Der Film und Fernseh Thread

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  • #1750180
    ChrisKongChrisKong
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    Grimcutty (Disney+)

    Irgendwie, irgendwo, irgendwann taucht ein Boogey-Man auf, der eigentlich ein Meme ist. Was ihn jetzt genau wirklich triggert, hab ich nicht so recht überrissen. Hab leider auch nicht das Gefühl, da jetzt gross was verpasst zu haben. Dafür badet der Film allzusehr in abgegriffenen Mustern und ist inszenatorisch unspannend und langweilig geraten. Bei einem Horrorfilm sollte zumindest das stimmen, dann kann man auch bei einigen anderen Sachen drüber hinwegsehen. Aber nein. Die Schauspieler gurken oft auch nur rum und sind bis auf die Eltern auch mehr oder weniger farblos.
    Der Film ist ein Disney + Original. Bleibt nur zu hoffen, dass man nicht weiter vorhat, mit solchen Horrorproduktionen auf Netflix-Niveau das Sortiment anzureichern. Eine neue Horrorikone wird mit dem Grimcutty auch nicht geschaffen. Das Monster sieht nicht creepy, sondern sleepy aus. Und seine Bedrohlichkeit wird durch ähnlichen Nonsens sabotiert, wie man das jüngst in der Resident Evil Serie beobachten konnte. Minutenlang verharrt das Monster in einer Position, anstatt mal zur Sache zu gehen. Dagegen ist sogar Michael Myers ein ADHS-Derwisch, der sich durch die Reihen tanzt.
    Die Horrorsparte besteht ansonsten eh praktisch nur aus altem Backlog. Hier sollte man in Zukunft vielleicht auch mal mit Talenten der Branche zusammenarbeiten, damit man wenigstens Klasse hat, wennschon nicht Masse.
    Fazit: Lehrbeispiel eines schwachen Horrorfilms. Director und Writer John Ross hat meist fürs TV gearbeitet. Dies scheint sein zweiter Langfilm zu sein, der noch deutlich schlechter bei Kritiken abschneidet als der erste. Viel mehr gibts da nicht zu sagen.

    #1750319
    ChrisKongChrisKong
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    City of McFarland (Disney +)

    Wer einen typischen Sonntagnachmittag Sportfilm erwartet, wird nicht enttäuscht. Ist es einer der besseren? Nein, nicht wirklich. Dafür plätschert die Handlung zu sehr vor sich hin. Einen richtigen Spannungsbogen kann man nicht aufbauen. Coach White wird von Kevin Costner gespielt, der gewohnt souverän agiert. Maria Bello spielt seine Frau, die aber kaum was zu tun kriegt. Der Film ist so durch und durch nach klassischem Strickmuster gefertigt, dass er keinerlei Frischegefühl bereithält. Das passende Kleidungsstück zu diesem Film wären Omas selbstgestrickte Socken. Man weiss, was man kriegt, aber eine Überraschung ist es natürlich nicht.
    Thematisch ist man mit Crosslauf mal in einem anderen Sport zuhause. Ansonsten dominieren da oft Mannschaftssportarten wie Football, Hockey und Basketball oder Baseball. Auf D+ gibts eine richtig grosse Auswahl. Hier dürfen Latinos in einer kalifornischen Kleinstadt über sich hinauswachsen und ihr Talent beweisen.
    In letzter Zeit gabs auch vermehrt Filme, die sich mit Hintergründen des Sportbusiness und/oder deren Schattenseiten beschäftigen. Für mich mittlerweile die interessanteren Werke. Aber dann und wann ist ein sportliches Feelgood-Movie auch nicht verkehrt. Oder eine Sportkomödie, wie sie Ron Shelton gemacht hat, übrigens zwei davon auch mit Costner (Tin Cup und Annies Männer).
    Niki Caro, die Regisseurin des Films hat mit Whale Rider einen richtig guten Film und mit North Country einen verdammt guten Film in der Vita stehen. City of McFarland ist da eher Mittelmass. 2020 gabs noch die Realverfilmung von Mulan. Ein Film mit vielen Nebengeräuschen, bei dem ich mir ehrlich wünschte, Caro hätte die Finger davon gelassen. Bleibt zu hoffen, dass sie wieder an alte Qualitäten anknüpfen kann. Zumindest bleibt sie ihren wichtigsten Filmen treu und stellt Frauen und deren Anliegen wieder in den Mittelpunkt. Geplant ist ein Drama mit Theron als Surferin.

