ChrisKong

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  • als Antwort auf: Der Film und Fernseh Thread #1768995
    ChrisKongChrisKong
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    Ashoka Staffel 1 Episode 1 und 2

    Inhaltlich ist die Marschrichtung klar, wir kriegen hier nichts anderes als Rebels als Real Life Action Serie mit ein paar Anpassungen. Rebels ging durchaus recht weit bei der Auslegung der Macht und damit verbundenen Mythologien. Wir lernten den wahren Bendu kennen, dass die Lothal-Wölfe eine besondere Bedeutung haben und es eine Welt zwischen den Welten gibt. Wen diese Elemente stören, der wird mit Ashoka kaum glücklich werden. Rebels ist mMn auch die Grundvoraussetzung, um Ashoka geniessen zu können. Denn eine Art Zusammenfassung oder Erklärung, wer wer ist, das gibt es hier nicht. Die Geschichte wird problemlos verstanden, im Grunde eine Schnitzeljagd und ein Wettlauf gegen die Zeit. Auf der Suche nach Spock und nach dem heiligen Gral könnte man sagen. So kommt die Handlung auch recht schnell in Gang, für die Umsetzung nimmt man sich aber dafür ordentlich Zeit, vielleicht in ein paar Szenen sogar etwas zu viel.
    Die Charaktere haben einen hohen Wiedererkennungswert und sind bis in die Nebenrollen sehr gut besetzt. Das wir Clancy Brown in einer Nebenrolle sehen hat mich besonders gefreut, ist er doch ein alter Genre-Hase. Ashoka selbst umgibt eine leicht geheimnisvolle Aura, zumindest anders kann ich ihr selbstzufriedenes Lächeln nicht erklären. Die Figur agiert sehr zurückhaltend. Vielleicht ist man sich Ashoka als Mentorin auch einfach zu wenig gewöhnt? Ähnlich wie bei Andor kann man durchaus geneigt sein, hier Mogelpackung zu schreien. Denn der Fokus liegt hier mitnichten auf Ashoka. Von den anderen Charakteren erfahren wir deutlich mehr zu ihrer Motivationslage. Sabine hat dabei den grössten Anteil. Witzigerweise finden die meisten Interaktionen zwischen den humanoiden Charakteren und dem Droiden Huyang, der wie Marv in Per Anhalter durch die Galaxis für die philosophische Erquickung der Helden zuständig ist. Wobei Marv ja höchst depressiv war.
    Nett fand ich auch zwei Alien-Referenzen, ob beabsichtigt oder nicht, who knows? Zum einen erwacht Sabine von Alpträumen geplagt in einer steril weissen Umgebung, die an Ripleys Krankenstation in Aliens die Rückkehr erinnert. Und zum anderen wird ein Droiden-Kopf wiederbelebt, um an Infos zu gelangen, was in Alien und Alien 3 der Fall war.
    Die neuen Antagonisten wirken auch sehr viel interessanter als das in einigen der letzten Shows der Fall war. Ray Stevenson war mir seit Rome ein Begriff und seine Leinwandpräsenz wird schmerzlich vermisst werden.
    Inhaltlich gibts je nach Ermessensgrundlage mal mehr mal weniger Anlass zu Kritik. Da wären andere Lösungen vielleicht opportun gewesen, um Konflikte zu vermeiden. Z.B. werde ich aus der Droiden-Attacke auf Ashoka nicht so recht schlau. Wenn es das Ziel war, ihr die Karte zu entwenden, warum dann die ganze Tempelanlage sprengen. Und wenn es so war, dass man Ashoka um jeden Preis weghaben wollte, warum dann nicht gleich auf dieses Mittel setzen und wennschon, warum ein Countdown, der Ashoka warnt? Das wäre schon Material für eine Galaxy Quest Parodie. Aber ich seh es Filoni nach, denn mit solch kleineren Ärgernissen hält er Nitpicker auch bei der Stange. Es ist nicht das einzige Haar in der Suppe, sondern da sind eine ganze Menge drin und sie stammen alle von Sabine. 🙂
    Auf der Habenseite haben wir so einiges, das ich nicht unerwähnt lassen möchte. Fangen wir mit der Musik an, die wirklich gelungen ist, in vielen Fällen nach klassischen SW klingt, sich aber nicht darauf ausruht und auch sehr ungewohnte Melodien bereithält, etwa wenn Sabine vom Lothal-Sicherheitsdienst gejagt wird oder die Szenen, in denen die Melancholie wie ein leichter Schleier über dem Szenario zu schweben scheint. Mir gefällts.
    Die Inszenierung lässt keine Wünsche offen. Alles sieht sehr wertig aus und ist mit Details nur so gespickt. Klar gibt es Stagecraft-Momente, aber das ist alles so gut miteinander kombiniert, dass die Optik wie aus einem Guss wirkt. Die Szenen auf Corellia wirken besser als in so mancher Szene Vergleichbares in einem SW-Film. Es sieht alles sündhaft teuer aus und als Fan kann man kaum mehr verlangen.
    Die Action ist auch nicht kaputt geschnitten, einzig bei ein paar Momenten wäre es schön gewesen, die nochmals in einer Totalen zu sehen. Bei Sabine gegen Shin war mir die Kamera manchmal zu nah dran. Ansonsten kriegen wir ein schönes Potpourri an SW-Ingredienzen, passt.
    Details wie z.B. Sabines Kunstfertigkeit als gewinnbringende Fähigkeit bei der Lösung des Rätsels zu nutzen, haben ebenso gefallen. Man merkt Filoni die Liebe zu seinen Charakteren an. Allerdings birgt das auch die Gefahr, dass die Spannung über das Schicksal der Charaktere darunter leiden kann. Bezeichnend ist der Cliffhanger von der ersten Episode, der etwas fragwürdig erscheint.
    Das führt mich zu dem wichtigsten Punkt, der mich bei der ganzen Sache gestört hat, nämlich der Release-Politik, die irgendwie überhaupt nicht auf die Serie abgestimmt ist.
    Aus irgendeinem Grund, hat man kurz vor Start den Release vorgezogen, keine Ahnung warum, tut aber nichts zur Sache soweit. Man gibt uns zwei Episoden, die eine etwa 50 Min. die andere ca. 40. Dann ist eine Woche Sendepause und wir kriegen eine halbe Stunde. Also wozu überhaupt einen Cliffhanger in die erste Episode einbauen, wenn die keine drei Sekunden in der nächsten Episode am gleichen Tag aufgelöst wird? Zeigt mir, dass das eine wenig glorreiche Einmischung seitens Disney war und damit die Bemühungen Filonis ein Stück weit torpediert. Kann das evt. etwas mit der Nielsen Company zu tun haben, die Zahlen von Streamingdiensten vergleichen, wie viele Minuten eine Show gesehen wird in welchem Zeitraum? Ich meine mit ca. 90 Minuten ist man da sicher gut dabei. Oder was könnte es für einen anderen Grund geben, gleich zwei Episoden in der Lauflänge zum Start zu verheizen? Ich kann mir einfach beim besten Willen nicht vorstellen, dass Filoni die Staffel geschrieben hat, dann zu den Streamingverantwortlichen getigert ist, und gleich zwei Folgen raushauen wollte zum Start, wenn er doch in der einen extra einen Cliffhanger-Moment eingebaut hat. Tja und das ist schade, weil ich jetzt schon mit 100%iger Sicherheit sagen kann, dass die Laufzeit der nächsten Episode ein valider Kritikpunkt sein wird. Und ich würde das ja nicht schreiben, wenn mir die zwei Folgen nicht gefallen hätten. Ich hätte wie viele andere auch am liebsten gleich weitergeschaut. Immerhin kennt man seine Pappenheimer und von Zeb gab es schon ein Foto und eigentlich rechne ich fest mit Rex. Alles andere fände ich sogar enttäuschend. Denn es sind genau diese Figuren, die Rebels auch so sehenswert für mich gemacht haben.
    Steph Green, die die beste der Boba Fett Episoden inszeniert hat, war für Folge zwei verantwortlich und wird auch noch bei weiteren Regie führen. Sie ist auf alle Fälle ein Gewinn und ich hoffe, dass wir in Zukunft noch viel mehr von ihr sehen werden.
    Inhaltlich hoffe ich auf etwas mehr Lockerheit. So sehr ich die melancholische Note mag, denn sie ist ja nicht unberechtigt, so fehlt es mir hier noch etwas an Pep und Abenteuergeist kombiniert mit Humor. Ja, ich spiele auf die Indy-Filme an. Und das, weil mich die Szenen im Tempel mit Ashoka natürlich getriggert haben. Die Einstellungen, die Musik, ich mag sowas. Nur sollte sich der ernsthafte Teil die Waage halten mit den heiteren Momenten. Die gabs in Rebels schliesslich auch.
    Weiter freue ich mich auf schöne Setpieces und das Artdesign bekannter und neuer Schiffe. Aussehen tuts wie grosses Kino, davon hätte man vor zig Jahren nicht zu Träumen gewagt.
    Man sollte mit gewissen Sachen aber auch nicht über die Stränge schlagen, warum man jetzt noch die Nachtschwestern thematisch hervorkramt, weiss ich nicht. Sehe darin keinen Mehrwert, weil deren Geschichte für mich eigentlich zu Ende erzählt ist. Zumindest hatte ich das auch so aus Jedi Fallen Order mitgenommen und aus TCW.
    Persönlich hoffe ich, dass Filoni seinen Handlungsbogen fertig erzählen kann, bin da aber aus genannten Gründen auch sehr skeptisch. Ob Disney da weiter viel Geld reinpumpen wird, wenn schlussendlich in der Hauptsache Rebels-Zuschauer einschalten, wage ich zu bezweifeln. Immerhin ist die Streamingsparte weiterhin defizitär und Sparmassnahmen wurden angekündigt und bereits umgesetzt. Da Filoni schon mit einer zweiten Staffel plant, würde mich das richtig ankotzen, sollte es nicht dazu kommen. Oder wie ein berühmter Machtnutzer einst sagte, schwer zu sehen ist die Zukunft.

