlung eine überraschende Wendung für Euch parat, dann müsst Ihr Layle und seinen Freunden in grafisch eindrucksvoll inszenierten Minispielen aus der Patsche helfen. Ihr ballert im freien Fall mit der Wii-Remote auf Drachen, duelliert Euch bei Chocobo-Wettrennen mit den Jockeys und hüpft über bewegliche Würfel durch scheinbar bodenlose Hallen. Allerdings kann man bei den Geschicklichkeitsprüfungen kaum etwas falsch machen: Selbst wenn Ihr Euch üble Fehler leistet, kommt Ihr am Ende sicher an. Egal welches Familienmitglied die Remote in die Hand nimmt, zu Frusterlebnissen wird es nicht kommen. Schließlich braucht der Held nicht einmal Heilextras zu horten: Diese erscheinen nach Kämpfen, sobald Layle getroffen wurde. Daher fühlen sich routinierte Spieler schnell unterfordert.

Obwohl die Rätsellösungen fast ausnahmslos offensichtlich, die Kämpfe simpel und die Minispiele zu wenig echte Gefahren bieten, kann Crystal Bearers durch den kurzweiligen Mix der unterschiedlichen Action-Aufgaben unterhalten. Wer unkompliziert ins ”Final Fantasy”-Universum hineinschnuppern möchte, erlebt ein abwechslungsreiches Abenteuer mit reichlich Remote-Trubel. Dabei gibt es einiges zu bestaunen: Für Wii-Verhältnisse ist der grafische Detailreichtum vielerorts beeindruckend und die vielen Spezialeffekte kommen wuchtig zu Geltung. Für ein Final Fantasy-Spiel recht karg ausgefallen ist dagegen die Präsentation der Bewohner der Abenteuerwelt: Oft könnt Ihr nur mit Schlüsselfiguren der Handlung sprechen, die vielen Passanten und Soldaten wollen keinen Kommentar abgeben. Auch die englischen Synchronsprecher labern stellenweise recht steif daher. Da verliert man schnell die Lust, alle Elemente eines neuen Schauplatzes zu erforschen und kümmert sich ums Geschäft: Die vielen Schatzkisten und Sammelstücke tragt Ihr zu Cids Item-Generator. Mittels verschiedener Rezepte und Zutaten könnt Ihr Ausrüstung erschaffen, welche die Eigenschaften Eurer Helden verbessert – nur so macht Ihr Layle mächtiger. Insgesamt ist ”Crystal Bearers” ein vergnügliches und spektakuläres, aber spielerisch auffallend oberflächliches Action-Adventure für Final Fantasy-Neulinge und Nachwuchsabenteurer.

+ turbulentes Action-Final Fantasy
+ zaubert mit der Remote auf dem Bildschirm
+ viele passende Minispiele…

– …aber diese zu simpel
– bei den Kämpfen müsst Ihr die Kamera oft nachstellen

Oliver Ehrle meint: Ein Final Fantasy für die ganze Familie ist grundsätzlich keine schlechte Idee. Dann sollte es aber doch so viel Herausforderung bieten, dass zumindest Oma die Nerven kitzeln: Was hier als Obermotzkampf verkauft wird, ist in anderen Spielen der Trainingslevel. Abgesehen vom kaum vorhandenen Schwierigkeitsgrad ist Crystal Bearers ein buntes Abenteuer mit sympathischen Protagonisten und reichlich inhaltlicher und spielerischer Abwechslung: Die Minigames haben reichlich Schwung und lenken sich trotz wechselnder Steuerung immer intuitiv. Die Spielwelt ist mitunter arg linear, kommt dafür aber ohne Questkompass und Automap aus: Wer sich mit den Kämpfen und Boni nicht weiter aufhält, kann flott von Ereignis zu Ereignis sprinten. Als Casual-Abenteuer hat Crystal Bearers seine Daseinsberechtigung.

”Final Fantasy”-Action-Ableger mit spek­ta­kulärer Aufmachung, aber kaum spielerischem Tiefgang: Ihr flitzt einfach durch.

Singleplayer67
Multiplayer
Grafik
Sound