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  • #1747884
    ChrisKongChrisKong
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    Ich hatte erst auch überlegt, ein wöchentliches Watching draus zu machen, aber ziehe es generell vor, das Tempo selber zu wählen, darum steht eine Sichtung noch aus. Sind ja nur 8 Episoden in der ersten Staffel. Das scheint mir sogar ein bisserl wenig, wenn man die Komplexität der Welt von Tolkien berücksichtigt. Aber da man sehr viel selber schreiben muss, mangels konkreter Vorlage, wundert das nicht.
    Das mit der Chronologie ist wohl wirklich ein dramaturgisches Problem, da zwischen bestimmten Ereignissen wohl zu viel Zeit liegen würde.

    #1747887
    DGSDGS
    Teilnehmer

    @ The Rings of Power:

    Ich kann nicht anders und habe mir jede Folge zum ehest möglichen Zeitpunkt angeschaut.

    Hab mich vor allem auf Númenor und Khazad-dûm gefreut und da hat die Show abgeliefert. Die Hobbits bräuchte ich nicht, aber vielleicht zieht der Handlungsstrang noch an. Die arg zusammengestauchte und zerstückelte Abfolge der Ereignisse macht mir weniger aus, als das Weglassen von epischen Ereignissen in den Rückblenden vom ersten Zeitalter.

    Ja, mich stört so einiges, aber, leider geil.

    #1747899
    captain carotcaptain carot
    Teilnehmer

    Es ist auch nur das Ende des zweiten Zeitalters was hier gezeigt wird. Finde es auch fast ein wenig schade, dass man zwecks Ringbezug so spät eingesetzt hat, aber der Ringbezug ist wahrscheinlich massentauglicher. So wie man hier eingesetzt hat dürften aber eigentlich alle fünf geplanten Staffeln Raum bis zum Ringkrieg haben.

    #1748469
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Andor Episoden 1-3 (Disney+)

