ABZÛ – im Test (PS4)

0
1065
Spiel:
Publisher:
Developer:
Genre:
Getestet für:
Erhältlich für:
USK:
Erschienen in:

Es ist fertig – das erste Spiel des Indie-Studios Giant Squid, das von Matt Nava gegründet wurde. Nava war als Art Director mitverantwortlich für die Downloadspiel-Hits Flower und Journey. Vor allem das poetische Abenteuer Journey begeisterte uns und viele PS3-Zocker – und jetzt knüpft ABZÛ direkt an dessen Esprit und Spielgefühl an. Einfallslos finden wir das keineswegs, es gibt schließlich pro Jahr etliche ähnliche Shooter oder Rollenspiele – da darf ruhig nach vier Jahren Pause ein Titel erscheinen, der in die Fußstapfen dieser Perle tritt…

In ABZÛ verkörpert Ihr einen namenlosen Taucher, der durch die Wunderwelten unter der Wasseroberfläche zischt. Ohne Sauerstoff-Begrenzung, Kompass oder Tiefenmesser, stattdessen zieht Ihr mit flottem Flossenschlag Eure Bahnen im Meer. Die Steuerung ist elegant und flüssig, aufgrund der 360-Grad-Bewegungsfreiheit kommt es aber vor, dass Ihr die Kamera versehentlich in die falsche Richtung dreht. Weil Euch in ABZÛ aber nichts zustoßen kann, resultiert daraus kein Bildschirmtod, sondern höchstens eine schräge Sicht auf die Dinge. Obendrein könnt Ihr einstellen, ob Ihr ”normal” oder wie in einem Flugsimulator (Knüppel nach vorn = Nase nach unten) steuern wollt.

Was gibt es unter Wasser zu tun bzw. zu entdecken? Eine Menge! Ihr erkundet alte Gemäuer, bestaunt mysteriöse Statuen und Tempel, findet bunte Wandmosaike und legt gelegentlich ein paar Schalter um. Daneben begutachtet Ihr die Tierwelt, befreit versteckte Kreaturen, sammelt silberne Nautilus oder meditiert unter Wasser. Bei letzterer Betätigung trennen sich Euer Körper und Geist für eine Weile: Während Ersterer im Lotossitz verharrt, wandert Euer Bewusstsein von einem Unterwasser-Bewohner zum nächsten – dabei lernt Ihr nebenbei ein paar neue Tiere kennen. Leider erweist sich die Steuerung hier als träge und störrisch. Eleganter ist das Schwimmen mit den Tieren: Per Druck auf die L2-Taste haltet Ihr Euch an großen Fischen oder Meeressäugern fest und schwimmt ein Stück mit ihnen.

Ähnlich geschickt wie Journey variiert ABZÛ die Settings: Ohne dass Ihr das Wasser verlassen müsst, wechseln sich düstere Höhlen mit sonnendurchfluteten Tangwäldern ab, Ihr erkundet strahlend bunte Riffe und die bedrohlich wirkende Tiefsee. Eine klassische Geschichte mit handelnden Figuren, Dialogen oder Ähnlichem gibt es nicht – trotzdem hat ABZÛ etwas zu erzählen. So wird das Zusammenspiel von Natur und Technik thematisiert, ebenso werden Themen wie Umweltzerstörung, Evolution oder Freundschaft gestreift.

Vor allem aber ist ABZÛ wie ein Rausch – der Name von Luc Bessons Filmklassiker wäre ein allzu passender Untertitel für das Spiel gewesen. Die stilisierte 3D-Optik entführt Euch auf einen atemberaubenden Unterwasser-Ritt: Ihr schwimmt mit Mantarochen, Orcas, Seekühen und Koboldhaien. Ihr lasst Euch von der Strömung mitreißen und braust durch Fischschulen, die auseinanderfliehen wie Feuerwerk. In traumhaften Szenen entstehen Wasserfälle unter Wasser oder Ihr taucht durch einen gigantischen Schwarm, der wie ein Tornado aus zuckenden, blitzenden Leibern wirkt. Begleitet wird all das von einem meisterhaften Klassik-Soundtrack aus der Feder von Journey-Komponist Austin Wintory, der hervorragend zum Spiel passt. Wintory nahm sich drei Jahre Zeit für die Komposition und setzt klassische Orchesterklänge und Chöre ebenso ein wie Harfen oder Oboen. Das Ergebnis ist ein toll abgemischter Score mit zarten Tönen, wildem Gebrause und erhabenen Melodien.

Im Verlauf der drei- bis vierstündigen Unterwasser-Reise trefft Ihr – neben ein paar unangenehm langen Ladepausen – auf ein paar rasant-hektische Passagen, wo die Strömung Euren Taucher beschleunigt. Meist jedoch ist das Spieltempo gemächlich: Ihr erkundet in aller Ruhe die prächtig ausstaffierten, mitunter sogar weitläufigen Areale, inspiziert die Fauna und stöbert nach Orten, wo Ihr meditieren könnt. Und nach diesen kleinen gelben Tauchrobotern, die Euch brav begleiten und so manches Tor für Euch öffnen. Die Interaktion mit eben diesen Robotern, den Schaltern oder den Meditations-Plätzen läuft ausschließlich über eine Taste – auch das erinnert an die Kommunikationsmechanik von Journey.

