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  • #1754287
    ChrisKongChrisKong
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    Willow Episode 4 (Disney +)

    In dieser Episode verschlägt es den Trupp nach Schloss Nockmaar, dem Sitz von ehemals Bavmorda. Sicher gibt es hier ein paar Immersions-Killer weniger als in den Episoden davor, aber sie sind trotzdem da. Was sollen solche Sprüche wie Fibunacci-Zauber? Lachen da Nerd-Studenten drüber?
    Was spannend als Ausgangslage anmutet, entpuppt sich leider als nicht wirklich atmosphärisch. Die Inszenierung wirkt leider auch wieder so, als hätte ein Filmstudent hier versucht seine Abschluss-Arbeit abzuliefern. Nur keine wirklich gute. Die ersten zwanzig Minuten ist viel Expositionsgelaber. Die Figuren gewinnen dadurch auch nichts hinzu.
    Ich bin wortwörtlich eingepennt sprich kurz davor und habs dann erst mal ausgemacht und nach einem Nickerchen fortgesetzt.
    In der zweiten Hälfte passieren dann wenigstens ein paar Sachen. Nichts, was man nicht schon eine Meile gegen den Wind riecht. Aber auch da, Spannung können die einfach nicht und die Kamera ist speziell in einer Szene eine absolute Katastrophe, als Jade angegriffen wird. Da klebt die Kamera so an den Figuren, dass man von der Action praktisch nichts mitkriegt. Vom Schnitt sprech ich besser nicht, der fügt sich nahtlos in diesen Dilettantismus ein. Daneben gibts Weichspül-Effekte um Szenen des Originalfilms als Visionen und dgl. einzubauen. Das mutet auch so nach Low-Budget an. Die Kulissen gehen einigermassen in Ordnung, aus dem Setting macht man aber Nullkommagarnichts. In der Mitte gibts mal einen schönen Panorama-Shot und gegen Ende, wenn wir eine andere Figur endlich mal wiedersehen, respk. wenn unser Trupp abzieht und Aufnahmen aus der Totalen zu sehen sind, wird das Auge erfreut. Also für insgesamt eine Minute hat man Eyecandy.
    Der Rest wird mit unpassendem Humor, wenig spannenden Haupt- und Subplots, weiterhin recht blassen Charakteren und dgl. aufgefüllt. Die Geschichte könnte ein 5jähriger besser schreiben. Der Hinweis, Bavmorda steckt in jedem von uns drin – gemeint ist Sorsha und Nachwuchs – sollte vermutlich einen Horkrux-Witz initiieren, der aber vergessen wurde oder aus Versehen der Schere zum Opfer fiel.
    Die Musik ist hier mal etwas besser, bis auf den End-Credit Song, der einem dann wieder rausreisst. Und würde man am Ende nicht noch die hässlichen Angreifer aus der ersten Folge sehen, hätte man im Grunde gar keine Fantasy-Gestalten drin in der Episode. Also so mieses Worldbuilding geht einfach mal gar nicht. Die kostensparendste Xena-Bottleshow hat das besser gemacht. Das ist eben der entscheidende Unterschied, wenn Wille und Leidenschaft am Werk sind, kann aus der Not eine Tugend gemacht werden. Aber ohne Talent, Verständnis für Spannungsaufbau, Szenen, Dialogen und schlicht allem, was eine Serie sehenswert machen soll, wird das weiter nichts.
    Fragt sich eigentlich auch, woher Willow all das Wissen her hat. Fast scheint es auch so, als konnte man sich nicht so recht entscheiden, wie man Willow nun darstellen soll.
    Der Exorzismus des Prinzen ist auch so toll gepaced. Willow einfach verschwunden, taucht dann unvermittelt wieder auf.
    Vier Episoden und daran beteiligt zu sein, ich würde vor Scham im Boden versinken und auf einen Alias-Namen im Credit bestehen. Vielleicht sollte man den Point of View wirklich wechseln und die Serie als eine Parodie auf schlechtgemachte Fantasy verstehen. So funktioniert sie zumindest einigermassen und man kann herzhaft über die nächsten Fettnäpfchen lachen, in die die Macher hineinspringen mit Anlauf. Irgendwie tun mir ja Kinder und dgl. leid, deren erste Berührung mit Fantasy im TV das sein wird. Da wäre eine Warnung für die Eltern angezeigt. Ronja Räubertochter hat bald 40 Jahre auf dem Buckel und ist klar die empfehlenswertere Alternative, auch wenn thematisch nicht alles gut gealtert sein mag. Ich bin heilfroh damit und nicht mit solchem Mist, wie dieser Serie aufgewachsen zu sein.

    #1754332
    captain carotcaptain carot
    Teilnehmer

    Bleibt dabei, ich hab trotz reichlich Fantasyklischees deutlich mehr Spaß mit Willow als Critical Kong.

    Dabei ist das eine oder andere Logikloch allerdings wirklich unnötig. Gerade der spontan verschwundene Willow etwa. Solche Dinge wären ziemlich vermeidbar.

    #1754576
    captain carotcaptain carot
    Teilnehmer

    Die Ringe der Macht:

    Nachdem ich jetzt auch mal zum Finale gekommen bin, long story short. Die AUfregung war ja schon im Vorfeld groß, u.a. weil man bei Amazon ja so ‘woke’ war, Figuren mit nichtweißem Cast zu besetzen. Ach ja, und Zwergenfrauen haben keinen Bart. Schlimm sowas.

    An der Stelle etwas ernsthafter, mich hat die Zusammensetzung kein bisschen gestört. Es gibt schon Dinge, die mich rein auf logischer Ebene nerven. Bei einer Unter Tage Spezies wie den Zwergen ist eine dunkelhäutige Figur halt einfach unlogisch, weil die starke Pigmentierung nun mal Sonnenschutz ist. Allerdings ist das auch nix, was mich nachhaltig stört. Davon ab hat mich das ganze Thema nicht gestört. Es ist sowieso Fantasy.

    Story: Vorweg, Die Ringe der Macht nimmt sich tatsächlich einige Freiheiten. Istari bzw. Zauberer tauchen hier zum Beispiel viel zu früh auf, wenn man sich strikt an die Vorlage hielte. Auch die Haarfüße werden (in den Anhängen) erst für spätere Zeiten erwähnt. Allerdings macht die Akalabeth, also der Untergang Numenors, gerade mal 20 Seiten im Silmarillion aus und ein kleines Bisschen in den Anhängen von Herr der Ringe. Es war also an den Autoren, die Handlung auszuarbeiten und während das Gesamtpaket durchaus solide ist kommt einiges auch zu klischeehaft daher und grade der Anfang ist punktuell etwas zu seifenoperhaft. In dr zweiten Hälfte nimmt Rings of Power aber deutlich an Fahrt auf. Eine ganze Reihe an Figuren sind neu, kein Wunder, weil sich in zwanzig Seiten Handlung eben nicht dutzende Personen unterbringen lassen. Im Gesamtpaket geht das aber gut auf.

    Look & Feel sind ganz klar an der Herr der Ringe Trilogie orientiert. Auch das Timing erinnert immer wieder mal daran. Das funktioniert teils so gut, dass Minas Tirith aus den Filmen rückwirkend tatsächlich an den Glanz vergangener Tage erinnert. Die Numenorer nutzen denn auch Rüstungen, die eher an Panzerreiter oder das oströmishce Reich im Frühmittelalter erinnern als an die Plattenrüstungen aus Herr der Ringe. Solche Details vermitteln ein solides Gefühl dafür, eine deutlich frühere Ära zu erleben.
    Immer funktioniert das aber nicht, Galadriels Rüstung etwa ist so ganz anders als das, was wir bei den Elben in Herr der Ringe sehen und eine denkbar ‘moderne’ Plattenrüstung. In Verbindung mit dem Soundtrack fühlt man sich unterm Strich jedenfalls schnell ‘zuhause’.

    Cast: Im Vorfeld wirkte hier der eine oder andere blasser als in der Praxis. Morfydd Clark funktioniet für mich als Galadriel zum Beispiel besser als erwartet. Allerdings sehen wir hier auch eine ganz andere Galadriel als in den Filmen (gut, ein paar Tausend Jahre liegen halt auch dazwischen). Nicht überzeugen konnten mich unter anderem der immer etwas zu teilnahmslose Gil-Galad oder der ewig dümmlich lächelnde Celebrimbor. Sehr schade wiederum ist der Abgang von Joseph Mawle als Adar. Auch hier werd ich nicht auf alles eingehen, Potenzial für Verbesserungen ist da, insgesamt funktioniert Rings of Power in dem Punkt aber für mich besser, als im Vorfeld erwartet.