    Erst war ich etwas verwundert, muss ich zugeben, als damals angekündigt wurde, gleich mit 3 Episoden zu starten. Nach deren Ansicht muss ich jedoch sagen, dass sich zumindest die ersten zwei wie eine anfühlen, die einfach in der Mitte durchgesägt wurde. Die Handlung geht auch nahtlos weiter. Zur dritten Folge grenzt man sich vorher dramaturgisch ein wenig ab. Aber im Grunde könnte das ein Pilotfilm sein. Da das Tempo eher gemächlich ist, verglichen mit anderen Shows, fühlt man sich dafür auch nicht komplett mit zig Sachen konfrontiert, die dann wieder nur angerissen werden.
    Die Show hebt sich komplett von den bisherigen Serien ab. Der Inszenierungsstil ist qualitativ hochstehend, Unzulänglichkeiten sind da absolut keine auszumachen. Die Sets sind toll in Szene gesetzt, einzig der Hintergrund der Mine auf Cassians Heimatplanet wirkt wie ein verblasstes Mattepainting. Der used Look kam vermutlich nie besser als in dieser Serie zur Geltung. Alles wirkt irgendwie gritty und die vielen Retro-Elemente, wie die Telefonzelle, fügen sich stimmig ins Gesamtbild ein. Klar, die primitive Siedlung auf Cassians Heimat hat eher Star Trek Nostalgie-Anleihen, aber dort verweilt man auch nur ein wenig in den Flashbacks.
    Das Worldbuilding, bei Star Wars ein gewichtiger Faktor, hält viel Material bereit. So sehen wir haufenweise neue Elemente, die anders und doch vertraut wirken. So z.B. der industrielle Arm des Imperiums. Man vermeidet es aber tunlichst, das Imperium selbst von seiner militärischen Seite zu zeigen.
    Fanservice ist so rudimentär, dass man kaum von welchem negativ konnotierten sprechen kann, der von der Handlung ablenken würde. Das ist sogar recht mutig. Biggs und Wedge werden namentlich repräsentiert, allerdings durch andere Figuren. Gerade Wedge sorgt für den wenigen Humor in den drei Episoden. Den hat man stark zurückgefahren. Auch wird jeglicher Anflug von Infantilität vermieden. Es ist mit Abstand die erwachsenste Serie bei Star Wars bisher. Gut möglich, dass das nicht allen gefallen wird, vielleicht könnten sich grad ganz junge Fans da eher langweilen. Aber die Zielgruppe hat nun wirklich genug anderes Material, von daher begrüsse ich diesen Schritt.
    Die Musik ist so eine Mischung aus Dramaserie und dem Einbinden industrieller Klänge. Diese geben der Serie eine sehr spezielle Note. Wie Star Wars, das wir bisher kannten, klingt das so gar nicht. Für mich dürfte es noch eine Spur mehr Eigenheiten drin haben. Aber Composer Nicolas Britell hat einen ordentlichen Job gemacht. Göransson kann er mMn aber nicht übertreffen.
    Zur Geschichte. Die ist sehr fokussiert erzählt und verzettelt sich nicht in verschiedenen Handlungssträngen, die immer wieder angerissen werden und dann doch irgendwie versanden. Dass hier Gilroy in der Hauptsache schreibt, ist schon ein grosser Vorteil. Und doch hat er ein paar Patzer aus meiner Sicht eingebaut und das schon recht früh.
    Andor fliegt ja nach Molana in dieses Etablissement, in das man nur ohne Waffen Zutritt erlangt. Die Wachmänner, die an der Bar sitzen, scheinen davon entweder nicht betroffen zu sein oder haben ihre Waffen abgegeben und dann schnell wiedergekriegt, nachdem Andor das Etablissement wieder verlässt. Da sie regelmässige Gäste zu sein scheinen, stellt sich die Frage, warum die da Waffen mitschleppen, wenn sie eh schon wissen, dass sie die abgeben müssen. Aber gut, das kann ich mir ja wie gesagt erklären, wobei es nicht so scheint, als wäre da eine Abgabestelle an der Türe und später noch gesagt wird, dass sie von der Firma aus dort nichts zu suchen gehabt hätten. Was aber absolut wenig Sinn ergibt, warum sie Cassian überhaupt verfolgen. Erst beschweren sie sich, dass sie keinen Vorrang bei den Prostituierten haben, dann verrät eine Cassian, dass wenig los sei, dieser geht ohne Ergebnis aus der Bar wieder raus. Ja warum sollten die zwei Typen jetzt, wo sie sich grad vergnügen wollten, aufstehen und im Regen jemandem hinterherlaufen? Da die folgenden Ereignisse aus Andors Bereitschaft, sich zur Wehr zu setzen ergeben, hätte man das ein bisschen besser und weniger konstruiert schreiben können. Mir ist auch nicht ganz klar, warum er, da er so eifrig nach seiner Schwester sucht, so schnell aufgibt und diese Spur praktisch erkalten lässt. Er fragt nicht weiter nach, keine andere Person. Sie ist einfach weg und tschüss. Man muss sich vergegenwärtigen, dass er sich sogar extra ein Raumschiff ausleiht, um nach Molana zu fliegen und dann wars das? Btw. wohl auch nicht schlau gewesen so zu fragen, dass er verdächtig wirken muss. Ich würde das insgesamt als etwas unstimmig bezeichnen, aber es fällt ja nicht so arg ins Gewicht.