Trotzdem wirkt ABZÛ ein Stück geerdeter und ”weltlicher” als der thatgamecompany-Titel – auch weil das Spiel die Namen der Tiere einblendet und die Fauna von unserem Planeten stammt. Für eine gehörige Prise Fantastik hingegen sorgen nicht nur das traumgleiche Level-Hub, sondern vor allem die rätselhaften Artefakte, Gebäude und Objekte am Meeresboden – im Spielverlauf werdet Ihr dem Geheimnis der leuchtenden Kabel und düsteren Unterwasser-Pyramiden auf die Spur kommen…

Matthias Schmid meint: ABZÛ ist ein außergewöhnliches Stück Software, das Eure Beachtung verdient. Mochtet Ihr Journey? Fasziniert Euch das Meer? Wollt Ihr Spielkonzepte unterstützen, die ohne Knarren, Statuswerte oder Alien-Marines auskommen? Dann investiert 19,99 Euro in ein unvergessliches Erlebnis! Dass ABZÛ keine spielerische Herausforderung bietet, kann ich verschmerzen – schließlich prüfen allmonatlich zig andere Titel meine Reflexe und mein Geschick. In puncto Unterwasser-Biologie hat der Entwickler seine Hausaufgaben gemacht – in der Tiefsee staune ich über schwarze Hydrothermalquellen und Riesenkalmare, außerdem entdecke ich ausgestorbene Spezies, die ich nicht kannte da verzeihe ich auch den ein oder anderen fachlichen Fehler (z.B. wird der Mondfisch als Adlerrochen bezeichnet).Grafisch ist ABZÛ ein Knaller, eines der anmutigsten Spiele überhaupt – wenn Ihr Euch von einer Prise Kitsch nicht stören lasst. Gestört hat mich unterm Strich eigentlich nur die zu vage Geschichte.

Tobias Kujawa meint: Kennt Ihr Euch zufällig mit Enuma eliš, dem babylonischen Schöpfungsmythos aus? Falls ja, versteht Ihr die Hintergrundgeschichte von ABZÛ besser als wir. Falls nicht, auch nicht schlimm. Die traumhafte Unterwasserwelt muss man einfach erlebt haben! Klar, der Titel ist kurz und spielerisch belanglos. Aber selten saß ich in letzter Zeit so staunend vor dem Fernseher und machte mir im Nachhinein Gedanken über die Botschaft eines Spiels. Das hier ist genau das, was immer alle fordern, wenn wieder über die üblichen Big-Budget-Serienproduktionen geschimpft wird. Ein Kleinod, das seinen eigenen Weg geht. Wer sich hier dann doch wegen des Preises abwendet, dem sind Vielfalt und Mut zu Neuem in unserem Hobby wohl nicht wichtig genug.

+ flotte, elegante Steuerung
+ wundervolle Unterwasser-Szenarien
+ fantastisch inszeniert, technisch sauber
+ bisweilen berührend und traurig
+ starker klassischer Soundtrack
+ Kapitelanwahl nach dem Durchspielen

– Meditier-Feature eher überflüssig
– Geschichte wird nur angedeutet

Wie aus einem Guss: audiovisuell berauschendes Unterwasser-Abenteuer voller Anmut und Poesie.

Singleplayer90
Multiplayer
Grafik
Sound
SxyxS
I, MANIAC
SxyxS

Wer den babylonischen Schöpfungsmythos kennt wird sich hier schnell mit Schaudern abwenden u ein Horrospiel erwarten (bzw in Verzückung geraten) denn einer der Götter ist Ea.Neben der Metal Band Tiamat ein Pfeiler babylonischer Mystik.Was mich aber wirklich wundert(neben der Bemerkenswert hohen Wertung) ist ,dass das Schnarchgenre keine Berücksichtigung bei VR spielen zu finden scheint.Gerade ein Journey konnte eine enorme Atmosphäre entfalten u mit Brille kommt das bestimmt noch viel besser,so dass man es bestimmt noch mal spielen würde.Und da hektische Bewegungen so wie opulente Grafikeffekte etc kaum vorhanden entfallen eigentlich alle VR Störfaktoren u es besitzt wesentlich mehr Substanz als das meiste im aktuellen VR Bereich.

Max Snake
I, MANIAC
Max Snake

Da es zum guten Preis gibt auf PSN sage ich nur: Shut up and take my Money. Danke für die Empfehlung.

deadp00l_80
I, MANIAC
deadp00l_80

wer abschalten, in sich gehen oder mal in sich reinhören möchte – unbedingt kaufen ! ich hoffe das irgendwann eine retail-fassung erscheint. das “”spiel”” ist ein traum… im wahrsten sinne des wortes.