    Onlinewertungen: Tut mir leid, aber was bei MEtacritic abging war hier wirklich nur ein ganz schlechter Witz. Und mit Blick auf imdb, sorry, aber objektiv ist Die Ringe der Macht deutlich besser als die verkorkste Hobbit Trilogie. Nict, dass es keinen Raum für Verbesserungen gäbe. Den gibt es definitiv. Die Serie macht aber auch einiges richtig und ich bin durchaus froh darüber, dass man hier eben kein zweites Game of Thrones versucht. Wenn die zweite Staffel an den richtigen Stellen ein paar Kohlen drauf legt passt das für mich persönlich voll und ganz.

    #1754699
    Anonym
    Inaktiv

    Wednesday – Folge 8 bzw. Feedback zur ganzen Serie

    Statt einer leichtherzigen Sitcom über das Leben von eher “moralisch alternativen” Menschen in unserer Gesellschaft, ist “Wednesday” nun eine Coming-Of-Age Teendrama mit „Harry Potter“-Anwandlungen geworden. War der Anfang holprig und teilweise recht zäh, hat die Serie mit der sechsten Folge plötzlich den Fuß von Bremse auf Gas gewechselt, nur um dann mit der finalen achten Folge krachend gegen eine Wand zu brettern.

    Trotz insgesamt acht Folgen hat die Serie es nie geschafft irgendeinen der Charaktere mehr als zweidimensional zu Skizzieren. D.h. nicht, dass die Schauspieler jetzt unbedingt schlecht wären, wobei einige Rollen nicht wirklich zu den darstellenden Personen gepasst haben.
    Während ich Pugsley und Lurch für verschwendet und viel zu normal empfinde, durften Gomez und Fester – Letzterer kommt nur in Folge 7 vor – nur als “One-Trick-Pony” herhalten. Gomez als stehts dauergeiler Galan und Fester als “Oh look at me I am weired!”.
    Die anderen Figuren waren da, waren für das, was sie waren, recht zahm und aber haben nie Tiefe bekommen, weil sie nicht durften. Und damit kommen wir zum großen Knackpunkt der Serie: Ihrer inkonsequent erzählten Geschichte.

    In “Wednesday” geht es vorrangig um einer Mystery-Mordserie, die die Protagonistin aufklären will. Dabei hat das seinen Charme, wenn Wednesday den Holmes gibt und die muntere Bande aus dem Freundeskreis die „Scooby-Gang“ mimt.
    Während also die erste Hälfte der Staffel irgendwie versucht die Charaktere einzuführen und die Geschichte aufzubauen – wir reden hier gut von dreieinhalb Stunden Laufzeit, wohl gemerkt – fängt ab Folge sechs erst das große Sammeln von Hinweisen richtig an. Leider baut man zuerst die Animositäten und Gruppen auf, nur um sie dann komplett fallen zu lassen. Scheint Bianca in den ersten Folgen noch DIE Gegenspielerin zu sein, die sich mit Ihrer Clique gegen Wednesday stellt, sind das alles plötzlich gute Freunde, die auch bei einer Geburtstagüberraschung für sie mitmachen.

    Generell ist der Hintergrund der Serie eher konfus und inkonsequent. Während man am Anfang den Eindruck erweckt, dass die normalen Menschen die Schüler der Nevermore Academy für seltsame Außenseiter halten, aber nichts von ihren übernatürlichen Fähigkeiten wissen, scheint das gegen Ende der Serie nicht mehr der Fall zu sein. Gerade das wäre ein spannendes Thema gewesen, denn immerhin leben da Vampire, Werwölfe, Sirenen und Gorgonen mitten unter ihnen. Dieser X-Men-Vibe lässt man völlig außen vor.
    Fast hat man den Eindruck, als hätte man den Schreibern nur eine grobe Idee zur Welt und zum roten Faden zugeworfen und erst gegen Ende der Dreharbeiten festgestellt, dass man doch mal irgendwie zum Punkt kommen müsste, weil man eben nicht 20 sondern nur acht Folgen zur Verfügung hat.
    Wir haben es hier also mit einer Serie zu tun, die eben nicht nach dem Schema „der Bösewicht der Woche“ mit Einbeziehung eines roten Fadens funktioniert, sondern beharrlich an einem eher tröpfelnden Narrativ festhält.

    Und dann ist da noch der Elefant im Raum: Die Auflösung der Morde ist schlicht nicht gut und entspricht dem schlechtesten aller Krimi-Schemas, bei dem es der war, den man am wenigsten erwartet, weil prinzipiell gar nichts auf ihn hinweist und erst in den letzten Minuten bzw. Seiten Beweise aufgefahren werden, die ihn belasten.
    Damit macht das Rästeln dann keinen Spaß mehr und das Wednesday quasi in jeder Folge diverse Leute beschuldigt, nimmt ihr irgendwie den Charme, denn leider erfährt die Figur dadurch kein Wachstum. Statt zu rekapitulieren und ihre Fehler zu erkennen, macht sie einfach so weiter und auch alle anderen Figuren, die das ansprechen, lassen es am Ende wieder fallen und Wednesday ist wieder die verdrehte aber geniale Person, für die sie auch der Zuschauer halten soll.

    Ich war echt angepisst über das Ende der Show, da mir die Schlagzahl der Ereignisse, die Suche nach Spuren und die generelle Entwicklung gut gefallen haben. Und dann kam da dieser „Fuck You!“-Moment der Macher, die scheinbar cleverer sein wollten als ihre eigene Geschichte – und als die Zuschauer sowieso.
    Braucht es eine zweite Staffel? Ich würde sagen: nein, nicht unbedingt. Die hauseigene Serie „Sabrina“ war vom Ton her schon so ähnlich angelegt und im Gegensatz zu Wednesday darf Sabrina mehr als nur einen Gemütszustand haben. Das ist auch das Problem. Wednesday als Einzelfigur funktioniert nicht und sollte daher immer in einem mit ihr funktionierenden Umkreis eingesetzt werden. Auch das schafft die Serie nicht, da sie immer noch „Wednesday“ heißt und sie der dreh und Angelpunkt sein soll.
    Vielleicht wäre es besser das Ganze unter „Nevermore“ in Staffel 2 umzubenennen btw. zu Re-Booten und Wednesday nur eine von vielen sein zu lassen?

    #1754781
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Willow Episode 5 (Disney+)