    als Antwort auf: Gernseh-Serien #1767888
    ChrisKongChrisKong
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    Bin da fast schon Allesseher, aber Die Qualität ist schon recht schwankend. Einzig die älteren Sachen, hab ich nie komplettiert. Glaub von Agent Carter nur die erste Staffel gesehen und von Agents of Shield ebenfalls nur die erste. Bei letzterer waren mir das zu viele Episoden, auch wenn die Serie sich noch recht entwickelt hat. Aber damals gabs ein Haufen anderer Sachen zu schauen, weswegen mein Interesse eher gering war. Und jetzt nach Endgame Prä-Endgame Sachen nachholen, reizt mich aktuell eher wenig.
    Werde sicher in Loki Season 2 reinschauen, die im Oktober startet. Aktuell hat aber definitiv Apple-TV die grösste Chance, dass ich wieder mal ein Abo löse, wenn auch nicht heute und morgen.

    als Antwort auf: Gernseh-Serien #1767880
    ChrisKongChrisKong
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    Secret Invasion Staffel 1

    Welcome Back Mr. Fury. Die titelgebende Figur ist irgendwie symptomatisch für die ganze Show, ein müder alter Mann, der noch einmal Alles riskiert. Disney warf gerüchteweise über 200 Mio. für diese Kurzstaffel auf, was eine Menge Asche ist. Leider ist davon kaum je was zu sehen. Nach fünf Episoden war ich ernüchtert, die meiste Zeit bewegen wir uns in irgendwelchen Lagerhallen oder anderen kleinräumigen Settings. Eine Ausnahme bilden die Szenen auf hoher See und in Russland. Ich dachte dann, dass im Finale was Grosses aufgefahren wird. Aber schon die Laufzeit von etwas über 30 Min. machte mich schon stutzig. Danach fragt man sich erst recht, wo das ganze Geld abgeblieben ist.

    Samuel Jackson liefert eine gewohnt gute Performance ab. Mit Ben Mendelsohn, Olivia Coleman und Don Cheadle hat man weitere Darsteller, die jede Figur aufwerten. Emilia Clarke ist ganz solide, aber aus ihrer Figur wird viel zu wenig gemacht, ebenso wie aus Kingsley Ben-Adirs Antagonist. Dabei hat der Schauspieler wirklich ein sehr gutes Charisma.
    Die Probleme liegen daher woanders. In den Szenen mit Exposition, wird versucht eine weltumspannende Bedrohung zu zeichnen. Gestaltwandler, die jede Person imitieren können? Das klingt erstmal auch eher nach Infiltration und nicht Invasion. Zieht man z.B. als Vergleich die Applet TV Serie Invasion heran, werden die Unterschiede deutlich. Anhand div. Schauplätze, die über die Erde verteilt sind und ihren unterschiedlichen Bedrohungsszenarien, die augenscheinlich in keinem Zusammenhang stehen, wird eine bestimmte Grundspannung erzeugt. Die Figuren erkennen erst sehr spät, womit sie es zu tun haben und der Zuschauer bleibt auch lange ahnungslos. Das fehlt hier vollkommen und der Spannungsfaktor ist eminent für die Art Geschichte. Cliffhanger und Twists sieht man teilweise schon meilenweit voraus. Jetzt kann ein Setting mit Wissensvorsprung für den Zuschauer dennoch reizvoll sein, wenn die Spannung oder besser Anspannung bei den Charakteren vorhanden ist. Das Paranoia-Kino der späten 60er, 70er wäre die perfekte Schablone für ein solches Szenario gewesen. Die Körperfresse kommen, Westworld, Unternehmen Capricorn, etc. sie alle beziehen ihre Spannung daraus, dass sich im Hintergrund Mächte verschwören, die immer ein Stück weit auch diffus bleiben. Die Unkenntnis der Helden gibt das Tempo vor.

    Vielleicht eignet sich das MCU schlicht nicht für die Art Film oder Serie. In einer Szene schwadroniert der Bösewicht gar darüber, wo denn die Avengers bleiben. Und genau das ist der dramaturgische Murks, den man oft irgendwie konstruieren muss, um Plausibilität zu schaffen. Denn ja, warum ist kein einziger Avengers verfügbar, wenn die Welt als gesamtes bedroht wird? Die Frage wird aufgeworfen aber natürlich nicht beantwortet.

    Das Finale torpediert dann auch die gelungenen Momente der Serie, indem es div. Fragen aufwirft, die gar nicht sein müssten oder verwirrende Situationen schaffen.
    Die Skrulls lassen sich leicht enttarnen, wenn sie verletzt sind. Warum diese Methode aber in div. Situationen so selektiv genutzt wird und im Finale man gar unnötig eine Bedrohung aufrechterhält, obwohl die Waffengewalt bei 2:1 für die Helden liegt, niemand weiss es.

    Dann sind wir ein einem verlassenen Gelände mit einem Atommeiler. Irgendwie scheint da im Finale die Strahlenbelastung eine Rolle zu spielen. Hab sicher verpasst, woher die genau zu kommen scheint oder was es damit auf sich hat. Aber warum sind davon nicht die ganzen Menschen betroffen, die als Gefangene ihr Dasein just in dem Gelände fristen? Weil Strahlung nur dort ist, wo der Drehbuchautor sie will? Da hat jemand sehr gut bei Die Hard 5 abgeschaut, wie mans nicht macht.

    Der Endkampf ist leider auch wieder dieses zwei praktisch unzerstörbare Wesen verkloppen sich. Soll einer auf der Matte abklopfen oder wo genau soll das hinführen? Es kommt dann eine Super-DNA oder haste nicht gesehen Essenz ins Spiel mit der man dann die vereinten Kräfte aller Avengers und deren Gegner – wo die DNA von Thanos her ist, will ich gar nicht wissen – hat. Das führt dann zu viel Fanservice-mit mässiger CGI-Kombination, wo die eine Figur ihr Äusseres immer wieder partiell mutieren lässt. Da sieht man dann mal den Arm von Drax, Mantis Fühler usw. Nett, aber wer auf ein Schachduell der unterschiedlichen Kräfte hofft, hofft vergebens. Irgendwie wird der Schurke dann besiegt, so genau erschliesst sich mir zwar nicht wie, aber wirkt da irgendwie auch nur noch nebensächlich. Denn gefühlt gibt es sowieso nur zwei Skrulls, die wirklich die Welt bedrohen wollen.
    Der Epilog zeigt dann ein wenig die Konsequenz der Paranoia, aber genau das wäre ja der Punkt gewesen, den man hätte erzählen sollen. Die Ausgangslage hätte wunderbare Spannungsmomente ergeben, aber die fehlen leider total.

    Verglichen mit den anderen Marvelserien verfügt sie auch über die wenigsten Schauwerte. Vielleicht hat Jackson 195 Mio. als Paycheck eingestrichen und da war nicht mehr viel übrig? Wobei Jackson ein Marvel und SW Fanboy ist und vermutlich sogar umsonst mitgespielt hätte. Die Show lief mit Sicherheit sehr enttäuschend für Disney, obwohl es zu der Zeit auf dem eigenen Streamingdienst jetzt auch nicht so viel Konkurrenz hatte. Aber was schon in den Filmen mittlerweile Standard ist, findet sich auch hier wieder, schlecht geschriebenes Screenplay am Thema vorbei inszeniert. Ob Disney-Chef Iger für eine mögliche zweite Staffel, nochmals annähernd so viel Geld locker macht, darf bezweifelt werden. Dass man nun vermutlich die Serie fast schon kennen muss, wie auch Mrs. Marvel, um The Marvels im Kino vollständig geniessen zu können, ist ein klassisches Eigentor und wird meiner Einschätzung nach nicht funktionieren. Sollte the Marvels starke Konkurrenz haben, wird Disney sein Flop-Abo wohl verlängern. Dort kulminieren nämlich zahlreiche Probleme, die schon in den anderen Filmen teilweise für ein Vermarktungsproblem gesorgt haben.

    als Antwort auf: Der Film und Fernseh Thread #1766905
    ChrisKongChrisKong
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    Scream 6

