Tomodachi Life – im Test (3DS)

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Gemischte Stimmung auf der idyllischen Tapir-Insel: Mein Kumpel Gator will mit seiner Nachbarin (residiert einen Stock über seiner Wohnung, die gerade im Stil einer Autowerkstatt gehalten ist) anbandeln, wird aber schnöde zurückgewiesen und ist jetzt traurig – nicht einmal seine geliebte Zuckerwatte reißt ihn aus seiner Trübsal. Ob ein paar Runden auf der Schaukel sein Gemüt aufhellen? Shigeru Miyamoto fordert mich derweil zu einem kleinen Kartenspiel heraus. Ich gewinne und bekomme als Belohnung ein Matrjoschka-Set. Im Café sitzen unterdessen Helge Schneider, Bud Spencer und mein eigener Mii und reden über Gott und die Welt. Und auf einmal ruft mich Helges Ehefrau an und fragt, ob ich nicht mal auf Tochter Iris aufpassen kann. Klar, warum nicht! Aber ich sollte auch nicht vergessen, noch einmal auf dem Abendmarkt vorbeizuschauen – vielleicht ist in der 50 Euro teuren Wundertüte dieses Mal ja etwas ganz besonders Tolles drin. Und dann ist da ja noch die ansässige Mii-Girlgroup, die nach einer kurzen 3DS-Verleih-Aktion plötzlich einen nicht druckreifen Namen hat und deren Texte einem nun die Schamesröte ins Gesicht treiben…

Eine veritable Idylle hat Nintendo da mit den Inseln von Tomodachi Life geschaffen: Dominiert wird sie zwar von einem großen Wohnkomplex, aber auch ein Campingplatz für Mii-Besucher, ein kleines Viertel, in dem sich verheiratete Paare ansiedeln, viele Geschäfte, ein Vergnügungspark, ein Aussichtsturm und viele andere Orte finden sich auf den Landmassen. An Euch liegt es nun, diese Insel mit Leben zu füllen – je mehr Miis dort wohnen, desto mehr Attraktionen stehen zur Verfügung. Euer eigener Mii ist der erste Bewohner, weitere sollten alsbald folgen. Egal, ob Ihr die Insel mit Freunden und Feinden, historischen Persönlichkeiten, Prominenten, Serienfiguren oder auch der M!-Redaktion füllt – schon bald entwickelt sich ein wuseliges Eigenleben.

Ihr gestaltet nicht nur die Miis, Ihr legt auch ihren Charakter fest, gebt ihnen eine Stimme und kümmert Euch um sie: Gebt ihnen Essen, wenn sie hungrig sind, erteilt Ratschläge im Liebesleben, spielt eine Runde mit ihnen oder helft bei der Suche nach verlorenen Gegenständen. Euer Einfluss ist dabei eingeschränkt: Zwar könnt Ihr einen unsympathischen Bewohner wiederholt mit dem Essen füttern, das er so gar nicht mag oder Skepsis beim Kinderwunsch eines Mii-Paares äußern – aber meistens tun und lassen die Gesellen doch das, was sie wollen.

Auf den ersten Blick schlägt ”Tomodachi Life in die Kerbe von Lebenssimulationen wie Animal Crossing oder The Sims. Der große Unterschied zu den vermeintlichen Genre-Kollegen ist allerdings das Ausmaß und die Komplexität der Interaktion. So gibt es mit Memory, einem kleinen RPG und diversen Geschicklichkeitstests allerlei Minispiele und der ”Wie könnte ich meinen Mii denn heute kleiden?”-Faktor ist enorm. Aber bereits bei den Wohnungen merkt man, dass Nintendo das Spiel einfach hält: Es gibt zwar jede Menge Einrichtungen, die jedoch fest vorgegeben sind und nicht variiert werden dürfen. Die im Spiel gegen Shigeru Miyamoto gewonnenen Matrjoschkas befinden sich danach im eigenen Inventar, können aber nicht in der Wohnung einer Freundin aus Moskau platziert werden.