    #1750463
    ChrisKongChrisKong
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    On the Rocks (AppleTV)

    Ohne grosses Vorwissen mal angewählt und erfreut festgestellt, dass an dieser Produktion A24 beteiligt ist. In Personalunion hat Sofia Coppola diesen Film produziert, geschrieben und Regie dabei geführt. American Zoetrope, die Produktionsfirma ihres Vaters, ist auch involviert. In der Hauptrolle agieren Rashida Jones, Marlon Wayans (einer der vielen Wayans Brüder) und Bill Murray.
    Laura ist eine Schriftstellerin, die aktuell an einer Schreibblockade leidet. Die Ehe scheint auch zusehends in einen pathologischen Zustand überführt zu werden. Ihr Ehemann Dean ist sehr viel auf Geschäftsreisen und kaum da. Einige kleinere Auffälligkeiten führen zum Verdacht, dass Dean eventuell fremdgehen könnte. Auftritt Felix, der Vater von Laura, der sich seinen gut situierten Lebensstil als Kunsthändler erwirtschaftet hat. Bill Murray gibt den Lebemann und Bonvivant gewohnt einnehmend. Obwohl er im Grunde ein Arsch ist, lässt man ihm vieles aufgrund seiner charmanten Art durchgehen. Seine Tochter macht zumindest die gleiche Erfahrung und lässt sich von ihrem Vater immer mehr Verdachtsmomente erklären, die weiterverfolgt werden müssen. So langsam nährt sich aber der Verdacht, dass da trotzdem was dran sein könnte.
    Das sorgt für ordentlich Zündstoff in der Familie. Schliesslich hat der Lebensstil von Felix auch in der Vergangenheit einen Impact auf Lauras Leben gehabt. Das wird in der Folge auch aufgearbeitet.
    Der Film droht dabei nie allzu ernst zu werden, eine Komödie ist es aber auch nicht. Er erinnert nicht von ungefähr an Coppolas vergangene Arbeit mit Murray, Lost in Translation, aber auch an Broken Flowers von Jarmusch, ebenfalls mit Murray. Also ein weiterer Film der eher leisen Töne. Bei Murray wirds aktuell eher abseits der Filmsets laut. So soll sich die Zusammenarbeit mit ihm als eine Herausforderung darstellen, aktuell liegt sogar deswegen ein Projekt (Being Mortal) auf Eis – no pun intended.
    Wer mit dem gemächlichen Tempo leben kann, kriegt einen Film, der aus dem Leben gegriffen scheint. Nicht was das privilegierte Leben der Hauptfigur angeht, aber so mancher dürfte sich an eigene Ups and Downs einer Beziehung erinnert fühlen. Coppola stellt sich dabei als gute Beobachterin heraus und lässt keine der Figuren einseitig agieren.
    Wer mehr Drama und Zuspitzung möchte, ist mit anderen Filmen wie z.B. der Gott des Gemetzels von Polanski besser bedient.

    #1750506
    ChrisKongChrisKong
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    Rise (Disney +)