    Der sechste Eintrag einer Horror-Reihe, die das Slasher-Genre Mitte der 90er zu einem regelrechten Revival verhalf. Klar, Slasher gabs davor und danach reichlich, aber sicher nicht mit diesem immensen Erfolg. Dass sich die Reihe gut gehalten hat, ist unbestritten. Zu verdanken ist das auch einer gewissen Flexibilität, wobei sich meist ein zeitgenössisches Thema als roter Faden durch einen Teil zieht und zudem auf einer Meta-Ebene über das Horror-Genre und das Kino selbst reflektiert wird. Bei Teil 4 waren die Befürchtungen schon da, dass sich das abnutzen könnte. Zu Unrecht, wie ich fand. Leider zeigte die kurzlebige Serie, dass das dann trotzdem möglich ist, auch wenn man nach Aussen frische Ideen hat. Allerdings hat man dort mit den Übertreibungen nicht massgehalten und ein unglaubwürdiges Szenario nach dem anderen kreiert.
    Teil 5 versuchte abermals die Reihe auf ein neues Level zu heben und den erzählerischen Raum zu erweitern. So ganz gelang das mMn nicht. Der Film hat ganz gut unterhalten, aber war mE dann doch eine ganze Klasse schlechter als die Teile davor. Ein in der Reihe selbst angesprochenes Problem, war die zusehende Entfernung vom Ausgangsmaterial. Dass man da einen Link zu den Vorgängern konstruierte, schien zwar notwendig, aber die Umsetzung war nicht restlos überzeugend. Es erinnerte eher an Standard-TV-Serienplots der 80er, wenn urplötzlich irgendwelche Verwandte/Verwandtschaften auftauchen.
    Teil 6 baut ziemlich nahtlos auf Teil 5 auf, verlagert das Setting aber erstmals in eine Grossstadt. Das funktioniert in weiten Teilen auch recht gut.
    Was leider nicht so gut funktioniert, ist der Aufbau der Charaktere und einige fragwürdige Drehbuchentscheidungen.
    Die Eröffnungssequenz fand ich sehr gelungen, da sie natürlich sofort div. Fragen aufwarf und mein Interesse war geweckt. Den Machern fiel danach leider nicht mehr viel ein, was sie dem Zuschauer bieten konnten, was er nicht schon in irgendeiner Form kannte. Stattdessen gab es lauwarme Monologe zum Franchise-System Hollywoods. Dabei hatte Randy schon in Teil 3 gesagt, dass nun alles möglich sei. Hier wiederholt man letztlich nur die Prämissen der Vorgänger, wonach es zwar neue Regeln gibt, die aber auch entsprechend interpretiert werden können.
    Die Verbindung zu den Teilen davor und der Motivation von Ghostface wirkt für mich überkonstruiert. Von daher fand ich auch die Auflösung ziemlich lahm und wenig prickelnd. Das war aber auch schon in Teil 5 so.
    Setpieces wie die U-Bahn waren spannungstechnisch sehr gut umgesetzt, wohingegen die Szene in der New Yorker Wohnung deutlich abfiel. Die Charaktere verhalten sich da dümmstmöglich und reflektieren das gar noch für den Zuschauer mit den passenden Dialogen. In diesem Moment kommt weder den Figuren, noch dem Helfer in den Sinn, mal einfach die Polizei zu rufen? Stattdessen verlässt man den sicheren Raum, lässt ausgerechnet die schwächste Person zurück, um die Tür zu blockieren, obwohl gerade festgestellt wurde, dass das nicht lange funktionieren wird und wählt warum genau einen Fluchtweg, der gefährlicher als der Killer selbst ist? Das ist so doof geschrieben, dass es schmerzt.
    Was auch wenig hilfreich ist und der Spannung abträglich, wenn man im Film selbst immer wieder impliziert, es kann jeden treffen, was dann auch passiert, nur damit fragliche Person es dann sowieso überlebt. Das macht es beliebig und inkonsequent.
    Das ist aber nicht das einzige Problem des Films. Die Charaktere selbst fungieren oft nur als reine Stichwortgeber. Die Hauptdarstellerin scheint mir reichlich überfordert mit der Ambivalenz, die ihre Figur ausstrahlen soll. Ihre kleine Schwester, gespielt von Jenna Ortega spielt da in einer anderen Liga.
    Courtney Cox ist als einzige vom Originalcast verblieben, sie schaut aber so aus, als würde unter ihrem Gesicht selbst eine Ghostface-Maske sein. Ich fand sie so sogar noch creepier als Ghostface. Der Rest macht Dienst nach Vorschrift.
    Insgesamt ist es der schwächste Teil und die Auflösung schmeckte mir so gar nicht, weil sie viel zu aufgesetzt wirkte, ganz so als wäre das Ende in einen Comicstrip transferiert worden. Da diese Fortsetzung schon ziemlich gewollt war, kann ich mir kaum vorstellen, dass eine weitere Geschichte viel origineller sein würde. Persönlich finde ich, man sollte es dabei bewenden lassen und keine weiteren Teile machen, wenn man nichts weiter zu sagen hat. Wo der satirische Teil ansonsten noch was richten könnte, fehlt es hier deutlich an Biss, was nicht zuletzt daran liegt, dass man sich nun selber kritisieren müsste und im Grunde auch die Zuschauer, die das absegnen. Im Grunde krankt der Film dann an ähnlichen Schwächen wie zahllose andere Fortsetzungen. Ein paar gute Ideen machen noch keine gute Geschichte. Und da es an interessanten Charakteren ebenso mangelt, wird auch nichts kompensiert. Das macht diesen Film leider auch sehr austauschbar. Es bleibt aber zumindest ein solider Vertreter des Slasher-Genres.

    als Antwort auf: Der Film und Fernseh Thread #1766903
    ChrisKongChrisKong
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    Fand den jetzt auch nicht brutaler als die anderen. Aber wenn dann so viele Opfer überleben, kann ich nicht von kompromisslos reden. Und ja, das gehört für mich dazu, damit die Härte auch emotional verfängt. Das wird hier leider zu oft dann untergraben.

    als Antwort auf: Der Film und Fernseh Thread #1766901
    ChrisKongChrisKong
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    @Johnny Rocket

    Ich mag die Reihe wirklich und Teil 4 war damals eine rechte Enttäuschung. Leider hat der Film bei mir über die Jahre nichts dazugewonnen, die Regie bleibt schlecht. Spielberg gelang es einfach nicht Tempo und Gefühl der Originalreihe einzufangen. Und Mangold schafft das im Grunde genauso wenig. Das Drehbuch hilft ihm dabei leider kein Stück.


    @Tabby
    kompromisslosesten? Genau das ist er so gar nicht. Div. abgestochene überleben ja, wie warum? Einfach weil das Drehbuch es so will. Zumal die Geschichte auch so recht hanebüchen ist. Werde später vielleicht noch was dazu schreiben.

    als Antwort auf: Der Film und Fernseh Thread #1766898
    ChrisKongChrisKong
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    Indiana Jones und das Rad des Schicksals

    Im Vorfeld zu Indys fünftem Abenteuer wurde schon viel gesagt und geschrieben. Die grössten Bedenken waren das hohe Alter von Ford und ob das mit der Erwartung an den Film korrespondieren würde. Als der Film dann seine Premiere feierte in Cannes, war die Resonanz nicht gerade gut. Später kamen dann noch div. Youtuber dazu, deren Enttäuschung nicht zu verhehlen war. Dabei wurden immer wieder ähnliche Kritikpunkte genannt. Wie stark die allerdings wiegen, bleibt auch bei Zustimmung immer noch Sache des Rezipienten. Ich versuche mal anhand der geäusserten oder von mir vermuteten Kritik ein wenig aufzudröseln, ob das für mich auch so war und wie positiv oder negativ ich es empfand. Achtung, der Text enthält Spoiler, um die man schwer drumherum kommt.