    Eine gewisse Zuverlässigkeit kann man der Show nicht absprechen. Woche für Woche unterbietet sie noch das Resultat der Woche davor. Also entweder wollen die nicht oder können die nicht. Das Writing grenzt wirklich schon an Arbeitsverweigerung und die Regie wirkt auch wieder so, als wäre jemand früh Morgens aufgestanden, zum Kühlschrank getigert, sich einen Orangensaft oder sonstwas rausgeholt und wieder ins Bett gegangen, mir doch egal, was ihr am Set macht.
    Wir starten mitten in Action. Erst mal wieder die Frage, hab ich am Ende der letzten Folge was verpeilt? Fehlt eine Episode dazwischen? Egal, es werden einfach mal ein paar schlecht maskierte Unholde hinter dem Heldentrupp hergejagt. Diese fliehen zu passender Poprock-Musik in den nahen Wildwald. Und der hat es in sich. Sieht zwar genauso aus, als hätte man das einen Kilometer von der nächsten Siedlung weg gedreht, aber die Optik und Atmosphäre wurde mit dem O-Saft zum Frühstück runtergespült. Ein paar bunte Glühwürmchen dürfen durchs Bild fliegen, das wars dann mit Spezialeffekten für den Rest der Folge.
    Es gibt ein Wiedersehen mit den Brownies und Rul. Der hat nun eine Tochter. Und das Outfit sah mir stark nach Batik-T-Shirt aus und Casual-Klamotten. Warum sich den Stress machen und für eine Fantasy-Serie in ein Kostum schlüpfen? Wir erinnern uns, Rul und sein Partner liefen in knappen Fellen umher und waren eher sowas wie die Tarzans in Mini.
    Jetzt sind es halt Hobbits. Erschreckend ist dabei die Tatsache, dass ich im Abspann den Namen Pablo Hidalgo erspähe, der zuständig ist für die Lore von Willow. Toll gemacht.
    Naja, auf jeden Fall sind die da im Wald und werden von einer Räuberbande gefangen genommen. Dabei wird einmal mehr die Verwandtenkarte gezogen und auch gleich noch eine Herkunft geklärt. Super-subtil, damit es auch ein 5jähriger merkt, bevor es soweit ist.
    Dazwischen dürfen dann Jade und Kit dank Wahrheitspflaumen ihre Gefühle füreinander offenbaren. Äh hatten wir das nicht schon? Flugs wird dann eine Art Promnight organisiert, bei der auch die passende Musik läuft, damit Räuber und Helden sich dann ein wenig in den Armen liegen können.
    Ich warte die ganze Zeit auf einen Reveal, der Sabrina, die Hexe, im Bett zeigt, wie sie sich das alles irgendwie zusammengeträumt hat. Willow kann nur tatenlos zusehen, muss sich dummen Humor geben und darf vor Elora, Wahrheitspflaumen sei Dank, sich selbst zur Pflaume machen.
    Aber verlassen wir die Zauberei und wenden uns der Chemie zu. Davon gibts hier keinen Ansatz von passender. Weder zwischen den Charakteren noch zwischen Charakteren und Story oder dem Setting. Vettel, Wurm, wer mehr Infos erhofft hat, einen interessanten Ausblick oder gar Aerk oder so, der dürfte sich getäuscht sehen. Man serviert nicht mal ein Minimum an Lore, über die es wert wäre nachzudenken. Dafür eine peinliche Nummernrevue nach der nächsten, wo man einfach Elemente des Films in unpassender Form wieder ins Gedächtnis ruft. In dem Fall die Brownies und am Ende die Trolle. Die werden hier gar zu Minenbetreibern gemacht, die sich Sklaven halten. Gezeigt wird uns davon natürlich nichts, aber Boormans Erfahrungsschatz ist ja irgendwie das Einzige, was hier überhaupt was beiträgt. Und weiterhin die einzig erträgliche Figur neben Willow.
    Ich glaube hier wird es am offensichtlichsten, wer addressiert werden sollte. Sicher nicht die, welche mit dem ursprünglichen Film aufgewachsen sind und/oder diese Welt ihren Kindern nahe bringen möchten. Da eignet sich das RTL-Sonntagnachmittagsprogramm von Anno Dazumal wesentlich besser. So trashig das auch oft war, spürte man bei den Machern doch eine gewisse Begeisterung. Und Mädchen durften eine starke Anführerin in Xena erleben. Irgendwie scheint es einfach diesen Mythos unter den Studios zu geben, wonach eine Zielgruppe auch als Personen in Form ihrer Alter Egos vertreten sein muss, um als Show interessant zu sein. Was für ein Nonsens. Dass man irgendwelchen Kindern nacheifert war früher eher die Ausnahme denn die Regel. Heute scheint es umgekehrt. Leider scheint das wichtiger zu sein, als diese Personengruppen mit Ecken und Kanten zu versehen. Und hier hat man wirklich die Speerspitze langweiliger Charaktere geschaffen. Gut, was will uns der Boomer sagen, werden manche denken. Ich fühle mich ja nicht unterrepräsentiert oder die Serien zu wenig erwachsen. Das sind sekundäre Kriterien, wenn überhaupt. Aber talentfreien Autoren wie Jonathan Kasdan sollte man mal Shows aus dem UK zeigen wie etwa Skins (7 Staffeln – glaub auf Netflix verfügbar) oder Misfits (5 Staffeln). Dort sieht man praktisch nur junge Erwachsene und Jugendliche, aber nicht diese glattgebügelte Masse wie in Willow.
    Und da gibts noch hunderte Shows, die empfehlenswerter sind. Darum muss die Frage an die Macher gestattet sein, was genau dieser Mist bezweckt, wenn man von der Materie keine Ahnung zu haben scheint. Es ist keine stimmige Fantasy, es ist kein gutes Coming of Age, es ist keine geglückte Retro-Bespassung und eine Parodie will es auch nicht sein. So bleibt nur der Verdacht, dass es sich hier um einen billigen Lückenbüsser handelt. Vielleicht hätte man aus der Not eine Tugend machen sollen und ein Fanprojekt starten. Sechs Episoden, wie man Willow fortführt nach Ideen von Fans. Diese Form von Austausch wäre zwar auch nur ein Experiment, aber eins, das fraglos interessanter wäre, als was wir bislang sahen. Nein, Fans stellen sich nicht so tölpelhaft an. Kasdan ist nach dieser Definition kein Fan. Dieses Unvermögen ist wirklich schwer zu begreifen. Darum bleibt mein Verdacht, dass man nicht nur nicht kann, sondern auch nicht will.
    Mir tut es ehrlich leid für Warwick Davis. Davis hat auch ein gutes Gespür für Timing, was den Humor, den er transportiert, irgendwie auch erträglich macht. Der ganze Rest ist ein Sammelsurium an Laienhaftigkeit. Das ist wirklich ein neuer Tiefpunkt für Lucasfilm. Aber sehr gutes Anschauungsmaterial für Filmstudenten. Allein an dieser Folge kann man potenzielle Problemstellen sehr gut abarbeiten.
    Funfact zum Ende, dieses Mal hat man am Ende auf unpassendes Popgedudel im Abspann verzichtet. Dafür ist es schon in der Episode selbst integriert.
    Bleiben noch drei weitere Episoden für Eskapaden ähnlicher Natur. Die sind so sicher wie das Amen in der Kirche.
    Vielleicht ist das aber alles auch nur ein Holyday-Special, das zu früh gestartet ist und liebevoll dem Star Wars Holyday-Special huldigen will. Ich überlege echt, ob ich Lucasfilm eine Mail schreibe. Das wird dort sicher keiner Lesen, aber bei der Trauerarbeit geht es ja darum, das eigene Trauma zu verarbeiten. Und darüber schreiben hilft.
    Die Therapiestunde nächste Woche ist schon fix eingeplant. ^^

    #1754876
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Willow Episode 6 (Disney+)

    Starten wir mit dem Abspannsong, Good Vibrations. Dazu fällt mir nur der Begriff Zweckoptimismus ein. Wenn schon die Serie keine gute Laune verbreitet, dann wenigstens die Musik am Ende. Probieren kann mans ja. Tatsächlich startet die Episode mit einem Setting, den Minen von Moria, äh halt, andere Minen, das frisch wirkt. Vermutlich hatte Weta Digital die noch vom Hobbit übrig. Aber wir wollen mal nicht wählerisch sein. Irgendwie ists dann doch aber eine tote Kulisse. Beherrscht werden die von den Trollen. Das sind aber andere Trolle als aus dem Originalfilm. Diese hier haben weisses, langes Fell und können sich artikulieren. Dass dabei nur Dialoge bei rumkommen, die man am liebsten vergessen möchte, ist verschmerzbar. Denn immerhin sieht man mal wieder etwas, das zumindest nach Fantasy aussieht.
    Daneben darf man Witzen zu Veganismus lauschen, muss einen grässlich gespielten Dialog zwischen Kit und Elora ertragen, die wirklich nur noch nervt, und tatsächlich blendet man mal auf Aerk um. Am Ende trifft dieser auf eine mysteriöse Frau, die gefangen gehalten wird in dieser toten Stadt. Sicher erwartet uns da ein Twist. Da die alte Vettel noch nicht gezeigt wurde, könnte das die junge Frau sein. Es würde zum Stil dieser Serie passen.
    Wie mies Kasdans Schreibe ist, merkt man an einer bestimmten Szene. Kit und Willow werden in hängende Zellen eingesperrt. Kurz darauf meldet sich ein Mitgefangener, der sich als Mad Martigan ausgibt. Wo soll da der Witz sein, wenn man ausgerechnet die Figuren mit dem zusammenwirft, die ihn eindeutig identifizieren können? Viel Auswahl hätte es eh nicht gegeben. Aber daraus hätte man ja was Lustiges machen können, wenn der Zuschauer hier einen Wissensvorsprung gegenüber den Charakteren hat. Jade oder Graydon, sogar Elora hätte da noch funktioniert. Diese Figur wird von Christian Slater gespielt. So verfliegt die einzige Möglichkeit, etwas aus der Situation zu machen. Einzig die Trolle sind nicht im Bild. Dann gehts da noch um den Kürass, das selten hässliche Sci-Fi Teil, das nicht so wirklich macht, was es soll oder noch nicht.
    Warum Jades Schwester auf einmal alle Minen-Arbeiter befreien möchte? Egal, Figurenentwicklung ist hier sowieso die reinste Magie und findet immer offscreen statt. Es gibt auch keine Erklärung für den hohlen Dialog zwischen Kit und Elora gegen Ende der Folge. Der Rest steht unbeteiligt rum, während die Mine einzustürzen droht. So kann man ein Finale auch zuspitzen. Aber gelungen ist das nicht.
    Von den bisherigen sechs Episoden ist das mit Sicherheit eine der besseren. Willow wird einmal mehr als komplett unbrauchbar gezeigt, aber das wurde ja schon in der Folge davor unterstrichen durch seine eigenen Aussagen. Immerhin ist mit Slater ein guter Gaststar dabei und während er kämpft, hören wir Mad Martigans Thema.
    Die Schwächen bleiben erhalten. Wo man sich befindet, was die Mine überhaupt soll, ebenso wie die Gefangenen, darüber nachdenken sollte man nicht. Hat Kasdan auch nicht gemacht. Die Folge ist auch zu lang. Die Action ist auch wieder so mies gefilmt. Schlechter gehts fast nicht.
    Bleiben noch zwei Episoden. Die werden sicher wieder randvoll mit Immersionskillern sein. Nichts anderes erwarte ich.