    Vom Tellerwäscher zum Millionär. So ähnlich ist auch die Geschichte von Giannis Antetokounmpo (ja, ich hab den Nachnamen mit copypaste eingefügt), der sich vom Kleinkramhändler in Griechenland zu einem waschechten NBA-Champion hochgearbeitet hat. Während das die Geschichte vieler NBA-Spieler ist, die aus prekären Verhältnissen über den Sport ihren Ausweg aus selbigen finden, sind die Umstände bei Giannis noch ein wenig komplizierter.
    Der Film setzt bei der Flucht der Eltern ein, die in der Türkei drohen abgeschoben zu werden. Griechenland ist ihr Ziel, indem sie eine bessere Zukunft für sich und ihre einstigen Kinder erhoffen. Sie werden nicht an Leib und Leben bedroht und gelten darum als Wirtschaftsflüchtlinge mit keinerlei Aussicht auf Asyl. Dabei geraten sie in Griechenland in einen Strudel aus Bürokratie und Diskriminierung. Um eine Aufenthaltsgenehmigung zu kriegen, braucht Giannis Vater eine feste Stelle. Um eine feste Stelle zu kriegen, braucht er eine Aufenthaltsgenehmigung. Und so bleiben sie ständigen Erpressungen ausgesetzt und können sich als sogenannte Sans-Papiers nirgendwo hinwenden, um sich zu wehren. Es droht ihnen jederzeit die Abschiebung. So gestaltet sich Giannis Karriere als Spiessrutenlauf, der bei einem Fehlschlag Konsequenzen für die ganze Familie hat.
    Der Film nimmt sich ausgiebig Zeit, um den Familienzusammenhalt zu zeigen, der die Antetokounmpos jegliche Krisen meistern lässt. Analog zum Teamsport mit dem orangefarbenen Leder, muss die Familie als Team agieren, um erfolgreich zu sein. Eine grössere Rolle spielt auch Giannis älterer Bruder Thanasis auf dem zuerst die Hoffnungen ruhen.
    Natürlich macht produziert man solche Sportlerbiopics in der Regel, wenn am Schluss ein fettes Happyend wartet. Hier ist es die Draftnight, die das Finale des Films beschliesst. Dass er später NBA-Champion wurde, MVP, Finals-MVP und zusammen mit seinen Brüdern im gleichen Team gespielt hat, sind weitere Highlights seiner Karriere, die man fast in einem zweiten Film verbauen könnte.
    Hier hat man sich wirklich der Passagen angenommen, die einem grösseren Kreis bislang unbekannt war. Sie zeigen auch gut, warum Giannis immer hart trainiert und sein bestes gibt und sich nicht wie eine der zahlreichen anderen Diven vor der Verantwortung drückt.
    Inszenatorisch bleibt man hingegen ohne Schnörkel, alles so, wie mans kennt und erwartet. Hier punktet allein die Geschichte. Diese ist immerhin interessant genug, um den Film zu tragen. Die Darsteller machen ihre Sachen auch recht gut. Allerdings darf der Vortrag auch ein wenig mehr Pep haben.

    #1750932
    ChrisKongChrisKong
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    The Banker (Apple TV)

    Anthonie Mackie, Sam Jackson, Nia Long und Nicholas Hoult agieren in diesem auf wahren Begebenheiten basierenden Film. USA in den 50ern. Bernard Garrett (Mackie) würde gerne seinen Traum verwirklichen und Unternehmer werden. Mit Zahlen kann er gut umgehen. Ein Rückblick in seine Kindheit zeigt, wie er schon als Schuhputzer in Texas weisse Banker belauscht hat, um an deren Geschäftsgeheimnisse zu kommen. Jahre später verschlägt es ihn nach L.A. zusammen mit seiner Frau. Dort will er erstmals ein Gebäude kaufen, um es an die besserverdienende schwarze Bevölkerung zu vermieten. Dazu wendet er sich an Barker (Star Trek Urgestein Colm Meany) und mit seiner unnachgiebigen Art imponiert er diesem so sehr, dass dieser einen Deal mit Garrett eingeht. Leider ist das nicht von langer Dauer und alsbald ist Garrett auf der Suche nach einem neuen Geldgeber. Dieser taucht in Form von Morris (Jackson) auch auf. Sie teilen jedoch das gleiche Problem, Banken vergeben grundsätzlich keine grossen Kredite an Schwarze. Hier tritt Matt Steiner (Hoult) auf den Plan, der den Strohmann spielt für die Beiden. Dafür muss er allerdings erst in div. Bereichen unterrichtet werden, um als überzeugender Geschäftsmann auftreten zu können.
    Die drei sind auch sehr erfolgreich, sodass sich die Möglichkeit ergibt in Garretts alter Heimat Texas eine Bank zu kaufen. Zu jener Zeit absolut undenkbar.
    Neid, Rassenhass, Unfähigkeit sorgen auch dort für den ein oder anderen Twist in der Geschichte, die immer interessant bleibt und nie langweilig wird. Die Darsteller sind allesamt in Spiellaune. Regisseur George Nolfis Inszenierung ist eher als zweckmässig zu bezeichnen. Das ist solide, bringt aber auch keinen Klassiker hervor. Er stellt sich somit ganz in den Dienst der Geschichte, die für sich alleine spricht. Den gesellschaftspolitischen Kontext verknüpft er mit aktuellen Entwicklungen, die darauf zurückzuführen sind. Wie wesentlich die Arbeit der beiden Männer für die Chancengleichheit ist, wird recht deutlich gemacht. Der Film hilft auch dabei, die Ghettoisierung von Städten besser zu verstehen und was dagegen getan werden kann. Was dem Film ein wenig abgeht, ist ein generell kritischer Blick auf den Kapitalismus. Hier lautet die Message eher, der Kapitalismus muss allen Menschen zur Verfügung stehen. Dass es genau dieser ist, welcher zu Fehlanreizen in der gesellschaftlichen Entwicklung führt, wird da einfach ausgeblendet. Zumindest konnte ich dazu keine kritische Haltung ausmachen. In anderen Punkten ist er dafür ein deutlich lohnenswerterer Beitrag.