    Geschichte und Stimmung

    Ein Vorwurf, der sicher zutrifft, ist diese Schwermütigkeit, die durch den Film hindurch trägt. Ähnlich wie bei No time to die, dem letzten Bond-Abenteuer von Craig, liegt diese Melancholie in der Luft und sowohl Bond als auch Indy steuern auf ihr Ende zu. Das allein zeichnet die Geschichte noch nicht aus, aber der Start ist ähnlich. Beide Charaktere tragen ihre Probleme mit sich rum und haben einen sichtlich emotionalen Impact. Diese Grundstimmung überträgt sich unweigerlich auf den Zuschauer.
    Hier kann ich voll zustimmen, dieser Indy-Film fühlt sich in weiten Teilen anders an. Es fehlt an dieser Lockerheit, die bei aller Ernsthaftigkeit, ein steter Begleiter Indys war. Ähnlich wie Bond, war Indy eine ewige Figur, die gefühlt gar nicht altern kann und auch deren charakterliche Entwicklung in einer Art Cryostase gefangen bleibt. Nuancen sind auszumachen, wir erfahren über Indy woher gewisse Verhaltensweisen stammen, z.B. seine Angst vor Schlangen, so wie wir auch über Bond erfahren, warum er sich emotional nicht an Personen binden möchte. Nein, das ist hier kein klassisches Indy-Abenteuer. Es schmeckt nicht nach Pionierleistung, irgendwo hinzugehen, wo noch nie ein Archäologe zuvor gewesen ist, sondern es ist die Geschichte eines Mannes, der unerledigte Dinge aus der Vergangenheit hat, die ihn einholen. Hier kann man auch gut überleiten zu einem Vergleich mit Mangolds Logan. Im Abschluss der Wolverine-Filmreihe, ist es ein letzter Kraftakt der Figur, der noch mal in die Zukunft seiner Nachfolge investiert wird. Das hat auch was Versöhnliches. Hier verpasst es Mangold aber mMn, dass man diese Dringlichkeit in Indys Handeln spürbar macht. Er stürzt sich aus einem Versprechen raus in ein Abenteuer. Soweit so gut, aber leider wird die zweite Hauptfigur, Helena, oft so dargestellt, dass sie unsympathisch und besserwisserisch daherkommt. Wenn dem Zuschauer offenbart wird, dass Indy seine Patentochter über zehn Jahre und mehr nicht gesehen hat, wirkt vieles, was danach folgt etwas aufgesetzt und wenig glaubhaft. Als Rezipient fühlte ich mich da auch nicht wirklich emotional investiert.
    Ganz anders verhält es sich, wenn klar wird, warum Indy in diesem Zustand der Verhärmung ist. Das hat mich recht stark getroffen. Das drückte dem Film nochmals seinen schwermütigen Stempel auf. Der Moment war toll gespielt. Auch da gab es inhaltlich Kritik, warum wurde Indy seines Happyends aus Teil 4 beraubt? Ich mag Dramen, weiss aber auch nicht so recht, ob ich das in Indy oder wie skizziert, in Bond überhaupt haben möchte. Dem Film kann man das aber nicht anlasten. Als mutig würde ich das heute aber nicht mehr bezeichnen. Sowas wäre in den alten Filmen sicher eine Hausnr. gewesen, aber mittlerweile sind die Franchise-Filme voll mit Figuren, die mit ihrer Legacy hadern, weil der Nachwuchs sich nicht in die Richtung entwickelt hat, wie gewünscht oder anderweitige Schicksalsschläge erfahren hat. Und während man in vergleichbaren Situationen, konsequent den Weg ging, Nachfolge da, bedeutet der Held überlebt das Abenteuer nicht, traute man sich das vielleicht nicht ganz. Darf als Variation verstanden werden, leider ist die Art, wie Filme heute optimiert werden, das vielleicht weniger der Vorstellung des Regisseurs geschuldet, denn dieser fatalen Anbiederung, die sich Testscreenings nennt.
    Die eigentliche Handlung ist nicht wirklich spektakulär. Man versucht zwar die Ziele mit Bedeutung aufzuladen, aber so recht will das nicht gelingen. Das mag auch daran liegen, dass ich in dem Film nicht permanent das Gefühl habe, Indy wäre im Feindland unterwegs, was in den drei Filmen bis und mit der letzte Kreuzzug der Fall war.
    Aber die Geschichte ist für mich absolut in Ordnung, war auch in Indy 4 nicht Kern der Kritik für mich damals wie heute. Wer sich an Aliens, Zeitreisen und dgl. reibt, ist bei Indy an der falschen Adresse.
    Tja, Kritik am Ende gabs dann natürlich trotzdem von vielen Seiten. Muss ehrlich sagen, das kann ich nun nicht ganz nachvollziehen und ich sehe da nur recht wenig Potenzial für Polarisierung. Ob das innerhalb des Indyverse nun sehr glaubhaft dargestellt ist oder nicht, ist für mich da eher zweitrangig.
    Leider begleitet die Geschichte eine ganze Reihe von Ungereimtheiten und man merkt deutlich, da wurde zu viel rumgedoktert. Hat weniger mit der eigentlichen Geschichte zu tun, darum greife ich das unter Screenplay und Drehbuch auf.
    Indys Wunsch, in der Vergangenheit zu verbleiben, ich fands out of character. Irgendwie wurde es so gedreht, dass die Geschichte sein ein und alles ist. Aber da scheint mir, wurde die Figur nicht so recht verstanden. Die andere Schiene der Motivation, der familiäre Verlust, der nicht aufgewogen werden kann, wirft wieder ein eher schlechtes Licht auf Helena. Denn Indy scheint sich dieser Figur absolut nicht verpflichtet zu sein. In einer Szene in der Mitte sagt er das sogar mal, aber dort denkt man sich noch, harte Schale, weicher Kern. Aber in der Endsequenz scheint ihm auch mehr an Personen gelegen zu sein, die irgendwo, irgendwann mal gelebt haben. Ja, genau, was er seinem Vater im dritten Teil vorwirft. Ich weiss nicht, ob Mangold das sogar ganz bewusst gemacht hat, aber da ich Indys Verhalten da eher verstörend fand, mag ich das nicht so recht glauben.
    Dafür hat man mit der Szene kurz vor den End Credits, wieder wunderbar einen Bogen zum ersten Teil gespannt und war für mich der zweitbeste Moment in dem Film. Obwohl man genau weiss, was passieren wird, ist diese Chemie zwischen ihm und Marion wieder da. Und genau das war sie mMn in Teil 4 so gar nicht. Hier aber war ich all in und hat das Ende dann doch noch recht gut hingebogen.

    Helden

    Natürlich stellt sich die Frage bei der Titelfigur nicht zu unrecht, ob die Vergangenheit da jedes Mal einen Helden gezeigt hat. Ich denke wir haben da durchaus gesehen, dass Indy ein facettenreicher Charakter ist, der in bestimmten Situationen das Herz am rechten Fleck weiss, aber auch sehr skrupellos agieren kann. Warum er sich in den Vorgängern stets ein wenig anmasst, Dinge für ein Museum klauen zu müssen, wird eigentlich nie wirklich erklärt. Wir sehen einen verwegenen Abenteurer, den die Gefahr lockt. Die Belohnung scheint oft nebensächlich. Seine Haltung, das gehört in ein Museum, sehen wir schon in Tempel des Todes korrumpiert, wenn er ein Artefakt etwa gegen einen Diamanten tauscht oder besser gesagt tauschen will. Dann auch gleich mal eine Unbeteiligte als Geisel nehmen? Indy darf das. Also der Mann hat Ecken und Kanten. Und im letzten Teil sehen wir einen gebrochenen Mann. Später erfahren wir auch warum. Anstatt aber das etwas weiter auszuloten und Indy mehr Motivation zu geben, läuft das eher so nebenbei. Eine verpasste Chance. Seine Beziehungen zu anderen Personen im Film hat mich leider nicht wirklich überzeugt. Da ist dieser alte Freund, gespielt von Banderas. Die Szene hätte genauso mit Salah funktioniert, der noch von der See schwärmt. Man führt also eine neue Figur ein, die im Grunde überflüssig ist und degradiert eine andere zu zwei Kurzauftritten. So ganz kann ich das nicht nachvollziehen. Die Gelegenheit, Shorty zurückzubringen, hat man so auch gleich in den Sand gesetzt und damit auch die Möglichkeit, den emotionalen Kern der Geschichte, aufzuwerten.
    Dafür haben wir abermals zwei neue Figuren, Bass und seine Tochter Helena. Toby Jones ist sichtlich der Ersatz für Marcus Brody, was auch in Ordnung ist. Denholm Elliott ist ja schon lange verstorben und eine ähnliche Figur passt eigentlich ganz gut. Hat auch aufgrund des Settings ein wenig an Dr. Broom aus Hellboy erinnert, witzigerweise wurde der vom ebenfalls verstorbenen John Hurt dargestellt, der in Indy 4 mit dabei war, ebenfalls in einer ähnlichen Rolle.
    Banderas ist mit seiner aufgestellten Art irgendwie immer eine Bereicherung. Leider kriegt seine Figur in dem Film zu wenig zu tun. Die Kritik, dass er lediglich fünf Dialogzeilen hat, ja, das kann man dem Film durchaus ankreiden. Und auch da hätte man mit dem Schauspieler, der Zorro interpretiert hat, einfach noch so viel mehr im Metabereich herausholen können. Immerhin ist Zorro mit eine Inspirationsquelle für Indy gewesen.
    Den Shortround-Part hat Teddy übernommen, gespielt von Ethann Isidore. Die Anspielungen sind überdeutlich. Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass er ein wenig mehr hätte sein können als eine nette Referenz. Sogar seine übertriebenen Skills, habe ich erfolgreich ignoriert, auch wenn das anderen schwer fallen dürfte. Viel schwerer wiegt da seine Kaltschnäuzigkeit, wenn er sich mal eben aus den Fängen eines Nazis befreit, um diesem einem qualvollen Tod durch Ertrinken zu überantworten. In dieser Szene hätte er einfach fliehen können, ohne dass dieser ihm hätte folgen können. Die Szene ist auch völlig zurecht in der Kritik.
    Da Marion Teil eines der besten Momente des Films ist, kann man getrost sagen, es kommt nicht auf die Dauer des Auftritts an, sondern wie er gestaltet ist. Und da ging man einen guten Weg, wie ich finde. Viel mehr gibts da nicht zu sagen.
    Bei Helena werden sich wohl die meisten Geister scheiden. Phoebe Waller-Bridge hat fleissig an der Figur mitgearbeitet und das merkt man auch. Dadurch kommt es aber auch zu dieser eigenartigen Situation, dass die Figur irgendwie total over ist. Manchmal wirkt es fast schon penetrant, wie sie die Szenen dominiert. Wo ich ein Wechselspiel mit Ford erwartet hätte, war es eher eine Helena-Solo-Show (uiuiui Wortspielalarm). Ein paar Attitüden weniger hätten der Figur gutgetan. Auch das hin und her in der Motivation der Figur fand ich eher unpassend. Zumal sie mich da auch nicht überzeugte. Am Ende eine Mischung aus Elsa Schneider und Marion und das Gefühl, man müsste beide übertrumpfen. Ich fand darum ihre Figur leider einen der enttäuschendsten Aspekte des Films. Vielleicht wäre weniger persönliche Bindung die bessere Wahl gewesen. Eine angepasste Sophia Hapgood z.B. – bekannt aus dem Indy-Spiel Fate of Atlantis – z.B. hätte ein ausgeglicheneres Rededuell ergeben. Leider wird Helenas Figur auch immer wieder für Exposition missbraucht oder als Zuschauer-Kommentar. Hier verfängt die Kritik mMn auch ein wenig zurecht, dass die Figur nicht gut geschrieben sei. Was anfangs nach Traumhochzeit klingt, Waller-Bridge als Co-Autorin und Darstellerin und Indys Konterpart in Personalunion, entpuppt sich als Bumerang. Weniger wäre da mehr gewesen.

