Assassin’s Creed Chronicles: China – im Test (PS4)

0
448
Spiel:
Publisher:
Developer:
Genre:
Getestet für:
Erhältlich für:,
USK:
Erschienen in:

Die Vorgeschichte von ACC: China kennt nur, wer den computeranimierten Kurzfilm ”Assassin’s Creed Embers” (2011) gesehen hat. Der erzählt das Schlusskapitel im Leben des Ezio Auditore, der zusammen mit seiner Frau Sofia zurückgezogen auf dem Land lebt. Plötzlich platzt die chinesische Assassinin Shao Jun in die Idylle – ihre Fernost-Dependance ist in Nöten, sie bittet um Hilfe. Nach einer turbulenten Auseinandersetzung mit Shao Juns Häschern trennen sich die Wege der beiden unterschiedlichen Assassinen – allerdings gibt Ezio der jungen Chinesin eine kleine Kiste mit geheimem Inhalt.

Um dieses Artefakt wird nun in ACC: China gefochten – eine Bande China-Templer (die Eunuchen-Gang Tigers) hat es auf das scheinbar wertvolle Objekt abgesehen, den Assassinen-Clan stark dezimiert und droht, das Reich der Mitte ins Chaos zu stürzen. Leider ist das Wenige an Geschichte, das Euch die kurzen Sequenzen zu Beginn und am Ende jedes Levels erzählen, völlig belanglos – die langweilige wie vorhersehbare Story ist klar die schwächste Handlung, die uns im AC-Universum bisher untergekommen ist.

Zum Glück reißen die spielerische Seite und der hübsche Look das Ruder herum. Zunächst zur Grafik: Die besteht aus Polygonen, wirkt aber ein wenig wie mit Wasserfarbe gezeichnet und fängt den Charme Chinas gut ein. Ihr erlebt das Geschehen aus einer 2,5D-Perspektive – Ihr hüpft, schleicht und rennt in einer Ebene, könnt aber um Ecken herumklettern.

Simpel gesagt, geht es nur darum, von links nach rechts durch weitläufige Areale zu gelangen: Manchmal tun sich verschiedene Pfade auf, trotzdem ist ACC: China ein lineares Spiel und kein ”Metroidvania”. Am wichtigsten ist die Kontaktvermeidung mit den zahlreichen Wachposten – zumindest in lebendigem Zustand. Shao Jun kann zwar kämpfen (leichter/schwerer Schlag, Block, Rollen), gibt aber schon nach zwei, drei Treffern den Löffel ab – das geht schnell, sobald Ihr von zwei Seiten attackiert werdet.

Viel schlauer ist: Checkt die Sichtfelder der Feinde (jederzeit als Kegel klar erkennbar), huscht von Deckung zu Deckung und nutzt die (überschaubaren) Optionen, die Euch die Leveldesigner geben. Shao kann sich in Nischen im Bildhintergrund verstecken – das erinnert stark an den SNES-Plattformer Blackhawk (in USA: Blackthorne) von Blizzard.

Ähnliches Vorgehen ermöglichen Schächte, Heuhaufen, Säulen, Vorhänge oder Büsche: Gelangt Shao unbemerkt in ein solches Versteck, wird sie nicht entdeckt, egal wie nahe der Feind kommt. Betretet Ihr diese Nischen jedoch im Sichtfeld von Feinden, werdet Ihr herausgezogen und verkloppt – wie eben schon immer in der Assassin’s Creed-Serie.

Die KI der Feinde ist stark eingeschränkt – das passt aber sehr gut zum Spielprinzip: Die Gegner können nicht klettern, schauen nicht hinter Kisten, vergessen Euch nach zehn Sekunden. Das wirkt bisweilen albern, geht spielerisch aber gut auf. Allerdings hätten ein paar komplexe Schleichpassagen oder schwierige Abschnitte im letzten Spieldrittel nicht geschadet – ACC: China hat uns zu keinem Zeitpunkt ernsthaft gefordert. Gerne hätten wir Shaos vier Ablenkfähigkeiten (Pfeifen, Wurfmesser, Blitzbombe, Lärm) pfiffig miteinander kombiniert, um ans Ziel zu gelangen.

Drei der zwölf Levels brechen mit dem gemächlichen Spielablauf und hetzen Euch wie der Teufel durch 2D-Geschicklichkeitspassagen – diese gut fünfminütigen Fluchtsequenzen sind toll inszeniert und stellen nette Zwischenhappen dar.

