Mittelerde: Mordors Schatten – im Test (PS4/XOne)

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Meine persönliche Nemesis hört auf den Namen ”Olgoth, der Jammerlappen”. Sein Titel ist alles andere als Programm: Seit ich das erste Mal durch Zufall gegen ihn unterlag, sind wir uns immer wieder begegnet. Mittlerweile trägt er einen Sack über dem Kopf, weil sein Gesicht durch mehrmaligen Kontakt mit meinen Brandpfeilen komplett verkohlt ist. Trotzdem hat er sich bis in den Status eines Elite-Häuptlings vorgekämpft, ist immun gegen alles außer Feuer und sucht mich aktiv. Er verhöhnt mich mit Geschichten vergangener Niederlagen, hat zwei Leibwächter und verweigert mir aus Verachtung sogar den Todesstoß. Ich trete immer wieder gegen ihn an. Um ihm irgendwann meinen Willen aufzuzwingen und ihn zum Anführer meiner eigenen Ork-Armee zu machen.

Olgoth ist kein vom Entwickler Monolith erdachter Charakter, sondern ein Produkt des beeindruckenden Nemesis-Systems aus Mittelerde: Mordors Schatten. Das generiert Orks mit zufälligem Aussehen, Stärken und Schwächen und lässt sie selbstständig agieren, um ihre Machtposition in der Ork-Hierarchie zu verbessern. Normale Krieger werden zu Hauptmännern und scharen ein Gefolge um sich, geben Feste und richten Jagden aus, um sich beliebt zu machen und irgendwann den kommandierenden Häuptling zu stürzen. Früher oder später findet hier jeder Spieler eine gelungene individuelle Rache-Story, denn als untoter Waldläufer Talion begegnet man in Mordor immer wieder den machtgierigen Gesellen. Das ist die große Innovation von Mittelerde: Mordors Schatten: Zum ersten Mal sind Feinde nicht immer nur gesichtsloses Kanonenfutter oder festgeschriebene Bosse. Durch Siege gegen Talion kann hier jeder Ork zu einer Figur werden, an die man sich noch lange erinnert.

Die eigentliche Hintergrundgeschichte des Spiels, die zwischen den Ereignissen von ”Der Hobbit” und ”Der Herr der Ringe” spielt, hält dagegen mit papierdünnen Charakterzeichnungen und langweiliger Entwicklung niemanden bei der Stange. Talion verliert bei Saurons Rückkehr nach Mordor seine Familie und sein eigenes Leben, doch durch einen Bund mit einem Elben-Geist kann er nicht sterben. Das bringt Vorteile mit sich: Dank zuschaltbarer Geistersicht seht Ihr Feinde durch Hindernisse hindurch, entdeckt sammelbare Symbole und Artefakte, profitiert beim Bogenschießen von einer kurzen Zeitlupe und teleportiert Euch ab der Mitte des Spiels über kurze Distanzen.

Dann steht auch Talions wichtigste Fähigkeit zur Verfügung: Mithilfe des Elbengeists zwingt Ihr geschwächten Orks Euren Willen auf und lasst sie für Euch kämpfen. Zusammen mit dem Nemesis-System ergeben sich dadurch tolle Möglichkeiten für kreative Spieler: Kommt Ihr etwa gegen einen Häuptling nicht an, manipuliert Ihr möglichst viele Hauptmänner und lasst sie sich als Leibwächter für Euer Ziel bewerben. Das wähnt sich in seiner Privatarmee in Sicherheit – bis Ihr das Kommando zum Verrat gebt…