Ihr seid in Tomodachi Life eher ein Betrachter, der gelegentlich mal ins Geschehen eingreift und sonst staunt, über was seine Miis so plaudern und was sie so treiben. Für stundenlange Beschäftigung am Stück ist das nicht gedacht, dafür schaut Ihr immer wieder mal für ein paar Minuten auf die kleine Insel. Löst ein paar Mii-Probleme und durchstöbert das täglich wechselnde Inventar der verschiedenen Läden. Und genauso freut Ihr Euch, wenn wieder zwei Inselbewohner zueinander gefunden haben, oder Ihr wundert Euch über den ein oder anderen seltsamen Traum. Ein anderes Mal findet Ihr heraus, wie die Miis von Bud Spencer und Terence Hill miteinander auskommen und habt einen Kloß im Hals, wenn der Sprössling zweier Miis erwachsen wird und eine knuffige Bildergalerie noch einmal seine Kindheit aufleben lässt. Ist Euch das zu viel Gefühlsduselei, dann wendet Ihr Euch Eurer Inselband zu und schreibt ihnen einen neuen, dieses Mal noch zotigeren Song auf den Leib.

Ulrich Steppberger meint: Lebenssimulationen reizten mich schon immer, hatten aber oft ein Problem: Vorzeigetitel wie Die Sims verlangen viel Einsatz, damit sich wirklich etwas entwickelt. Tomodachi Life geht einen anderen Weg und erlaubt es, auch als weitgehend passiver oder nur mit einfachen Tätigkeiten eingreifender Zuschauer jede Menge Spaß zu haben – das erinnert mich an das geniale Little Computer People aus der C64-Urzeit. Zwar fehlt es einigen Aspekten an Balance, so wiederholen sich diverse Ereignisse bald häufig und bei Einkäufen dauert es Ewigkeiten, alle Güter überhaupt einmal im Angebot zu sehen. Aber angesichts der zahllosen humorvoll-sympathischen Details und Erlebnisse, die mich auch nach knapp einem Monat noch überraschen, nehme ich das gerne in Kauf: Tomodachi Life ist mein neuer 3DS-Liebling.

Thomas Nickel meint: Bereits seit 2006 begleiten uns die Miis durch die Nintendo-Welt da ist es doch toll, dass sie endlich auch ihr eigenes Leben führen dürfen – und das hat es in sich! Klar, Euer Einfluss auf die Insel-Geschehnisse ist bei genauerem Hinschauen begrenzt. Aber der schiere Einfallsreichtum, der bei den schrägen Träumen, seltsamen Begegnungen, improvisierten Dialogen und manchem Minispiel sichtbar wird, sorgt dafür, dass Ihr die Insel auch nach Wochen noch besucht. Gerade am Humor erkennt man deutlich die Handschrift des Wario Ware-Teams. Wer den Witz von Warios Mikrospielen mag und Interesse an sozialen Mii-Experimenten hat, kommt um dieses clevere, ungewöhnliche und schlicht herrlich andere Mii-Vergnügen nicht herum.

  • siedelt Miis auf Eurer Insel an
  • kleidet Miis ein und ernährt sie
  • verkuppelt Miis
  • leidet und freut Euch mit den Miis

Die kleine Mii-Inselwelt mag nur eingeschränkt interaktiv sein, lockt aber mit immer neuen Überraschungen auch nach Wochen noch regelmäßig.

Singleplayer86
Multiplayer
Grafik
Sound
Whitebeard
I, MANIAC
Whitebeard

Lebenssimulationen waren noch nie so meins, aber Tomadachi Life hat scheinbar Potential und zwischendurch mal abzuschalten und sich mit Charme und Humor unterhalten zu lassen hat noch niemandem geschadet.Und einer Wertung von 86 % spricht für sich.

Max Snake
I, MANIAC
Max Snake

Danke für eure Mii bei Tomodachi Life zu nutzten. 🙂