The Magic Circle: Gold Edition – im Test (PS4)

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Duke Nukem Forever, Stalker und Daikatana – drei Beispiele für Games, die Ewigkeiten in der Entwicklerhölle schmorten. Was passiert in all den Jahren zwischen großer Ankündigung, ständigen Engine-Wechseln, Hype schürenden Trailern und der vielleicht nie stattfindenden Veröffentlichung bei den Entwicklern? Und wie sieht in der Zeit eigentlich das Spiel aus? All diesen Fragen widmet sich The Magic Circle: Gold Edition – indem es Euch als Beta-Tester in, genau, The Magic Circle steckt!

Geht es nach der Vision des Entwicklers Ish Gilder, wird seine Kreation ein episches Fantasy-Rollenspiel mit umfassender Story, toller Grafik und spielerischer Freiheit. 20 Jahre nach dem Beginn der Entwicklung ist davon jedoch noch immer nichts fertig, das Team ist zerstritten und es hapert an der Finanzierung.

In dieser Situation findet Ihr Euch in der Spielwelt wieder. Farbe und Texturen sind Mangelware, es gibt kein Kampfsystem und die Avatare der Macher, die ab und an das Geschehen beobachten, streiten sich am Himmel. Als die Technik mal wieder fast den Geist aufgibt, bittet Euch eine vergessene KI, die in dem unfertigen Werk festhängt, um Hilfe. Entreißt den unfähigen Entwicklern die Macht und stellt The Magic Circle von innen heraus fertig! Da Ihr als Test-Avatar in der kleinen offenen Welt jedoch kaum Fähigkeiten habt, bedient Ihr Euch bei den Kreaturen, welche schon programmiert wurden und nun ihr Dasein in dem halbfertigen Machwerk fristen. Fast alle könnt Ihr auf Knopfdruck einfrieren und ihre Vorlieben und Handlungsmöglichkeiten bearbeiten oder einsammeln. Löscht Ihr bei einem angreifenden Heuler Angriffs- und Bewegungsmuster, liegt er danach hilflos am Boden. Lasst ihn liegen – oder macht ihn zum Verbündeten und stattet ihn etwa mit einer Feuerattacke und Flugfähigkeit aus! Nach und nach versammelt Ihr so eine kleine Armee, um schließlich dem am Himmel schwebenden Avatar der Studio-Praktikantin auf den Leib zu rücken. Das Management der Kreaturen ist leider sehr unübersichtlich, dazu fehlt es an einer klaren Missionsstruktur – aber das passt irgendwie zum Setting. Versucht auch ruhig, die Regeln des Spiels zu brechen und an Orte zu gelangen, zu denen Ihr eigentlich keinen Zutritt habt, darum geht es letztlich. Habt Ihr Euch mal in eine Sackgasse manövriert, springt Ihr über die Übersichtskarte bequem an einen sicheren Schnellreisepunkt und sammelt dort auch wieder alle Verbündeten – egal ob tot oder lebendig.

Das fulminante letzte Fünftel des Spiels wollen wir Euch nicht vorwegnehmen, deshalb nur so viel: Die Story nimmt am Schluss noch einmal richtig Fahrt auf, das Ende wird vor allem kreative Geister noch länger beschäftigen und bringt die Hürden der Spielentwicklung auf den Punkt.

Tobias Kujawa meint: Spielerische Freiheit und eine interessante Story – diese beiden Elemente sind für mich das Wichtigste bei einem Videospiel. In beiden Disziplinen macht The Magic Circle seine Sache richtig gut und mir deshalb sehr viel Freude. Die beim besten Willen nur mäßige Technik kann mir dabei den Buckel runterrutschen, die Spielwelt soll doch auch gar nicht fertig aussehen! Leider kann ich an dieser Stelle nicht über die überragenden Schlussminuten des Spiels schreiben, in denen Euch die Probleme langwieriger Spieleproduktionen, die Risiken von Open-Source-Projekten und die Angst vor gelangweilten Kritikern deutlich vor Augen geführt werden. Ihr solltet The Magic Circle einfach selbst erleben. Erwartet aber bloß kein durchgestyltes Hochglanzprodukt!

+ Tolle Idee: Bewegt Euch in einem unfertigen Spiel und ändert es für Eure Zwecke ab
+ fantastischer Schluss, der den Story-Aufhänger wirklich zu Ende denkt
+ überzeugende englische Sprecher

– Kreaturen-Management wird bei einer großen Gruppe sehr unübersichtlich

Spielerisch solides und erzählerisch großartiges Kreativ-Adventure mit (teils gewollter) schwacher Technik.

Singleplayer82
Multiplayer
Grafik
Sound