Mordor teilt sich in zwei frei begehbare Bereiche, in denen es von Feinden nur so wimmelt – ein friedliches Fleckchen gibt es nicht. Das Kämpfen ist deshalb zentraler Bestandteil des Spiels: Talion haut mit seinem Schwert zu, baut einen Combozähler auf und kann in bestimmten Abständen Spezialattacken wie Hinrichtungen und flächendeckende Schockwellen auslösen. Essenziell ist das Kontern: Taucht ein Knopfsymbol über einem der Orks auf, attackiert er Euch. Zeit, die betreffende Taste zu drücken und den Feind zurückzuschlagen. Batman: Arkham-Fans kennen das alles: Monolith hat sich kräftig bei Rocksteadys Erfolgsserie bedient, das Timing in den Kämpfen und die geschmeidige Navigation in der offenen Welt gelingen aber nicht ganz so perfekt wie in Batmans Abenteuern. Talion bleibt beim Klettern und Rennen an Objekten hängen und muss immer wieder aus Kämpfen flüchten, um Kräuter zu pflücken, die seine Lebensenergie füllen. Zusätzlich machen drei verschiedene Ressourcen zum Freischalten und Erlernen von Fähigkeiten und Steigern von Attributen die Charakterentwicklung unnötig umständlich. Feinschliff fehlt auch bei der Technik: Der Protagonist und die Orks sehen gut aus, auch das Areal, in dem die zweite Spielhälfte angesiedelt ist, überzeugt. Doch echte Highlights fehlen, es gibt Pop-ups und selten ruckelt die Bildrate. Die deutschen Sprecher sind kompetent, aber nicht lippensynchron. Deshalb raten wir zur englischen Spracheinstellung, in der besonders die Orks toll klingen und sich Troy Baker und Nolan North die Klinke in die Hand geben. Dem Soundtrack fehlt es trotz ”Herr der Ringe”-Pathos an erinnerungswürdigen Stücken, dafür kommt es auch räumlich gut rüber, wenn Schwerter aufeinandertreffen und Köpfe sich von Hälsen trennen.

Tobias Kujawa meint: Seit der kurzweiligen Koop-Klopperei Die Rückkehr des Königs hatte ich nicht mehr so viel Spaß in Mittelerde. Das Nemesis-System ist einfach eine tolle Erfindung, liefert viel Raum für immer neue Ministorys sowie kreative Auseinandersetzungen und sollte unbedingt Schule machen. Das ist aber auch die einzige Neuerung, die sich Monolith hat einfallen lassen. Der Rest wurde bei den Batman: Arkham-Spielen geklaut, aber nicht so sauber umgesetzt wie bei Rocksteady. Beim Kampf ärgere ich mich über manch nicht nachvollziehbaren Treffer und die ständigen Unterbrechungen, wenn ich mal wieder fliehen und irgendwo ein Pflänzchen pflücken muss, um nicht zu sterben. Die Story ist Tolkien-unwürdig leider platt wie eine Flunder, und Nebencharaktere werden stets nach ein paar Missionen auf Nimmerwiedersehen abgesägt.

Sascha Göddenhoff meint: Besser gut kopiert als schlecht ausgedacht – dieses Vorgehen passt auf Mordors Schatten wie der Ring auf Frodos Finger. Warum auch nicht, wenn man eine erfolgreiche und spielmechanisch hervorragende Batman-Serie im eigenen Hause hat? Ganz so geschmeidig wie Batman haut und kontert Talion zwar nicht, gelungen ist die Übertragung aber dennoch. Interessanter als die vielen Kämpfe und Missionen finde ich jedoch, was beiläufig passiert: Ork-Soldaten erzählen sich von einem mysteriösen Waldläufer oder lästern über inkompetente Hauptmänner. Diese sind dank des Nemesis-Systems keine gesichtslosen Opfer, sondern teils richtig starke Gegner, vor denen ich häufig sogar flüchten muss. Kenne ich dann jedoch die Schwächen meines Feinds, erledige ich zuvor mächtig wirkende Orks im Vorbeigehen und sorge damit für neuen Gesprächsstoff im Lande Saurons.

  • 2 mittelgroße Open-World-Gebiete mit vielen Nebenquests und Sammelitems
  • bekämpft die Erzfeinde Eurer Freunde
  • kostenlose Palantir-Begleit-App mit Kommentaren zur Spielwelt

Monoliths Verbeugung vor der ”Batman: Arkham”-Serie spielt sich fast so gut wie das Vorbild und führt ein faszinierendes Gegner-System ein.