    Die zweite Sache, die mir etwas spanisch äh kerianisch vorkam, woher wusste Cassians Freundin, dass ihr Freund genau der sein musste, der Andor verpfiffen hat? Das macht sie in Sekundenbruchteilen, obwohl sie zu wissen scheint, dass auch andere um seine Herkunft wissen. Und Cassian selbst eröffnet es seiner Adoptiv-Mutter, dass er es div. Leuten gesagt hat. Das kam etwas hoppladihopp-mässig. Dass ihr Freund der Verräter ist, wurde allerdings schön aufgebaut.
    Das dritte, was mir fast schon eine Referenz zu Obi Wan zu sein scheint, war die Zurückhaltung von Information über eine gesuchte Person. Also, da wird sogar ein älteres Bild von Cassian ermittelt. Ein paar Szenen später, Cassian ist an einem Schalter, um sich ein Wegflug zu sichern, diskutiert der Compagnon des Schaltermanns über die gesuchte Person. Schon komisch, wenn die von einer Fahndung informiert werden, aber wie bei Obi Wan, kein Bild vom Gesuchten, obwohl das wohl das erste ist, was man weiterleiten würde. Hier kann man aber fast schon von einem subtilen Joke sprechen, ob beabsichtigt oder nicht, ist da erst mal egal. Ich musste schmunzeln.
    Der Ermittler wird noch eine wichtige Rolle spielen. Einerseits ist seine Motivation so überschwänglich, dass dahinter ein Grund zu vermuten ist. Andererseits wird auch permanent auf ihn fokussiert, seine Gesichtsregungen, seine Emotionen und nicht zuletzt seine Reaktion nach der misslungenen Festnahme. Die Kamera hält da gefühlt eine Ewigkeit drauf. Nun, die Jagd geht ja weiter, aber da wird sicherlich noch mehr kommen. Vielleicht ein Wechsel der Seiten?
    Das deutet sich nämlich noch durch was anderes an, was leider auch als eine Art Unstimmigkeit wahrzunehmen ist. Cassian agiert, wenn er muss, recht skrupellos. Es gibt keinen, absolut keinen Grund, den Ermittler Syril am Leben zu lassen und sich noch die Zeit zu nehmen, ihn zu fesseln. Besonders nachdem Cassians neuer Partner noch betont, es diesen Bastarden zeigen zu wollen. Also spielt die Figur eine Rolle. Hätte man mMn anders oder andors lösen können.
    Das sind halt ein paar kleine Makel aus meiner Sicht, die jetzt nicht weltbewegend sind, aber allesamt hätten vermieden werden können. Bei allen 3 Episoden wird Gilroy als einziger Autor aufgeführt, von daher seine Böcke.
    Der Abschluss der dritten Episode ist auch ein schöner Abschluss, der jetzt nicht dieses Binge-Gefühl entstehen lässt, was ich sogar fast schon als Wohltat empfinde. Wie gesagt, es fühlt sich gesamthaft wie ein Pilot an und ich find das so in Ordnung.
    Der Cast. Nichts auszusetzen, alles toll gespielt. Syril, mich hat der an Kyle MacLachlan aus Twin Peaks erinnert, nur halt mit dem negativen Spin. Voll engagiert, aber eben für die falsche Seite. Aber der Look macht da schon verdammt viel aus.
    Stellan Skarsgard wirkte mMn etwas müde. Vielleicht liegts auch am Alter, das man ihm halt nicht ansieht. Gefühlt sieht er immer noch so aus wie in älteren Filmen. Fiona Shaw macht ihre Sache auch wirklich gut, aber sie ist auch ein absoluter Profi. Aber wie gesagt, alle machen einen guten Job. Nichts wirkt übertrieben gekünstelt oder fühlt sich unnatürlich an. Diego Luna nimmt sich ordentlich zurück, aber das entspricht auch genau der Figur, die wir aus Rogue One kennen.
    Ausblick. Ich freu mich einerseits auf nächste Woche, muss aber sagen, wenn mir da jetzt nur eine einzelne Episode im Stil der bisherigen drei serviert wird, ist das schon ein bisserl mager. Ausser man baut das wirklich so auf, dass die Folge für sich einen sinnigen Abschluss findet. Ich bin und bleibe gespannt.
    Fazit: So gut wie alles, was ich an Book of Boba in der Hauptsache kritisiert habe, wird hier vermieden, gut, die Folgenlänge. Ich bin nämlich auch hier überzeugt, dass man rund um die ganzen Charaktere auf Ferrix mehr erzählen könnte. Dass man die Gelegenheit nicht genutzt hat, es auf Bracca starten zu lassen, wo das Setting ähnlich ist, ist zu verschmerzen. Wäre trotzdem cool gewesen, zumal man Cal da durchs Bild hätte huschen lassen können. Jaja, Fanservice. Mir doch egal, denn etwas darfs immer sein. ?