    Schurken

    Mads Mikkelsen darf als Schmitt/Voller ein paar Akzente setzen, aber wirklich herausstechen tut er nicht. Kein Vergleich zu Molaram oder Beloq. Leider bin ich vom Kino heute auch nicht viel mehr als das gewohnt. Es geht mir auch gar nicht darum, da einen überpsychologisierten Schurken zu haben. Mich interessiert da wenig, was in dessen Kindheit schief gelaufen ist. Die Filme legen da ja nicht den Fokus. Eher spiegeln sie den einen Teil in Indy, den man auch seine dunkle Seite nennen könnte. Wo Indy aber die Grenzen der Gier erkennt, fallen seine Gegner dieser komplett anheim. Womit man etwas mehr hätte spielen können, wäre vielleicht die nettere Seite von Voller zu zeigen und wie er Leute um den Finger wickelt. Das hätte auch eine bessere Erklärung geliefert, warum er tun kann, was er tut. Und Mikkelsen wird oft zu wenig gefordert. Wirklich schade, da er für mich zu den besten Darstellern seiner Generation zählt. Gerade seine ganzen dänischen Filme sind eine klare Empfehlung, wenn man sich mit seinem Werk auseinandersetzen möchte.
    Boyd Holbrook als Handlanger ist leider verschenkt, gerade wenn ich mir seine Auftritte in Sandman (Netflix) vor Augen führe. Hier wirkt er gar ein wenig dummbatzig, nur unterminiert er so natürlich seine Bedrohlichkeit, ein klassischer Zielkonflikt.
    Thomas Kretschmann darf den treuen Nazi-Kommandanten zum Besten geben. Seine Dialoge geben auch nicht viel her. Auch da drängt sich ein Vergleich mit seinen Vorgängern auf, die entweder eine sadistische Ader zeigten oder ihr Unbehagen zum Okkultismus ausdrückten. Kretschmann holt aber rein mimisch das Maximum raus und macht deutlich, dass er mehr als nur bös dreinblicken kann.
    Die Verfolger in Tanger sind leider nicht mehr als das übliche Kanonenfutter und Klischees auf zwei Beinen. Der Versuch sie als Comedy-Relief einzusetzen, funktioniert nicht wirklich. Aber mehr lag da wohl einfach nicht drin. Leider wird da auch nur eine weitere Verfolgungsjagd initiiert.
    Man hätte aber auch gut alle Schurken anders besetzen können, wirklich eine Rolle hätte es nicht gespielt. Sie sind solide, mehr aber nicht. Die Darsteller leider etwas unterfordert. Cate Blanchett kann ein Lied davon singen. Mikkelsens Figur ist mir aber dennoch sehr viel positiver in Erinnerung geblieben.
    Wozu man die CIA-Agentin zählen soll, ist mir nicht klar. Ihre Motivation bleibt gänzlich im Dunkeln. Schmitt ist für die Regierung eine wichtige Figur, aber dass man einem übergelaufenen Nazi alles Mögliche an Freiheiten einräumt, Zivilisten erschossen werden usw., das wirkt absolut unglaubwürdig. Und das kulminiert dann eben in dieser Figur, deren einzige Funktion zu sein scheint, zu verhindern, dass die Nazi-Truppe noch mehr Leute tötet. Tjoa, nach merkwürdiger und absurder wird es, wenn diese Figur sozusagen das klassische Feindbild der Nazis ist, eine schwarze Frau mit dem dicksten Afro seit Jimmy Hendrix ist. Warum tut sie das? Und weil man letztlich mit der Figur nichts anzufangen wusste, wurde sie auch wie Ballast entsorgt auf die billigste Art und Weise. Ich fand das wirklich unwürdig und peinlich. Hier wirkt es wirklich so, als hätte es noch an einer weiteren starken Frauenfigur gefehlt und man hätte sie kurzfristig eingebaut ohne wirklichen Zweck für die Geschichte. Das führt für mich auch zu dem Punkt, der den Film am meisten in seiner Wirkung limitiert.

    Screenplay/Drehbuch/Regie/Cinematographie

    Am Drehbuch wurde gefühlt ewig gebastelt und man merkt das auch. Es gibt ein wenig Exposition, was sich aber noch in Grenzen hält. Der ganze Subplot um die CIA wird in der Mitte des Films einfach fallengelassen. So fragt man sich, was das überhaupt sollte. Hingeführt hat es zu nichts und unnötig Laufzeit gekostet. Warum ausgerechnet eine Afroamerikanerin mit lauter Ex-Nazis zusammenarbeiten soll? Keiner weiss es. Mir scheint da einfach ein Teil des Films zu fehlen, rspk. fühlt es sich so an, als wäre da was gekürzt worden und dass man es dann so plump enden lässt, spricht eine eindeutige Sprache. Es ergibt einfach keinen Sinn, Voller/Schmitts Eskapaden durch die CIA zu decken, wenn die CIA selbst nicht an diesen Hokus Pokus glaubt. Und genau das bringt die Agentin ja wiederholt zum Ausdruck. Dass sie augenscheinlich alleine operiert, wirkt dann noch merkwürdiger. Vielleicht wollte man mehr Zeit- und Lokalkolorit drin haben? Ähnlich mysteriös verhält es sich mit der Mondlandung. Auch das scheint eine Art Alibi-Übung zu sein, um den Leuten zu zeigen, wann die Geschichte spielt. Dabei ist die Zeit eigentlich absolut unerheblich für die Geschichte, was sich fast schon wie ein Treppenwitz liest.
    Generell ist vieles so geschrieben, wie es das Screenplay grad braucht, um den Anschluss nicht zu verlieren. Indys Shortround-Ersatz kann nicht schwimmen, dann eben doch, einfach indem er wiederholt, was Indy ihm gesagt hat, strecken, ziehen und von vorn. Er kann auf einmal ein Flugzeug fliegen – Typ egal – und durch den Sturm des Jahrhunderts manövrieren. Die Sully-Gedenkmedaille ist ihm sicher. Dazu ist er noch ein veritabler Killer. Also er ist im Grunde Nichtschwimmer, wird an den Stereoiden-Nazi gekettet und fällt in den reissenden Fluss. Da fällt ihm nichts Besseres ein, als sich zu befreien während er durch einen schmalen Spalt in einem Gitter schwimmt und dann den Nazi mit der Handschelle an das Gitter zu ketten, obwohl ihm dieser gar nicht folgen könnte. Da dachte ich mir auch, zukünftiges Profil eines Hauptdarstellers in einer Netflix-Doku (the Nazi-drowner).
    Dann wird wieder eine Gefahr herbeigeschrieben, wie z.B. Methangas. Indy rät, nicht zu atmen. In der Folge hört man Helena pausenlos husten, während Indy seelenruhig seinen Monolog hält. Also ein wenig mehr Mühe bei der Ausgestaltung solcher Szenen darf man einfach erwarten.
    Im Finale cuttet man letztlich auch ziemlich fix ins Outro und spart sich so allfällige Fragen. Fragen? Also Indy wird wegen Mordes gesucht. Die einzig Schuldigen, die er bringen könnte, sind in der Vergangenheit begraben und seine Zeugen Kriminelle (Helena und Teddy) und die Geschichte unglaubwürdig. Dazu kommt noch eine tote CIA-Agentin. Aber Ende gut alles gut. Also warum erst die Mitarbeiter von Indy opfern, ihn zu einem gesuchten Mörder zu machen, um es dann einfach unter den Tisch fallen zu lassen? Wo bleibt der Tommy Jones, der auf der Jagd ist und ihn dann doch noch entlastet? Wäre das evt. die Funktion der CIA-Agentin gewesen? Nein, hier ist die Plausibilität auf einem Tiefpunkt. Das ist nicht nachvollziehbar geschrieben und umgesetzt. Ärgerlich, da der Film das einfach null nötig gehabt hätte. Mir ist das ein Rätsel, wie sich die Macher des Films, allen voran Mangold den fertigen Schnitt angesehen haben und das niemandem aufgefallen sein soll. Das sind wirklich nur Basics.
    So etwa hat sich für mich auch Indy 4 angefühlt, wo ich den grössten Schwachpunkt in der uninspirierten Regie und dem schwachen Screenplay sah. So, wie für mich Indy 4 eine von Spielbergs schlechtesten Arbeiten ist, hat Mangold hier in seinem Job auch relativ versagt. Dabei lag meine grösste Hoffnung tatsächlich auf seiner Regie. Vieles, bei dem ich eher Bedenken hatte, erwies sich nicht als Stolperstein, sehr zu meiner Überraschung. Sicher hatte Mangold keinen einfachen Job, aus diesen ganzen Teilen einen runden Film zu machen. Aber von einem Profi erwarte ich einfach ein Mindestmass an Professionalität. So muss ich sagen, hätte dieser Film in andere Hände gehört, z.B. Ron Howard. Ich bin überzeugt, der Film hätte viele seiner Schwächen dann schon mal nicht gehabt.
    Was ebenfalls in den Bereich der für mich eher unglücklichen Umsetzung fällt, ist die Kamera-Arbeit. Kaum Long-Shots oder -Takes, extrem viele Nahaufnahmen bei der Action, zu viele Szenen, die einfach viel zu dunkel waren. Ich kann ehrlich nicht sagen, dass der Film eine Augenweide war. Zudem fand ich diese generelle Künstlichkeit bei den Szenen mit dem Zug auch nicht gerade, was ich mir gewünscht hätte. Die Schnitte waren im erträglichen Bereich, aber wie man Actionszenen mit gutem Pacing aufbaut und für den Zuschauer immer klar ist, wo befinden sich die Helden, was geschieht um sie herum, das erleben wir hier nicht. Geht aber auch unter Business as usual, will sagen, das ist leider in vielen Filmen mittlerweile der Fall. Gerade die Tage noch einen Film gesehen, der nur von Shootouts lebt und dort klebte auch die Kamera nonstop an den Figuren. Sry, das ist schwach. Als Abwechslung kann man die Unterwasserszenen bezeichnen, wäre da wieder nicht das kombinierte Problem von zu dunkel und mit der Kamera zu nah am Geschehen. Hat Mikkelsen auf die Einhaltung der Dogma95-Regeln bestanden? Leuchtet das doch einfach richtig aus. So wars irgendwie mehr Anstrengung als Fun.