    #1750940
    captain carotcaptain carot
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    Everything, Everywhere, All at Once
    Eine chinesischstämmige Waschsalonbetreiberin ist die Auserwählte, die das Universum retten kann. Was sie ausgerechnet in dem Moment erfährt, als sie einen Termin bei der Steuerprüferin hat.

    Die Handlung kurz und knapp zu erklären würde dem Film nicht gerecht werden. 140 Minuten passen hier bestens, weil einfach zu viel passiert um die Handlung deutlich zu kürzen. Das ganze Multiversum Ding funktioniert hier ohnehin besser als bei einem großen Franchise, obendrein gibt es dank toller Kameraarbeit immer was zu entdecken, die Darstellerriege und nicht zuletzt Michelle Yeoh und Jamie Lee Curtis sind bestens aufgelegt.

    Hat die Sache auch einen Haken? Man muss schon ein Stück weit in der passenden Stimmung sein um sich auf den Film einlassen zu können. Ich hatte jedenfalls wahnsinnig viel Spaß mit Everywhere und hoffe, dass das Regieduo in der Independant Ecke noch einiges auf die Beine stellen kann.

    #1751010
    ChrisKongChrisKong
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    Bullet Train

    David Leitch ist die Schablone eines Hollywood-Arbeiters, der sich langsam aber stetig die Karriere erarbeitet hat und sich dafür sicher zahlreiche Blessuren eingefangen hat. Bis 2012 hat er Credits als Stuntman. Und das, obwohl er da schon ca. 9 Jahre als Second Unit Director unterwegs war. Daneben war er auch Stunt-Coordinator bei div. Produktionen beteiligt. Gemeinsam mit Chad Stahelski inszenierte er den ersten John Wick. Dass er nicht nur Action kann, zeigte er dann aber trotzdem in einem Actionfilm, Atomic Blonde. Für mich ist das seine bisher beste Arbeit. Der grosse Vorteil von ihm ist, dass er als Stuntman ein Gespür für praktische Effekte hat und wie man Action eben richtig inszeniert. Etwas, womit sich div. Regisseure schwertun und meinen alles mit Schnitten im Sekundentakt oder Wackelkamera kompensieren zu müssen. Ein Glück, dass neben der John Wick Reihe, auch Bullet Train dem eine klare Absage erteilt.
    Am besten kann man den Film als eine Mischung aus Snatch von Guy Ritchie (ebenfalls mit Brad Pitt), Seven Psychopaths und Smokin Aces beschreiben. Dabei wird ähnlich wie in Snatch meist eine Szene aus einer anderen Perspektive nochmals beleuchtet und erklärt, wie es zu dem Vorfall zuvor kam. Da das noch nicht so überstrapaziert ist, wirkt es hier auch relativ frisch. Dazu kommen redselige Protagonisten in dieser Killerballade, die den Habitus ihrer Figuren voll ausleben dürfen. Das funktioniert alles sehr viel besser, als ich es vermutet habe. Schon bei Atomic Blonde merkt man einfach, wie Leitch mit den Darstellern arbeitet und nicht einfach mechanische Abläufe reproduziert.
    Im Mittelpunkt steht Killer Ladybug – zumindest ist das sein Deckname, den ihm seine Kontaktperson gegeben hat – ein Killer-Loser, der sich in einer Art Midlife-Crisis befindet. Er springt für einen anderen Killer ein und soll einen Koffer sichern. Klassischer McGuffin-Plot halt. Natürlich dauert es nicht lang, bis alles aus dem Ruder läuft. Ladybug ist nämlich nicht der einzige Killer an Bord des Shinkansen, dem superschnellen Fortbewegungsmittel in Japan, auch Bullet Train genannt.