    #1755099
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Willow Episode 7 (Disney+)

    Schrieb ich zuletzt noch von Immersionskillern, dauert es auch in dieser Episode nicht lange, bis man einen Haken auf der Checkliste setzen kann. Graydon witzelt noch, wenn Willow so viel Bezahlmöglichkeiten mit sich führt, warum sie dann nicht in Herbergen übernachten. Eigentlich hätte Willow da entgegnen können, dass es in Zombieland sowieso keine Dörfer oder Städte gibt, geschweige denn irgendwelche Herbergen.
    Die Folge macht nahtlos weiter, wo sie geendet ist. Kit wird gerettet. Cut. Wir stehen auf einmal vor der ungeteilten – oder wars die geteilte? – See. Cut. Kit kriegt einen Schwächeanfall. Cut. Wir sind plötzlich in einer Hütte. Und so geht das die meiste Zeit. Wo man sich auch abwechselt, ist bei den gelungenen Effektshots und Stagecraft-Porno, der klar als solcher zu identifizieren ist. Hier sieht man auch sehr gut, wie einschränkend das für die Inszenierung sein kann. Die ist hier zum Teil besser als in den Episoden davor, aber auch hier ist die Action kein veritables Highlight. Halt nur nicht ganz so mies wie in den Episoden davor.
    Die Dialoge nerven weiterhin. Entweder sind sie wieder stilistisch für die Generation Tiktok aufbereitet oder erwachsen nicht organisch aus der Situation und wirken übelst aufgesetzt. Besonders so ziemlich alles, was Kit aus dem Gesicht fällt.
    Von Aerk in seiner bemitleidenswerten H&M-Resterampe-Sammlung sieht man dieses Mal etwas mehr. Und es gibt den erwarteten Twist. Nur ist praktisch alles Geplänkel da wieder so pointless. Es gibt Exposition, aber absolut nichts, was die Handlung irgendwie spannender machen würde. Die Vettel ist keine tragische Figur, sondern einfach eine überflüssige. Der Kampf gegen sie ist wie verbales Schattenboxen. Daneben tauchen wieder die zwei bekannten Gegnertypen auf, die auch keine wirkliche Bedrohung darstellen.
    Lowlight der Episode ist die Zauberei-Trainingsmontage mit wie immer gewohnt unpassender Musik. Parallel dazu trainieren Kit und Jade und dürfen sich dann endlich mal küssen. So prickelnd wie ein Audio-Podcast über Bettwanzen. Graydon kann auf einmal auch zaubern. Fragt nicht warum. Willow gibt endlich zu, dass er nicht der grosse Zauberer ist. Äh, hat er das nicht schon getan unter Einfluss der Wahrheitspflaumen? Ja. Aber weils so schön war, gleich nochmal.
    Weiter sehen wir mal den Kopf eines Fantasy-Wesens, der eine Kutsche unter Wasser über das Wasser zieht, über die die Protagonisten auch laufen können. Irgendwann gerät die Truppe dann an den Rand der See und huch, die Erde ist ja doch eine Scheibe. Man darf ja noch davon träumen. Ein paar peinliche Dialoge später stürzen Kit und Elora dann runter und dürfen anschliessend unter praller Mucke Richtung Vettel-Town losmarschieren.
    Aerk wartet dort schon und tada, nächster Twist, war beim Friseur.
    Gott, das ist echt so unfassbar blöd. Der Darsteller von Aerk lässt zumindest durchschimmern, dass er mehr kann als er zeigen darf. Aber auch er ist machtlos gegen die ganzen Metoo-Metadialoge, die ihm die Vettel entgegenwirft.
    Es gibt wieder einen Gaststar, der zwar auch einfach in das Setting reingepflanzt wirkt, damit man überhaupt die Folge füllen kann, aber immerhin handelt es sich um Lucasfilm-Urgestein Julian Glover, der sowohl Star Wars wie auch Indiana Jones mitgespielt hat. Er wertet die Episode auf.
    Boorman hat dieses Mal recht wenig zu tun, das ganze Kürass-Blabla, muss zum richtigen Zeitpunkt aktiviert werden, was er später wieder zu ignorieren scheint, obwohl er das mantramässig wiederholt, führt auch nirgendwo hin.
    Noch eine Episode, dann ist dieses Gekasper zu Ende. Bislang hat Disney glaub ich noch keine seiner Streamingserien gecancelt. Das sollte die erste sein, sie ist absolut würdig.

    #1755668
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Willow Episode 8 (Disney +)

    Für Serien wie Willow wurde das Futur II erfunden, man hofft, dass man diesen Murks wird vergessen haben. Und Disney sollte sein Geld in andere Inhalte investieren als in solche uninspirierten zusammengeklatschten Shows, die nach allen Regeln der Kunst versagen. Sogar als Trash, den man lustig finden kann, taugt die Serie immer weniger. Fast alles daran und darin ist einem egal.
    Die finale Episode glänzt mit den gleichen Schwächen wie die anderen Folgen auch. Hier scheint es abermals so, als hätte man 9 Stunden an Filmmaterial auf eine Episode runtergekürzt. Graydon zaubert fleissig, als hätte er das schon immer getan. Woher die magischen Worte gekommen sein mögen? Na aus den rausgeschnittenen Szenen natürlich.
    Die Vettel droht damit alle Reiche zu vernichten. Ich so, welche Reiche denn? Die Waldfrauen auf der Lichtung sind ja schon tot, gefühlt bleibt da ja nicht mehr viel.
    Willow bleibt dann erst mal weg, damit die Jungdarsteller ihre peinlichen Gute Zeiten Schlechte Zeiten Interaktionen vollführen dürfen. Eine fahrig inszenierte Pseudo-Hochzeit später, während so langsam der nächste Pop-Song auf Kasdans Playlist ausdudelt, kommt es zum finalen K(r)ampf. The Battle with the Vettel ist dabei so spannungsarm inszeniert und übel choreografiert, dass man um das ganze Blitzlichtgewitter schon froh sein muss. Es sei denn man ist Epileptiker, aber die sollten ja vor der Episode einen Warnhinweis erhalten. Wirklich grandios sieht das nicht aus, aber sicher hab ich schon Schlimmeres gesehen. Vermutlich so in den 90ern.
    Auf den Wurm dürfen wir auch einen kurzen Blick werfen oder sagen wirs mal so, was als Wurm interpretiert werden kann. Der Rest des Finales sieht aus wie ein Musikvideo. Da wirkt es fast schon selbstreflektierend, wenn am Ende ein Dire Straits Song einsetzt – ja, richtig gelesen. Es handelt sich um Money for Nothing. Also faktisch um den Vertrag, den Lucasfilm mit Kasdan vereinbart hat.