Singleplayer80
Multiplayer
Grafik
Sound
Kanonengiesser
I, MANIAC
Kanonengiesser

Gestern bei ebay geschossen! Bin mal gespannt 🙂

Hitokiri
I, MANIAC
Hitokiri

Vielleicht in Teil 2 😉 Oder das ist dann ein “”Hobbit-Spiel””

IceWilliams
I, MANIAC
IceWilliams

Was ich bei der last gen Version schade finde , man findet keinerlei Reviews dazu. Weder online noch in einem Magazin habe ich bislsng einen Test der PS360 Version gelesen. Bleiben die User reviews, die sind sowohl bei Meta als auch bei Amazon miserabel… Sie One Version gehört für mich auch in dir top 10 des Jahres, ich finde sowohl Kampf- als auch Nemesissystem großartig. Wenn Story besser gewesen wäre und es etwas mehr optische Abwechslung geben würde (warum nur mordor und keine Ausflüge in andere Gegenden mittelerdes ? ), wäre es für mich ein 90er. So würde ich 86 vergeben.

D00M82
Moderator
D00M82

Das sieht schon echt nicht sehr hübsch aus!Ich finde es ja auch auf der One schon nicht so grafisch beeindruckend.

Walldorf
I, MANIAC
Walldorf

Schade, dass sie die Last-Gen Version so in den Sand gesetzt haben:[youtube]6sydmbbAg88[/youtube]Wurde scheinbar in wenigen Wochen zusammengeschustert.Die Kunden sind zurecht sauer:http://www.amazon.de/Mittelerde-Mordors-Schatten-PlayStation-3/dp/B00GZ2SNB0

D00M82
Moderator
D00M82

Krieg im Norden fand ich damals übrigens richtig gut! Nicht zuletzt wegen dem Coop-Modus!

ChrisKong
I, MANIAC
ChrisKong

[quote=Vreen]

Schade das die Story so beliebig sein soll. Ich finde ja oft selbst mittelmäßige HDR versoftungen wie zb Krieg im Norden höchst spannend, wenn’s sich wirklich authentisch nach HDR anfühlt…

[/quote]Also wie gesagt, HdR Feeling kommt da nicht auf, da waren die anderen Spiele dazu eigentlich besser, wenns danach geht.

Vreen
I, MANIAC
Vreen

Schade das die Story so beliebig sein soll. Ich finde ja oft selbst mittelmäßige HDR versoftungen wie zb Krieg im Norden höchst spannend, wenn’s sich wirklich authentisch nach HDR anfühlt…

Sauerland ist Schauerland
I, MANIAC
Sauerland ist Schauerland

Der Fokus auf Massenschlägereien war schon bei Batman A.C. nicht mein Ding. Bis jetzt finde ich es aber besser als die letzten beiden Batman Teile.

D00M82
Moderator
D00M82

Das Spiel an sich finde ich auch gut. Also rein von der Umsetzung des Handwerks. Aber irgendwie sprang bei mir der Funke nie so ganz über. Komisch zu beschreiben. Ich musste mich halt manchmal selber überreden es weiter zu spielen.

Mettmardigen
I, MANIAC
Mettmardigen

Das Game ist super! Denn besser gut geklaut als schlecht selber gemacht. Zeigt sich immer wieder

dmhvader
I, MANIAC
dmhvader

Ach, so viele Spiele, so wenig Zeit…Das scheint ja was zu taugen, aber ich hab ja noch nicht mal AC Unity, Far Cry 4 und GTA 5 durch, dann steht auch noch das neue Dragon Age schlange! Nee, dieses Jahr wird das nix mehr mit Mittelerde, denke ich! Aber gut, dass man fürs Frühjahr noch was in Reserve hat!

Dragons Dogma
I, MANIAC
Dragons Dogma

Sind das die selben Entwickler Monolith die Xenoblade machen ??.

Max Snake
I, MANIAC
Max Snake

Das Nemesis System finde ich spannend was ich da lese. Sicherlich Tobias Geheimtipp oder?

ChrisKong
I, MANIAC
ChrisKong

Sieht das Spiel später mal besser aus? Sonst ist eine 7 von 10 eigentlich viel zu hoch.