    Einen Anspruch an Akkuratesse sollte man hier nicht aufblitzen lassen. Der Film steckt voller Über- und Untertreibungen. Einerseits ist der Zug gefühlt deutlich langsamer auf dieser Strecke unterwegs, als er das real wäre, andererseits, je stärker die Action eskaliert, desto absurder werden die physikalischen Leistungen, die das Rollmaterial erbringt. Das sollte man also komplett ausblenden. Andere kleinere Details sind auch eher einer westlichen Perspektive geschuldet, das fällt aber eher Japan-Kennern auf, Stichwort Trinkgeld.
    Die Stärke des Films liegt zum einen bei der wirklich flotten Inszenierung, die einfach Spass macht. Daran sollten sich die ganzen Netflix-Actioner mal ein Beispiel nehmen. Leitch macht viel aus dem begrenzten Setting und glänzt mit einer ganzen Tonne an Einfällen. Dabei hat er auch noch eine Geschichte am Start, die tatsächlich komplexer ist, als man es bei einem Film dieser Art vermuten würde.
    Zum anderen gibt Leitch den Darstellern hier wirklich die Gelegenheit, zu brillieren. Allen voran natürlich Brad Pitt, der extrem gut aufgelegt scheint. Kein Wunder, er und Leitch kennen sich von zahlreichen Produktionen. Ohne nachzuschauen, aber von der Optik her würde ich schätzen, dass Leitch für Pitt da der Stuntman war. In gewisser Weise wurde Leitch dann in Tarantinos Once upon a Time in Hollywood durch Pitt geehrt. Einen besseren Lucky Loser hätte man nicht finden können. Daneben dürfen auch Aaron Taylor-Johnson (Kick-Ass) und Brian Tyree Henry (Paperboy aus Atlanta) als Killertwins ihre Kabinettstückchen zeigen. Der Cast wird durch weitere Namen perfekt ergänzt. Mindestens vier davon sind eine kleinere Überraschung, weswegen ich sie nicht erwähne und auch empfehle möglichst nicht zu viele Infos zum Film im Vorfeld zu sichten.
    Ein paar Schwächen hat der Film dann schon, weswegen ich ihn nicht an der Spitze von Leitchs bisherigen Arbeiten sehe. Das Ende versucht zu sehr noch einen draufzusetzen, was aber einige Szenen zu lang macht. Es ist beim besten Willen kein Film, der eine Laufzeit von etwas über zwei Stunden benötigt. Die CGI gegen Ende ist auch nicht als eine Stärke des Films zu definieren. Sie geht in Ordnung, aber bis zur Mitte fühlt sich der Film da deutlich organischer an. Natürlich zieht auch nicht jeder Gag. Aber das mag man dem Film nicht wirklich anlasten, weil er in anderen Szenen eben alles richtig macht.
    Doumo arigatou gozaimasu David Leitch.

    #1751063
    captain carotcaptain carot
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    Annabelle 3
    Das Conjuring Universum bietet ja mittlerweile mal mehr, mal weniger stabilen Horror. Und Teil drei des Annabelle Spin Offs ist passend zur Jahreszeit aktuell in Prime enthalten. Passende Berieselung für Halloween also.

    Die drei primären Protagonistinnen sind dabei die junge Tochter der Warrens, deren Babysitterin und die beste Freundin der Babysitterin, welche Kontakt zu einem Geist aufnehmen will und dabei aus Versehen Annabelle freilässt.