    That ain’t workin′, that’s the way you do it
    Money for nothin’ and your chicks for free

    Der Refrain des Lieds klingt als ob das eine Vertragsklausel für Kasdans Arbeitsverhältnis war. Insgeheim werden wir von ihm wohl ausgelacht. Wenig zu lachen hat indes Warwick Davis. Die Serie Willow zu nennen, ist und bleibt der Treppenwitz schlechthin. Aber damit könnte man ja noch leben, wenn man anderweitig entschädigt wird, was aber nicht der Fall ist. Es wird schlicht kein Handlungselement vernünftig aufgebaut. Einzelne Setpieces und Szenenfolgen scheinen direkt auf ein wildes Brainstorming gefolgt zu sein. Normalerweise sollte man ja irgendwann eine Steigerung bemerken, das ist hier nicht der Fall.
    Da haben wir z.B. eine Szene, in der Boormann sich selber Mut zuspricht. Ich frag mich auch da für was genau? Keine Gegner weit und breit werden gezeigt, kein Gefühl von Dringlichkeit entsteht. Fast so, als würde er in seiner Umkleide auf den Einsatz warten.
    Oder nehmen wir Graydon, der vom Zero to Hero keine nachvollziehbare Entwicklung durchmacht. Das gleiche gilt für die Liebesbeziehung zwischen Kit und Jade, die nicht wirklich von der Stelle kommt und in eine endlose Litanei voller Gesülze ertränkt wird. Das ist einfach der peinliche Versuch, sich modern zu präsentieren und sich beim Publikum anzubiedern, ohne Substanzielles zu liefern.
    Der wesentlich grössere Fail ist aber Elora Danan. Ihre “Heldenreise” ist zu keinem Zeitpunkt wirklich glaubhaft erzählt. Die Darstellerin ist auch so unglaublich langweilig und austauschbar. Für eine Hauptfigur ist das schlicht eine Hypothek. Leider kann man das wirklich von den anderen fast genauso sagen. Wirklich sympathisch fand ich nur Boormann. Irgendwie hat Amar Chadha-Patel ein gutes Timing für die eher witzig angelegten Szenen und holt so zumindest auf der Ebene noch was raus. Seine Bewegungen in der Action vermitteln auch eher einen professionelleren Background als das bei den anderen der Fall ist.
    Gaststars gabs einige, aber die waren so checklistenartig eingebaut und haben auch keinerlei gedächtnisreife Spuren hinterlassen. Slater, Glover usw. waren schlicht für die Geschichte mehr oder weniger belanglos und/oder wurden verschenkt.
    Spannung konnte über die Episoden hinweg auch keine aufgebaut werden. Fragte man sich beispw. in Rings of Power, was bestimmte Figuren zu verbergen haben oder was ihre wahre Identität ist, so werden hier die wenigen Twists so präsentiert, als wären sie dem Autor 5 Minuten vor Drehbeginn eingefallen.
    Alles, was uns als Exposition serviert wird, bleibt inhaltsleer, als würden die Charaktere Lexikon-Einträge zitieren. Wie das Beispiel mit den Reichen, die drohen zerstört zu werden. Kein Worldbuilding, kein Flair. Ich erfahre im Film in den wenigen Szenen im Nelvin-Dorf mehr über das Leben dort als in der gesamten Staffel Willow. Ist das wichtig? Ja, wenn mir am Ende ein emotionaler Anker von Willow verkauft werden soll und warum er erst nicht in die Stadt mitmöchte. Dass er dann doch auftaucht, ist auch kein wirklich ergreifend inszenierter Moment. Einfach weil auch dafür kein Aufbau stattfand und diese Szene schlicht dahingerotzt ist, wie das meiste andere auch. Wenn Willow am Ende des Films in seine Heimat zurückkehrt, ist das runde Abschluss seiner Reise und triggert bei mir immer noch die richtigen Gefühle. Ja, es ist Kitsch. Das zeigt aber gut, dass man nicht mal das hinkriegt in der Serie.
    Die ganze Gruppe vermittelt zudem auch nicht den Eindruck, es hier mit einem eingeschworenen Haufen zu tun zu haben. Jeder wurschtelt einfach etwas für sich alleine. Konflikte kommen aus dem Nichts und verschwinden auch wieder dahin. Und wirklich jede Episode davor greift einen Punkt auf, der in der nächsten keine Rolle mehr spielt. Jade trifft ihre Schwester. Ja wo bleibt denn der Einsatz der Banditen z.B. in einem Finale? Nichts wird verknüpft oder weitergedacht. Wenn Kasdan in einer narrativen Sackgasse ist, öffnet er ein weiteres Fass. Dann gibt es halt die Kinder des Wurms oder wieder was Neues, das nirgendwo hinführt.

    Das Fazit zur ersten Staffel kann demnach nicht wirklich positiv ausfallen. Disney hat hier billigen Content produziert, um irgendwie seinen Streamingdienst zu befüllen. Mir graut schon davor, wenn andere Marken abgeklappert werden, damit talentfreie Autoren und Showrunner Marken zu Tode melken dürfen. Unbegründet? Nach 8 Folgen Willow und ein paar fragwürdigen Sachen bei Star Wars eher nicht. Willow ist hier aber wirklich das Lowlight. Es nimmt seine Zuschauer nicht ernst und suhlt sich in seiner oberflächlichen Machart und Schreibe, dass es keine Freude ist. Dass man die Serie nicht mit hochklassigen Produktionen wie Rings of Power, Game of Thrones und dgl. vergleichen sollte, versteht sich von selbst. Aber mit ähnlichen Shows auf dem eigenen Streamingdienst? Auch da fällt sie gegenüber vergleichbaren Shows mit ähnlicher Zielgruppe deutlich ab. Ich fand jetzt Mrs. Marvel auch nicht in allen Belangen perfekt. Der ganze Superhero-Origins Kram ist dort mMn auch eher dürftig umgesetzt und die Schurken mit einer komischen Motivation und Logik gesegnet. Nur liefert mir die Serie dafür interessante Einblicke in einen anderen Personenkreis. Figuren sind glaubhaft in ihr Szenario eingebettet und die muslimische Kultur Pakistans respk. ihrer Migranten in Amerika wird mir näher gebracht, und das auf sympathische Weise. Auch wirken die Probleme der Hauptfigur gut unterlegt und glaubhaft erzählt. Zudem hat die Serie auch in der Inszenierung eine gewisse Frische, die gut zum Tonfall der Serie passt.
    Warum erzähl ich das Alles? Ganz einfach, auch wenn ich nicht direkt zur angesprochenen Zielgruppe gehöre, so mutmasse ich mal, dass diese auch lieber ein wenig gefordert wird und nicht jeden Murks abfeiert, der im zielgruppengerechten Gewand daherkommt. Dahingehend wurde ich nun schon ein paar Mal überrascht und konnte daraus auch was für mich mitnehmen.
    Wie ist es mit einem Perspektivwechsel? Ah so, natürlich ist das alles eher leichtverdaulich und nicht ernstzunehmend inszeniert. Nur gibt es auch da einfach tonnenweise besseres Futter, narrativ wie handwerklich. Es macht mich einfach stutzig, wie die Episoden in dieser Form ihren Weg auf die Plattform fanden. Haben die Lucasfilm-Verantwortlichen das Resultat überhaupt angesehen? Haben sie sich danach zufrieden gegenseitig auf die Schulter geklopft? Falls ja, kennen die denn vergleichbare Sachen?
    Ja, es stellen sich echt viele Fragen und ich für meinen Teil kann die nur so beantworten, dass es den Verantwortlichen irgendwie herzlich egal scheint. Wie kann man bloss eine so geringe Anspruchshaltung haben? Ich spüre hier keine Leidenschaft der Macher. Wo Fantasie sein sollte, herrscht gähnende Leere. Als hätte Michael Endes Nichts den letzten Rest an Kreativität gekillt, der noch irgendwo in dieser Marke Willow drin gewesen war. Und ich bin da als Kind der 80er und 90er schon recht hartgesotten. Dass mit geringem Budget viel recycelt wird, Effekte nicht State of the Art sind und dgl., all das ist zu verschmerzen. Solange die Macher bei der Sache sind ihre Leidenschaft vermitteln können. Arbeitstherapien wie Willow und mutmassliche Vetternwirtschaft sind hier meine vermuteten Hintergründe.
    Ich wünsche, dass Warwick Davis bessere Angebote erhält und man Kilmer nicht in einer allfälligen zweiten Staffel mit diesem Mist belästigt. Patel könnte ich mir gut in Star Wars vorstellen, der sollte dringend von Lucasfilm für künftige Projekte verpflichtet werden.
    Sollte eine zweite Staffel realisiert werden, bin ich mit Sicherheit nicht zum Start dabei und schiebe es solange vor mich her, bis ich vergesse, dass es die Serie überhaupt gibt.