    Action

    Das meiste, was an Action stattfindet, sind Verfolgungsjagden. Da kann man viel von der CGI Gebrauch machen und schont die Versicherungen, die im Fall eines Unfalls von Ford Zahlungen leisten müssten. Leider funktioniert das Kaschieren von Fords Alter oft etwas mittelprächtig. Da wirft er bspw. in der Bibliothek eine Aluleiter oder was auch immer Richtung Nazi-Pulk. Das sieht leider so aus, als würden die nur aus Mitleid überhaupt drauf reagieren.
    Die Eröffnungssequenz funktioniert da wirklich am besten. Leider ist auch da immer mal wieder ein künstlicher Look drin, der mir persönlich nicht so zusagt.
    Die Länge der Actionszenen ist ein oft geäusserter Kritikpunkt und im Vergleich zu den älteren Filmen, auch einer, der nicht nötig gewesen wäre. Wenn dann in neunzig Prozent aller Aufnahmen dann sowieso ein Stuntdouble oder CGI oder beides zum Einsatz kommt, why? Der Film profitiert da nicht wirklich von.

    De-Aging

    Man wollte keinen jüngeren Darsteller casten, weil… Ja warum eigentlich? Okay, also muss es die Technik richten. Bei den Close-Ups, wo meine Befürchtungen lagen, konnte ich ganz gut damit leben. Hier sah man einen extremen Fortschritt gegenüber vergangenen Versuchen. Dafür wirkte es in einigen Szenen so, als wäre es der falsche Körper. Tatsächlich haben mich ein paar Bewegungen aus der Immersion gerissen. Vermutlich fällt das niemandem auf, der Ford nicht aus jungen Jahren kennt. Somit bleibt De-Aging ein zweischneidiges Schwert, an dem sich die Geister scheiden. Insgesamt fand ich es gelungen und wie gesagt haben Kenner von Ford da sicherlich mehr Ansatzpunkte, um von der Illusion nicht gänzlich überzeugt zu werden.

    Fanservice

    Es gibt so einige Referenzen an die alten Streifen, mal mehr mal weniger subtil. Die Cameos oder Gastauftritte älterer Mitstreiter tragen leider nicht sehr viel zur eigentlichen Geschichte bei. Das verwundert dann, wenn man wieder neue Figuren hat, wie die von Toby Jones und Antonio Banderas, die alte Freunde sind, von denen man noch nie gehört hat. Jones hat wenigstens für die Geschichte eine gewisse Relevanz, Banderas Figur hätte man auch einfach Salah zuweisen können. Witzigerweise bittet er Indy sogar, mit auf das Abenteuer zu dürfen. Auch hier tun sich Vergleiche mit dem letzten Bond Film auf. Nur hier geht der Fanservice auch ein wenig zu Lasten eigener, frischer Ideen. Man bedient sich aus dem Baukasten, lässt Indy ein wenig Namedropping betreiben (in der Kletterszene erklärt er seine angeschlagene Gesundheit), so kennt man das mittlerweile zur Genüge. Mag für Fans, und für die ist dieser Film, ganz nett sein, trägt für mich aber zu wenig. Die Nostalgie-Platte wird da mittlerweile auch einfach zu oft aufgelegt. Auch das kostet Screentime.

    Musik

    John Williams erledigt seinen Job. Leider hört es sich eben oft auch so an. Das ist grundsätzlich auch okay. Mir gefiel damals schon bei seiner Arbeit z.B. bei den zweiten Teilen in der Star Wars Prequel Trilogie und bei Indiana Jones, dass die Filme ein grosses Thema hatten, das sich deutlich vom Vorgänger abhob und dem ganzen Film eine eigene Note gab. Hier gibt es viel Referenzen und typische Williams-Sounds, aber das war es dann leider auch schon. Vielleicht hat man in der Vergangenheit den Sound auch prominenter eingesetzt? Generell war die Arbeit von Williams und Lucas und Williams und Spielberg am fruchtbarsten. Der Film hätte sich da sicher mehr trauen dürfen. Während ich das schreibe läuft grad Helenas Theme. Hört sich nach gutem klassischen Score an. Wie ein Remix aus alten Indy-Scores. Aber das Erinnerungswürdige fehlt mir da halt trotzdem. Nur liegt die Messlatte bei Williams mittlerweile eh in Sphären, die kaum jemand erreichen kann. Auch der Maestro himself schafft das aktuell nicht. Gerne hätte ich hier gesagt, dass die Musik das Highlight schlechthin ist.