    #1748524
    DGSDGS
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    @ Andor:

    Obwohl hier quasi nur die Vorgeschichte einer Vorgeschichte erzählt wird, haben mich die ersten drei Episoden gut unterhalten. Das liegt vor allem an der relativen Eigenständigkeit gegenüber anderen SW Produktionen – tolles Schauspiel inklusive. Aber ich bin skeptisch, ob das in der Form eine ganze Staffel lang gut gehen kann, weil das Skript durchwegs vorhersehbar ist und eine Trope auf die nächste folgt.

    #1748604
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    ILM Doku (Disney+)

    In 6 Folgen erfahren wir mehr zur Entstehung der Effektschmiede. Alle wichtigen Beteiligten sind mit ihrer Stimme vertreten, daneben auch zahlreiche Filmemacher, die auf deren Arbeit zurückgreifen konnten, so Steven Spielberg, James Cameron wie auch Barry Jenkins. Zu Beginn geht man mehr auf technische Details ein, gegen Ende werden die einzelnen Meilensteine etwas zu schnell abgefrühstückt. Die letzte Viertelstunde ist dann wirklich nur noch gegenseitige Lobpreisung. Ich glaube die Doku richtet sich vornehm an die Klientel, die auch die Retrogamer lesen, in der die Pionierleistungen der Unterhaltungsbranche gewürdigt werden. Das Gefühl für die damalige Zeit wird gut vermittelt. Hier wird Innovation noch aus der Not geboren. Es wird gefordert und in alle möglichen Richtungen gedacht. Kartoffeln als Asteroiden? Wenn es funktioniert, warum nicht?
    Dieses hochkreative Umfeld kann natürlich auch mal zu Spannungen führen und man merkt auch, wie einige der Mitarbeiter damals oft auch unsicher waren, wie etwa Dennis Murren. Der Start war natürlich typischerweise ein Bunch an weissen Jungs. Später kamen dann Frauen und People of Color in den kreativen Bereichen dazu.
    Viel Raum nimmt Technikpionier Dykstra ein, ohne den es das Star Wars, wie wir es kennenlernten nicht möglich gewesen wäre. Seine Kamera-Installationen wurden von grundauf neu entwickelt und gebaut. Er erinnert in seiner Vielseitigkeit James Cameron, war aber mit Sicherheit der angenehmere Zeitgenosse. Während Dykstra der Verstand war, könnte man sagen, dass Phil Tipett das Herz von ILM und dieser Doku ist. Völlig richtig, dass man ihm ebenfalls viel Platz einräumt.
    Insgesamt sehr spannender Einblick in die Entstehung von ILM und deren Firmenkultur. Ob das alles noch so ist, wie damals, kann ich mir nicht vorstellen. Einiges ist für die Mitarbeiter sicher besser, dass viele so lange dabei waren, zeugt davon, dass vieles richtig gemacht wurde. Ab der Mitte wird ein wenig die Struktur aufgegeben und noch einzelne Anekdoten eingestreut. Konkrete Fälle zu behandeln wäre vermutlich besser gewesen.
    Sehr schön, dass man auch Filme zeigt, die nicht zum Inventar von Disney/Fox gehören. Der Meinung von Ken Ralston kann ich mich aber nicht anschliessen. Das Heil rein in den digitalen Effekten zu suchen, halte ich für falsch. Mag einfach bequemer sein, jedes Bild max. manipulieren zu können. Aber wenn man den Gedanken weiterdenkt, bräuchte es bald nur noch Algorithmen. Da geht man etwas zu wenig kritisch mit dieser Meinung um und stellt keinen Kontrapunkt zur Disposition.
    Die grosse Konkurrenz von Weta-Digital hätte man allerdings nicht so krass totschweigen müssen. Am Ende wird einem schon ein bisschen vermittelt, wenn wir es nicht können, kann es niemand. Das stimmt natürlich nicht.
    Für Interessierte der technischen aber nicht entmenschlichten Seite des Filmbiz .

    #1748605
    ChrisKongChrisKong
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    Mr. Inbetween Staffel 3 (Disney+)

    Scott Ryans Gangster-Dramedy aus Down Under führt das Erfolgskonzept fort. Und einmal mehr erinnert das alles an britische und skandinavische Produktionen. Das heisst, ernste Momente wechseln sich mit viel bösem Witz ab. Dabei gerät der Cleaner Ray Shoesmith in div. unangenehme Situationen, die er bewältigen muss. Manchmal wirkt das wirklich wie die Mockumentary zu einem Killer in seinem täglichen Umfeld. Das kommt auch so authentisch rüber, weil die Charaktere sehr ambivalent geschrieben sind. Man spürt immer wieder, wie die Charaktere versuchen nach aussen eine Maske zu zeigen, aber damit gerne auch scheitern. Die Konflikte von Ray und seiner Tochter sind launig gestaltet. Sie stellt denn auch einen wichtigen Motivationsfaktor dar, um aus dem Business auszusteigen. Und da bahnt sich auch noch eine zarte Romanze an. Aber ist das in diesem gewalttätigen Milieu überhaupt möglich? Zumal noch ein paar Kriminelle eine Rechnung mit ihm offen haben. Auch sein bester Kumpel versucht sich in einer anderen Branche, was zu einigen lustigen Momenten führt.
    Das Ende der Staffel zeigt einen eher resignierten Ray. Wars das mit dem Töten? Die letzte Szene, die auch die letzte der Show sein könnte, klärt das auf eine unnachahmliche Weise. Sie zeigt zugleich auch, was für ein Talent Scott Ryan ist, der die Spannung mit geringen Mitteln bis zum Ende aufrechterhalten kann.
    Gerne würde ich weitere Staffeln sehen, Ryan meinte, dass er um weiter künstlerisch zu wachsen, sich auch an anderen Sachen versuchen möchte. Gut möglich, dass er aber später mal wieder zu der Rolle zurückfinden könnte.
    Fans von Serien wie Hit & Miss oder Filmen wie the Guard und Smalltown Killers sollten mal einen Blick riskieren. Für mich läuft die Show leider weit unter Wert. Aber auf Yt wird die Serie in Einzelclips ordentlich gefeiert, gerade die letzte Szene.

