Buch-Check: The History of the Future

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Dieser Artikel stammt aus der M! 336 (September 2021).

NEW YORK • Der Buchautor Blake J. Harris dürfte Videospielern vor allem durch sein Werk Console Wars bekannt sein. Darin schildert er anhand zahlreicher Interviews und Erfahrungsberichte, wie Sega in den 1990ern den Kampf gegen Nintendo um die Vormachtstellung auf dem US-Konsolenmarkt aufnahm und den konservativen Riesen mit kreativen und aggressiven Marketing-Ideen ins Wanken brachte. Sehr lesenswert!

Ähnlich fesselnd ist Harris’ aktuelleres Buch The History of the Future, das leider ebenfalls nur auf Englisch erhältlich ist. In ihm beschäftigt sich der Autor mit dem umstrittenen VR-Papst Palmer Luckey und dessen Oculus-VR-Brille, die Virtual Reality in den 2010er-Jahren wieder in den Mittelpunkt rückte und zumindest kurzzeitig zum heißesten Thema in der Games-Branche machte. Wie stieg Luckey vom Nerd, der in einem Trailer neben dem Haus seiner Eltern wohnte, zum millionenschweren Promi der VR-Welt auf und wie stürzte er wieder vom Olymp herab? Welche Rolle spielten Facebook, Valve, John Carmack und Samsung dabei? Harris stützt sich bei der Beantwortung dieser Fragen auf zig Interviews und Informationen aus erster Hand. Heraus kommt ein Buch, das den Aufstieg und Fall von Oculus und VR nicht nüchtern, sondern lebhaft, faszinierend und spannend wie einen Thriller erzählt. Man ist hautnah dabei, wenn die Oculus-VR-Gründer ihre erste Präsentation vor Valve und Gabe Newell halten und um einen Computer bitten müssen, weil ihr Laptop den Dienst verweigert. Oder als sich Luckey und seine Mitstreiter Gedanken um die heute längst vergessene Ouya-Konkurrenz machen, die damals als neuer Meilenstein im Konsolensektor gefeiert wurde. Ein ausführlicher Blick hinter die Kulissen, auf Meetings, krasse Zufälle und wegweisende Entscheidungen, der nicht nur VR-Enthusiasten begeistert.

The History of the Future: Oculus, Facebook and the Revolution that swept Virtual Reality • Dey Street Books • 592 Seiten • 11 Euro