    Am Ende wars interessant aus einer Kritikerperspektive heraus, ansonsten eben Money for nothin’ .

    #1755675
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Invasion Staffel 1 (Apple TV)

    Der Titel und die Vorschau haben mich jetzt nicht gerade wirklich heiss darauf gemacht. Immerhin ist die TV-Landschaft in der Vergangenheit mit dem Thema oft konfrontiert gewesen. Und auch das Kino hat von tollen Filmen bis zu absolutem Murks schon einiges hervorgebracht, was ich gesehen habe. Der erste Eindruck war jetzt auch nicht so, dass da Neuland betreten wurde. Und doch macht man ein paar Dinge anders. Btw. ist die Serie auf Wikipedia als Infiltration geführt, mir wird aber Invasion angezeigt. Es gibt aber schon eine gleichnamige Serie von 2006 oder so.
    Dazu gehört erstmal die diffuse Bedrohungslage, die in verschiedenen Teilen der Welt gezeigt wird. Es dauert ein wenig, bis die Betroffenen überhaupt merken, dass die Ereignisse zusammenhängen. Das wirkt für mich bedeutend realistischer als diese Instant-Krisenstäbe, die praktisch 24/7 aktiv sind und nur darauf warten, in irgendwelchen Warrooms Entscheidungen zu treffen. Die Corona-Pandemie hat sehr gut gezeigt, wie schnell Regierungen, Infrastrukturen und Institutionen überfordert sind, wenn Aussergewöhnliches passiert.
    Fokussiert wird auf eine Japanerin die bei der JASA arbeitet, dem japanischen Pendant zur NASA. Diese pflegt eine Liebesbeziehung zu einer Astronautin, die mitten in die Auswirkungen der Invasion gerät. Weiter haben wir einen amerikanischen Soldaten, der mit seiner Einheit im Einsatz überrascht wird. Gleichzeitig erfährt ein Junge aus London über seine epileptischen Anfälle eine Art Verbindung zu den Invasoren. Er gerät mit seinen Mitschülern ebenfalls in eine gefährliche Situation. Zu guter Letzt folgen wir einer dysfunktionalen Familie, die gerade in einer Krise steckt und von den Ereignissen ebenso überrascht wird. Darum herum baut sich die Geschichte auf.
    An der Serie wurde kritisiert, dass die Invasion nur langsam in die Gänge kommt. Und tatsächlich ist es nicht so, dass es einen Knall gibt und auf einmal stehen wir vor vollendeten Tatsachen. Und ich muss sagen, mir gefällt das wesentlich besser, auch wenn es Längen dazwischen gibt. Ich kann nicht behaupten, dass die Spannung deswegen flöten geht. Vielleicht liegt das an den veränderten Sehgewohnheiten, dass man sich mit der langsamen Entwicklung hier schwertut?
    Auf jeden Fall muss ich aber auch eingestehen, dass mir das letzte Drittel etwas weniger gefallen hat, weil gewisse Konflikte aufgesetzt wirkten und die Richtung, die die Invasion einschlägt etwas zu viele paranormale Züge trägt.
    Einige der Shots sind wirklich sehr gelungen und zuweilen liefert die Show wirklich dieses fremdartige Gefühl, das eine latente Bedrohung ausstrahlt. Meiner Meinung nach hätte man aber durchaus etwas härter zu Werke gehen können. Aber an Dystopien, die im Kern einen Zynismus beherbergen, versucht man sich leider kaum noch. Heisst für mich mehr Horror hätte hier durchaus mehr herausholen können. Im letzten Drittel nimmt das wie gesagt durchaus ab.
    Auf der Plausibilitätsebene ist die Serie so streitbar wie viele andere auch. Hier respektier ich natürlich, dass die Macher schon aufgrund des Budgets keine übertriebenen Sprünge machen können. Eine Invasion in ihrer ganzen Komplexität zu zeigen, würde schon rein von der Schreibarbeit jeden Rahmen sprengen. Dazu ist die Wechselwirkung auch rein spekulativ. Ein globales Phänomen mit all seinen Auswirkungen realistisch darzustellen, würde wohl auch die meisten Wissenschaftler gnadenlos überfordern.
    Darum bleibts auch hier einmal mehr im Mikrokosmos kleiner Gruppen, anhand derer wir die Invasion Schritt für Schritt durchleben. Dazu gehören auch die obligatorischen Wanderbewegungen und die Suche nach Ressourcen im schönen Bundesstaat Georgia. Wer an TWD denkt, liegt richtig. So langsam kann ich das auch nicht mehr sehen. Hier ist man leider sehr einfallslos unterwegs.
    Serienschöpfer Simon Kinberg ist hier eine in weiten Teilen gute erste Serienstaffel gelungen, die aber Luft nach oben hat. Das passt auch zu seiner Vita, in der von schwachem Mittelmass bis erstklassiger Arbeit alles ein wenig vertreten ist.
    Eine zweite Staffel ist angekündigt, ich werde da auf jeden Fall reinschauen.

    #1755833
    Anonym
    Inaktiv

    Hatte neulich beim Nähen mit dieser Karl May Serie angefangen und heute beim Minuaturenbemalen weitergeschaut: Kara Benemis Effendi
    Eine deutsche Serie aus den Siebziegern, die vom ZDF ziemlich aufwändig für das Vorabendprogramm produziert wurde. Toll Kulissen und sehr gute und bekannte Schauspieler. Es hat einen Moment gedauert, bis ich Ekel Alfred gefunden habe. Bei Dieter Hallerforden hingegen hat es schneller “klick” gemacht.

    #1755889
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    The Last of Us Episode 1 (HBO)