    #1748611
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    The Sandman Staffel 1 (Netflix)

    Netflix hat mit der Personalie Neil Gaiman einen interessanten Namen aus dem Talentpool gefischt. Davor war er unter anderem für die Serie American Gods verantwortlich, die auf 3 Staffeln gekommen ist. Bekannt ist er vor allem als Comicautor und Schriftsteller. Sandman basiert auch auf einer seiner Vorlagen, bietet aber Unterschiede. Zumindest hab ich das gelesen. Ist mir ja in dem Moment egal.
    Die Serie bietet ein paar Überraschungen. Man muss sich die Show eher wie ein Outer Limits vorstellen, bei dem der Sandman oft nur der Gastdarsteller ist oder im Hintergrund wirkt. So gibts einige Episoden, in denen er praktisch gar nicht auftritt. Es wird auch nicht einfach eine fortlaufende Geschichte erzählt. Die einzelnen Geschichte ergänzen die Mär vom Sandman. Wir lernen so Stück für Stück mehr über die Figur. Und doch bleibt sie wenig greifbar. Das liegt auch an Tom Sturridges stoischer Ruhe, die er ausstrahlt.
    Dieser narrative Flickenteppich passt ganz gut und entspricht mit seiner Moral, die er in fast jeder Geschichte liefert, einer Sammlung an Fabeln.
    Die Serie braucht ein wenig, bis sie in die Gänge kommt. Vielen Versatzstücken konnte ich jetzt nichts abgewinnen. Die wirklich guten Einfälle starten so im Mittelteil. Die Episode 24 Stunden mit David Thewlis ist für mich das Highlight gewesen. Sie spielt fast ausschliesslich in einem Diner und setzt sich mit dem Spiel von Wahrheit, Lüge und Wunschtraum auseinander. Mit der Folgeepisode doppelt man aber gleich nach und zeigt, wie der Sandman einem gewöhnlichen Mann Unsterblichkeit schenkt, um zu beobachten, was er daraus macht. Mit der Zeit wird daraus sowas wie eine Freundschaft. Und genau das ist mMn die Stärke der Serie, dass man sich mit Ideen austoben kann.
    Danach festigt sich wieder ein etwas stärkerer roter Faden, der sich um die Heilung des Traumreichs dreht, das nicht nur durch Abtrünnige, wie dem Korinther (grossartig Boyd Holbrook) bedroht wird, sondern auch durch einen sogenannten Wirbel, der die Schranken zwischen Traum und Realität einzureissen droht.
    Dabei findet der dramaturgische Höhepunkt auf einer Serienkiller-Convention in einem Hotel statt. Das Setting erinnert nicht von ungefähr an Roald Dahls Hexen Hexen. Ich vermute stark, dass das eine Referenz ist, aber natürlich mit eigener Note.
    Die Show klingt dann aus mit einer zweigeteilten Geschichte. Diese Bonusepisode wurde noch nachgeschoben und zeigt nochmals die Stärken der Serie, dass man immer wieder überrascht wird. Und das hat mir sehr gut gefallen. Da riskier ich es gern, wenn mir mal ein oder zwei Folgen nicht so zusagen.
    Es mag paradox klingen, aber gerade das Genre Fantasy ist zum Teil arg vorhersehbar und glänzt nicht mit fantasievollen Umsetzungen. Da ist der Sandman eine wohltuende Überraschung.
    Darsteller fand ich fast alle gut, Desire ist da eher die Ausnahme. Die Synchro wirkt zuweilen unfreiwillig komisch. Warum man Dream, Desire, Despair so belässt? Komische Entscheidung, da es ja nicht nur Namen, sondern Funktionen sind. Nettes Detail, der Sandman erscheint auch nicht jeder Person in der gleichen Form. Das deutet auch schon der Name Morpheus an. Er trägt viele Namen, je nach Kultur in der er verweilt.
    Gehts weiter? Die Show ist teuer. Netflix dumm. Chancen sind fifty fifty. Gaiman rief sogar dazu auf, die Serie zu bingewatchen. Finde das total behindert. Wenn man eines genau nicht machen sollte oder bei dieser Serie nicht nötig ist, dann das. Jede Folge bietet genug Stoff, um sich eine Weile damit auseinanderzusetzen, auch in Diskussionsforen. Aber wenn es wichtiger ist, wie das System Netflix Serienfortsetzungen produziert, sollte das grundsätzlich hinterfragt werden.