Gelevelt wird in ACC: China nur sehr dezent, und auch das automatisch. Im Spielverlauf wird Eure Lebensleiste länger oder Ihr könnt Eure Ablenkfähigkeiten öfter nutzen. Nett ist: Wer gut spielt (= heimlich agiert), wird mit besseren Upgrades belohnt. Im ”New Game +”-Modus schließlich könnt Ihr verpasste Animus-Fragmente holen oder die letzten Upgrades erbeuten kniffliger ist die Variante ”New Game + Hard” – Feinde reagieren schneller und Shao stirbt nach einem Treffer. Die fairen Rücksetzpunkte bleiben aber gleich.

Ein paar spielerische Kniffe haben wir Euch noch vorenthalten: Während die Karte fast nutzlos ist, bringt die Adlersicht einiges – hier seht Ihr genau die Laufrouten der Feinde und könnt Euch etliche Meter nach links bzw. rechts umschauen und Euer Vorgehen besser planen. Im späteren Spielverlauf winkt zudem ein Upgrade, welches das Von-Versteck-zu-Versteck-Huschen erleichtert oder Instant-Kills ermöglicht. Schließlich kann Eure Assassinin tote Feinde in Containern entsorgen oder per Wurfhaken an (markierte) Decken hochklettern.

ACC: China setzt die Farbe rot übrigens nicht nur bei Bluteffekten ein, sondern lenkt Euch damit auch dezent durchs Level – ein Kniff, den man sich von Mirror’s Edge abgeschaut hat.

Matthias Schmid meint: Kann man spielen, muss man aber nicht – lautet mein leicht ernüchtertes Fazit. Shao Jun bleibt als Charakter extrem blass, die Geschichte verdient den Namen kaum. In spielerischer Hinsicht hat mich das frische Konzept überzeugt – allerdings hätte ich mir mehr Abwechslung, andere Items (Rauchbombe, Giftpfeile, Ablenk-Köder) und ein wenig mehr Herausforderung gewünscht. Der generelle Mix aus simplem, doch spaßigem Parkour und viel Schleichen geht aber gut auf: Ohne Langeweile und Frust meuchle ich mich durch hübsche Areale, nutze meine überlegene Intelligenz (kein Kunststück bei der KI) und freue mich über manch bildschöne Kulisse oder einen besonders ausgeklügelten Kill von der Decke bzw. aus einem Versteck heraus. Der ”New Game +”-Modus reizt mich gar nicht – einmal ACC: China reicht!

Ulrich Steppberger meint: Wer wissen will, wie sich ein Assassin’s Creed im Prince of Persia-Gewand anfühlt, erhält mit China eine befriedigende Antwort: gut, aber nicht glanzvoll. Trotz hübscher Inszenierung des reizvollen Szenarios und angemessenen Umfangs vermisse ich beim Seitwärts-Ableger die letzte Portion Lebendigkeit, es bleibt ein kurios ”korsetthafter” Resteindruck. Das gilt auch für die prinzipiell klug ineinander greifenden Schleich- und Kampfsysteme mit zwar nur kleinen, aber doch spürbaren Macken: So gerät etwa der Einsatz des Lärmpfeils seltsam unpräzise und Kämpfe lohnen sich praktisch nur, wenn die Feinde nicht aus mehreren Richtungen kommen. Als Trilogie-Auftakt überwiegen bei China dennoch die positiven Seiten, für die weiteren Teile wünsche ich mir aber etwas mehr Pfiff und frische Ideen.

Zweidimensionaler Action-Adventure-Serienableger mit Anleihen von “Prince of Persia” und “Blackhawk” – gut, aber nicht großartig.

Singleplayer7
Multiplayer
Grafik
Sound
Daddler
I, MANIAC
Daddler

Werde auch auf eine (hoffentlich) erscheinende Disc-Fassung aller 3 Teile warten.Optisch und spielerisch erinnert es mich an Mark of the Ninja. Oh, wäre da ein 2. Teilgenial…

Tinker Corps
I, MANIAC
Tinker Corps

Ich finds ja echt hübsch, mag sowohl Stil als auch Setting sehr, sehr gerne. Finds dann am Ende aber einfach n bissl zu flach, es ist im Kern n relativ dreister Klon von Mark of the Ninja, was ja nicht wirklich schlimm ist, schließlich gibts sonst keine und das Spielprinzip ist cool. Aber es erreicht halt nie die Qualität, auch schade das man nicht für die 2D Ableger endlich mal wieder versucht hat das Klettern spielerisch intressanter zu gestalten.

Gast

reizt mich, allerdings geh ich davon aus das sobald die ACC Trilogy vervollständigt ist das es eine Diskfassung geben wird, solang muss ich mich gedulden…