    Im Prinzip bietet Annabelle 3 dabei Business as Usual, wobei die zweite Filmhälfte sich viel zu sehr auf teils ziemlich mäßige Jumpscares konzentriert. Ein Novum für die Reihe ist eine Figur, die für ein gewisses Maß an Comic Relief sorgt.

    Neues bietet der Film davon ab nicht, das meiste inklusive Kameraarbeit wirkt eher wie aus dem Systembaukasten für paranormalen Horror. Allerdings ist das Ganze, auch dank Jungdarstellern, solide genug inszeniert, um am Ball zu halten.

    Von The Conjuring ist das Endergebnis jedenfalls ganz weit weg, mir hat der Film aber eher gelegen als die beiden Vorgänger.

    #1751064
    Anonym
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    Escape Room

    Nun, gestern war Halloween und ich hatte Bock auf Horror und Grusel. Beides fand ich bei ESCAPE ROOM leider nicht, denn der Film ist eine ziemlich lahme Gurke, die weder besonders gut noch gruselt schlecht wäre.

    Eine handvoll Leute bekommen einen mysteriösen Würfel, dessen Rätsel sie knacken müssen … sollen … naja, drin ist eine Einladung zu einem Escape Room und weil der Film sonst nicht passieren würde, gehen alle hin. Dort angekommen haben sie sich kaum das erstem Mal angezickt, da versucht man sie schon umzubringen, wenn sie das Rätsel des Raums nicht lösen und in den Nächsten vorrücken.

    Klingt irgendwie bekannt – und wurde schon 1997 mit THE CUBE gefühlt zig Mal besser gemacht. Ok, damals war es ein Hightech-Würfel und heute sind es Hightech-Räume … und ein bisschen SAW samt Sozialkritik an “den Reichen” will man auch noch sein.
    Funktioniert so semi gut, zum einen weil die Rätsel teilweise das Niveau alter Serria Online Point&Click-Adventures haben und vieles nur deswegen passiert, weil das Drehbuch es will. Dazu kommen teilweise an den Arschhaaren herbeigezogene soziale Konflikte.

    Unterm Strich unterhaltsam, aber zu bemüht intellktuell zu wirken ohne es zu sein.

    #1751124
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Beyond the Infinite two Minutes