    #1748613
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Atlanta Staffel 3 (Disney+)

    Auf FX müsste es gar schon die 4. Staffel geben. Die Verzögerungen, bis die Serien dann bei D+ aufschlagen sind schon nicht ohne, ist bei den anderen FX-Shows recht ähnlich. Schade, denn FX ist einfach ein Sender, ders draufhat. Und ohne sähe es mMn zappenduster auf D+ aus. Hier findet man halt das erwachsene Programm und somit die ideale Ergänzung zu Marvel und Star Wars, weswegen wohl die meisten ein D+ Abo gelöst haben. Aktuell bietet mir die Sparte sogar deutlich interessantere Sachen als Netflix. Hab da noch recht viel auf der Watchlist und werde das kaum alles schaffen. Aber wenn mal ein gutes Angebot für ein Ganzjahresabo eintrudeln würde, könnte ich schwach werden. Und Atlanta ist z.B. eine der Shows.
    Donald Glover ist ein ähnliches Multitalent wie Idris Elba, arbeitet auch als Musiker (Childish Gambino) und ist hier Hauptautor der Serie. Das führt dann leider auch dazu, dass er sich die Arbeit einteilen muss und man länger als üblich auf Nachschub wartet. Die Serie hat schon div. Preise gewonnen und ich finde völlig zurecht. In Staffel 2 ging gegen Ende ein wenig die Luft aus. Was Glover nämlich da schon praktiziert, nämlich den Fokus auf völlig andere Figuren und Settings zu richten, war recht überraschend, wollte ich doch seiner Story und der von Paper Boi, gespielt von Brian Tyree Henry (Bullettrain) weiter folgen.
    In der dritten Staffel ist das nun eindeutig das Konzept, zwischen der Europatour von Paper Boi Geschichten aus Atlanta beizumengen. Fast so, als würde man eine Kurzgeschichtensammlung lesen. Der Fokus liegt da jedes Mal auf einem anderen Thema, das direkt oder indirekt mit dem Standing der afroamerikanischen Bevölkerung in der US-Gesellschaft aber auch in Europa zu tun hat. Und lasst euch versichert sein, der Ideenreichtum ist riesig. Glover zündet ein Feuerwerk nach dem anderen. Mir fällt auf Anhieb keine Serie ein, die so unterhaltsam, fantasievoll und clever zugleich diese Themen bespielt. Die dritte Staffel ist wirklich etwas vom Besten, was ich überhaupt je auf einem Streamingdienst gesehen habe. Glover spielt mit den Erwartungen, verstört das Publikum und überrascht mit Gastauftritten, die man wirklich nicht vermuten würde.
    In einer Episode wird die Erbschuld thematisiert, jeder mit Sklavenhalter-Vergangenheit in seinem Stammbaum kann nach einem Gerichtsurteil angeklagt werden und muss Entschädigung zahlen. Was sich wie eine wütende Episode Black Mirror anhört, hat einen überraschend versöhnlichen Schluss, der im Grunde die Botschaft der Chancengleichheit vermittelt und was diese wirklich bedeuten könnte, wenn jeder von Null starten müsste.
    Oder die für mich stärkste Episode, die vorletzte der Staffel, in der ein schwarzer Grossindustrieller eine Schule kauft und mit Stipendiaten lockt, aber nur für Schwarze. Die Hauptfigur dieser Geschichte ist es zur Hälfte, versucht aber bei jeder Gelegenheit als weiss durchzugehen. Als er dann davon profitieren könnte, schwarz zu sein, ist sein Selbsthass auf seine Herkunft noch die kleinste Hürde. Die Idee, sich vor einem Gremium verantworten zu müssen, um sich mit Fragen zum Schwarzsein testen zu lassen, ist dabei nur einer der genialen Einfälle der Episode. Das ist so outstanding, dass es eigentlich an amerikanischen Schulen gezeigt werden müsste.
    Und das ist wirklich noch nicht alles an Highlights gesellschaftspolitischer Themen. Schwarze Nannys, die fremde Kinder, statt deren eigene aufziehen, Blackfacing in europäischen Kulturen, Verballhornung künstlerisch elitärer Kreise, hier wird wirklich Abwechslung geboten. Die zwei Folgen gehen fast schon als Arthouse-Programm durch. In der einen wird Paper Boi auf einen nepalesischen Keks-Trip geschickt, in der anderen ist Earns Ex in Paris als spezielle Küchengehilfin unterwegs, die sich aussergewöhnliche Nahrungsmittel schonmal mit einem steinharten Baguette erprügelt.
    Das macht alles so verdammt viel Spass. Hiro Murai, der Hausregisseur der Show, der auch div. Musicvideos von Glover unter dessem Künstlernahmen gedreht hat, ist auch ein Talent, auf das ein Auge geworfen werden soll. Hier geben sich Könner buchstäblich die Klinke in die Hand.
    Wer ein D+ Abo hat, speziell ein Jahresabo und nicht zumindest mal reinschaut, hat sich den Titel Kunstbanause redlich verdient. ?