    Gesamtfazit

    Ich kann da beide Seiten irgendwie verstehen. Einerseits ist es eine Enttäuschung, andererseits aber halt Indy. Umgekehrt funktioniert das auch, es ist ein Indy-Film, aber leider nicht der beste. Von einem unwürdigen Abschluss würde ich nicht sprechen. Für mich war das halt fast schon nicht realisierbar, da für mich die Figur, ähnlich wie Bond, nicht altert, sondern wie ein Zeitreisender sich jeweils seiner Umgebung und eben Zeit anpasst. Dass der zweite Indy vor dem ersten spielt, hab ich in meiner Jugend nie wirklich gepeilt. Hatte aber ja keine Relevanz, da die Filme auch nie so gedacht waren, aufeinander aufzubauen und eine Fortsetzungsgeschichte zu erzählen. Anders als etwa Lethal Weapon, wo man die Beziehung von Murtaugh und Riggs über eine längeren Zeitraum verfolgt und wie sie sich entwickelt.
    Die Spekulationen zur Geschichte im Vorfeld gehörten hier natürlich zum Filmerlebnis. Um was es gehen könnte, war durchaus ein interessanter Aspekt. Dabei fiel in Diskussionen ein paar Mal das Artefakt, hinter dem Indy in der Eröffnungssequenz her ist. Dass man damit dann ein wenig spielt, fand ich absolut gelungen, besonders die Zweckentfremdung des Artefakts. Ja, an gelungenen Szenen ist der Film nun auch nicht arm, was man gerne trotz aller Kritik sagen darf.
    Die Vollkatastrophe, die manche da gesehen haben, sehe ich nicht. Ich glaube aber auch nicht, dass wirklich viele das sagen würden, eher mischt sich einfach Enttäuschung in die Wertung. Je nachdem, wie stark man davon berührt wird, ist der Gral halt halb voll oder halb leer.
    Die Kritikpunkte sind mMn allesamt valide, aber für mich jetzt nicht so gravierend. Ich hätte mir deutlich weniger Künstlichkeit gewünscht. Die Sequenz mit dem Zug erinnerte mich mehr an ein Uncharted-Spiel, denn an Indys alte Abenteuer. Dass man mit Ford keine grossen Sprünge machen konnte, kann ich nachvollziehen. Aber man hätte die Geschichte auch anders aufgleisen können. Vielleicht das eine oder andere Rätsel einbauen, das Indys graue Zellen fordert?
    Fords Charisma überspielt auch ein paar Schwächen. Ford sieht man einfach gerne zu, zumindest ich. Sogar seine zuletzt eher schwächeren Filme gewinnen durch ihn enorm. Ich kann da jedem auch die Apple-TV Serie Shrinking empfehlen. Er hat dort zwar nicht die Hauptrolle, aber gehört zu den Highlights der Show.
    Der Film kommt letztlich viel zu spät und durchlief die buchstäbliche Drehbuchhölle. Das merkt man einfach. Die Hoffnungen, die in Mangold gesetzt wurden, waren vergebens. Das nervt mich dann leider über Gebühr, wenn zum Teil so schludrig gearbeitet wird. Und dafür trägt allein der Regisseur die Verantwortung.
    Dass der Film soviel gekostet hat, erschliesst sich mir nicht. Aber Lucasfilm tut sich da seit Georges Abgang sowieso irgendwie schwer damit. Manche Sachen sehen leider recht billig aus. Die Titeleinblendung zu Beginn wirkte auch eher wie die einer altbackenen TV-Serie. Immerhin hat das noch was von Young-Indy-Vibes.
    Das Ende wurde stark kritisiert in der Presse, aus Spoilergefahr kann ich da aber auch nur ein wenig mutmassen, was Stein des Anstosses war. Explizit wurde z.B. genannt, dass Indy am Ende seine Selbstbestimmung genommen wurde. Und ja, dieser Aspekt gefiel mir irgendwie auch so gar nicht, da es zu Indys Charakteristika gehört, eben ein Entscheider zu sein. Warum er dann sein eigenes Schicksal nicht selbst managen darf?
    Der andere Grund könnte in der recht klaren Veranschaulichung des Übernatürlichen liegen. Wo die Teile 1-3 noch der Thrill des Unbekannten vorherrschte und das Abenteuer mysteriös verblieb, ist die Zeitreise im aktuellen Teil zu bestimmt. Ähnlich wie die Aliens im vierten Teil. Das Motiv des Mysteriums sollte auch am Ende Raum für Interpretation lassen. Raiders of the Lost Ark ist da ein Paradebeispiel. Zudem greift hier auch der Fabel-Aspekt, dass eine Aussage zur Moral gemacht wird. In Teil 5 ist das ja keine Erkenntnis, die Indy erhält, sondern die ihm aufgezwungen wird. Das ist natürlich schade und passt mMn auch nicht so ganz zu seinem Charakter.
    Zu oft und zu lange sollte man nicht über bestimmte Aspekte nachdenken, denn es hilft bei der Rezeption des Films nicht wirklich. Was auch immer ich mir von dem Film erhofft hatte, kann er nicht wirklich liefern. Aber das ist nicht weiter schlimm. Dass der Film eine Zangengeburt ist, wird niemand abstreiten. Es war nicht eine gute Geschichte da, die erzählt werden wollte. Ford wollte noch einmal seinen Star-Status fühlen und was wäre geeigneter als eine Big Budget Produktion mit ihm als Hauptdarsteller einer ikonischen Figur? Lucasfilm tanzte auf vielen Hochzeiten und spielte einmal mehr die Retroplatte, ohne wirklich verstanden zu haben, wie man das vernünftig macht.

    als Antwort auf: The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom #1761986
    ChrisKongChrisKong
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    @Genpei

    Doch, ist angekommen. Als du mir mal davon geschrieben hattest, wusste ich nicht, dass damit eine E-Mail gemeint war. Hab meinen Mailaccount etwas vernachlässigt in letzter Zeit und per Suchfunktion gefunden. Ich werde dir dann per Mail antworten. Sry, war auch hier im Forum nicht mal zum überfliegen anwesend.

    als Antwort auf: The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom #1761970
    ChrisKongChrisKong
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    Halt auch wieder unnötiger Ballast in den meisten Fällen ohne wirklichen Mehrwert. Hab das Kochen im Vorgänger für die Leunen genutzt für bessere Abwehr und natürlich Heil-Mahlzeiten und das wars dann aber auch schon. Finde das jetzt auch in Harry Potter eher als unnötiges Zubrot, wobei das dort zumindest etwas zum Worldbuilding beiträgt. Hier kocht man irgendwelchen Schickimicki-Frass, der irgendwelche Umami-Hipster bespielen soll.
    Ich bin ja auch kein Fan von Basenbau und dgl., aber Link ein eigenes Häuschen zu geben, war ganz nett. Nur hätte man das halt so sinnvoll erweitern sollen, dass man sich da auch eine richtige Waffenkammer und dgl. bauen kann. Denke das war da doch recht oberflächlich. Und hatte man erst mal alles, waren Rupees irgendwie absolut nutzlos in dem Spiel, sofern nicht für irgendwelche Minigames gebraucht.
    Der Abenteuer und Entdeckeraspekt sollte klar im Fokus stehen und mehr Klasse statt Masse. nach dem 10. gegnerischen Lager mit Schatzkiste wird es einfach nur noch langweilig, zumal die Inhalte ja auch nix waren, weswegen man ausflippen konnte.

    als Antwort auf: Switch 2, was wird es? #1761178
    ChrisKongChrisKong
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    Nintendo hat das ökonomische Prinzip, Qualität, nur so gut wie nötig, perfektioniert mit der Switch. Bin sicher, dass auch der Nachfolger keine Konsole werden wird, die subventioniert wird, sondern mit der Nintendo Gewinn macht.
    Nintendo macht allerdings mMn einen Fehler bei den IPs, der sich jetzt noch nicht, aber später rächen könnte. Da bewegt sich einfach zu wenig. Grosse neue Marken fehlen einfach. Je mehr man die Releaseslots mit den bekannten Marken füllt, desto wahrscheinlicher werden auch neue Sachen vielleicht eher untergehen. Von Nintendo selbst ist ja jedes Studio praktisch mit der Bewirtschaftung der etablierten Marken beschäftigt.

    als Antwort auf: Der Film und Fernseh Thread #1760445
    ChrisKongChrisKong
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    Ich weiss ja nicht, was Leute nach dem Trailer erwartet haben? Ich seh da einen infantilen Vertreter des Animationsfilms, der in erster Linie die ganz jungen Fans ansprechen soll. Klar hätte man den Film auch anders positionieren können, was vielleicht sogar sinnvoll gewesen wäre. Ist ja wie bei Lego, die Hauptkundschaft sind da schon längstens Erwachsene.
    Ich werde mir den Film sicher als Bluray zulegen und dann eine Einordnung machen. Nicht das Hauptzielpublikum zu sein, heisst nicht, dass man unfair sein muss.
    Aber hey, man kanns auch von der sportlichen Seite sehen, endlich ist Sonic mal klar besser als Mario. 🙂

    als Antwort auf: Der Film und Fernseh Thread #1760439
    ChrisKongChrisKong
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    Gut, lass die Schwachmaten Tickets lösen und Schweiger zum erfolgreichsten Deutschen machen. Aber warum kriegt der Fördergelder? Wenn er ja erfolgreich ist, hat ers ja nicht nötig. Das ist einfach nur noch absurd, wie damit Schindluder getrieben wird. Eine künstlerische Bankrott-Erklärung.