    Als Fan der beiden Spiele – und des DLCs – war ich gespannt, wie HBO die Umsetzung handhaben würde. Wie nah würde man an der Vorlage sein, würde man gar eine andere Geschichte erzählen, die bekannte Geschichte variieren
    Die erste Episode ist extrem nah an der Vorlage. Das ist einerseits genau, was Fans vermutlich wollten, birgt aber auch einige Hürden. Einige Szenen sind praktisch 1:1 ais dem Spiel entlehnt. Gerade bei den Sets hat man sich allergrösste Mühe gegeben. Gestartet wird gleich mit einem Gaststar in einer gänzlich anderen Ära, der sich als ein Vorbote der kommenden Ereignisse entpuppt. Dabei baut man gleich Kritik an der Klimaveränderung mit ein. Und das in recht passender Art und Weise.
    Die ganze Atmosphäre hat auch viel mit dem Soundtrack zu tun und hier hat man Santaolalla engagiert, der auch schon die Spiele akustisch begleitete. Funfact, er zeichnete auch für die Musik von Narcos Mexico verantwortlich. Pedro Pascal, der Joel spielt, war in der ersten Serie als Darsteller involviert und die beiden hatten sich buchstäblich verpasst.
    Wie schlägt sich Pascal als Joel so? Nun, Pedro ist wirklich ein sehr guter Darsteller und als Vaterfigur funktioniert er bestens. Dafür kann ich ihm nicht so recht den harten Hund abkaufen, den er nach den traumatischen Ereignissen mimt. Das spielt ja zwanzig Jahre später und die Alterung ist auch gut gelungen, aber seine weichen Gesichtszüge bleiben.
    Vermutlich ist es einfach so, dass durch die starke Nähe zum Spiel, sind Abweichungen bei den Charakteren und sind sie auch nur optischer Natur, irgendwie störender, respk. das Ausblenden fällt schwerer. Aber Joel geht mMn doch recht gut durch, mein Wunschkandidat wäre da aber Jon Bernthal gewesen, der in Punisher sogar eine ähnliche Rolle schon gespielt hatte. Nikolaj Coster-Waldau wurde seinerzeit auch als möglicher Joel gehandelt, ihn hätte ich gerne als Joels Bruder Tomy gesehen. Aber schliesslich ist das hier nicht Wunschkonzert und massgeblich ist ja das Resultat.
    Wesentlich streitbarer finde ich Bella Ramsey als Ellie. Dass sich die Macher des Spiels seinerzeit nicht wirklich einen Gefallen getan haben, die optische Ähnlichkeit zu Ellen Page zu suchen und ihr auch gleich noch den Namen Ellie zu verpassen, war mir klar, als die Serie angekündigt wurde. Grundsätzlich ist auch da erst mal besser, die Scheuklappen abzulegen und andere Darstellerinnen zuzulassen für ihre eigene Interpretation. Joels Tochter sieht übrigens auch kein Stück wie im Spiel aus, was mich aber nicht gestört hat, da der Charakter im Wesentlichen gleichgeblieben ist. Das ist mMn bei Ellie schlicht nicht der Fall. Zumindest in meiner Erinnerung war Ellie im Spiel zwar eher verschlossen und nicht ein Wonneproppen, aber so aggressiv und kratzbürstig wie in der Serie war sie nicht. Kommt noch hinzu, dass Ramsey zwar jung wirkt, aber dennoch schon zu sehr in Richtung junge Frau geht. In etwa so stelle ich mir Ellie am Ende des zweiten Spiels vor. Oder anders ausgedrückt, mit Ramsey, die 17 ist, hat man eine Darstellerin gewählt, die eigentlich zu erwachsen ist. So kam sie nämlich auch schon bei Game of Thrones rüber und Ellie ist genau das nicht. Sie hat im Prinzip nichts von der Welt gesehen und ist recht naiv. Diese Ellie hier ist zu abgeklärt und wehrhaft.
    Und das ist hier meiner Meinung nach genau die Crux, weil der ganze Rest eben wirklich dem Spiel entspricht. Ich meine zwar, dass Tess im Spiel auch jünger erschien, aber sie und Marleen sind vom Typ her gut getroffen. Kennt man das Spiel oder die Spiele nicht, sind diese Punkte natürlich absolut vernachlässigbar.
    Das Rad wird natürlich inhaltlich nicht neu erfunden. Da gabs halt schon zu viele Dystopien in Serienform. Von daher war die Erwartung da auch nicht ensprechend hoch, wirklich Innovatives zu kriegen. HBO hat aber auch hier alles im Griff und erlaubt sich keine groben Schnitzer in der Umsetzung. Mit Grauen denke ich noch an die Resident Evil Serie auf Netflix zurück.
    Das Worldbuilding ist toll umgesetzt, nicht ganz auf dem ultrahohen Standard, den man von anderen HBO-Serien kennt, aber durchaus mehr als konkurrenzfähig gegenüber TWD und Co. Die Details in jedem Bild sind wirklich eine Wucht und lassen das Fan-Herz höherschlagen.
    Aus einer neutralen Perspektive hat man damit Alles richtig gemacht. Aus einer persönlichen nicht ganz meinen Präferenzen entsprochen. Kritik muss sich die Serie ein wenig gefallen lassen hinsichtlich ihrer Daseinsberechtigung. Es spricht nämlich ausserordentlich für das Spiel und seinen cineastischen Stil, dass man mit der Serie kein grösseres Aha-Erlebnis kriegt, was nicht auch schon das Spiel geboten hätte. Vielleicht hätte man hier tatsächlich ein wenig mehr abweichen dürfen oder auch andere Perspektiven einbringen können. Aber wir stehen ja erst am Anfang der Reise und ich will da nicht vorschnell urteilen. Ich freu mich auf jeden Fall auf die nächste Episode.

    #1755940
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Gerade Black Bird auf Apple TV angefangen. Normal klick ich da eher selten auf Crime-Shows, aber der Cast ist allererste Sahne. Verantwortlich dafür ist Alexa Fogel, die auch schon für the Wire und zig andere HBO Sachen gecastet hat. Taron Eggerton ist hier in der Form seines Lebens und kommt so lässig rüber, dass man ihn sich glatt als nächsten James Bond vorstellen kann. Allein schon die kantigen Gesichtszüge. Vor kurzem war das noch so ein Big Brother von Tom Holland mit ähnlichem Milchgesicht. Davon merkt man nichts mehr. In weiteren Rollen sind Greg Kinnear dabei und Ray Liotta. Man schaut diesen Darstellern einfach gerne zu. Paul Walter Hauser hat glaub ich für die Serie sogar einen Preis gewonnen. Grad nachgesehen, den Golden Globe. Ist bei ihm zwar mittlerweile Typecasting, aber den zwielichtig tumben Hinterwäldler spielt keiner so gut wie er. Ist glaub ich nur eine Miniserie mit 6 Folgen. Die erste Folge macht auf jeden Fall Lust nach mehr.

    Von Servant ist nun jeden Freitag ne neue Folge drauf. Hab die erste Folge der vierten Staffel geschaut. So langsam wünscht man sich schon, dass die Macher mal langsam zum Punkt kommen. Da jetzt jeweils ne Woche warten, mal schauen.

    #1755977
    DGSDGS
    Teilnehmer

    The Last of Us – Episode 1

    Das Original wird häufig zitiert und auch die Qualität der Produktion steht dem Spiel von Naughty Dog in nichts nach. Wie gedacht, Pedro Pascal ist die ideale Besetzung. An Bella Ramsey musste ich mich erst gewöhnen.

    Guter Einstieg mit viel Fanservice, weil ganz nah an der Vorlage. Aber zwischen den Zeilen wird angedeutet, dass in den kommenden Folgen einige Dinge anders inszeniert werden, als noch im Videospiel.

    Willow – Staffel 1

    Wirkt teilweise wie ein schiefgelaufenes Fanprojekte, vor allem was die Ausstattung betrifft. Schade, ein Film mit anständigem Budget wäre mir lieber gewesen.

    Kaleidoskop – Staffel 1

    Die eigenwillige Erzählstruktur bietet keinen Mehrwert, im Gegenteil. Das nächste mal bitte weniger Gimmick und mehr Heist. Das Experiment hat mich recht leer und unbefriedigt zurückgelassen.

    #1755987
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Super League: Das Spiel abseits des Feldes (Apple TV)