    #1748615
    captain carotcaptain carot
    Teilnehmer

    Recht fleißig unterwegs @Kong

    Kurz zu ILM: Was ich hier wirklich gut finde, der Bruch etwa zwischen Dykstra und Lucas wird hier sehr eindeutig thematisiert. Dabei war Dykstra mit Sicherheit einer der Initialzünder für ILM und auch für Star Wars.

    Dass der Umstieg zum Digitalen keineswegs einfach war und sehr viel schneller kam als erwartet ist wohl schlicht Fakt und Lucas war hier tatsächlich eine der treibenden Kräfte. Dabei findet man digitale Effekte heute nun mal auch oft an Stellen, an denen wir sie gar nicht mehr wahrnehmen. Andererseits funktioniert nicht zwangsläufig alles rein digital auch besser.

    Obendrein ist es oft halt auch nicht verkehrt, sich aufs wesentliche zu konzentrieren und da ist es nicht immer hilfreich wenn ‚alles geht‘.

    Zu Andor: alles in allem gefallen mir die ersten drei Folgen ziemlich gut. Auch wenn man hier durchaus punktuell auch Kritik einfügen kann. Was mir nach Göranssons Soundtrack allerdings tatsächlich fehlt ist Musik die hängen bleibt. Der Soundtrack pasdt zwar durchaus aber es ist auch nix dabei an das man sich nachträglich erinnert

    #1748616
    JonnyRocket77JonnyRocket77
    Teilnehmer

    Zum Sandmann: ich habe mit der Serie eigentlich nix am Hut aber meine Frau liebt sie und so hat sie mich “gezwungen ” die Folge mit der geschenkten Unsterblichkeit anzuschauen (weil sie diese Folge so mag). Und ja, auch ohne großes Vorwissen zur Story etc. hat mir die Folge wirklich gefallen. Ne gute Idee gut umgesetzt.

    #1748618
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    @Johnny Rocket

    Sieh dir unbedingt die Folge davor an, die ist nämlich nicht nur toll inszeniert, sondern auch wirklich spannend. Ich musste auch erst zum Sandman überzeugt werden. Der Vorschauclip auf Netflix war nämlich eher ein Abtörner gewesen.


    @Captain
    Carot

    Ja, da mein Abo nur für einen Monat ist, schau ich auf D+ relativ exzessiv die Sachen weg, die ich beim letzten Mal nicht geschafft habe. Zudem ist auch einiges liegen geblieben, was ich schon geschaut habe, aber noch nichts dazu geschrieben habe. Jetzt grad mit Dopesick angefangen, den ersten 3 Episoden und holt mich sofort ab. Wenn du eine gute Dramaserie brauchst zu Thema Opiod-Skandal, dann würde ich da mal einen Blick riskieren. Die Serie hat so viele Ebenen, von Fehlanreizen, Suchtproblemen, moderner Sklaverei, Perspektivlosigkeit usw. Das ganze Ausmass ist halt so viel grösser, als eine Behörde das überhaupt überblicken könnte.