    Viel Spass bei Mario.

    als Antwort auf: Der Film und Fernseh Thread #1760395
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    Von dem Kickstarterprojekt hab ich schon gehört. Allerdings wirkt das schon so ein bisschen wie Reunion abgehalfterter Actionstars von damals. Aber heute reicht ja Retro-Assoziation im Titel, um Leute über Gebühr zu triggern, siehe Manta zwoter Teil. Der soll ja wirklich Augenkrebs verursachende Scheisse sein, vom Gebührenzahler mitfinanziert und ist aktuell vor John Wick 4 in den deutschen Kino-Charts. Jemand muss diesen Schweiger filmisch endlich zum Schweigen bringen.

    als Antwort auf: Gernseh-Serien #1759925
    ChrisKongChrisKong
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    The Mandalorian Episode 4 Staffel 3

    Die bislang kürzeste Folge der Show. Ich bin ja bekanntermassen kein Fan davon, weil SW irgendwie nicht gemacht ist für das Pacing einer Simpsons-Folge. SW lebt wie auch Star Trek eben davon, dass man das Universum narrativ ausschmückt, Worldbuilding zu den zentralen Aspekten macht und eine Dramaturgie nachvollziehbar entwickelt. Und in zwei von diesen Punkten versagt die Staffel bislang regelmässig. Das macht so eine kurze Episode erst recht ärgerlich.
    Tatsächlich konzentriert sich die Folge mehr auf ein Abenteuer der Woche und ergänzt es noch mit einem Flashback von Grogu, das zumindest einen PT-Darsteller zurückbringt. Das ist meist alles nett anzusehen. Insbesondere wieder mal einen Jedi mit Skills zu sehen, hat mir durchaus Spass gemacht. Für Grogus Entwicklung ist dieser Flashback allerdings unerheblich und ich fürchte, dass gerade die Entwicklung bei Grogu generell stagniert. Schlussendlich weiss man nie so genau, was er jetzt überhaupt will und soll. Ob Favreau und Filoni schon eine Idee haben, wohin sie mit Grogu wollen oder was die Hintergründe sind? Ehrlich, ich zweifle dran. Nach 3 Staffeln sind wir fast so schlau wie zu Beginn. Er war im Jedi-Tempel und kam von dort weg. Gäbe es in den Köpfen von Favroni schon wesentlich mehr, warum dann nicht anteasen und die Folgen etwas gehaltvoller machen?
    Was diese Episode auch sehr gut aufzeigt, dass die Mandos immer ihren Helm tragen, ist eine dramaturgische Fehlkonstruktion. Für eine Legende ist das toll und geheimnisvoll, für eine Serie, die auch vom Acting lebt, ist es einfach ein Graus. Die meiste Zeit könnte man einfach ein Standin verwenden, wer würde es schon merken? Gibt Leute, die perfekt die Bewegungen anderer nachahmen können. Gerade bei der Entwicklung einer Figur wie Bo-Katan merkt man das deutlich. Wo bleiben da die Nuancen, damit ich als Zuschauer mir Gedanken darüber machen kann, warum Bo sich auf einmal so bereitweillig der CotW anschliesst? Für eine Animationsserie mag das ausreichend sein, für eine RL-Serie ist es das nicht.
    Nun sehen wir erstmal eine grössere Gruppe der Mandos. Das fand ich sogar positiv. Aber das Gefühl hält leider nicht sehr lang an. Denn wie die Mandos sich verhalten, macht es schwierig, sie für voll zu nehmen. Vielleicht erinnert sich noch wer an Waynes World, wenn Wayne kurz innehält und zu Garth sagt, er wollte schon immer mal eine Tür zu einem Raum öffnen, in dem Leute wie in den James Bond Filmen ausgebildet werden. Tja, und Favroni und Weathers tun genau das. Und während das eine eine Comedy/Parodie ist, so soll mir vermittelt werden, dass die Mandos so ihre Skills aufrechterhalten. Ahhja, sinnlos ins Wasser schiessen, Nahkuscheltraining etc. Es sieht cheap aus und ist es auch. Den Begriff Cosplay hab ich in Bezug auf die Folge auch schon ein paar Mal gelesen und soweit würde ich nicht mal gehen. Die Effekte reissen da schon einiges wieder raus.
    Das grosse Grübeln setzt am Ende der Folge ein. Wozu hat es hier zwei Autoren gebraucht? Weil Coruscant als Schauplatz drin vorkam? Ich mein, was erfahren wir konkret? Dass Grogu gerettet wurde? Ja, sonst wär er ja nicht da, wo er ist. Inhaltlich ist das halt einfach so dünn und wieder die Frage, warum zeigt man uns nicht auch andere Vorkommnisse, wieso teast man nicht Sachen aus anderen Blickwinkeln an? Lucasfilm hat einfach ein Autoren-Problem.
    Aber wie gesagt, ich hatte Spass mit dem Flashback, wenn JarJar auch hätte drin vorkommen sollen, war er ja mutmasslich auf Coruscant zu dieser Zeit. Vielleicht eine kurze Szene, wo Best als Jedi sich in einer Bar versteckt, in der ein trauriger JarJar rumhängt. Vielleicht ein Dialog, wo Kelleran JarJar aufmuntert und tröstende Worte parat hat. Das wäre zwar absolut meta, aber ich hätte es abgefeiert. So gab man Best halt die eine Rolle, um ein bisschen cooler Jedi zu spielen.
    Der Mando-Part ist da deutlich diskutabler. Von diesem Trainingspart, den Weathers aus den 80ern importiert hat, mal abgesehen, scheinen die Mandos zu lange in der Sonne verweilt zu haben. Nun werden sie schon zum zweiten Mal angegriffen von einer tödlichen Kreatur. Von dieser haben sie ja schon vorher gewusst, da in einer Szene von mehreren Entführten gesprochen wird. Im Nest sehen wir ja einen weiteren Mando-Helm. Äh, wie wäre es mal, wenn ihr den Planeten wechselt? Oder Überwachungstechnik einsetzt mit Annäherungsdetektoren? Ihr Mandos seid ja keine naturalistisch veranlagte Gruppe, die auf Technik verzichtet wie die Amish.
    Unterm Strich werden die Mandos also komplett unfähig verkauft. Das geht für mich einfach nicht auf. Aber this is the way.
    Lucasfilm hat da einfach ein Problem und Favreau ist nicht die Lösung. Die grobe Leitlinie mag er ja vorgeben, aber ausgestalten kann er sie nicht wirklich. Und Filoni ist dramaturgisch stark in Animationsserien verwurzelt und das korrespondiert nicht so richtig mit RL-Serien. Vielleicht steht ihm da aber auch Favreau im Weg. Ich seh nur einfach das Resultat und das heisst, dass es zum Teil eher Rückschritte gab in narrativer Hinsicht, bezüglich des Pacings und der Dramaturgie.
    So bleibt halt meine Freude auch ein wenig beschränkt auf die Action, von der es ja reichlich gibt. Die Charaktere sind mir auch sympathisch. Wäre einfach toll, wenn man sich in den anderen Punkten verbessern würde und mehr Nachvollziehbarkeit und Aufbau liefert. Solche Sachen wie mit Dr. Pershing sollten die Regel und nicht die Ausrutscher sein.

    als Antwort auf: Der Film und Fernseh Thread #1759632
    ChrisKongChrisKong
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    Pig

    Nach Piggy der nächste schweinische Film. Nicht ganz. Obwohl ich meine, auch schon Promos zu dem Film gesehen zu haben, die einen Oink und Revenge Thriller bewerben, muss man sagen, dieses Mal ist der Klappentext der Bluray inhaltlich durchaus korrekt. Aber, dafür sollte man ihn lieber nicht lesen, wenn man sich überraschen lassen will.
    Die Geschichte dreht sich um den Einsiedler Rob, der vom Tausch seiner Trüffel lebt. Mit seinem Trüffelschwein begibt er sich jeweils auf die Suche, ansonsten lebt er ziemlich in den Tag hinein. Als er überfallen und sein Schwein entführt wird, muss Rob sich überwinden und wird wieder mit der Zivilisation konfrontiert.
    Der Film ist oft geprägt von einer stillen, traurigen Stimmung, die eine ähnliche Melancholie wie z.B. Maggie (mit Schwarzenegger) verströmt. Narrativ begeben wir uns auf eine Reise mit Rob, deren Entwicklungen sich aus unterschiedlichen Faktoren ergeben. Mal Zufall, mal Absicht. Wohin der Weg führt, ist nicht immer ersichtlich. Das erinnert ein wenig an Blue Velvet von David Lynch oder sein späteres Werk the Straight Story. History of Violence ist ein weiterer Film, dessen Start gewaltvoll eine Ereigniskette in Gang setzt, die nach und nach die Hauptfigur entschlüsselt. Hier wird der Thrill allerdings deutlich runtergefahren. Der Charakter von Rob allein sorgt schon für Entschleunigung. Vielleicht mag der eine oder andere Zuschauer überrascht sein, mit welcher Zurückhaltung hier Nicolas Cage agiert, aber die erinnern sich vielleicht auch mehr an sein Overacting, als es das wirklich gebieten würde. Denn tatsächlich spielt Cage immer wieder mal Rollen, die nicht aus jeder Pore vor Nervosität triefen. Sein Co-Cast ist da eher anfällig für genanntes Overacting. Wobei eine gewisse Impulsivität sogar nötig ist, um die Dynamik zwischen den Charakteren in Gang zu bringen. So wird Rob von seinem Trüffelkäufer durch die Gegend kutschiert, um sein Schwein und dessen Entführer zu finden. Bald wird aus dem Sidekick aber deutlich mehr.
    So ungewöhnlich das inhaltlich anmuten mag, so unaufgeregt wurde es in Szene gesetzt. Wer also Cage wieder mal in einer eher ruhigeren Rolle erleben möchte und mit dem gemächlichen Tempo kein Problem hat, sollte mal einen Blick riskieren. Aus Cages jüngerem Werk sicher einer der besseren Filme.

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