    Das Thema dieser Doku von Jeff Zimbalist, der sich schon anderen Themen aus dem Bereich Fussball gewidmet hat (Dokumentation über Pelé), gibt der Titel der Doku exakt wieder. Es geht um die angedachte Superleague, bei der sechs englische, zwei spanische und ein italienischer Club eine eigene Liga abseits der Champions League gründen wollten, die nicht unter der Kontrolle der UEFA steht.
    Was man in den vier Episoden geliefert kriegt, würde Game of Thrones alle Ehre machen. Es geht um Geld, um Macht, um die Kontrolle. Dabei spielen Täuschung und Verrat ebenso eine Rolle wie Seilschaften. Wer nun vier Folgen randvoll mit Polemik erwartet, liegt nicht unbedingt falsch. Immer wieder wird mantramässig der Untergang des Fussballs mit der Entstehung der Super League verbunden. Auch wenn die Doku bemüht ist, alle Seiten zu Wort kommen zu lassen und sie bisweilen differenziert, so ist sie doch recht tendenziös inszeniert. Dabei wird besonders die Figur Aleksander Ceferin, der Präsident der UEFA als Retter des Fussballs glorifiziert. Zwar relativiert man das etwa in der Mitte der Doku durch andere Interviewpartner, aber die meiste Zeit wird es eben genau anders dargestellt. Dabei sollte jedem klar sein, dass die UEFA, die tatsächlich finanziell mächtiger ist, als die FIFA, kein Stück weniger korrupt ist, als der Rest dieses Sumpfs. In diesem Haifischbecken ist Taktieren wichtig und eine laute Minderheit kann entscheidend sein. So wurden etwa auch gezielt englische Fans mobilisiert gegen die Super League. Meinungsumfragen zeigten aber ein anderes Bild, wonach ein Interesse bei der anvisierten Zielgruppe durchaus vorhanden war.
    Es werden die Pros und Contras auf den Tisch gelegt. Auf der einen Seite ist es verständlich, dass Dauerabonnenten auf Meisterschaftspokale gegen unterklassige Gegner wenig versprechende Matches abliefern. Schliesslich hat man mehr Spannung mit Teams auf Augenhöhe. Auf der anderen Seite wird so der Massstab aus dem Wettbewerb genommen, nachdem sich die anderen Teams einer Liga richten können. Märchen wie das von Leeds wären dann nicht mehr möglich. Wobei das mMn auch sehr hypothetisch ist und mit der Realität wenig zu tun hat. In der Regel dominieren die Top-Teams, die auch über andere Finanzpools verfügen.
    Interessant ist sicher die Tatsache, dass ausgerechnet Paris St. Germain und Bayern München nicht mitgemacht haben und sich für die Champions League ausgesprochen haben. Auch diese Team-Präsidenten werden sehr positiv dargestellt, wobei auch hier zumindest der von PSG etwas kritisch hinterfragt wird.
    Die Quotes, wonach es bei Fussball nicht ums Geld geht, könnten nicht falscher sein. Und auch hier kann man den Super League Befürwortern durchaus valide Punkte zugestehen. Ohne Championsleague, und die ist halt im Gegensatz zur Super League, nicht garantiert, kann schnell mal der Bankrott anklopfen, wenns sportlich nicht läuft. Dass die UEFA im Grunde ein Monopolist ist, macht deren Argumentation auch mehr als fadenscheinig.
    Die Clubbesitzer, die heimlich an dieser Super League gearbeitet haben, sind aber allesamt leider auch solche Sackratten, die man kaum sympathisch finden kann. Am Ende ists ein Powerplay unter den Mächtigen der Fussballwelt. Als ein weiterer Treiber, die UEFA zu schwächen, wird Gianni Infantino, Präsident der FIFA, thematisiert. Den Judaskuss mit Ceferin lässt auch er sich nicht nehmen. Er lehnt sich aber nur genauso weit aus dem Fenster, wie es ihm nicht schadet. Denn auch da ist klar, da gehts nicht um Fussball, sondern darum, für sich und seine Entourage in die eigene Tasche zu wirtschaften. Infantino hat dabei auch noch absolut das Auftreten eines Mafiabosses, gegen den sogar Sepp Blatter wie ein Chorknabe wirkt. Seine Origin-Story und sein Aufstieg bei der FIFA erinnert in groben Zügen fast schon an den Paten.
    Nachdem diese ganzen Probleme skizziert sind und mit der Pressekonferenz der UEFA quasi der dramaturgische Leitfaden vorgegeben ist, blieb wohl keine Möglichkeit mehr, etwas zu den Lösungen beizutragen. Von Financial Fairplay kann keine Rede sein. Salary Caps wie man sie vom US-Sport kennt, würden sicher mehr Ausgleich schaffen. Allerdings müssten da alle relevanten Ligen mitziehen. Und genau das wird nicht passieren. Und weil es Vereine sind, ist die Möglichkeit eines Staates da auch sehr eingeschränkt, um einzugreifen.
    Und die Fans? Die betrinken sich und feiern weiter, nur was eigentlich? Gewinnen ist ja schon geil, aber um jeden Preis? Wer mag sich denn die nächste Saison anschauen, wenn schon von vornherein einer der beiden gesetzten Topklubs Meister wird? Die Ölscheichs und Oligarchen wissen nicht mehr wohin mit der Kohle, während in diesen Ländern die arme Bevölkerung nicht weiss, wie sie den Tag übersteht. Aber lasst mal 200 Mio für ein abgehalftertes Idol wie Ronaldo springen, damit er eine Liga aufwertet, die wohl sonst knapp über Kreisliga-Niveau agiert. Und Fussball ist leider voll von diesem Dummfug, der jedes Verhältnis vermissen lässt.
    Kann ich die Doku empfehlen? Wer sich nicht an der tendenziösen Aufbereitung stört, mit der Polemik leben kann erhält einen recht unterhaltsamen Einblick in die Welt abseits des Feldes. Praktisch alle Beteiligten kommen zu Wort oder hätten die Möglichkeit gehabt. Ein Voiceover bei den nicht englischsprechenden Akteuren wäre nett gewesen. Denn da es kaum Schauwerte gibt, ausser bei Wechseln der Lokalität, kann man sich das gut als Hörspiel geben. Aber mit Untertitel lesen ist das nicht.
    Mehr Sachlichkeit wäre wünschenswert gewesen, oft geht es mehr um die Akteure als um die Sache. Wer mit dem Thema generell was anfangen kann, sollte mal einen Blick riskieren.

    #1755990
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    They call me Magic (Apple TV)

    Ich glaube fast zeitgleich gabs noch ne Miniserie über Earvin Magic Johnson, bei der er von einem Darsteller verkörpert wurde. Soll sich sogar lohnen. Hier wird in vier Folgen das sportliche Leben Magics thematisiert und wie seine Erkrankung an HIV es beendete und ihm neue Aufgaben zuwies. Dabei werden einige Höhepunkte angesteuert und natürlich kommen die wichtigsten Weggefährten zu Wort. Es ist ein sehr herzerwärmendes Porträt, das die Fehler von Earvin nicht ausspart, aber natürlich in der Hauptsache sein gewinnendes Naturell ins Spiel bringt. Nicht ohne Grund war er schon von Beginn weg in seinem Rookie-Jahr mit dem Teambesitzer Dr. Jerry Buss befreundet, der ihm seinerzeit einen Wahnsinnsdeal anbot, 25 Mio. für 25 Jahre in den Diensten der Lakers. Das heisst, Buss wollte Johnson über das sportliche Leben hinaus in seinem Team wissen. Heute ist diese Summe geradezu lächerlich, aber damals war es eine Hausnr.
    Magics Familienverhältnisse werden ebenso beleuchtet wie seine Rivalität mit Larry Bird und die Wachablösung in Form von Michael Jordan. Ein grosser Teil der Zeit fokussiert man aber auf seine Erkrankung und was es in seinem Umfeld ausgelöst hat. Dabei wurde er ein wichtiger Botschafter im Kampf gegen HIV. Ferner zeigt man ihn auch als verständnisvollen Vater, der sehr offen mit der Transsexualität seines Kindes umgeht. In der Summe sind das alles Aspekte, die zeigen, dass trotz Fehlverhalten Magics, er für viele eine Vorbildfunktion efüllt, sowohl auf sportlicher wie menschlicher Ebene. Die Magie seines Charakters wird in Teilen greifbar gemacht. Sein sonniges Gemüt scheint jede Krise zu überstrahlen.
    Eine Doku über Magic Johnson ist natürlich nichts Ungewöhnliches. Klar ist aber auch, dass der immense Erfolg von The Last Dance, der Doku über den letzten Titelrun der Chicago Bulls, hier der Treiber war. Natürlich ist das in erster Linie eine Michael Jordan Doku gewesen, aber die hat definitiv einen Nerv getroffen und war mit Sicherheit einer der erfolgreichsten Dokus überhaupt. Speziell daran, da es doch ein paar Episoden waren und beim Thema Sport die Zuschauer so lange zu fesseln, ist schon eine Kunst. Das gelingt hier ebenfalls, auch wenn nicht ganz das Niveau des Vorbilds erreicht wird. Rick Famuyiwa, der schon bei Mandalorian inszeniert hat, gelingt es, den Charakter von Magic einzufangen. Das magische Lachen weicht ab und an den ernsten Zwischentönen, aber nach Regen folgt Sonnenschein und das scheint das Lebensmotto von Earvin zu sein, mit dem er jede Situation meistert. Interessant, sogar der einst von Magic geschasste Coach Paul Westhead findet lobende Worte für Magic. Sicher ist das auch ein Pluspunkt gegenüber the Last Dance, Magic kriegt dann doch mehr Kritik ab als MJ. Trotzdem bleibt es natürlich eine wohlwollende Doku, die Fans zufriedenstellen dürfte. Basketball ist zentral, aber der Mensch Magic, wird nicht nur anhand der Erfolge seiner Nummer 33 bei den Lakers beurteilt.
    Seine Bedeutung für die afroamerikanische Gesellschaft kommt dafür ein bisschen zu kurz. Auch wenn ein Menschenrechtler wie Bill Russell da einen weit respektableren Leistungsausweis hat, so ist Magics Arbeit da nicht zu unterschätzen. Und noch 30 Jahre nach seiner Ära, lässt er junge schwarze Amerikaner von einer ähnlichen Karriere träumen. Und auch wenn dahinter harte Arbeit steckt, so braucht es auch heute noch diese Magie, mit der Johnson gesegnet war.

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