    Der erste Eindruck könnte durchaus abschreckend sein bei diesem Film. Die Darstellung wirkt laienhaft – und bleibt es im Grunde auch – die Inszenierung liefert keine Ahs und Ohs und Effekte sucht man auch vergebens. Es sieht schwer nach Studentenarbeit aus. Der Film geht auch nur schlanke 70 Minuten, was in diesen Zeiten fast schon eine Wohltat ist. So gibts denn auch keine lange Einleitung, sondern der Film kommt gleich zur Sache. In einigen Punkten erschliesst sich die Raffinesse erst mit der Zeit. Zu Beginn wirkt das Wiederholspiel sogar recht anstrengend für die Synapsen. Die Prämisse ist eigentlich simpel. Über den Monitor in der Wohnung eines Cafe-Mitarbeiters, sieht dieser was im Cafe unten passiert, nur dass das eben in der Zukunft liegt und zwar die besagten zwei Minuten. Dann setzt diese Erkenntnis die Ereignisse in Gang und die Kamera folgt dem Gegenwartsgeschehen auf Schritt und Tritt. Und hier hat man schon die erste aussergewöhnlich Leistung, der ganze Film ist ein One-Take und obendrein mit einer Handykamera gefilmt. Im Abspann sieht man Ausschnitte des Drehprozesses und wie dieser akribisch vorbereitet wurde. Einige Kröten in der Logik muss man beim Konzept schlucken.
    So wird der Bildschirm mit dem Weitblick in andere Stockwerke getragen, und dieser hängt an einem Infinite-Kabel, das nie um- oder ausgesteckt wird. Das ist ziemlich Gaga. Ferner sind bei den Blicken in die Vergangenheit und Zukunft nur immer die Sprecher zu hören, die sich direkt gegen den Monitor richten, daneben wird aber auch fleissig geredet und ein Mikro wird das kaum unterscheiden können. Das sind zugegeben kleinere Schönheitsfehler. Es lässt sich auch kaum vernünftig überprüfen, ob immer grad die richtige Ebene auf einem der beiden Monitore sichtbar ist.
    Irgendwann kommt einer der Freunde des Mitarbeiters nämlich auf die glorreiche Idee, diese zwei Minuten zu erweitern mit dem sogenannten Droste-Effekt. Man spiegelt quasi den Effekt mit der Zukunftsbetrachtung, sodass man wie beim Bildnis eines Malers, der ein Bild eines Malers malt, der ein Bild eines Malers malt usw. quasi unendlich weit in die Ferne blicken kann. Das ist zugegeben alles sehr technisch und die Leutchen, die sich alsbald versammeln, entwickeln die Idee im Grunde zu schnell.
    Was der Regisseur Junta Yamaguchi und Writer Makoto Ueda im Blick haben, ist das künstliche Gefängnis, das die Situation schafft. Irgendwann erkennen auch die Protagonisten, dass sie nur noch ihren Zukunfts-Ichs folgen und keinen freien Willen mehr zu besitzen scheinen. Man ahnt es, dass das direkt ins Verderben führt.
    Die grosse Stärke des Films ist, dass er den Zuschauer an dieser Entwicklung teilhaben lässt und die Erkenntnis auch nicht in eine plärrende Hollywood-Exposition verwandelt. Garantiert würde ein Ami-Make 2h gehen und die letzte halbe Stunde das Moralin mit der Giesskanne verteilt.
    Es ist nicht abzustreiten, dass man sich auf diesen Experimentalfilm einlassen muss und die theaterhafte Darstellung auch nicht jedermanns Geschmack ist. Aber man wird mit vielen frischen Ideen und einem guten erzählerischen Bogen belohnt, der über die 70 Minuten hinaus zum Nachdenken anregt. Dabei sollte man die technischen Aspekte auch ausblenden können. Die Zeit ist hier ein Sklavenhalter, dem einzig die Betroffenen die Macht zusprechen können oder nicht. Das macht sich in einer Szene besonders deutlich, wenn einer offenbart, was passieren wird, vermeintlich eine Option draus macht und dann anfügt, ihr werdet es ja sowieso machen.
    Ein kleiner, kreativer Film, der vielleicht dort versagt, wo viele andere Produktionen glänzen aber genau das richtig macht, wo andere oft scheitern, die Idee ihrer Geschichte zu verkaufen.
    Ich hab den Film nicht zu Hause geschaut und mitgenommen zur Schwester und meinem Schwager. Da lag noch ein Stapel mit alten Filmen und Serien rum. Mein Blick fiel da auf die Überschrift einer Serie, Flash Forward. Dort steht auf dem Cover: Für 2 Minuten und 17 Sekunden blickt die Menschheit in ihre eigene Zukunft. Zufall? ?

    #1751295
    Anonym
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    Rendezvous mit Joe Black (1998)

    William Parrish ist ein erfogreicher Geschäftsmann, reich und scheinbar durch die Bank weg ein netter Kerl. Ok, das beißt sich irgendwie, aber für den Film soll es eben so sein …
    Kurz vor seinem 65 Geburtstag hört er immer wieder eine Stimme und dann erscheint ein junger Mann vor seiner Tür und erklärt ihm, er sei der Tod und er würde ihn in Kürze mitnehmen, gibt ihm aber so lange Aufschub, weil er von ihm lernen will, wie die Menschen leben. Den jungen Mann, den er als Avatar ausgewählt hat, hat er vorher bei einem Unfall sterben lassen, nachdem dieser zufällig Parrishes jüngster Tochter in einem Café begegnet ist. Eine Begegnung, bei der es ziemlich geknistert hat – womit wir dann auch die Liebesgeschichte des Films abdecken.

