Akte BPjM – Fallout 3

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Mit Fallout 3 lieferte Bethesda 2008 ein episches Rollenspiel mit dichter Atmosphäre, spannender Geschichte und ­lebendiger Spielwelt ab, das weltweit für Aufsehen und gute Wertungen sorgte. In Deutschland mussten wir uns mit einer stark geschnittenen Fassung begnügen. Warum wurde die internationale Version indiziert?

Fallout 3

Entwickler: Bethesda Game Studios, USA
Hersteller: Bethesda
System: PS3 / 360
Veröffentlichung: 28. Oktober 2008
Indizierungstermin: 2. Juli 2009
Indizierte Versionen: PS3 / 360 (EU)
Index-Liste: A

Ein globaler Atomkrieg hat die Welt, wie wir sie kennen, ausgelöscht. Einige ­Menschen leben in unterirdischen Bunkern, die weniger privilegierten schlagen sich auf der zerstörten und verstrahlten Oberfläche mit Mutanten, Sklaventreibern und verschiedenen Fraktionen herum. Ihr wachst in der Vault 101 auf, doch als Euer Vater unter mysteriösen Umständen verschwindet, verlasst Ihr den Schutzbunker, um die Gegend um Washington D.C. zu erkunden. Rollenspieltypisch steigert Ihr Eure Talente in puncto Handeln, Reden und Kämpfen, levelt Euren Charakter auf und messt Euch in Echtzeit oder mittels taktischem V.A.T.S.-System mit überall lauernden Feinden.

»[A]ufgrund der äußerst realistischen Grafik [werden] die Tötungen der Gegner visuell und akustisch effektvoll in Szene gesetzt. Ein Weiterkommen sei nur möglich, wenn man die Gegner, meist in 3rd-Person-View, erledige. Gewalt beherrsche somit die Szenerie.«           

Auszüge aus der Indizierungs­entscheidung Nr. 5649 vom 02.07.2009

”Eine in den Gewaltdarstellungen reduzierte Fassung (u.a. fehlendes Blut, fehlende Verstümmelungen) erhielt das Alterskennzeichen ’Keine Jugendfreigabe gemäß §14 JuSchG’.
(…)
Fallout 3 besteht zu elementaren Teilen aus Gewalt- und daraus resultierenden ­Tötungshandlungen. So fordert die Rahmenhandlung vom Spieler immer wieder den Einsatz von brutaler Gewalt, um Missionen erfolgreich abschließen zu können. Nach Auffassung des Gremiums prägen in Fallout 3 trotz vorhandener anderer Spiel­elemente wie Erkunden und Dialoge, die durchaus in signifikantem Umfang enthalten sind, Gewalt- und Tötungshandlungen das mediale Geschehen.
(…)
Das Gremium stellte fest, dass sich ein erheblicher Teil der Spielfiguren, die vom ­Spieler bekämpft werden können, eindeutig als Menschen darstellt, was neben dem äußeren Erscheinungsbild auch durch die Tatsache zum Ausdruck kommt, dass die Spielfigur mit ihnen Dialoge führen kann.
(…)
Bestreitet der Spieler Kämpfe in Echtzeit, erinnern die Gewaltdarstellungen an jene in einem Ego-Shooter. Der Einsatz von Nahkampf-, Schuss-, oder Explosivwaffen resultiert in Blutwolken, -spritzern und -lachen, zudem bilden sich Wunden. […] Schwere bzw. kritische Treffer reißen Gliedmaßen vom Körper ab oder lassen den Kopf explodieren. Nutzt der Spieler V.A.T.S., werden die Gewaltdarstellungen noch intensiver.
(…)
Zudem weist Fallout 3 sogenannte stationäre Gewalt auf, also Darstellungen, die vom Spieler nicht interaktiv hervorgerufen wurden oder zu beeinflussen sind. Dazu zählen etwa Leichen, die, oftmals verstümmelt, an verschiedenen Orten wie z.B. am und im ’Super-Duper-Mart’ auf Haken hängen oder herumliegen.
(…)
Im Spiel sind die Gewaltdarstellungen betreffende zynische Kommentare enthalten…”

Die deutsche Version von Fallout 3 kommt ohne Blut und abgetrennte Gliedmaßen aus. Sauber geschnitten ist sie aber nicht, Text­einblendungen wie ”Arm verkrüppelt” blieben im Spiel und sorgten für Verwirrung, weil die optische Rückmeldung (ein abgetrennter Arm) fehlt. Dass bei der BPjM inzwischen ein Umdenken stattgefunden hat, beweist die in Deutschland mit einem USK-18-Logo versehene Ultimate Edition vom Nachfolger Fallout: New Vegas, die trotz vergleichbarem Gewaltgrad ungeschnitten bei uns erhältlich ist. Bei Fallout 3 scheint der Fall zuerst klar zu sein: Die Gewaltdarstellung ist in den nicht-deutschen Fassungen sehr derb, Gliedmaßen fliegen in Zeitlupe durch die Gegend, Menschen verwandeln sich in blutige Fleischbrocken und auch ­Zivilisten können zerlegt werden (was allerdings mit negativem Karma bestraft wird). Doch passt dieser Stil auch irgendwie zu der ­erbarmungslosen abgehalfterten Welt, die das Spiel bietet. Außerdem besteht ein großer Teil des Spiel­erlebnisses aus Dialogen, Erkundungstouren und Kämpfen gegen nicht-menschliche Feinde. Hersteller Bethesda wehrte sich gegen den Indizierungsantrag und argumentierte, das Spiel werde als Rollenspiel, nicht als Shooter vermarktet und böte neben den Kämpfen viel Kontext, Minispiele mit Geschicklichkeitselementen und differenzierte Wahlmöglichkeiten. Außerdem werde die EU-Version gar nicht in Deutschland vertrieben. Genutzt hat es nichts, wie wir heute wissen.

Du fragst Dich schon ewig, warum ein bestimmtes Spiel indiziert wurde? Dann schreib uns Deine Anregung an leserpost@maniac.de und wir gehen der Sache nach!

Gast

Eins der besten Spiele,welche ich gespielt habe! So intensiv,so big,so cool war lange kein Spiel.Dagegen ist der 4te Teil eher an die Allgemeinheit gerichtet,geschliffen,abgemildert.Final Fantasy 15 ist bis jetzt echt nicht schlecht,vor allem grafisch! mal sehen wie es sich macht auf die Dauer.

HajimenoIppo-09
I, MANIAC
HajimenoIppo-09

das spiel war seinerzeit tatsächlich was den gewaltgrad angeht plakativ. dennoch war es nie die intention des spiels sich nur auf die gewalt und den gore zu fokussieren. neben den shootouts bot das game soviel content, dass das kämpfen fast schon nebensächlich war. unzählige quests, entscheidungsmöglichkeiten, das erforschen der welt, die interaktion mit den charakteren sowie den fraktionen heben das spiel so hoch, dass die gewalt keinen hohen (persönliche meinung) stellenwert einnimmt. dennoch habe ich mir die uncut version geholt, für eine 100% spielerfahrung.