    Wegen ILM, ich fands toll, dass man die Pionierarbeit auch würdigt, gerade Dykstra. Die Digitaltechnik hat wie alles, wirklich alles im Effektbereich mit Veraltung zu kämpfen. Was damals wow war, ist heute halt keine Illusion mehr. Das betrifft auch Handmade-Effekte aus der Anfangszeit des Horrors. Einiges davon kann man den Leuten kaum mehr zumuten, respektive nicht als ernsthaft verkaufen. Will sagen Technik entwickelt sich immer weiter. Der Fehler von Lucas bei der PT war, nicht von beiden Welten auf das Beste zu setzen und entsprechend zu kombinieren. Jurassic Park hat zwar auch so ein paar Stellen, aber funktioniert auch heute noch verdammt gut. Attack of the Clones und Phantom Menace zum Teil nicht mehr wirklich gut. Ist ja bei den 3D Spielen der Anfangszeit nicht viel anders.

    Zum Soundtrack von Andor. Verhält sich so ähnlich, wie der Soundtrack vom neuen zum alten Dune. Der eine setzt auf atmosphärische Sounds, die die Umgebung und Gefühlslage wiederspiegeln, während der andere die opernhafte Nacherzählung der Ereignisse darstellt und seine Themen immer wieder prominent einsetzt. Etwa so könnte man auch Williams Arbeit mit der von NIcolas Britell vergleichen. Williams erzählt die Ereignisse. Wir haben Hymnen, Themen, Kompositionen, die Momentum aufbauen. Britell erweckt hingegen die Umgebung musikalisch zum Leben. Das sind aber weniger Melodien, die im Kopf bleiben. Genauso erzeugt auch der neue Dune-Soundtrack keinen Ohrwurm. Trotzdem ist das Ergebnis passend, funktioniert nur auf einer anderen Ebene.

    #1748626
    ghostdog83ghostdog83
    Teilnehmer

    [quote quote=1747887]Hab mich vor allem auf Númenor und Khazad-dûm gefreut und da hat die Show abgeliefert.[/quote]

    Die Handlung bei den Zwergen finde ich bislang auch sehr gelungen – mein derzeitiges Highlight der Serie.

    Der Schauspieler des Elrond hat zuvor den jungen Eddard Stark in Game of Thrones verkörpert. 😀

    #1748627
    captain carotcaptain carot
    Teilnehmer

    Da würde ich dann gegenhalten, dass mir z.B. bei Kenji Kawai auch die Ambient Parts eher hängen bleiben.

    Es muss nicht immer ein Catchy Theme sein wie etwa bei Danny Elfmans Batman. Wobei ich das echt liebe.

    @Digitaleffekte und CGI: da muss man wohl auf mehreren Ebenen auftrennen. Wenn es etwa ums Compositing geht, dann war gerade mit Phantom Menace und Attack of the Clones ein neuer Standard erreicht. Schauspielerische Performances aus verschiedenen Takes in einem Bild zusammenzufügen etwa.

    Geht es ums reine Effektwerk, dann ist für mich ironischerweise Ep.1 mit seinen vielen klassischen Effekten, Masken usw sowie ‚echten’ Sets definitiv besser geeignet als beide sehr digitalen Nachfolger. Von der nahezu zeitgleich erschienenen Herr der Ringe Trilogie reden wir da lieber gar nicht erst. Das war für die Zeit die optimale Kombination aus digital, analog, real…

    Andererseits ist das digitale Set, wie Disney es jetzt teilweise nutzt, die logische Weiterführung.

    Davon ab macht die moderne Technik ja auch vieles im unteren Budgetbereich erst möglich.

    Kritisch sehe ich da oft Verdrängungsmechanismen. Im Trickfilmbereich ist das natürlich extrem ausgeprägt.

    #1748628
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Bei Episode 1 sind es vor allem die Landschaften auf Naboo während der Schlacht, die sind gar nicht gut gealtert. Man sollte einfach die Grenzen der digitalen Bühne kennen. Die Versuchung ist natürlich gross, vieles damit umzusetzen.
    Sicher können auch Ambient-Melodien hängen bleiben. Liegt aber in der Natur der Sache, wenn man Bild und Ton stark verknüpft, man eine zusätzliche Assoziationsebene erhält. Da reicht dann oft ein Bild und die Musik ist gleich da.
    Das soll auch nicht ein das eignet sich besser als jenes Sprech sein. Man wählte für Andor halt einfach einen anderen Ansatz. Themen zu komponieren, die sofort hängen bleiben, ist sowieso eine Kunst für sich. Keiner hat mehr solcher Themen geschaffen wie Williams. Aber auch er hat nicht immer allein auf diese Art der musikalischen Untermalung abgestützt. Catch me if you can war ja z.B. eher ein jazziger Soundtrack.

    Danny Elfman ist für Burton wirklich das, was Williams für Lucas war. Auch ein grossartiger Komponist.

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