    Rendezvous mit Joe Black ist ein sehr ruhiger Film. Es wird selten laut gesprochen und Action sucht man vergebens. Die Geschichte ist nicht ohne Schwächen, aber läuft konstant und ohne Längen.
    Neben Antoni Hopkins treten zwei Darsteller besonders hervor: Brad Pitt als Tod und Claire Forlani als die jüngste Tochter. Zwischen Beiden stimmt zudem die Chemie und es ist schön sie miteinander zu sehen. Ebenso, wie zu entdecken, dass Pitt tatsächlich schauspielerisches Talent hat.

    Damit könnte man den Film als schmalzig abstempeln, aber weit gefehlt. Durch seine Ruhe und die Thematik, stellt er für mich sogar einen Horror-Film dar. Vor allem aus Sicht von William Parrish, der nciht nur weiß, dass er bald sterben wird, sondern der immer auch von einem menschlich aussehenden Mann begleitet wird, dem menschliche Gefühle fremd sind – und der diese dann auch noch mit seiner Tochter entdecken will. Dazu kommt Pitts Darstellung des Todes, der sehr leise und immer freundlich spricht sowie nie seine Manieren vergisst. Zwischen allen anderen wirkt er regelrecht tot und seine Fremdheit gegenüber dem menschlichen Handeln lässt ihn dagegen sehr verletzlich wirken.

    #1751310
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Mir hat der Film damals auch sehr gefallen, trotz der Längen. Aber die Darsteller sind durch die Bank gut besetzt und die konstant melancholische Note verfehlt seine Wirkung nicht.
    Funfact, da vor dem Film der Trailer zu Star Wars Episode 1 lief, kams teilweise zu kuriosen Szenen, bei denen die Zuschauer nach Ansicht des Trailers den Saal wieder verliessen, da sie nur für diesen das Kinoticket gelöst hatten. Also müsste man einen Teil der Einnahmen eher Star Wars zuschreiben. ^^

    #1751319
    JonnyRocket77JonnyRocket77
    Teilnehmer

    Um meinen Senf zu Joe Black auch noch dazugegeben: Ich mag den Film auch recht gern und finde die Art wie Brad Pitt hier den Tod gibt ziemlich gelungen. Er wirkt wie ein Beobachter des Menschlichen, dass ihn zwar unglaublich interessiert, er aber nie wirklich verstehen kann. Ein ruhiger aber trotzdem selten langweiliger Film.

    #1751869
    Anonym
    Inaktiv

    Da ich aktuell unter anderem Sifu zocke, hatte ich das Bedürfnis bekommen, mir mal wieder die beiden The Raid Filme anzuschauen. Tja und beide Filme sind, wie erwartet, immer noch die Genre Meisterwerke, wie ich sie in Erinnerung hatte. 10/10

    #1751912
    JonnyRocket77JonnyRocket77
    Teilnehmer

    The King auf Netflix:

    Es gibt Filme, da weiß ich nach 10 Minuten, dass schon sehr viel schief gehen muss um mir den Film noch madig zu machen. The King war so ein Film. Dabei glänzt er nicht mit einer ausgefeilten Story oder tollen Twists. Der Aufstieg des eigentlich in Ungnade gefallenen Prinzen zum König von England glänzt für mich (für viele Kritiker wohl weniger) durch seine durchgängig düstere und glaubhafte Atmosphäre. Der Film ist ziemlich lange und so wahnsinnig viel passiert auch gar nicht. Trotzdem fühlte ich mich zu keiner Sekunde gelangweilt.Im Gegenteil. Die Schauspieler, allen voran Timothee Chalamet, machen meiner Meinung nach einen super Job. Den ersten Auftritt von Robert Pattinson musste ich mir mehrmals anschauen, eine geniale Szene. Bei Filmstarts wird dieser Auftritt als legendär schlecht kritisiert. Ich fand ihn super.

    Nun, inwieweit die Geschichte nun den Stoff von Shakespeare (darauf basiert der Film wohl mehr oder weniger lose) korrekt wiedergibt ist mir bei der Bewertung ziemlich egal. Ich habe mich noch nie mit Shakespeare befasst und deshalb war das meinem Sehvergnügen auch nicht abträglich.

    Für mich war der Film ein schönes Beispiel dafür, nicht so viel Wert auf professionelle Filmkritiken zu geben. Mir hat er sehr gut gefallen.

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